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Hermann Gaßner - Sensations-Meister 2003

Hermann Gaßner hat sich beim Finale der Deutschen Rallye Meisterschaft den Meistertitel geholt, werfen Sie einen Blick auf das bayrische Rallye-Urgestein.

Er bleibt sich treu: Unauffällig, fast unscheinbar, nur mit seinem ruhigen Lächeln genießt Hermann Gaßner bei der 3-Städte-Rallye den Titel des Deutschen Rallye-Meisters. Der Bayer ist kein Mann der großen Worte. Bei seinem Heimspiel, dem DM-Finale rund um Straubing, gewinnt er fast erwartungsgemäß den Titel – und doch verbirgt sich dahinter eine kleine Sensation.

Ungünstigere Voraussetzungen nämlich sind für Gruppe-N-Piloten im Reglement kaum denkbar – und dennoch ist Castrol-Partner Hermann Gaßner nach seinem Titelgewinn 1995 erneut Deutscher Rallye-Meister geworden.

Ungünstige Voraussetzungen? Als Pilot eines seriennahen Gruppe-N-Autos kämpft der Mitsubishi-Fahrer nicht in der gleichen Liga wie die weitaus hochrangigeren WRC-Modelle um Gesamtsiege in der Deutschen Rallye-Meisterschaft. Selbst das allerdings ist ihm gelungen – bei der Saarland-Rallye stieg er ganz oben aufs Treppchen.

Durch den Umstand, mit einem fast serienmäßigen Modell gegen nominell weitaus stärkere Spezialkonstruktionen antreten zu müssen, muss Gaßner die für ihn nachteilhafte Arithmetik des Punktesystem in Kauf nehmen. Hatte er 1995 noch die gleichen Chancen wie alle anderen Teilnehmer, die jeweils nur in ihrer Klasse punkteten, so gilt inzwischen ein System, das auch Gesamtplatzierungen in Betracht zieht. Stärkere Fahrzeuge, die um den Gesamtsieg kämpfen, sammeln also bei Spitzen-Ergebnissen mehr Punkte.

Eine Chance auf den Meisterschaftstitel eröffnete sich dem Mitsubishi-Piloten erst durch die Ausfälle von Matthias Kahle. Zwei Mal ging der Skoda-Werkspilot – Dauersieger im Octavia WRC – leer aus. Die Technik ließ ihn bei der Oberland-Rallye und der Saarland-Rallye im Stich. Daraus freilich zu schlussfolgern, der Titel sei Gaßner in den Schoß gelegt worden, wäre falsch. Im Gegenteil: Bis zur letzten Wertungsprüfung der Saison 2003 musste der neue Meister kämpfen – und rechnen.

Mit Olaf Dobberkau etwa erwuchs dem Titelkandidaten vor allem in der zweiten Saisonhälfte ein starker Gegner, der ihn beim Heimspiel sogar schlug. Ironie am Rande: Dobberkau steuert Gaßners ehemaligen Mitsubishi.

Als Dobberkau in der drittletzten Prüfung der 3-Städte-Rallye dem Vorbesitzer seines Autos die Führung in der Gruppe N entriss, waren Rechenkünste angesagt. Alleine sieben Punkte verlor Gaßner durch den heißen Ritt seines Markenkollegen. Mit sieben Zählern Vorsprung vor Matthias Kahle freilich reichte es trotzdem noch zum Titel.

„Ich bin unglaublich erleichtert“, so der neue Meister nach dem knappen Titelgewinn. „Meine Gefühle sind in Worten nur schwer beschreibbar.“ Zu einem der ersten Gratulanten zählte der entthronte Meister Matthias Kahle. „Herzlichen Glückwunsch an Hermann Gaßner. Ich habe immer gesagt: Wenn er den Titel gewinnt, dann hat er ihn auch verdient. Im System der Deutschen Rallye-Meisterschaft sind Tempo und Zuverlässigkeit gleichermaßen wichtig“, so der Kahle anerkennend.

Längst ist Hermann Gaßner nicht mehr nur ein regelmäßiger Starter in der Rallye-DM, sondern eine der tragenden Säulen der Meisterschaft. Seit 1988, als er mit dem legendären Mitsubishi Starion noch zu den Exoten im Feld zählte, hat sich der Bayer zu einem Multitalent entwickelt. Auch in Österreich ist Gaßner eine fixe Größe in der Gruppe N, in den letzten Jahren haben sich etliche Piloten die Zähne am Vollblut-Rallye-Piloten ausgebissen.

Aus der technischen Kompetenz, seine Einsatzfahrzeuge stets in Eigenregie aufzubauen, schlägt er längst auch berufliches Kapital. Gaßner Motorsport, 1992 gegründet, bereit Rallye-Autos im Kundenauftrag vor. Damit hat sich der Rallyefahrer ein wichtiges wirtschaftliches Standbein geschaffen. Nur zwei Wochen nach dem DM-Finale, bei dem seine Mannschaft alleine fünf Rallyeautos betreute, kommen in Deutschland und Österreich insgesamt sieben Fahrzeuge aus den Hallen des Unternehmens gleichzeitig zum Einsatz.

Extreme Kontinuität und starke Teamleistungen zählen zu den Stärken der Mannschaft aus Bayern. Jahrelange treue Partner und Sponsoren, eine akribische Vorbereitung mit extrem geringer Fehlerquote und zuverlässige Mitarbeiter, zu denen natürlich auch Stamm-Beifahrer Siegi Schrankl zählt, prägen die Auftritte des Teams.

Hermann Gaßner, mit 44 Jahren längst dem Nachwuchs-Alter entwachsen, dürfte der deutschen Drifter-Szene auch in Zukunft erhalten bleiben. „Eigentlich wäre es jetzt am schönsten, damit aufzuhören“, sinnierte der zweifache Familienvater, der neben Motorsport auch Schwimmen und Radfahren zu seinen Hobbies zählt. „Aber meine Liebe zum Rallyesport ist einfach zu groß.“

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