Rallye-WM: Frankreich | 03.10.2010
Sébastien Loeb sicherte sich Titel Nr. 7
Es ist vollbracht. Sébastien Loeb feiert vor tausenden begeisterten Landsleuten seinen 60. WRC-Sieg und seinen siebten WM-Titel in Folge.
Michael Noir Trawniczek
Mit einem derart großen Zuschauerandrang haben wohl auch die Organisatoren der rundum erneuerten Frankreich-Rallye nicht gerechnet – schon früh am Morgen säumten tausende Fans die beiden Prüfungen, welche an diesem Sonntagvormittag noch auf dem Programm standen. Weil beim zweiten Durchlauf der 24,7 Kilometer langen SP „Bitche“ der Zuschauerandrang außer Kontrolle geriet, mussten die Veranstalter diese Prüfung streichen – so stand am Ende nur noch die 4,2 Kilometer kurze SP „Haguenau“ auf dem Programm, die um 13.40 Uhr gestartet und live im französischen Fernsehen übertragen wurde.
Für Sébastien Loeb waren es die letzten vier Kilometer nach einer aufreibenden Woche – alle haben bei dieser Rallye rund um seinen Geburtsort von ihm den Heimsieg und die Fixierung seines siebten Weltmeisterschaftstitels erwartet. Und er hat bei dieser schwierigen Rallye, auf den mit Schlamm übersäten Wertungsprüfungen souverän agiert: Loeb gab Gas, wenn es nötig war. Und er nahm das Tempo raus, wenn nichts mehr zu gewinnen war. Noch am Sonntagmorgen, nach den ersten beiden Prüfungen, erklärte Loeb die Problematik seiner Situation: „Es ist bei diesen Konditionen besonders schwierig, denn jetzt habe ich bereits Tempo raus genommen und jetzt ist es besonders schwer, konzentriert zu bleiben…“
Tosender Applaus, als Sébastien Loeb die Ziellinie der letzten Sonderprüfung passiert. Dani Sordo und Petter Solberg gratulierten dem neuen alten Weltmeister. Ein ergriffener Sébastien Loeb erklärte gegenüber dem WRC-Radio: „Das ist wirklich sehr speziell, es bedeutet mir sehr viel, den Titel hier zu erobern – ich habe nicht erwartet, dass so viele Menschen hier her kommen werden, um mit mir den Titel zu feiern.“ Seine Ingenieure feierten mit Loeb, manche hatten Tränen in den Augen…
Dani Sordo, der den zweiten Platz belegen konnte, jubelte: „Ich bin sehr glücklich, denn dieses Resultat bedeutet sehr viel für Citroen. Für Sébastien ist es ein großer Tag, aber auch für die anderen Citroen-Piloten ist es ein wichtiges Resultat, denn wir konnten für Citroen den Herstellertitel sichern.“
Tosender Applaus auch für Petter Solberg, der mit seinem privaten Citroen den dritten Platz erringen konnte, der Norweger gab zu Protokoll: „Es ist ein großartiges Gefühl, hier den dritten Platz errungen zu haben – ich bin sehr zufrieden mit meiner Performance. Und in Spanien werde ich sehr gefährlich sein!“
Jari Matti Latvala lag nach den beiden ersten Prüfungen nur 14,5 Sekunden hinter Solberg zurück, doch die Streichung der zweiten Durchfahrt der 24 Kilometer langen SP bedeutete für Latvala, dass er sich mit Platz vier begnügen musste. Latvala nahm es jedoch gelassen hin: „Ich kann mich über jedes Top 5-Resultat freuen – natürlich wäre ich noch gerne auf dem Podium gelandet, aber Petter fuhr bereits gestern eine gute Rallye und er hat den dritten Platz sicher verdient.“
Mikko Hirvonen kam über Platz fünf nicht hinaus und stand im Grunde das gesamte Wochenende im Schatten seines „Nummer zwei-Piloten“. Entsprechend geknickt erklärte der Finne: „Ein schwieriges Wochenende – aber ich habe daraus sicher viel gelernt.“
Sébastien Ogier, der bei den Asphaltrallyes wieder für das Citroen Junior Team antritt, hatte nach seinem technischen Problem am zweiten Tag keine Chance mehr, um einen Podestplatz zu kämpfen und erklärte zu seinem sechsten Platz: „Ich habe wieder einiges gelernt auf diesem Belag und werde in Spanien noch mehr dazu lernen, sodass ich bereit bin, im kommenden Jahr im Werksteam anzutreten.“
Hinter Ogier belegten Munchi’s Ford-Pilot Federico Villgara und Stobart Ford-Pilot Matthew Wilson die Ränge sieben und acht.
Auf Rang neun beendeten Henning Solberg und Stephane Prevot, der kurzfristig für die verletzte Ilka Minor eingesprungen ist, die Frankreich-Rallye - als bestes S2000-Team außerhalb der SWRC-Wertung. Ilka Minor, die das Geschehen via Rallyeradio verfolgt hat, kann stolz sein auf ihren Piloten, der scherzhaft meinte, er werde nun zum Asphaltexperten mutieren…
Den Sieg in der SWRC eroberte Red Bull Rallye Team-Pilot Patrik Sandell, der im Zielraum der letzten Sonderprüfung jubelte: „Das ist absolut perfekt – ich habe heute darauf geachtet, fokussiert zu bleiben und wir haben es geschafft. Ich bin sehr glücklich.“ Der Skoda Fabia S2000-Pilot konnte die Rallye beinahe zwei Minuten vor dem Zweiten, Jari Ketomaa im Ford Fiesta S2000 gewinnen, Platz drei belegte Michal Kosciuszko im Skoda Fabia S2000.
In der PWRC sicherte sich Armindo Arauijo im Mitsubishi Lancer Evo X den Sieg vor Pirelli Star Driver Ott Tänak und Subaru-Pilot Toshihiro Arai.
In der JWRC feierte der junge Jeremy Ancian im Suzuki Swift S1600 den Sieg vor Hans Weijs junior und dem Belgier Thierry Neuville, die beide einen Citroen C2 S1600 pilotierten.
Noch zwei Läufe sind in der Rallye-Weltmeisterschaft zu absolvieren: Die Spanien-Rallye von 22. bis 24. Oktober sowie die Rallye Großbritannien von 12. bis 14. November.
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