Rallye-WM: Australien, 01. - 04.11.01 | 29.10.2001
Vorschau
Der Titelkampf geht in seine entscheidende Phase - beim vorletzten WM-Lauf des Jahres in Australien will sich das Quartett Mäkinen-McRae-Burns-Sainz eine gute Ausgangspostion fürs WM-Finale sichern.
Bernhard Eder
Vorentscheidung Down Under?
Die Australien-Rallye ist erst seit 1988 im WM-Programm, gehört also zu den jüngsten WM-Läufen, hat sich aber trotz der fehlenden Tradition zum Nonplusultra des WM-Kalenders gemausert. Erfolgsgeheimnis: die einzigartige Organisation.Nirgendwo sonst in der Rallye-Szene wird Sport und Kommerz zu einem derart atemberaubenden Mix vermengt, bereits die Super-Special am Donnerstag im Langley Park wird zum spektakulären Show-Ereignis: neben dem 2.2 km langen Sprintrennen unter Flutlicht gibt´s ein Feuerwerk, Pop-Konzerte, Imbißbuden, Automobilshows - und das alles mit einer Eintrittskarte. In Australien ist der Kunde König!
Insgesamt sind auf den drei Etappen 1402 Kilometer zurückzulegen, 397 davon reine Sonderprüfungs-Kilometer. Das Besondere an Australien ist der rote Schotter: die Steine sind viel kleiner als in Europa üblich, traditionellerweise haben viele Piloten mit der extrem glatten und rutschigen Strecke so ihre Schwierigkeiten.
Zweites Merkmal: die Australien-Rallye ist sehr schnell, vergleichbar mit Finnland: Geschwindigkeiten an die 200 km/h sind keine Seltenheit, heikel wird´s, wenn auf der Strecke unerwartet ein Hindernis austaucht...
WM-Situation: das Quartett Mäkinen-McRae-Burns-Sainz hat noch alle Chancen auf den Titel
Der WM-Titelkampf 2001 ist spannend wie schon lange nicht mehr. Noch zwei Läufe (Australien, Großbritannien) sind ausständig, und an der Spitze der WM-Wertung gibt´s eine Pattstellung: Tommi Mäkinen und Colin McRae führen mit je 40 Punkten. Aber auch Richard Burns (Subaru) und Carlos Sainz (Ford) dürfen sich noch Chancen auf die begehrte WM-Krone ausrechnen. Der Rückstand der beiden in der WM an dritter bzw. vierter Stelle liegenden Piloten beträgt sieben bzw. acht Punkte. Ein Spitzenresultat, und sowohl Burns als auch Sainz haben beim WM-FInale in Großbritannien alle Chancen.
Nachdem die letzten beiden Asphalt-Rallyes eine rein französische Angelegenheit (Peugeot vs. Citroen) waren und die WM-Favoriten nur eine untergeordnete Rolle spielten, darf man gespannt sein, wie sich Mitsubishi, Ford und Subaru auf Schotter präsentieren. Als schwächstes Team dieses Trios hat sich zuletzt Mitsubishi präsentiert, seit Tommi Mäkinen´s tollem Safari Sieg im Juli geht überhaupt nichts mehr. Auch das neue Lancer WRC hat die Erwartungen - zumindest auf Asphalt - alles andere als erfüllt, in San Remo und auf Korsika mussten sich Mäkinen und Loix mit jeder Menge technischer Probleme herumärgern.
Ein klein wenig besser, wenn auch nicht optimal, lief´s zuletzt für Ford. Bei den beiden Asphalt-Rallyes in Italien und Frankreich gab´s gerade einmal drei Punkte für Carlos Sainz (Korsika), Colin McRae ging leer aus. Den besten Eindruck jener Teams, die noch ein heisses Eisen im WM-Feuer haben, hat in der jüngsten Vergangenheit Subaru gemacht. Auf Korsika belegte das Team von David Lapworth hinter den "unschlagbaren" Franzosen von Citroen bzw. Peugeot geschlossen die Ränge vier bis sechs. Seit der Finnland-Rallye Mitte August hat Richard Burns die meisten WM-Zähler aller Piloten gesammlt - insgesamt 19 - und sich damit erst wieder in den Titelkampf zurückgebracht.
2000: Mäkinen gewinnt - und wird disqualifiziert
Im Vorjahr war die Australien-Rallye ein wahrer Krimi - sowohl auf der Strecke als auch abseits. Tommi Mäkinen (Mitsubishi) gewann nach fast 400 Kilometern harter Sonderprüfungen mit einem hauchdünnen Vorsprung von 5,5 Sekunden auf Marcus Grönholm (Peugeot) und 8,8 Sekunden auf Subaru-Pilot Richard Burns, durfte sich über seinen Sieg aber nicht lange freuen: der Finne wurde disqualifiziert.
Nach der Rallye beanstandete die FIA den Turbolader des Mitsubishi, der technische Delegierte stellte Unterschiede zur homologierten Version fest - Big Mäk wurde aus der Wertung genommen. Teammanager Phil Short gab sich ahnungslos: "Das sind Teile, die von unseren Zulieferern fertig angeliefert werden. Keiner von uns wusste über diesen Reglementverstoß Bescheid."