RALLYE

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Hundertstel-Krimi im Schlamm

Der 5. Lauf artete zu einer Schlammschlacht aus – dennoch gab’s einen Hundertstel-Krimi, den Csaba Spitzmüller für sich entscheiden konnte.

Daniel Fessl

Die besten Fotos der Veszprem-Rallye 2005 finden Sie in der rechten Navigation!

In der Pause zwischen Savaria- und Veszprem-Rallye hatte sich in Ungarn einiges getan. Zunächst war da die noch ausstehende Strafe für György Aschenbrenner, den vermeintlichen Sieger der Savaria Rallye, der nach der Schlussabnahme wegen unerlaubter Modifikationen am Turbo seines Mitsubishi disqualifiziert wurde. Der ungarische Motorsportverband bestätigte zunächst die Disqualifikation von Szombathely und verhängte darüber hinaus noch eine Sperre für eine Rallye über „Asi“. Der zeigte sich allerdings uneinsichtig, er verweigerte die offizielle Annahme der Strafe, dem Verband blieb somit keine andere Wahl, als Asi die Lizenz bis auf weiteres zu entziehen – was nichts anderes als das vorläufige Ende der Saison für Aschenbrenner bedeutet…

Ebenfalls beendet ist die heurige Saison für Ferenc Kiss: Der mehrfache ungarische Rallyemeister wollte sich nicht länger mit unterlegenem Material von der Konkurrenz vorführen lassen und so entschloss er sich, einen Schlussstrich unter diese Saison zu ziehen. Der Hyundai wird verkauft und für nächstes Jahr soll ein Top-WRC angeschafft werden, mit dem Kiss dann auch wieder um den Meistertitel kämpfen kann – Insider wollen etwas von einem Subaru Impreza WRC gehört haben.

Nicht ganz so drastisch war die Entscheidung von Robert Butor: Auch ihn ließ die Technik seines Skoda Octavia WRC Evo II immer wieder im Stich und so entschied Butor, einen Schritt zurück zu machen. Um nicht ganz aus der Übung zu kommen, wird Butor die restlichen vier Saisonrallyes wieder zu PH-Motorsport aus Frankreich zurückkehren, in Veszprem fuhr er jetzt noch mit dem bestens bekannten Saxo, ab der Budapest Rallye im August plant man aber einen C2 S1600 einzusetzen, für 2006 ist dann die Rückkehr in die Top-Liga der World Rally Cars fest eingeplant.

Die Veszprem Rallye ist mit Sicherheit die härteste und anspruchvollste Rallye der ganzen ungarischen Saison, die zweite und leider auch letzte Schotterrallye wird fast ausschließlich auf ehemaligen Truppenübungsplätzen rund um Veszprem ausgetragen. Um die Streckencharakteristik etwas näher zu beschreiben sei erwähnt, dass das in Ungarn ansässige Suzuki JWRC-Team auf den Sonderprüfungen der Veszprem Rallye im April Fahrwerkstests für Sardinien und die Akropolis-Rallye durchführte…

Die Rallye begann am Freitagnachmittag mit einem Prolog und einer Superspezialprüfung, nur für diesen Anlass wurde ein Rundkurs südlich von Veszprem angelegt. Auf einer Länge von vier Kilometern war von Schotterpassagen, über eine Unterführung, bis hin zu einigen Sprüngen alles zu finden, was zu einer richtigen Superstage gehört. Die Zuschauer waren begeistert und ließen sich auch durch ein heftiges Gewitter, das am späten Nachmittag niederging, den Spaß nicht verderben.

Trotz der erwähnten Aus- und Umsteiger war das Starterfeld immer noch sehr vielversprechend, neun WRCs und sechs Super1600er, mehr als zwei Dutzend Mitsubishis der verschiedensten Evo-Stufen und der ein oder andere Impreza ließen keine Wünsche offen.

Die alte Weisheit, dass man auf einer SuperSpecial nichts gewinnen, aber viel verlieren kann, bekamen in Veszprem gleich zwei Teams zu spüren. Zum einen der Meisterschaftsführende Balasz Benik, der nach einem Dreher den Motor abwürgte und seinen Focus WRC erst nach fast unendlich scheinenden 40 Sekunden wieder zum laufen brachte, zum anderen Tamas Tagai. Der TRT-Teamchef kämpfte vom ersten Meter an mit Problemen , er verlor ebenso wie Benik über 40 Sekunden – aber es sollte noch schlimmer kommen: Die 20 Minuten Service nach der SuperSpecial reichten nicht aus, um die Probleme am Octavia WRC in den Griff zu bekommen und so musste Tagai auf geben, noch bevor die Rallye richtig begonnen hatte. Den Sieg auf der SuperSpecial holte sich Savaria-Triumphator Csaba Spitzmüller im Toyota Corolla vor David Botka im A8-Mitsubishi und Norbert Herczig im Focus WRC, Janos Toth, der Pechvogel der letzten Läufe begann sehr zurückhaltend und belegte nur den sechsten Rang.

In der Nacht von Freitag auf Samstag sorgte Dauerregen für sehr schwierige Bedingungen, die ohnehin schon extrem anspruchsvollen Sonderprüfungen verwandelten sich durch den Regen in schmierige Schlammpfade mit teilweise 30 Zentimeter tiefen Wasserdurchfahrten. Insgesamt waren am Samstag sieben Sonderprüfungen mit einer Gesamtlänge von 126 Kilometern zu bewältigen, das eindrucksvolle Starterfeld umfasste noch 95 Teilnehmer.

Gleich die erste Sonderprüfung am Samstagmorgen stellte einen echten Gradmesser dar, mit 22 Kilometern war diese Prüfung auch die längste SP der Rallye und es sollten bereits hier wichtige Vorentscheidungen fallen. Zunächst erwischte es Ford-Pilot Norbert Herczig, die Elektronik seines Focus quittierte nach einer der zahllosen Wasserdurchfahrten den Dienst, was das vorzeitige Aus für Herczig bedeutete. Auch der zweite Focus, gesteuert von Lazlo Vizin, verweigerte auf dieser SP aus demselben Grund den Dienst. Der mit Abstand schnellste Mann auf dieser SP war der Meisterschaftsführende Balasz Benik, er nahm dem zweitplazierten Tamas Turi im Octavia fast 15 Sekunden (!) ab, Dritter wurde Csaba Spitzmüller, Janos Toth verlor durch einen Ausrutscher wertvolle Zeit und belegte mit 34 Sekunden Rückstand den vierten Platz.

Die zweite SP war zwar mit 16 Kilometern etwas kürzer als die erste, allerdings nicht minder schwierig, und nach etwa der Hälfte der Strecke war das Rennen auch für den dritten Ford Focus WRC zu Ende: Balasz Benik musste ebenso wie seine beiden Markenkollegen mit durchnässter Elektronik die Rallye beenden. Schnellster auf dieser Prüfung war Janos Toth, der ganze 9,4 Sekunden auf Spitzmüller und gar 21,6 Sekunden auf Turi wettmachte! Damit lag nach insgesamt vier gefahrenen Prüfungen Toyota-Pilot Spitzmüller in Front, 19,2 Sekunden dahinter lag Turi und nur mehr 0,9 Sekunden hinter Turi lauerte Toth im Peugeot 206 WRC, der hier unbedingt ins Ziel kommen musste, um nicht schon vorzeitig aus dem Rennen um die Meisterschaft auszuscheiden.

Auf den Prüfungen fünf und sechs war jeweils Skoda-Pilot Turi der Schnellste, dicht gefolgt von Spitzmüller, jeweils dritter war Toth, der allerdings mit einer schleifenden Kupplung kämpfte und auf diesen beiden Sonderprüfungen weitere 17 Sekunden auf Spitzmüller verlor. Der Rest des Feldes hatte mit der Entscheidung schon zu diesem Zeitpunkt nichts mehr zu tun, der Vierte, Frigyes Turan, lag im Gruppe-A-Mitsubishi bereits 3:28 Minuten zurück! In der Gruppe N hatte sich ,nach dem frühen Ausfall von Szabo Gergely, Mihaly Matics ganz knapp vor Krisztian Botka an die Spitze gesetzt. Bei den Super1600-Fahrzeugen zeigte „Rückkehrer“ Robert Butor einmal mehr eine sensationelle Leistung, er ließ mit seinem frontgetriebenen Citroen Saxo sogar Daniel Holczer im Toyota Corolla WRC hinter sich, und das auf durchwegs nassen und schlammigen Schotterstrassen!

Gegen Mittag lichteten sich endlich die Wolken und die Strecken begannen allmählich aufzutrocknen. Nachdem die Kupplung an „Janikas“ Peugeot 206 WRC im Service gewechselt wurde, blies dieser zur Attacke: Toth knallte gleich eine Bestzeit in die noch feuchte Sonderprüfung sieben, Turi verlor 8,2 Sekunden und Spitzmüller war 14,8 langsamer als Toth. Auch auf SP 8 setzte der Peugeot-Pilot die Bestmarke, diesmal war Spitzmüller Zweiter, geschlagen um 8,5 Sekunden, Turi lag als Dritter 11,3 Sekunden zurück.

Im letzen Service lag „Spici“ immer noch an vorne, Turi sieben Sekunden dahinter auf Platz zwei und Toth weitere sieben Sekunden hinter Turi auf dem dritten Rang, Otto Michna in einem weiteren Skoda Octavia WRC hatte sich mit einer soliden Leistung inzwischen bis auf Rang vier vorgearbeitet, allerdings betrug sein Rückstand auf die Führenden bereits über fünf Minuten!

Ein Dreikampf hatte sich in der Gruppe N entwickelt, Krisztian Botka, Mihaly Matics und Tibor Rabocsi lagen nur durch sieben Sekunden getrennt auf den Plätzen sechs bis acht. Auf Platz neun und immer noch vor Holczer im WRC lag Robi Butor, sein Vorsprung auf den zweitplatzierten Super1600er betrug unglaubliche zwei Minuten.

Auf der letzten Sonderprüfung riskierte Toth noch einmal alles, mit seiner vierten Bestzeit schob er sich um ganze 0,9 Sekunden an Turi vorbei auf Platz zwei, auf den ersten Platz fehlten am Ende lächerliche 3,7 Sekunden. Damit hatte Csaba Spitzmüller die erste Position von Anfang bis zum Ende inne, der Gruppe-N-Meister des Vorjahres feierte einen hochverdienten zweiten WRC-Sieg und setzte sich damit auch in der Meisterschaft an die Spitze. Da Benik diesmal leer ausging sind die Karten völlig neu gemischt und man darf sich auf eine spannende zweite Saisonhälfte freuen!

Den Gruppe-N-Sieg holte sich Krisztian Botka vor Matics und Rabocsi. Robert Butor schaffte es tatsächlich, seinen achten Platz zu behaupten und feierte damit eine triumphale Rückkehr, ob er es noch schafft, den A6-Meistertitel zu holen, hängt aber auch von seinen Konkurrenten ab: Sollten sich die beiden Suzuki-Piloten Olle und Keller sowie Kakuszi (VW) keine Ausfälle mehr leisten, werden auch drei weitere Siege für Butor nicht reichen.

Glück im Unglück hatte Dark Dog-Pilot Krisztian Hideg. Nachdem er zu Beginn hinter den WRCs den vierten Platz belegte, kostete ein Überschlag auf SP 5 fast drei Minuten, doch auch seine Konkurrenten in der Klasse A8 kamen kaum ohne Probleme ins Ziel und so blieb Hideg trotz eines ziemlich verbogenen Mitsubishi auf Platz zwei hinter Turan und konnte damit seine Meisterschaftsführung behaupten.

Endergebnis:

1. Spitzmüller C./Kazár Miklós, Toyota Corolla WRC 1:30:29,6 Std.
2. ifj.Tóth János/Bahor Bea, Peugeot 206 WRC + 3,7 Sek.
3. Turi Tamás/Kerék István, Skoda Octavia WRC + 4,6
4. Michna Ottó/Zsiros Gábor, Skoda Octavia WRC + 05:48,6 Min.
5. Botka Krisztián/Mihalik Péter, Mitsubishi Evo VI (1. N4) + 08:29,5
6. Matics Mihály/Árva Norbert, Mitsubishi Evo VI (2. N4) + 08:44,7
7. ifj.Rabócsi Tibor/Somogyi Pál, Mitsubishi Evo VI (3. N4) + 08:49,5
8. Bútor Róbert/Tóth Vilmos, Citroen Saxo S1600 (1. A6) + 09:19,5
9. Szajky István/Horváth Lajos, Mitsubishi Evo V (4. N4) + 09:23,2
10. Turán Frigyes/Csökő Zoltán, Mitsubishi Evo VI (1. A8) + 09:32,9
11. Holczer Dániel/Kuhar Antál, Toyota Corolla WRC + 09:38,6
12. Hideg K./Szenner Zsolt, Mitsubishi Evo VI (2. A8) + 10:12,7
13. Ollé Sasa/Kerék Balázs, Suzuki Ignis S1600 (2. A6) + 11:17,6
14. Keller Péter/Spitzer Gábor, Suzuki Ignis S1600 (3. A6) + 11:34,0
15. Tóth Tibor/Szabó József, Mitsubishi Evo VI (5. N4) + 11:52,5

Meisterschaftsstand (nach 5 von 8 Rallyes):

1. Csaba Spitzmüller 61 Punkte
2. Balasz Benik 55
3. Tamas Turi 44
4. ifj. Janos Toth 35
5. Norbert Herczig 28
6. Tamas Tagai 27
7. Robert Bútor 22
8. Ferenc Kiss 20
9. Krisztian Hideg 18
10. Krisztian Botka 18

Den nächsten Lauf zur ungarischen Rallye-Meisterschaft gibt’s von 12. bis 14. August 2005, dann findet die Budapest-Rallye statt – damit überschneidet sich die Veranstaltung leider genau mit dem Rallyesprint in Bruckneudorf.

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