RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Wurmbrand Racing im motorline-Portrait
Fotos: Wurmbrand Racing

Ein „Undercover“-Stern am ERC-Himmel

Lediglich dank Mundpropaganda hat sich das kleine Waldviertler Wurmbrand Racing Team einen Fixplatz in den internationalen Serviceparks erarbeitet - bei der ERC Rallye Rom wurden drei deutsche und ein mexikanisches Team betreut. Wir baten Manuel Wurmbrand zum motorline-Talk...

Noir Trawniczek

Immer noch gibt es vierlerlei Gründe, warum auf Nennlisten statt der Rallyeteams lediglich der Pilot als Bewerber aufgelistet wird. Das hat in den meisten Fällen den simplen Grund, dass für die Nennung als Bewerber eine kostenpflichtige Team-Lizenz eingelöst werden muss - in Zeiten wie diesen ein schlagkräftiges Argument gegen Teampräsenz auf den Nennlisten dieser Welt...

Doch es gibt auch Teams, die ihre internationalen Abenteuer nicht an die „große Glocke hängen“ wollen oder sie sogar bewusst „undercover“ durchführen. Das Team von Manfred Stohl ist hier wohl unerreicht an der Spitze der heimischen Rennställe (Achtung, subjektive Meinung des Redakteurs) - der Verfasser dieser Zeilen hat jedenfalls in unregelmäßigen Abständen seine Stohl/STARD-„Aha-Erlebnisse“, die weit über das Publikmachen von Welt-Einsätzen hinaus geht. Man könnte es wohl am ehesten so erklären: Als Pilot war für Österreichs WM-Vierten 2006 die Medienpräsenz jene wichtige Währung, die für Sponsoren zählt. Als Teambesitzer und Geschäftsmann ist es mitunter besser, unter dem einen oder anderen „Wahrnehmungs-Radar“ zu bleiben, um beispielsweise Entwicklungsvorsprünge zu bewahren und ähnliches...

„Es stimmt: Wir machen nicht aus jeder Maus einen Elefanten“, beantwortet Manuel Wurmbrand die Frage, ob es seinerseits Ähnlichkeiten zu der beschriebenen „Undercover“-Herangehensweise geben würde - denn nur wenige Fans wussten, dass Wurmbrand Racing beim vergangenen ERC-Lauf in Rom sage und schreibe vier Teams, mit deutschen und sogar mexikanischen Piloten zum Einsatz gebracht hat. Eine Größenordnung, die bei dem kleinen, aber feinen Team aus dem Waldviertel dann doch eher ungewöhnlich ist. Wurmbrand versucht, sich das deutlich gestiegene Interesse der Kunden pragmatisch zu erklären : „Ich denke, dass die Kunden unsere Arbeit schätzen und es hat sich halt mit der Zeit herumgesprochen, dass wir eine gleichbleibende, verlässliche Qualität bieten. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum es auch akzeptiert wird, dass wir bei den Preisen für unser Service ein Bisschen teurer sind als der Durchschnitt.“

Manuel & Anita sind das Herz von Wurmbrand Racing

Wenn Manuel Wurmbrand „wir“ sagt, dann meint er seine Lebensgefährtin Anita Schill und seine eigene Person - die beiden bilden seit der Gründung des Teams im Jahr 2007 dessen Herz und Seele. Wobei es Manuel wichtig ist, zu erwähnen, dass „wir stets gute Mechaniker dabei haben - ohne sie wäre das alles nicht möglich“. Den Sprung in die Selbständigkeit wagte Manuel Wurmbrand nicht aus heiterem Himmel - denn der heute 43-Jährige konnte damals bereits auf Erfahrungen als Mechaniker bei Größen wie etwa Baumschlager Rallye Racing zurückblicken.

Als Rallyepilot hat Manuel Wurmbrand bereits mit 19 debütiert und fortan stets Kostproben seines zweifellos vorhandenen Talents geben können. Doch - und hier schließt sich wohl ein Gedankenkreis - die für eine internationale Fahrerkarriere wohl oder übel nötige Betätigung als Marktschreier seiner selbst war dem besonnenen Waldviertler wohl eher wenig geheuer und widersprach wohl ganz einfach seinem unaufgeregten Naturell. Gemeinsam mit seiner Anita die Geschicke des Teams zu lenken und dabei weniger auf PR als auf Qualitätsarbeit zu setzen, entsprach da schon eher der Wurmbrandschen Lebensphilosophie.

Und wie so oft wenn einer geduldig auf die Nachhaltigkeit seiner Leistung setzt, wurde auch Wurmbrand dafür belohnt: Im Jahr 2016 sieht Manuel eine Art Schlüsseljahr: „Da wurden wir mit Simon Wagner 2WD-Staatsmeister, zugleich eroberte Armin Holzer in Deutschland mit uns die Citroen Trophy. Wichtig war für uns auch die erfolgreiche Kooperation mit dem bekannten Rumänen Simone Tempestini.“ Der Junioren-Weltmeister 2016 krönte sich 2018 mit Wurmbrand-Betreuung zum rumänischen Champion und feierte im gleichen Jahr bei der deutschen Saarland-Rallye einen Gesamtsieg im Wurmbrand DS3 R5.

Mundpropaganda brachte immer mehr Auslandseinsätze

In der Folge lebte Wurmbrand Racing vor allem von der Mundpropaganda, ganz besonders in deutschen Serviceparks: „Die letzten Jahre über hatten wir stets genug Arbeit und durch die Mundpropaganda vergrößerte sich unser Kundenkreis sukzessive - unsere Einsätze verlagerten sich zudem auch immer mehr in das Ausland, was für mich einen ganz besonderen Reiz darstellt.“ So kam es, dass bei der ERC Rallye Rom am vergangenen Wochenende gleich drei Teams aus Deutschland und sogar ein mexikanisches Duo unter den Fittichen des Waldviertler Rallyeteams an den Start gingen. So viele Autos habe man selten betreut, erinnert sich Manuel: „2016 ist es aber schon einmal vorgekommen.“

Sich als kleines aber verlässliches Team auf dem internationalen Rallye-Parkett um die Einsätze seiner Kundschaft zu kümmern - das nennt man wohl sein Hobby, seine Leidenschaft zum Beruf machen. Die Frage nach der unmittelbaren Zukunft des Teams beantwortet Manuel Wurmbrand geradezu typisch unaufgeregt und in aller Bescheidenheit: „Es wäre halt cool, wenn wir in der ERC ein paar Jahre dranhängen könnten - denn die ERC-Einsätze waren für uns eine gute Erfahrung und es wäre ganz in unserem Sinn, diesen Weg fortzusetzen.“

Dass man das quer durch Europa ziehende Team in der österreichischen Heimat naturgemäß weniger oft zu sehen bekommt, nimmt Manuel augenzwinkernd als eine Art Kollateralschaden: „Wir wollen eh wieder etwas mehr machen in Österreich - eigentlich wollte ich bei der bevorstehenden Mühlsteinrallye auch wieder einmal selbst in das Cockpit steigen, doch unser dicht bestellter Zeitplan hat das nicht zugelassen. Denn unser Leitsatz lautet halt immer schon: ‚Die Kundschaft geht vor‘.“

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Lavanttal-Rallye: Vorschau BRR/Lengauer

Vorfreude auf „die Lavanttal“ mit zwei Premieren

Mit der „LASER HERO Lavanttal Rallye powered by Dohr Wolfsberg“ steht nur drei Wochen nach der Rebenland-Rallye bereits ÖRM Lauf 3 vor der Türe. Jänner-Rallye Sieger Michael Lengauer kann neben seinen bewährt treuen Sponsoren auch auf die Unterstützung einiger Lavanttaler Unternehmen zählen, welche seinen Start in Wolfsberg mit ermöglicht haben.

Lavanttal-Rallye: Nach SP9

Wagner-Doppelführung nach Neubauer-Dreher

Bei der 46. LASERHERO Lavanttal-Rallye powered by Dohr-Wolfsberg zieht ein fehlerloser Simon Wagner auf und davon / Zwischen- und Ausfälle bremsen die Konkurrenten des Staatsmeisters

Die Kolumnen von Achim Mörtl polarisieren, für die einen ist er Nestbeschmutzer, den anderen zu milde. Der Kärntner erklärt die Motivation hinter seinen Kolumnen und warum er immer die höchsten Ansprüche an sich selbst stellt.

Lavanttal-Rallye: Zeremonienstart

Anheiz-Show im Herzen Wolfsbergs

Den Auftakt zur 46. LASERHERO Lavanttal-Rallye powered by Dohr-Wolfsberg bildet heute Abend der traditionelle Zeremonienstart auf dem Hauptplatz der Kärntner Bezirkshauptstadt / Sämtliche teilnehmenden Teams präsentieren sich dabei den Fans

Achims Sport am Montag

Kolumne: Alles wie gehabt?!

Max Verstappen bügelt wieder alle in Japan her und Simon Wagner arbeitet seine Gegner im Lavanttal auf! Und der Rest? Mit zu wenigen Ambitionen und zu farblos.