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Rallye-ÖM: ARBÖ-Rallye

Beppo Harrach – sein Weg zum Titel

Der neue Rallye-Staatsmeister im Portrait: Warum Beppo Harrach doch noch ins Rallyeauto fand, die Höhen und Tiefen auf dem Weg zum Titel.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: harrach.at, Photo4

Was der Vater macht, begeistert – oder auch nicht. Der junge Beppo Harrach jedenfalls interessiert sich überhaupt nicht für den Rallyesport, den sein Vater Ernst betreibt. Motocross findet der 12-jährige viel cooler…

Sieben Jahre später jedoch entscheidet das Schicksal: „Ich hatte mit 19 einen schweren Unfall, habe mir zwei Wirbel gebrochen, Motocross war somit Essig.“

Einer Grippe haben es die heimischen Racingfans zu verdanken, dass Beppo Harrach doch noch ins Rallyeauto fand: „Mein Vater war als Vorausauto bei der Eis- und Schnee-Rallye, der Vorgängerin der Jänner-Rallye vorgesehen, wurde aber krank. Er hat mir die Schlüssel in die Hand gedrückt und sagte: ‚Bitte fahr du das Vorausauto, die erwarten dich dort – hab viel Spaß und mach nichts kaputt.’“

„Ich bin dorthin gefahren und hatte dann wirklich viel Spaß – und habe das Gerät richtig entsorgt, ich bin nämlich in eine Garage hinein gefahren, auf der letzten Prüfung, es war richtig schnell. Ich habe das Garagentor abgeräumt und den Wagen perfekt eingeparkt. Am Auto war nicht so viel kaputt, aber mein Schock war groß. Das war ein ehemaliger Gruppe B-Bolide, ein Peugeot 205 T16 und ein Traumauto – und ich habe es kaputt gemacht!“

“Bist du deppert, war das geil!“

Danach kommt Harrach nicht mehr los: „Ich habe zum einen gedacht: ‚Bist du deppert, war das gefährlich!’ und zum anderen aber immer wieder: „Bist du deppert, war das geil!’ Das war so ein Hin und Her und irgendwann hat die Geilheit gesiegt und ich habe meinen Vater ewig lang gequält und wollte das unbedingt wieder machen.“

Der Vater lehnt zunächst ab – doch ein halbes Jahr später lässt er sich erweichen: „Wir haben einen alten Audi 90 Quattro gekauft, ein totales Wrack, der stand in Griechenland und da sind die Frösche drinnen gesessen. Es war kein Sitz drinnen, kein Motor, nichts.“

Beim Debüt, beim Rallyesprint auf des Vaters Gründen sei er „richtig schnell“ gewesen, erzählt Harrach. „Und zwar genau acht Kilometer lang - dann habe ich mich rausgedreht. Ich musste also lernen, dass man im Rallyesport immer nur der schnellste ist von denen, die auch durchkommen.“

Doch bald stellen sich erste Ergebnisse ein: 1999 wird Harrach bei der Wachau-Rallye Dritter, im Jahr darauf wird er „Rookie of the year“, gewinnt die Rallye Challenge. 2001 steigt er auf Mitsubishi um und wird Vizestaatsmeister der Gruppe N.

“Der schlimmste Augenblick meines Lebens“

2002 wird die Gruppe N-Weltmeisterschaft in Angriff genommen, gleich bei der ersten Rallye belegt Harrach Platz fünf, danach jedoch häufen sich die Ausfälle. In Österreich gewinnt er den Rallyesprint, doch 2002 wird das schlimmste Jahr seiner Karriere.

Bei einem schweren Unfall während der Wechselland-Rallye stirbt seine Co-Pilotin Jutta Gebert. Auf seiner Website vermerkt Harrach: „Das war der schlimmste Augenblick meines Lebens. Bei diesem Unfall habe ich einen Freund und meine Co-Pilotin in einer Person verloren. In dem Moment habe ich mein ganzes Leben in Frage gestellt. Die einzige Möglichkeit für mich damit umzugehen, war wieder in ein Rallyeauto einzusteigen und für uns beide zu siegen. Ich werde sie nie vergessen.“

Ausflug in die Junior-WM

Mit Andreas Schindlbacher, bis heute sein Co-Pilot, absolviert Harrach 2003 die Junioren-Weltmeisterschaft JWRC in einem Ford Puma, die beiden erringen in Österreich den Staatsmeistertitel der Gruppe N. 2004 wird Harrach Vizestaatsmeister der Gruppe A, 2005 versucht er sich wieder in der Weltmeisterschaft.

Erdgas-Premiere

Ab 2006 wird Beppo von Manfred Stohl für dessen OMV-Erdgasprojekt als Pilot engagiert. Gemeinsam schreibt man Geschichte, erringt den ersten Sieg mit einem Erdgasauto – doch Ende 2008 trennen sich die Wege der beiden…

2009 ist Harrach mit dem Aufbau seiner neuen Rallyeschule „Drift Company“ beschäftigt, gewinnt „nebenbei“ den Rallyesprint. Ein vorerst letzter Versuch in der WM, bei der Polen-Rallye, endet mit einem Ausfall.

Auf seiner Website ist unter „Ziele“ vermerkt: „Werksengagement in der Rallye-WM“. Harrach muss lachen – und erklärt: „Früher hatten wir sechs Werksteams in der WM, da gab es also auch zwölf Werks-Cockpits, die Piloten wurden bezahlt – heute werden gerade einmal zwei Piloten bezahlt, der Rest zahlt ein.“

Das große Ziel, der Job als Werkspilot, hat sich also nicht eingestellt – wovon lebt Beppo Harrach, was macht er an einem „normalen“, Rallye-freien Tag? „Zum einen betreibe ich eben meine Rallyeschule – zum anderen bin ich seit Jänner 2010 auch in der Land- und Forstwirtschaft tätig. Ich fahre zwar keinen Traktor, aber ich treffe Entscheidungen und muss auf dem Gebiet auch noch sehr viel lernen, gemeinsam mit unseren Angestellten.“

Beginn der DiTech-Ära

Am Beginn der Saison 2010 stellen Beppo Harrach und DiTech-Chef Damian Izdebski in der Wiener Albertina das neue DiTech Racing Team vor. Auf der Terrasse steht jedoch kein Super 2000-Bolide, sondern ein herkömmlicher Mitsubishi Lancer Evo IX im DiTech-Design.

Nachdem Harrach zur Mitte der Saison nahezu die komplette Mannschaft ausgetauscht hatte, stellten sich immer mehr Erfolge ein. Bei der Schneebergland-Rallye kann Harrach sein ganzes Fahrkönnen ausspielen, liegt in Führung – doch wegen einer Strafe für einen Radwechsel an einer dafür nicht erlaubten Stelle muss der erste Sieg für das DiTech-Team vertagt werden. Seriensieger Raimund Baumschlager ist vorerst noch nicht zu stoppen…

Bei der letzten Saisonrallye im Waldviertel hätten Harrach und sein Team den Vizemeistertitel feiern können – doch nach einem umfassenden Protest des VW Rallye Teams und einer langwierigen Untersuchung des Harrach-Evo IX wird an diesem eine Benzinpumpe beanstandet, welche zwar keinen Wettbewerbsvorteil einbringen soll, aber nicht dem Reglement entspricht.

Der Vizemeistertitel geht somit an den im Sommer 2011 verstorbenen Andreas Waldherr. Harrach und sein Team gehen in die Winterpause.

Das Meisterschaftsjahr

2011 kehrt Beppo Harrach noch stärker zurück. Obschon er anfangs noch ohne R4-Kit antritt, gewinnt er Rallye um Rallye. Raimund Baumschlager ist verzweifelt, auch Patrick Winter in einem Peugeot S2000 hat keine Chance gegen Harrach. Viele Fans berichten, sie würden es mit freiem Auge erkennen, Harrach würde eine eigene Linie fahren, sei auch optisch deutlich schneller als der Rest der Konkurrenz.

Den R4-Bausatz integriert das DiTech Racing Team langsam, Schritt für Schritt. Harrach gewinnt eine Rallye nach der anderen. Auch bei der Schneebergland-Rallye dominiert der 32-jährige – doch auf der vorletzten Sonderprüfung reißt er sich ein Rad aus dem Evo IX, womit die Siegesserie ihr Ende findet und die Titelentscheidung vertagt wurde.

Nichts desto trotz, als Belohnung für die tolle Saison spendiert Sponsor Caramba einen IRC-Einsatz. Bei der ungarischen Mecsek-Rallye bedankt sich Harrach, erobert gleich einmal als Gesamt-Zehnter einen IRC-Punkt.

Bei der ARBÖ-Rallye genügt Harrach ein fünfter Platz, um den Meistertitel einzufahren. So muss er auf „Nummer sicher“ fahren, darf nicht voll attackieren, muss die Zielrampe anpeilen - für einen Rennfahrer eine Kasteiung, wie er in den Zielraum-Interviews offen zugibt: „Es ist ganz und gar nicht einfach, die gebremste Fahrweise liegt mir überhaupt nicht, der Spaß hält sich in Grenzen.“

Am Ende jedoch wird Beppo Harrach reich belohnt: Auf Platz zwei hinter Raimund Baumschlager kommt er ins Ziel, womit die Mission erfüllt ist – der Staatsmeister 2011 heißt Beppo Harrach!

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