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Rallye-ÖM: Schneebergland-Rallye

„Natürlich ist der Wittmann-Rekord mein Ziel!“

Raimund Baumschlager über Titel Nr. 9, die schwierige Aufgabe im Schneebergland, seine verschwundenen Gegner und seine ewigen Kritiker…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl/motorline.cc

Am vergangenen Wochenende war es so weit – in der fünften von sieben ÖM-Rallyes, bei der Premiere der Schotterrallye im Schneebergland, konnte Raimund Baumschlager seinen neunten ÖM-Titel erringen, den achten in Folge – womit der Oberösterreicher einen weltweiten Rekord für sich verbucht. Wer nun glaubt, Baumschlager hätte am Abend nach der Rallye die große Titelparty steigen lassen, der irrt. Zu viel hat der BRR-Chef zu tun, zudem durfte der Skoda nicht beschädigt werden. Wie schwierig dieses Unterfangen für ihn war, darüber spricht Raimund Baumschlager im motorline.cc-Interview.

Raimund, gratuliere zum neunten Titel, dem achten in Folge – hast du damit gerechnet, dass es schon an diesem Wochenende so weit sein wird?

Ja schon, insgeheim habe ich damit gerechnet. Nicht gerechnet habe ich mit einem derart starken Beppo Harrach. Zugleich musste ich, weil Juho Hänninen mit genau diesem Auto in Finnland fährt, alles vermeiden, was dem Auto einen Schaden zugefügt hätte.

Was wäre gewesen, wenn du mit diesem Auto einen Unfall gehabt hättest?

Frage mich das nicht. Es ist so, dass bei Skoda im Werk kein Ersatzauto zur Verfügung gestanden ist, weil die selber zusätzliche Einsätze und Tests haben. Es hat also dieses Auto sein müssen – nur, du weißt ja nie, wo du anfährst. Wenn du irgendwo eine Delle im Käfig hast, startest du bei einem WM-Lauf nicht – so ist es Hermann Gaßner junior in Portugal ergangen, wo sie ihn wegen einer kleinen Delle am Käfig, die in Österreich wahrscheinlich gar niemandem aufgefallen wäre, nicht fahren ließen.

Und solche Dinge sind mir natürlich im Kopf umher gegangen – denn so ein Chassis ist nicht so einfach wie ein Gruppe N-Auto aufgebaut. Für mich war das oberste Ziel, dass ich nichts kaputt mache – und ich glaube, das haben die Zeiten am ersten Tag auch gezeigt.

Das stelle ich mir irrsinnig schwierig vor – denn man fährt ja trotzdem in einem Renntempo…

Ja, das ist für mich wesentlich schwieriger als wenn es heißt: ‚Du musst die Rallye auf jeden Fall gewinnen!’ Weil da weiß ich, was ich zu tun habe. Da setzte ich mich rein und attackiere. Diesmal war die Aufgabenstellung eine sehr, sehr schwierige. Ich habe mich im Zielraum mehr darüber gefreut, dass der Wagen heil geblieben ist als über den Titel.

Es gab also keine richtige Titelfeier?

Nein, überhaupt nicht. Das war sogar schlimmer als bei den meisten Rallyes bisher – wir sind ins Ziel gefahren, haben das Auto in den Parc Ferme gestellt und dann ging es darum, so schnell wie möglich alles abzubauen. Irgendwann gegen 20 Uhr ging dann die Reise los in die Firma, dort umpacken und weiter nach Finnland. Man hat sich schon gefreut, man hat einander gegenseitig gratuliert – aber das war’s dann schon. Ich habe am Montag ein Gespräch bei Skoda Motorsport und am Dienstag fliege ich nach Finnland.

Manche Fahrer sagen, dass der letzte Titel immer der schönste ist – wie ist das bei dir?

Der schönste ist eigentlich immer der erste Titel. 1993, da war der Franz Wittmann senior noch da - das war ein Wahnsinn. Weil das war mein Ziel, auf das ich immer hin gearbeitet habe. Man darf nicht vergessen, ich war ja ein Patrick Winter, ich hatte nichts. Ich musste mir das Geld ja verdienen mit Baumfällerarbeit, Holzfällen und dergleichen – am Anfang war von Sponsoren ja keine Spur.

Stichwort Franz Wittmann senior. Du kommst seinem Rekord von zwölf Staatsmeistertiteln immer näher – ist das ein Ziel von dir, diese Marke zu brechen?

Ja, das ist sicher ein Ziel, denn man muss sich Ziele setzen. Ich habe jetzt acht normale Titel und einen Dieselstaatsmeister, der Franz halt elf normale und einen OSK-Pokal. Wenn man alles zusammenzählt, steht es eigentlich 10:12. Da müsste ich also noch zwei mal ganz vorne dabei sein und der Rekord von Franz wäre eingestellt. Das wäre das nächste Ziel – denn mit den acht Titeln in Serie bin ich mittlerweile weltweit ohnehin der einzige. Ich bin normal kein Statistiker, aber irgendetwas muss man ja anstreben.

Am Beginn der Saison hattest du mit Andi Aigner und Patrick Winter noch zwei hochkarätige Gegner – beide sind mittlerweile nicht mehr dabei. Wie hast du das erlebt?

Beim Patrick Winter hat man es gewusst, er hat ja immer gesagt: ‚Ich habe Geld für ein paar Rallyes und dann ist es vorbei, wenn sich niemand findet!’ Und die Zeiten sind halt einmal schwierig – schnell fahren alleine reicht heute nicht mehr, du brauchst irgendwelche besonderen Qualitäten.

Dass es dennoch geht, hat der Beppo Harrach bewiesen – er hat mit DiTech einen Sponsor gefunden, er hat die überzeugt. Und wie man sieht, bringt er auch wirklich etwas und gibt seinem Sponsor auch viel zurück. Es ist also schon möglich, wenn man sich bemüht. Oder auch Caramba, die auch auf seinem Auto vertreten sind – diese Firma hat davor kein Mensch im Motorsport gekannt. Ich denke, dass bei uns viele Leute den Fehler machen, dass sie zu jenen Sponsoren gehen, die ohnehin schon im Sport vertreten sind.

Und zu Andi Aigner sage ich am besten gar nichts. Außer dass ich mich freue, dass wir bei den ersten Rallyes trotz harter Konkurrenz gewonnen haben – wenn ich erst jetzt anfangen würde mit dem Gewinnen, dann hätte das einen schalen Beigeschmack. So aber muss ich sagen: Die Konkurrenz war da, sie war wahnsinnig stark, stärker denn je. Der Beppo Harrach hat aufgeschlossen – das wurde bei der Schneebergland-Rallye auch wieder bewiesen.

Das war ja die Rallye, wo alle gesagt haben, dass sie sich die meisten Chancen gegen dich ausrechnen.

Nur warum? Wenn ich da unten fahre und ich brauche das Auto nicht in Finnland – dann schaut die Welt anders aus. Weil da halte ich hin und weiß genau, dass ich auf einer Haraseben-Prüfung mit meinem Auto sicher keinen Nachteil habe – oder am Schotter, das siehst du ja in der WM, das geht richtig, da kannst du richtig hinhalten. Und ich habe mich ja dann auch gesteigert und dann hat man ja auch gesehen, dass ich auch gegen Manfred Stohl und Beppo Harrach Bestzeiten fahren konnte. Ich weiß nicht, wie man darauf kam, dass ich bei dieser Rallye leichter zu schlagen wäre.

Vielleicht weil man dachte, dass man auf Schotter eher Chancen gegen ein Super 2000-Auto hat?

Es gibt sicher Schotterprüfungen, wo man im S2000 sogar einen Vorteil hat. Da glaube ich eher, dass man auf Schnee mehr Chancen gegen einen S2000 hat. Und jetzt bei der Schneebergland-Rallye wussten ja alle, dass ich das Auto in Finnland benötige – ganz ehrlich: Wenn ich das Auto weg geschmissen hätte, dann wäre ich der Depp der Nation gewesen. Es wäre fürchterlich gewesen, wenn der Juho Hänninen damit nicht hätte fahren können.

Wie geht Juho Hänninen damit um – das muss für ihn ja auch hart sein, dass er fürchten muss, dass sein Auto beschädigt wird so knapp vor der Rallye?

Der ist ein Vollprofi. Da gibt es Verträge und wenn kein Auto da steht, dann hat die Firma eben Strafe zu zahlen. Da wird nicht herumgefackelt – deshalb habe ich auch immer gesagt: Für mich hat der Einsatz von Juho oberste Priorität. Wenn Juho Hänninen in Finnland mit einem Skoda-Werksauto fährt, das von BRR eingesetzt wird, dann hat das einen Stellenwert. Da kann ich fünf Titel auf einmal einfahren. Es ist auch der Jan Kopecky bei der letzten Rallye in Italien einen BRR-Skoda gefahren.

Zurück ins Schneebergland – wie hat dir die Rallye gefallen?

Die hat mir sehr gut gefallen – dafür, dass sie so kurzfristig aus dem Boden gestampft wurde, war das absolut okay. Die Prüfungen waren irrsinnig anspruchsvoll. Der einzige Kritikpunkt ist vielleicht, dass aufgrund des kleinen Starterfeldes die Pausen etwas zu lange waren.

Jetzt gibt es Kritiker, die sagen, dass dein Auto absolut überlegen und es ja quasi ein unfairer Wettkampf sei – wie begegnest du diesen Kritikern?

Sie sollen sich bemühen, dass sie auch so ein Auto erhalten – das ist das einzige, was ich dazu zu sagen habe. Ich hatte immer schon das beste Auto, von 2003 weg – das ist witzig! (lacht) Deshalb habe ich mir ja zuletzt den Skoda ausgesucht, damit ich endlich einmal gewinne. Ich habe ja davor nie etwas gewonnnen (lacht).

Naja, was soll ich dazu sagen? Als ich Gruppe A gefahren bin, hieß es: ‚Der ist feig, weil er nicht in die Gruppe N geht!’ Dann ging ich in die Gruppe N – dann hat man wieder gesagt, dass ich das beste Auto habe. Ich würde diesen Leuten einfach empfehlen: Wenn sie sich mehr mit sich selber beschäftigen würden, dann wären sie schneller und hätten diese Sorgen nicht.

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