WRC-Launch | 03.02.2010
WRC-Promoter will jüngere Fans gewinnen
Neil Duncanson sieht Aufwärtstrend bei der WRC, will aber mit neuen Technologien neue Zielgruppen finden - weiter Traum von der Kinderrallye.
Die aktuelle Situation der WRC ist nicht gerade rosig, dessen sind sich alle Beteiligten einig. Auch Neil Duncanson, der Chef des neuen WRC-Vermarkters North One Sport weiß, dass auf ihn und sein Team noch viel Arbeit wartet:
"Wie alle in der Autoindustrie, in den Medien, Werbung und Sponsoren haben wir in den vergangenen 18 Monaten eine schwere Zeit durchgemacht", räumte er bei der WRC-Präsentation in Paris ein.
Doch Duncanson sieht Zeichen der Erholung: Er habe "das Gefühl, dass es mit dem Sport wieder vorangeht." - Ein Grund für seinen Optimismus ist die Wahl von Jean Todt zum neuen FIA-Präsidenten: "Er ist ein echter Rallye-Champion und jemand, der sich mit Leidenschaft der Aufgabe stellt, die WRC größer und besser zu machen."
Neue Namen, neue Orte
Auch die Tatsache, dass die WRC erstmals eine zentralen Vermarktungsagentur hat, spricht laut Duncanson für einen Aufwärtstrend. Dazu kommen die neuen Stars, die in die Rallye-WM einsteigen, "wie den Formel-1-Weltmeister von 2007, Kimi Räikkönen und Ken Block aus Amerika, die an der Seite unserer etablierten Helden fahren werden."
Zudem stellte der North-One-Boss in Aussicht, dass weitere Namen "in den Sport kommen oder zurückkehren." Und er betonte, dass sich Ford und Citroën trotz der anhaltenden Krise für zwei weitere Jahre verpflichtet haben.
Geht es nach Duncanson, stehen in der WRC die Zeichen auf Aufbruch: "Wir haben 2010 neue Austragungsorte. Wir kommen mit der Rallye Türkei nach Istanbul, die Rallye Neuseeland zieht um nach Auckland. Und die Rallye Frankreich wird nun mehr oder weniger vor der Haustür von Sébastien Loeb ausgetragen."
"Wir haben eine neue Serie für S2000-Autos, die S-WRC. Wir hoffen, dass sie uns gut auf das neue Reglement vorbereitet, das 2011 in Kraft tritt und das einen Einstieg in die WRC deutlich kostengünstiger macht", fuhr er fort. Duncanson verwies auch auf die neuen Freiheiten der Veranstalter: "Hoffentlich können wir damit in die Zeit zurückkehren, als der Rallyesport noch für Freiheit und Abenteuer stand."
2010 stehen 13 Läufe auf dem Programm, ein erster Kalender für 2011 soll noch in diesem Monat präsentiert werden. "Dann wird es auch wieder mehr Läufe geben", versprach Duncanson.
TV weltweit...
North One Sports setzt für die Zukunft der WRC unter anderem auf das Fernsehen. So soll die TV-Berichterstattung ab 2011 in High Definition produziert werden, es soll grundsätzlich weltweit mehr Berichterstattung geben - und auch mehr Live-Bilder.
"Im vergangenen Jahr sind die durchschnittlichen TV-Quoten bei jeder Rallye um zwölf Prozent gewachsen", berichtete Duncanson. Und weiter: "Wir haben jetzt langfristige Verträge nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, Australien, China und dem Mittleren Osten geschlossen."
Den österreichischen Fans nützt das freilich wenig: Nach dem Ausstieg von Eurosport (wo man klarerweise selbst auf die selbst kreierte IRC setzt) ist die Rallye-WM hierzulande derzeit nicht zeitnah im Free-TV zu sehen. Ob sich das in nächster Zeit wieder ändert, steht noch in den Sternen.
Doch der Ausbau der TV-Berichterstattung ist laut Duncanson nicht das einzige, worauf North One Sports setzt: "Wir müssen alle neuen Technologien nutzen. Später in diesem Jahr werden wir unser neues interaktives WRC-Game präsentieren, eine freie WRC-iPod-Application und im Sommer wird die Internetseite komplett neu gestaltet."
Kinderkreuzzug
"Alle Beteiligten zeigen große Bereitschaft zur Zusammenarbeit, wir selbst, die FIA, die Teams, die Organisatoren und die Sponsoren. Damit soll der Sport nicht nur größer gemacht, sondern auch seine Zukunft gesichert werden. Ohne die älteren Fans zu vergraulen, muss der Sport für neue, jüngere Fans auf der ganzen Welt attraktiver werden", erklärte der Promoter, der auch seinen etwas seltsam anmutenden Vorschlag von der Kinderrallye wieder hervorkramt:
"Wir brauchen aber auch eine neue Struktur im Sport. Kinder müssen in den Rallyesport gebracht werden, so wie die Formel 1 den Kartsport nutzt. Eine klare Pyramide, die bis in die Königklasse hinaufreicht."
Mit der FIA müsse eng zusammengearbeitet werden, "um den Sport sicherer, aber auch umweltfreundlicher und nachhaltiger zu machen. Es gibt viel zu tun, aber es gibt alle Anzeichen dafür, dass wir den Rallyesport zu einem Sport machen können, auf den alle stolz sein können." (Wir dürfen hinzufügen: "wieder". – d. Red.)