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Generationen-Gipfel – Wittmann & Wittmann

Franz Wittmann senior und Franz Wittmann junior sprachen vor ihrem gemeinsamen Start bei der Planai Classic über ihr Verhältnis als Vater und Sohn.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Markus Kucera

Zwei Rallye-Kapazunder an einem Tisch. Franz Wittmann senior (Rekord-Staatsmeister) und Franz Wittmann junior (IRC-Hoffnung) sitzen vor ihrem gemeinsamen Start bei der Planai Classic im Kaffeehaus am Marktplatz von Gröbming – für ein Interview zum Thema Vater/Sohn-Verhältnis…

Franz, was sind die positiven und die negativen Eigenschaften deines Vaters?

Franz Wittmann junior: Er ist ein Perfektionist. Und er ist ehrgeizig. Ohne Ende, immer gewesen, bei allen Sachen, die er macht. Dadurch hat er Dinge erreicht, die für mich unvorstellbar toll sind – die Staatsmeistertitel und auch die internationalen Erfolge. Dieser Ehrgeiz ist aber auch nach der Rallyekarriere weitergeführt worden – mit Projekten, die er sich in den Kopf gesetzt hat, wie beispielsweise dieser Golfplatz, wo er bei Null begonnen und einen der schönsten Golfplätze errichtet hat, wie Umfragen beweisen. Das gipfelt darin, dass er für den ÖGV ehrenamtlich als Präsident fungiert. Dieser Ehrgeiz und dieser Perfektionismus ist sicher seine größte Stärke, zugleich aber auch sein Schwachpunkt – denn er muss immer solche Aufgaben haben. Ohne solche Aufgaben ist es schwierig für ihn.

Wie sieht es umgekehrt aus? Was sagt der Vater über den Sohn?

Franz Wittmann senior: Franz ist ein Riesentalent, er wird sicher seinen Weg gehen. Was ich neben seinem Fahrtalent sensationell finde, ist zum Beispiel auch seine Art, wie er mit den Medien umgeht, wie er Interviews gibt – das ist einfach perfekt. Und auch die Fremdsprachen beherrscht er perfekt – da war ich bei weitem nicht so gut wie er. Rein vom Talent her ist er sicher besser als ich – ich musste mir das erst erarbeiten.

Wir beide haben ein typisches Vater/Sohn-Verhältnis – der Sohn glaubt am Anfang dem Vater nicht, er muss es selbst erleben. Erst wenn er es selbst erlebt hat, glaubt er dem Vater. Man hätte seine Entwicklung im Autofahren noch um einiges verkürzen können. Aber gut – jetzt sind wir so weit, dass der Franz mir glaubt und er auf gewisse Dinge, die ich noch weiß, schon auch hört.

Wie wäre das für dich gewesen, wenn du einen im Rallyesport erfahrenen und sehr erfolgreichen Vater gehabt hättest?

Franz Wittmann senior: Meiner hat sich nicht darum gekümmert – er durfte nicht einmal wissen, dass ich Rallye fahre. Ich habe mir das selbst erarbeiten müssen.

Wäre es mit einem erfahrenen Rallye-Vater schwerer oder leichter gewesen?

Franz Wittmann senior: Wahrscheinlich genauso schwer – weil ich es ihm ebenfalls nicht geglaubt hätte. Ich kann es nicht wirklich sagen…aber einfach wäre es sicher nicht gewesen…

Franz, sind die Tipps deines Vaters in der heutigen Zeit überhaupt noch anwendbar?

Franz Wittmann junior: Es gibt sicher generelle Dinge, die immer eine Bedeutung haben. Zum Beispiel die Reifenentscheidungen – auch wenn sich die Reifen entwickelt haben, gibt es da Prinzipien, die immer stimmen. Da verfügt mein Vater über Erfahrungswerte, die unverzichtbar sind und die man auch heute noch anwenden kann. Natürlich kann man nicht alles 1:1 übernehmen – es sind manche Bereiche viel wichtiger geworden, als sie damals waren. Die Rallyes haben heute diesen Sprintcharakter – damals wie heute wurde schnell gefahren, doch damals stand die Ausdauer noch mehr im Vordergrund, da gab es Sonderprüfungen bis zu 90 Kilometer Länge.

Franz Wittmann senior: Wobei ich finde, dass ich alle Epochen durch gelebt habe – die von Franz angesprochene Phase, in der die Ausdauer von Belang war und aber auch die Sprints mit dem WRC, in Österreich. Bei den Reifen kennen wir, mein früherer Beifahrer Jörg (Pattermann, d. Red.) und ich, deshalb so gut aus, weil wir zwischendurch bei den WM-Läufen immer als Schotter- oder Eisspion gearbeitet haben. Da haben wir die gesamte Entwicklung der Reifen miterlebt.

Und noch was: Ich traue mir zu, dass ich mich wieder reinsetze und genauso schnell fahren kann wie viele der Jungs in Österreich. Nur um das klarzustellen: Ich mag nicht mehr fahren, überhaupt nicht. Und den Franz kann ich auch nicht schlagen, aber mit dem Raimund Baumschlager könnte ich mithalten, mit gleichwertigem Material vorausgesetzt. Und ich spreche auch nur von Österreich, wo ich mich gut auskenne – aber: Auf einer WM- oder IRC-Rallye, wo die Besichtigung streng limitiert wird und man wirklich auf Schrieb fahren muss, könnte ich niemals mithalten, da wäre ich weit hinten. Das ist der große Unterschied.

In der IRC darf man nicht mehr als zwei oder drei Mal besichtigen, sonst bist du draußen, nicht wahr?

Franz Wittmann junior: Ja, das ist absolut Pflicht, es gibt keinerlei Möglichkeit, das zu umgehen – da ist es auch kein Problem, weil es für alle gleich ist.

War das immer schon so, dass die Besichtigung bei internationalen Rallyes so streng limitiert war?

Franz Wittmann senior: Nein. Früher sind wir ja mit den Mulettos – also mit Autos, die identisch waren mit unseren Rallyeboliden – in der Nacht über die Prüfungen gefahren. Und zwar schnell, sehr schnell.

Franz Wittmann junior: Der Klaus Wicha, ein guter Freund und früherer Beifahrer, hat mir erzählt, dass es in den Neunzigerjahren so war, dass sie mit den identischen Rallyeautos volles Programm in eine Richtung gefahren sind, fünf Kilometer, und dann wieder in die Gegenrichtung.

Franz Wittmann senior: Das ist alles vorbei – heute darfst du nur mit einem maximalen Topspeed zwischen 60 und 80 km/h die Besichtigung fahren, und eben zwei bis maximal drei Mal. Das heißt: Du musst in der IRC und auch in der WRC wirklich nach Schrieb fahren – und das könnte ich nicht. Da erkennt man auch den großen Vorteil eines Sébastien Loeb - er fährt seit vielen Jahren und daher kennt er viele Prüfungen eben schon. Und diesen Erfahrungsvorsprung kann ein junger Pilot nicht ausgleichen.

Franz Wittmann junior: Man hat es heuer bei dem Unfall des jungen Jari Matti Latvala gesehen. Weil er die Prüfungen nicht so gut kennt, riskiert er halt mehr und hat daher auch mehr Unfälle.

Franz Wittmann senior: Was ich in Österreich nicht leiden kann ist, wenn man so tut als würde man nur zweimal besichtigen und dann fährt man wie alle anderen zig Mal über die Prüfungen. Ich habe mir das ja angeschaut – und wer kommt daher? ….es ist ja auch egal, weil es ohnehin alle machen. Nur wenn jemand sagt: ‚Ich bin der Saubermann und ich mache es nicht!’ und er besichtigt dann öfter als alle anderen, da kriege ich dann einen ganz dicken Hals!

Wer von euch beiden wird bei der Planai Classic am Steuer sitzen?

Franz Wittmann junior: Wir werden uns abwechseln.

Franz Wittmann senior: Die Driftpartien fährt der Franz, also Trabrennbahn und Planai – den Rest, wo es für den Navigator unangenehm wird, da sitze ich am Steuer, da soll der Franz navigieren. Weil mir wird immer schlecht beim Lesen im Auto. Dann soll ihm einmal schlecht werden. (lacht)

Franz Wittmann junior: (lacht) Gut, ich darf wenigstens driften. Das ist dann ja eine ausgleichende Gerechtigkeit. Da ist es okay, wenn mir dann schlecht wird.

Habt ihr ein sportliches Ziel?

Franz Wittmann junior: Wir haben weder das Talent, noch die Ambition hier vorne mitzumischen. Das werden sich die Spezialisten ausmachen. Uns Ziel ist es, den Leuten eine gute Show zu bieten, unseren Spaß dabei zu haben u nd nicht zu sehr zu verfallen, wenn wir dann die Ergebnislisten sehen. Wir kommen einfach aus einer anderen Welt…

Franz Wittmann senior: Wir sind hier keine Profis. Wir haben zwar einen Tripmaster dabei, und vorhin hab ich mir gerade Schnitt-Tabellen geholt. Die hatte ich bisher ja nicht dabei.

Der Kopf wird also doch noch rauchen?

Franz Wittmann junior: Nein, er soll die Nadel zwischen 40 und 50 km/h halten und dann wird es schon passen.

Leider mussten die beiden recht bald aufgeben, eine Virusinfektion machte Franz Wittmann senior zu schaffen…

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