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Rallye-WM: Frankreich

Loeb hat nur einen Gegner – den hohen Erwartungsdruck!

Die WM debütiert in Loebs Heimatgegend im Elsass, bei der neuen Frankreich-Rallye soll er für Citroen den Titel fixieren. Henning Solberg leider ohne Ilka Minor…

Michael Noir Trawniczek

Böse Denkende dachten zuletzt, Sébastien Loeb habe im zerfurchten japanischen Schlamm absichtlich ein wenig gestrauchelt, um anstatt mit den als Häschen, Bärchen, Teletubbies oder Außerirdische verkleideten lokalen Fans dann doch lieber mit seinen Landsleuten im Rahmen der rundum erneuerten Frankreich-Rallye den Titel feiern zu können…

Natürlich hat „Super-Séb“ nichts gegen Teletubbies und Außerirdische, doch daheim ist eben daheim und Citroen sieht das ganz genau so. Am kommenden Wochenende ist es jedenfalls so weit: Der WM-Tross macht Station in Frankreich – und zwar nicht irgendwo, sondern just in jener Region, in der Sébastien Loeb aufgewachsen ist und wo er in seinen Anfangstagen erste Rallyes absolviert hat….

Alsace statt Korsika

Die Frankreich-Rallye findet heuer zum ersten Mal seit 1973 nicht mehr auf der Insel Korsika statt, wo sie zuletzt im Jahr 2008 abgehalten wurde – 2009 pausierte der Event aufgrund des Rotationssystems der FIA. Die französische Rallye wandert in die Alsace Region nahe der Grenze zu Deutschland, der Servicepark befindet sich in Straßburg. Die Rallye Valsace-Vosges war zuvor Teil der französischen Rallyemeisterschaft.

Am ersten Tag der Rallye führt die Route durch die Vogesen – eine Mixtur aus engen und unebenen Wegen und breiten Schnellstraßen, welche Geschwindigkeiten über 200 km/h erlauben. Am zweiten Tag geht es, ähnlich wie bei der Deutschland-Rallye, in ein Weinbaugebiet, wo verwinkelte Wirtschaftswege auf die Piloten warten. Am dritten Tag schließlich stehen die Prüfungen auf dem Truppenübungsplatz von Bitche auf dem Programm, auch hier zeigen sich starke Parallelen zur Deutschland-Rallye. Insgesamt stehen 20 Wertungsprüfungen mit einer Distanz von 352,88 Kilometern auf dem Programm, die Gesamtdistanz beträgt 1.272,31 Kilometer.

Wer, wenn nicht er?

Dass „Asphaltkaiser“ Loeb in seiner Heimatgegend, bei der Heimrallye von Citroen seinen siebten WM-Titel in Folge fixieren möchte, liegt wie eingangs erwähnt auf der Hand. Niemand zweifelt daran, dass Loeb dazu auch in der Lage ist.

Loeb selbst versucht zu relativieren – er klagt: „Es lastet ein unheimlich großer Druck auf meinen Schultern. Aufgrund meiner Erfolgsbilanz auf diesem Belag erwartet jeder einen einfachen Heimsieg von mir. Diese Rallye wird aber nicht einfacher sein als jede andere. Eigentlich ist vielmehr das Gegenteil der Fall." Natürlich würde er am kommenden Wochenende gerne den Titel dingfest machen, gibt Loeb offen zu: „Wenn man die Gesamtsituation betrachtet, wäre das natürlich ein Traum. Es wäre einfach magisch, in Hagenau meinen 60. Rallyesieg und zugleich meinen siebten Titel zu feiern. Um das zu bewerkstelligen, braucht es aber mehr als nur Träume und Magie.“

Die Strecke weckt bei Loeb Erinnerungen: „Zu Beginn meiner Karriere gegen Ende der Neunzigerjahre habe ich an einigen Rallyes in dieser Region teilgenommen. Der Auftakt zur Firstplan-Prüfung entspricht zum Beispiel dem ersten Abschnitt der Florival-Rallye, die ich 1997 bestritten habe. Ich kann mich noch gut an die Passagen der Elsass-Vogesen-Rallye erinnern, vor allem bei Chätas. Insgesamt sind die Prüfungen ziemlich abwechslungsreich. Es gibt viele schnelle Stellen und in den Wäldern auch ein paar holprige Abschnitte. Andererseits kenne ich das Militärcamp von Bitche überhaupt nicht. Es wird aber nicht viel anders sein als die Baumholder-Passage in Deutschland.“

Wer soll nun ernsthaft einen Loeb-Sieg gefährden, wenn nicht Loeb selbst? Sébastien Ogier könnte vom Speed her vielleicht in die Nähe von Loeb gelangen, ihn vielleicht sogar herausfordern - doch er wird mit Sicherheit zurückgepfiffen, sollte er vor Loeb liegen. Ähnlich die Lage bei Petter Solberg – er darf mit seinem Citroen C4 WRC heuer überall gewinnen, nur mit Sicherheit nicht am kommenden Wochenende in Frankreich, nicht so lange Loeb dort den Sieg und den Titel dingfest machen kann. Sollte sich Solberg widersetzen, muss eben der berühmt-berüchtigte „Mann mit dem Laptop“ einschreiten…

Die Ford-Werkspiloten Mikko Hirvonen und Jari Matti Latvala erhielten zwar einen viertägigen Test im Elsass, als Vorbereitung auf den bevorstehenden WM-Lauf – doch auch das wird sie nicht dazu befähigen, auf Asphalt eine ernsthafte Bedrohung für Loeb darzustellen, zumal man dazu mit dem Focus WRC oftmals nicht einmal mehr auf Schotter in der Lage ist.

Es gibt also nur einen Gegner für Loeb: Er selbst, der Druck, die Erwartungen. Dass eine dermaßen große Erwartungshaltung immer zu Fehlern führen kann, ist altbekannt. Für Loeb besteht die Prüfung darin, dass er all die Gedanken, all die Erwartungen im Cockpit ausblenden und er eine „ganz normale“ Rallye bestreiten kann…

Insgesamt stehen in Frankreich 13 World Rally Cars am Start. Kimi Räikkönen möchte Citroen bei der Heimrallye mit einem fünften Platz beglücken. Petter Solberg setzt neben seinem C4 auch den betagten Xsara für Yvan Muller ein, der Ungar Frigyes Turan pilotiert wieder einmal das „gute, alte“ Peugeot 307 WRC. Ansonsten sind die „üblichen Verdächtigen“ am Start, wie beispielsweise Teamchefsohn Matthew Wilson oder das Abu Dhabi-Zugeständnis von Ford, Khalid Al-Quassimi.

SWRC: Sandell gegen die Ford-Phalanx - Prevot ersetzt Ilka Minor

In der SWRC sind sogar 14 Teams am Start. Darunter auch das Red Bull Rallye Team mit Patrik Sandell und Henning Solberg im Ford Fiesta S2000. Nach dem schweren Unfall unserer Ilka Minor am vergangenen Wochenende, Minor brach sich bei dem Unfall von Manfred Stohl bei der ARBÖ-Rallye den zwölften Brustwirbel und wurde am Dienstagmorgen im SMZ Ost operiert, musste Solberg kurzfristig einen Ersatzpiloten suchen, den er in Stephane Prevot fand, der in der Vergangenheit an der Seite von Chris Atkinson zahlreiche WM-Rallyes absolviert hat.

In der SWRC sind mit Frankreich und Großbritannien nur noch zwei Rallyes zu absolvieren – vier Piloten haben noch gute Chancen auf den Titel: Xavier Pons und Martin Prokop führen mit jeweils 96 Punkten die Tabelle an, Jari Ketomaa hat 83 Zähler auf dem Konto – alle drei pilotieren jeweils einen Ford Fiesta S2000. BRR-Pilot Patrik Sandell hält die Fahnen für Skoda hoch, er hat 74 Punkte auf seinem Konto. Rein theoretische könnte auch Eyvind Brynildsen noch den Titel holen, doch mit 54 Punkten ist sein Rückstand bereits beträchtlich.

Rallye zählt auch zur PWRC und zur JWRC

In der PWRC kämpfen noch drei Piloten um den Gesamtsieg: Patrick Flodin mit 90 Punkten, Armindo Araujo mit 83 sowie Hayden Paddon mit 76 Zählern. Auch bei den Produktionswägen stehen mit Frankreich und England noch zwei Rallyes auf dem Programm.

Hermann Gassner junior ist wieder mit seinem von BRR eingesetzten Mitsubishi Lancer Evo IX am Start und möchte einen Top 5-Platz in der Gruppe N erzielen. Bei einem Test in Österreich konnte der junge Deutsche sein Asphalt-Setup weiter verbessern: "Wir hatten schon eine gute Asphaltabstimmung, aber wir konnten bei diesem Test noch ein paar Dinge bestätigen. Das wird uns bei der Rallye helfen.“

Und auch die JWRC wird in Frankreich am Start sein, die Junioren haben nach dem kommenden Wochenende die Spanien-Rallye als Finale auf dem Programm stehen. Der Deutsche Aaron Burkart führt die Tabelle mit 58 Punkten an, seine Gegner im Kampf um den Titel heißen Karl Kruuda, Kevin Abbring und Hans Weijs junior.

Der Shakedown zur Frankreich-Rallye findet am Donnerstagvormittag statt, am Abend steht der zeremonielle Start auf dem Programm. Richtig los geht es am Freitagmorgen um 8.43 Uhr mit dem Start der 9,5 Kilometer langen SP 1 „Hohlandsbourgh“. Zu Ende wird die Rallye am Sonntagnachmittag sein.

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