Rallye-WM: Australien, 01. - 04.11.01 | 03.11.2001
Marcus Grönholm klar in Führung, dahinter Burns, Auriol, Rovanperä, McRae und Mäkinen. Mörtl 15., Stohl Gr.N-Fünfter.
Bernhard Eder
Etappe 2: Der finnische Löwe hat alles im Griff
Nachdem die ersten fünf Piloten am Freitag nur durch wenige Sekunden getrennt waren, schien alles auf ein Sekundenduell um den Sieg hinauszulaufen. Dem ist dann aber doch nicht so. Auf teilweise feuchter Strecke gibt Marcus Grönholm am Samstag kräftig Gas - mit einer Serie von fünf Bestzeiten baut der regierende Weltmeister seine Führung auf 34 Sekunden aus.Subaru-Pilot Richard Burns liegt als bester der WM-Titelkandidaten auf Rang zwei, hinter den beiden Peugeot-Piloten Auriol und Rovanperä dann die WM-Leader McRae und Mäkinen auf fünf und sechs. Bleibt´s bei dieser Reihung, dann hätten wir vor dem WM-Finale folgenden Stand: McRae 42, Mäkinen 41, Burns 40 - megaspannend!
Gut verläuft der Tag für die beiden Österreicher: Achim Mörtl kommt auf Rang 15 nach vor, Manfred Stohl startet eine Aufholjaghd und ist bereits Gruppe-N-Fünfter. Pech für Delecour-Copilot Daniel Grataloup: der Franzose zieht sich bei einem Unfall erhebliche Verletzungen zu.
Peugeot: 1. Grönholm, 3. Auriol, 4.Rovanperä, 8. Panizzi
Peugeot ist auch am zweiten Tag der Australien-Rallye das mit Abstand stärkste Team: Marcus Grönholm baut seine Führung aus, Didier Auriol udn Gilles Panizzi verteidigen ihre Ränge drei und acht, Harri Rovanperä kommt auf Rang vier nach vor. Bleibt´s bei diesem Ergebnis, dann werden die Löwen vor dem WM-Finale die Führung in der Markenwertung übernehmen!
Im Etappenziel sieht man natürlich überwiegend zufriedene Gesichter bei Peugeot. Marcus Grönholm: "Nachdem wir nach der ersten Etappe die komplette Lenkung getauscht haben, fährt sich mein Peugeot 206 WRC nun sehr präzise, so wie ich es mag. Ich habe Druck gemacht, bin aber keine Risiken eingegangen. Diese Taktik hat bestens funktioniert."
Didier Auriol´s Fazit: "Am Morgen war ich mit dem Handling nicht zufrieden, vorsorglich haben wir ein Differenzial gewechselt. Danach lief es perfekt. Gratulation an Marcus, seine Zeiten waren unglaublich."
Harri Rovanperä klagt über kleinere Probleme: "Ich kenne mich in Australien noch nicht sehr gut aus, deshalb war ich teilweise unsicher mit meiner Reifenwahl. Doch zum Ende der Etappe lief es sehr gut."
Resümee von Sport-Direktor Corrado Provera: "Wir sind stolz auf die Leistungen unserer vier Fahrer. Mit fünf Bestzeiten hat Marcus bewiesen, dass er zu Recht Weltmeister ist. Harri macht seine Aufgabe, McRae hinter sich zu halten, perfekt. Auch Didier und Gilles erledigen einen guten Job."
Subaru: 2. Burns, 7. Solberg, Arai out
Die Hoffnungen von Subaru-Ass Richard Burns haben sich nicht ganz erfüllt - obwohl sein Impreza WRC auf der 2. Etappe absolut problemlos läuft, kann der Engländer mit Marcus Grönholm nicht mithalten. Zumindest von Didier Auriol hat sich Burns aber etwas abgesetzt - der zweite Platz, der die Titelchancen des Vizeweltmeisters erheblich erhöht, ist zum Greifen nahe.
Burns im Etappenziel: "Mir war auf der ersten SP heute bereits während der Fahrt klar, dass ich Zeit auf Marcus verlieren würde - ich bin nicht gut gefahren. Auf der nächsten SP hatte ich ein besseres Gefühl, verlor aber weiter an Zeit - Marcus muss unglaubliche gefahren sein. Aber noch ist die Rallye nicht zu Ende, wir werden weiterhin voll angreifen."
Licht und Schatten bei den beiden restlichen Subaru-Werkscracks: während Petter Solberg eine solide 2. Etappe herunterspult und wie schon nach dem ersten Tag auf Rang sieben zu finden ist, muss Toshihiro Arai bereits die Koffer packen. Der Japaner schlittert auf SP 11 in einen Baum, kann zwar weiterfahren, muss aber wenig später mit überhitztem Motor aufgeben. "Ganz klar mein Fehler", so der zerknirschte Arai.
Ford: 5. McRae, 9. Sainz, Delecour out
Der Rückfall Colin McRae´s kommt sozusagen mit Ansage: nachdem der Engländer Freitag Abend zu spät zur Startnummervergabe erschienen war und als "Strafe" die ungünstige Nr. 1 zugeteilt bekam, war klar, dass der Schotte mit dem Kampf um die Top-Plätze nichts mehr zu haben würde. Auch eine Finte der Ford-Teamführung hilft wenig. McRae´s Teamkollege Francois Delecour wird vor Start der Etappe 13 Minuten zu früh zum Stempeln geschickt, kassiert dafür eine 13-minütige Zeitstrafe - und "darf" als erster Pilot auf die Strecke gehen.
Deleocour scheidet allerdings auf SP 13 aus, McRae - ab SP 14 wieder als Erster auf der Piste - verliert auf der zweiten Etappe mehr als eineinhalb Minuten auf die Schnellsten. Zwischenrang fünf für den WM-Leader, knapp 40 Sekunden hinter dem Vierten, Harri Rovanperä. McRae ärgert sich immer noch über die "Strafe" der Rennleitung: "Ich verstehe nicht, warum mich die Organisatoren meine Startnummer für heute nicht wählen haben lassen. Rang fünf ist jetzt für uns wohl das höchste der Gefühle, wir liegen schon zu weit zurück."
Carlos Sainz, der seine Chancen auf eine Top-Platzierung schon am Freitag verspielt hatte, absolviert eine problemfreie 2. Etappe und liegt auf Zwischenrang neun. Absolut nicht problemfrei gestaltet sich dafür der Arbeitstag Francois Delecour´s: der Franzose kracht auf SP 13 gegen einen Baum, die Prüfung wird daraufhin gestoppt und gestrichen.
Während Delecour unverletzt bleibt, erwischt es Co-Pilot Daniel Grataloup doch einigermaßen arg: Rippenbrüche, gebrochenes rechtes Schlüsselbein, Bruch des rechten Schulterblattes und eine - allerdings eher leichte - Quetschung der rechten Lunge.
Delecour zum Unfall: "Ich habe angegriffen - vielleicht zu heftig, weil ich der erste Pilot auf der Strecke war - bin ins Schleudern gekommen und habe einen gerammt. Es war eine 5. Gang-Passage, aber sehr schmal. Traurig, dass ich meine Zeit bei Ford so beenden musste."
Mitsubishi: 6. Mäkinen, 11. Loix
Obwohl Tommi Mäkinen auf der Eröffnungs-SP des Tages mit Brems-Probleme zu kämpfen hat, dann auch noch durch einen Zwischenfall auf SP 15 weiter an Zeit einbüßt, gelingt dem WM-Leader der Sprung in die Punkteränge - Zwischenrang sechs für Big Mäk nach der 2. Etappe.
Dementsprechend zufrieden ist Mäkinen - vor allem auch, weil sich sein physischer Zustand gegenüber Freitag gebessert hat. "Das ist heute gar nicht so schlecht gewesen, vor allem mein Rücken hat nicht so geschmerzt. Mein Dreher stellt mich vor ein Rätsel - ich habe hart gebremst, plötzlich ist der Motor abgestorben. Manchmal passiert das, wenn die Räder blockieren, das war aber nicht der Fall. Morgen werde ich noch einmal voll angreifen, um den einen Punkt ins Trockene zu bringen."
Pech für Freddy Loix: der Belgier erscheint aufgrund eines Elektrikproblems zu spät zum Start von SP 14, bekommt eine Zeitstrafe von 2:10 Minuten aufgebrummt und fällt damit auf Rang 11 zurück. Loix: "Ich konnte etwas riechen, es war die Batterie. Wir haben dann den Motor doch noch in Gang gebracht. Ich bin enttäuscht, weil wir bis dahin gute Fortschritte gemacht hatten."
Hyundai:10. A. McRae, 12. Eriksson
Gleiche Situation wie schon auf der Eröffnungsetappe bei Hyundai: Alister McRae und Kenneth Eriksson haben mit ihrer ungünstigen vorderen Startnummer zu kämpfen, können daher nicht entscheidend Boden gut machen. McRae, der von Delecour´s Ausfall und Loix´s Zeitstrafe profitiert, kommt immerhin auf Rang zehn nach vor, Eriksson belegt den 12. Platz.
Alister McRae im Etappenziel: "Bei den SP´s am Nachmittag war die Strecke feucht, das hat zwar einen Unterschied zu gestern ausgemacht, der war allerdings nicht groß genug. Wenn man die Zeiten von Colin mit jenen von Marcus vergleicht - gestern waren sie knapp beisammen, und heute dieser riesige Zeitunterschied -, dann kann man ermessen, welchen Nachteil wir die gesamte Rallye über gehabt haben."
Kenneth Eriksson stößt ins gleiche Horn: "Es muss einen gerechtere Lösung bei der Startnummern-Vergabe gefunden werden. Wir wussten bereits gestern früh, dass wir keine Chance haben, wenn nicht sehr viele Autos vor uns ausfallen."
Die Österreicher: Mörtl 15., Stohl Gr.N-5.
Alles in allem zufriedenstellend verläuft die zweite Etappe der Australien-Rallye für die beiden Österreicher: Achim Mörtl ist auf Rang 15 nach vor gekommen, Manfred Stohl belegt in der Gruppe N Zwischenrang fünf.
Mörtl, der in Australien ja vor allem wertvolle Erfahrung auf Schotter sammeln möchte, kommt im Vergleich zur gestrigen Eröffnungsetappe mit den Bedingungen schon wesentlich besser zurecht. Der Kärntner fährt auf den SP´s 11, 14 und 16 jeweils die zwölfte Zeit, distanziert dabei arrivierte Piloten wie Kenneth Eriksson oder Gilles Panizzi.
Manfred Stohl startet die erwartete Aufholjagd. Auf fünf der sechs SP´s des zweiten Tages fährt der Wiener Bestzeit. Lediglich bei der Super-Special am Abend müss sich der regierenden Gruppe-N-Champ um hauchdünne 0,3 Sekunden geschlagen geben.
"Es lief perfekt", kommentiert Stohl. "Mein Auto fährt sich jetzt wieder sehr gut." Stohl kann seinen Rückstand auf den führenden Australier Ed Ordynski von drei auf 1:43 Minuten verringern und rückt damit auf den fünften Rang der Gruppe N nach vor. Für die 3. Etappe hat sich der Österreicher noch einiges vorgenommen: "Wir werden weiterhin attackieren und schauen, was möglich ist."