Rallye-WM: Frankreich | 02.10.2010
Schwierige Konditionen – am Nachmittag wird es noch härter!
Sébastien Loeb knöpfte dem Rest auf der 35 km-SP satte 18 Sekunden ab und konnte seinen Vorsprung auf 42,9 s vergrößern. Dahinter Sordo & Ogier.
Michael Noir Trawniczek
Die Bedingungen waren an diesem Samstagvormittag nicht besser als am Vortag, es gab Regen, es gab Schlamm – und die Konditionen waren wechselhaft und unvorhersehbar…
Mit zwei von vier möglichen Bestzeiten hat Sébastien Loeb den Samstagvormittag dazu genützt, seinen Vorsprung zu vergrößern. Vor allem auf der rund 35 Kilometer langen SP „Pays d’Ormont“ konnte Loeb seine Gegner richtiggehend deklassieren: Dort knöpfte er dem schnellsten seiner Verfolger, seinem Stallkollegen im Citroen-Werksteam, Dani Sordo, satte 18,3 Sekunden ab.
Loeb erklärte im Zielraum der langen SP: „Ich bin froh, dass ich es ins Ziel geschafft habe, die Prüfung war sehr knifflig, sehr schnell und eng, mit Aquaplaning.“ Vor dem, Mittagservice rieb sich Loeb die Hände: „Das war ein guter Vormittag, wir haben auf manchen Prüfungen sehr hart attackiert, aber die Strecken sind dermaßen tückisch. Ich habe auch einiges an Schlamm herausgeschaufelt, was es den nachfolgenden Piloten erschwert und sicher auch einen Teil des Vorsprungs ausgemacht hat. Ich habe versucht, an diesem Vormittag anders, besonders schnell zu fahren, denn das wird am Nachmittag nicht mehr möglich sein.“
Loeb weiß genau, dass am Nachmittag, beim zweiten Durchlauf der vier Wertungsprüfungen auch er mit dem heraus gecutteten Schlamm konfrontiert wird, so wie das bereits gestern der Fall war.
Auf Platz zwei blieb Dani Sordo, er liegt bereits 42,9 Sekunden hinter seinem Teamkollegen zurück. Sordo verlor zwar etwas Zeit, als ihm am Start der langen SP der Motor abstarb. Im Endeffekt aber konnte er davon profitieren, dass sein Verfolger, sein Gegner im Kampf um Platz zwei, Citroen Junior Sébastien Ogier auf der langen SP von der Strecke abkam und er dabei rund 17 Sekunden auf Sordo verloren hat.
Ogier gab zu Protokoll: „Ich habe einen Fehler gemacht, ich habe beim Bremsen die Kontrolle über das Auto verloren und wir krachten gegen einen Baum – zum Glück entstand kein großer Schaden am Auto. Aber es ist schade, denn ich konnte davor den Rückstand zu Dani verringern, jetzt liegen wir wieder klar hinter ihm.“ 16,9 Sekunden sind es, die Ogier nun auf Sordo fehlen - nicht uneinholbar, aber unter diesen Bedingungen schwer aufzuholen.
Auf der langen Prüfung kam auch Ford-Werkspilot Jari Matti Latvala von der Strecke ab, schon auf der Prüfung zuvor hat der Finne seinen vierten Platz wieder an Petter Solberg verloren. Der Citroen-Privatier, der gestern noch im Interview mit dem WRC-Radio einen Unterschied zu den Werksautos angespielt hatte und sich heute recht schweigsam gab, liegt als Vierter 22,3 Sekunden hinter Ogier zurück, auf Latvala weist er einen Vorsprung von nur 7,5 Sekunden auf.
Weit abgeschlagen, rund 1:46 Minuten hinter seinem Stallkollegen belegt der zweite Ford-Werkspilot Mikko Hirvonen den sechsten Gesamtrang. Von hinten droht überhaupt keine Gefahr: Federico Villagra, auf Rang sieben liegend, fehlen mehr als sechs Minuten auf Hirvonen, sein Gesamtrückstand beträgt bereits mehr als neun Minuten. Eine halbe Minute hinter Villagra belegt Stobart Ford-Pilot Matthew Wilson Rang acht.
Henning Solberg auf Rang neun!
Auf Platz neun rangiert der immer noch schnellste S2000-Pilot Henning Solberg, der immer noch 23,5 Sekunden vor dem schnellsten punktebrechtigten SWRC-Piloten, Eyvind Brynildsen liegt. Dessen Verfolger, Red Bull Rallye Team-Pilot Patrik Sandell fehlen 20,3 Sekunden auf Brynildsen.
In der PWRC führt weiterhin Armindo Araujo vor Anders Gröndal und Ott Tänak. Bei den Junioren der JWRC konnte Hans Weijs junior die Führung übernehmen. Sein Verfolger Ancian liegt rund eine halbe Minute zurück.
Weit zurückgefallen ist Kimi Räikkönen, der auf SP 10 von der Strecke abkam, der „Iceman“ schüttelte den Kopf: „Der Unfall ist bei null Geschwindigkeit passiert, wir blieben dann im Schlamm stecken und mussten den Wagen mit einem Seil aus seiner Lage befreien.“ Räikkönen und sein erfahrener Co-Pilot Kaj Lindström weisen nun einen Rückstand von rund 43 Minuten auf.
Einen Abflug verzeichnete auch Gaststarter Yvan Muller im Citroen Xsara WRC des Petter Solberg World Rally Teams, nach dem Fauxpas auf SP 11 liegt er nun ebenfalls satte 47 Minuten zurück. Bei Ken Block kam es wegen eines Hydraulikproblems gleich im morgendlichen Service zu einer Verzögerung, sodass sich der „Videokünstler“ nun auf Platz 15 wieder findet. Khalid Al-Quassimi verlor nach einem Abflug auf SP 11 ebenfalls viel Zeit, der dritte Ford-Werkspilot rutschte ab auf Platz 14. So konnten die S2000-Piloten in die Punkteränge vorrücken…
Am Nachmittag werden die vier Prüfungen erneut befahren, mit zahlreichen Zwischenfällen ist bei diesen erschwerten Bedingungen zu rechnen.