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„Geheimtipp“ gibt rally2-Debüt
Fotos: Daniel Fessl, speedlife-knobi.at

Michael Lengauer im motorline-Talk

Bei der Jännerrallye 2020 Sensations-Dritter im M1-Subaru - nun gibt Michael Lengauer sein Debüt in der rally2-Kategorie. motorline.cc bat den „Geheimtipp“ zum Interview.

Noir Trawniczek

Unter Experten galt Michael Lengauer von Beginn an als „Rohdiamant“ - Wolfgang Schmollngruber, der als Race Rent Austria-Teamchef schon öfter einen „guten Riecher“ für Talente an den Tag gelegt hatte (Stichwort Simon Wagner), war nach dem ersten gemeinsamen Einsatz bei der Rallye St. Veit 2018 begeistert: „Ich spüre einfach, dass mit Michael Lengauer ein richtig Guter in den Sport gekommen ist. Bei ihm kam diese Erkenntnis, dass er richtig schnell ist sofort, geradezu blitzartig.“

Was bei „aufsteigenden Kometen“ jedoch passieren kann: sie können schnell „verglühen“ - sei es, weil sie zu schnell zu viel wollen und somit reihenweise „Abflüge“ produzieren oder weil sie abseits der Strecken mit teuren Projekten, wechselnden Teams sich und ihr Umfeld überfordern. Nichts von all dem trifft auf Michael Lengauer zu - ganz im Gegenteil: Von 2019 an pilotierte er den M1-Subaru des Bamminger Rallye Teams - in diesem seriennahen und damit relativ unterlegenen Fahrzeug konnte Lengauer regelmäßig aufzeigen, 2020 bei der Jännerrallye sogar den sensationellen dritten Gesamtrang belegen. Aber auch das hielt ihn nicht davon ab, weiter auf Stabilität zu setzen - auch 2021 blieb er Bamminger treu. Denn die Erfahrung dieses Teams war für den jungen Piloten ganz offensichtlich Gold wert: Bis zur Rallye W4 2021 konnte Lengauer eine hundertprozentige Ankunftsrate vorweisen. In seinen nunmehr 14 Rallyes kam er nur zweimal nicht ins Ziel - es handelte sich um technische Ausfälle, sogenannte „10 Cent“-Defekte. Kein einziger unfallbedingter Ausfall. Auch bei seinem Debüt im Opel Corsa rally4 bei der Mühlsteinrallye 2021 sah Lengauer die Zielrampe, als Klassensieger und Gesamt-Fünfter...

Erwartungsbremse: “Top 10-Ergebnis wäre schön“

Was nun, beim großen Comeback der Jännerrallye folgt, war also eigentlich „überfällig“: der Einsatz in einem Auto der Top-Kategorie. Nur: Ob so etwas Wirklichkeit wird, ist bekanntlich abhängig vom Budget. Der 28-jährige Grünbacher erzählt: „Natürlich hängt so ein Projekt immer von Sponsoren ab - diesbezüglich gab es gute Gespräche, wo es schließlich geheißen hat: ‚Wenn, dann machen wir es gescheit...‘“ Die Rede ist von jenem Hauptsponsor, der auch Titelsponsor der Jännerrallye ist. Eine weitere Stütze war laut Lengauer Günter Knobloch, der gemeinsam mit Maximilian Koch das Team speedlife-knobi.at betreibt: „Knobi ist auf mich zugekommen und hat mir seine Hilfe angeboten.“

Michael Lengauer wird bei der Jännerrallye 2023 einen Skoda Fabia rally2 pilotieren - mit Copilot Andreas Thauerböck wurde er bei der bislang letzten Ausgabe der Kultrallye wie erwähnt Gesamt-Dritter, im M1-Subaru, wohlgemerkt. Damit steigt vor allem eines: die Erwartungshaltung der Fans. Dafür hat Lengauer Verständnis: „Wir erhalten sehr viele Vorschusslorbeeren, die Erwartungen sind extrem hoch - nach dem Motto: ‚Mit einem Top-Auto muss das Ergebnis noch besser werden!‘ Ich will jetzt ganz bewusst nicht tiefstapeln, aber es bringt auch nichts, sich selbst einen Riesendruck aufzuerlegen. Ich habe vor einiger Zeit von einer Top 5-Platzierung gesprochen, doch da wusste ich noch nicht, wie hochkarätig das Feld sein wird. Da wäre eine Top 5-Ansage schlicht vermessen. Sagen wir es so: Ich würde gerne neben den Topfavoriten zum erweiterten Favoritenkreis gehören - ein Top 10-Ergebnis wäre schön.“ Der eingangs erwähnte Wolfgang Schmollngruber tippt genau das: „Top 10 sollte auf jeden Fall drinnen sein - ich glaube, dass sogar ein Top 5-Platz für Michael möglich ist.“

Die Herangehensweise scheint klar - der stets stoisch, in sich ruhend wirkende Michael Lengauer sagt: „Eine Jännerrallye gewinnst du nicht auf der ersten Sonderprüfung. Ich möchte es ruhig angehen, fokussiert bleiben und die Rallye auf jeden Fall zuende fahren.“ Vom speedlife-knobi.at-Team zeigt sich Lengauer schon mal begeistert: „Knobi ist voll motiviert und es ist großartig, wie professionell hier an das Projekt herangegangen wird.“

Kein Test im Vorfeld - Sparen am falschen Platz?

Umstellungsprobleme erwartet Michael nicht: „Wir haben uns auch im Opel Corsa rally4 gleich zurechtgefunden und konnten auf Anhieb gute Zeiten fahren - ich hoffe halt, dass es mit dem Skoda Fabia rally2 ähnlich sein wird.“ Erfahrung hat er mit diesem Auto nur marginal vorzuweisen: „Es gab im Vorjahr bei Reini Sampl auf dem Eis einmal eine Gelegenheit, dieses Auto zu fahren.“ Experten raten vor einem solchen Umstieg auf die rally2-Kategorie zu intensiven Testfahrten - oft werde hier am falschen Platz gespart. Michael sagt dazu: „Es ist kein Test vorgesehen, wir werden stattdessen den Shakedown maximal nützen. Vor der Rallye einen Tag lang zu testen, ist vom Budget her einfach nicht drinnen. Doch wir haben noch nie sehr viel testen können vor einer Rallye - ich bin einfach froh, dass ich der Glückliche bin, der diese Chance erhält und ich möchte das Beste daraus machen.“

Lengauer betont, dass dieses Projekt vorerst als „Jännerrallye only“ geplant sei: „Es sind auch vom Ergebnis her keine künftigen Entscheidungen abhängig.“ Vom Wetter her wünscht sich der ÖBB-Lokführer für sein vielbeachtetes rally2-Debüt eine „durchgehende Schneefahrbahn“, denn „von der Performance her würde uns das am meisten helfen“.

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