
WRC: Australien-Rallye | 12.09.2014
Kris Meeke nützte seine Position
Kris Meeke konnte seine Startposition am ersten Tag der Australien-Rallye nützen und führt nun knapp vor der Volkswagen-Armada.
Michael Noir Trawniczek
Manche nennen es „unfair“ oder „künstlich“, andere sehen darin einen Ausgleich, der für deutlich mehr Spannung sorgt. Nein, es ist nicht die Rede von der Formel 1 und DRS, wenngleich die Lage sehr ähnlich ist. Während in der aerodynamisch hochgezüchteten Formel 1 der fehlende Windschatten ausgeglichen wird, gleicht in der Rallye-Weltmeisterschaft die Startreihenfolge auf der ersten Etappe einer Schotterrallye allzu große Performance-Unterschiede aus, die es nun einmal derzeit in der WM gibt.
Schließlich hat Volkswagen mit dem VW Polo WRC ganze Arbeit geleistet und sehr viel Geld in dieses Projekt investiert, während Teams wie M-Sport vergleichsweise am Hungertuch nagen, die Rennabteilung von Citroen ihr Knowhow auch in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft einsetzt und Hyundai noch mit einem Übergangsauto fährt, welches im Gegensatz zum für 2015 geplanten Wagen noch in Korea entwickelt wurde…
Dass die FIA 2015 auch am zweiten Tag den WM-Leader zum „Schotterfegen“ verurteilen möchte, hat bei Sebastien Ogier einen wahren Sturm der Entrüstung ausgelöst. So sehr, dass Teamchef Jost Capito gegenüber Autosport entgegnen musste, dass es mit dem Weltmeister zu einem Zerwürfnis kam. Die Frage, ob Ogier auch 2015 bei VW fahren werde, beantwortete Capito mit einem: „Ich denke schon.“
Am ersten Tag der Australien-Rallye konnte Ogier jedoch sehr gut mithalten – und weil sein Rückstand nach sechs Sonderprüfungen lediglich 2,6 Sekunden beträgt, ist das Ganze zumindest an diesem einen Tag dann gar nicht mehr so schlimm: „Ich bin wirklich happy! Wir sind nicht weit von der Spitze entfernt – daher können wir stolz darauf sein, was wir heute geleistet haben. Am Nachmittag lief es besser als im ersten Durchgang – alles in allem bin ich glücklich.“
Die Führung übernahm Citroen-Pilot Kris Meeke - nach der letzten echten Sonderprüfung des ersten Tages vermeldete der Brite voller Begeisterung: „Ich sagte zu meinem Copiloten: ‚Das ist der Speed, den wir fahren müssen, um mit VW mithalten zu können!‘ Was für ein Brummer! Und eine dermaßen tolle Sonderprüfung!“ Ob die zwei Sekunden Vorsprung auf die Volkswagen-Armada reichen werden, ist jedoch anzuzweifeln – denn am Samstag wird gestürzt gefahren.
Jari-Matti Latvala kämpfte am Vormittag mit Bremsproblemen, nachdem diese im Mittagsservice entlüftet wurden, lief es deutlich besser, sodass der Finnen die Prüfungen SP 5 und SP 6 mit Bestzeit abschließen konnte und er sich auf Platz zwei vorkatapultieren konnte. Doch nur wenige Zehntelsekunden dahinter lauert Weltmeister Ogier, weitere 2,6 Sekunden dahinter belegt Andreas Mikkelsen im dritten VW Platz vier, knapp dahinter liegt Mikko Hirvonen auf Platz fünf, der Finne liegt insgesamt auch nur 5,6 Sekunden zurück.
Weil sich Thierry Neuville auf SP 5 die Aufhängung beschädigt hatte, ist Hayden Paddon der bestplatzierte Hyundai-Pilot. Neuville konnte den Schaden auf der Verbindungs-Etappe reparieren, doch der Belgier verlor auf der Prüfung rund zwei Minuten und rutschte ab auf Platz zehn. Hayden Paddon fehlen auf Platz sechs liegend 43,4 Sekunden auf die Spitze, dahinter folgt Mads Östberg im zweiten Citroen, der ob seines Rückstands rätselt.
Auf Platz acht folgt Robert Kubica, der am Vormittag einen Dreher hatte und nach SP 6 vermeldete: „Vor allem in den schnellen Kurven komme ich immer wieder von der Linie ab, das muss ich präzisieren. Mein Gehirn denkt, es würde einlenken, doch ich lenke nicht genug ein. Ich hatte an diesem Nachmittag kein Vertrauen. Das ist ärgerlich – aber vielleicht bin ich auf diesem Gebiet einfach zu sensibel.“
M-Sport-Pilot Elfyn Evans und der erwähnte Hyundai-Pilot Thierry Neuville belegen die Plätze neun und zehn. Lokalmatador Chris Atkinson kann bei seinem neuerlichen Comeback in der WRC nicht mithalten, zudem kostete ihn am Schluss auch ein technisches Problem Zeit, er liegt mit 2:43 Minuten Rückstand auf Platz elf.
In der WRC2 führt Yazeed Al Rajhi im Ford Fiesta S2000 mit einem Vorsprung von 9,4 Sekunden auf Nasser Al-Attiyah im gleichen Auto. Fiesta R5-Pilot Jari Ketomaa liegt mit 26,1 Sekunden Rückstand auf Platz drei.
Es sind noch zwei kurze Zuschauerprüfungen zu absolvieren - was auf den beiden Superspecialprüfungen geschah, erfahren Sie im Bericht "Nach Tag 1 (SP 8)".
Nach SP 6
1. Kris Meeke Citroen 54:50.4 2. Jari-Matti Latvala VW +2.1 3. Sebastien Ogier VW +2.6 4. Andreas Mikkelsen VW +5.2 5. Mikko Hirvonen M-Sport Ford +5.6 6. Hayden Paddon Hyundai +43.4 7. Mads Östberg Citroen +46.6 8. Robert Kubica M-Sport Ford +53.4 9. Elfyn Evans M-Sport Ford +1:23.7 10. Thierry Neuville Hyundai +2:05.2