Rallye-WM: Australien, 01. - 04.11.01 | 04.11.2001
Marcus Grönholm siegt vor Burns, Auriol, Rovanperä, McRae und Mäkinen. Mörtl 15., Stohl Gruppe-N-Sechster.
Bernhard Eder
Grönholm siegt, Titelkampf spitzt sich zu
Die Australien-Rallye 2001 hätte getrost bereits am Samstag beendet werden können: Marcus Grönholm bringt auf den abschließenden vier SP´s seinen Vorsprung souverän über die Runden, auch die übrigen Piloten in den Punkten (Burns, Auriol, Rovanperä, McRae, Mäkinen) verteidigen ihre Position, die sie schon nach Etappe zwei eingenommen hatten. In den Top-15 kommt´s überhaupt nur noch zu einer einzigen Rangverschiebung: Carlos Sainz und Gilles Panizzi tauschen die Plätze acht und neun.Grönholm, der bereits am Freitag auf SP 2 die Führung übernommen hatte und diese bis zum Schluss nicht mehr abgab, war der alles dominierende Pilot in Australien - sieben Sonderprüfungen gingen an den regierenden Weltmeister. Im Titelkampf hat sich die Situation vor dem WM-Finale in Großbritannien dramatisch zugespitzt: Colin McRae (42), Tommi Mäkinen (41) und Richard Burns (40) können jeweils mit einem Sieg im letzten Lauf die begehrte WM-Krone sichern, es kann freilich auch der Fall eintreten, dass alle drei Piloten die WM punktegleich beenden - Dramatik pur! In der Markenwertung hat Titelverteidiger Peugeot die Führung von Ford übernommen.
Unterschiedlich läuft´s für die beiden Österreicher auf der Abschlussetappe: Achim Mörtl hält seinen 15. Rang, Manfred Stohl, der nach toller Aufholjagd bereits auf Rang vier nach vor gekommen war, fällt mit Reifenschaden wieder auf den 6. Platz der Gruppe N zurück.
Peugeot: 1. Grönholm, 3. Auriol, 4.Rovanperä, 9. Panizzi
Ein tolles Wochenende endet für Peugeot mit den Rängen 1, 3, 4 und 9. Alles happy bei den Löwen -mit diesem dritten Top-Resultat en suite (nach den beiden 16ern von San Remo und Korsika) hat man vor dem WM-Finale die Führung in der Markenwertung übernommen, liegt nun vier Zähler vor Ford!
Marcus Grönholm, der seinen Vorjahrssieg wiederholt: "Ich bin überglücklich! Seit gestern früh wußte ich, dass wir gewinnen können, nach den Änderungen an der Lenkung war das Auto toll zu fahren, ich konnte voll angreifen. Das Resultat ist vor allem auch für unser Team sehr erfreulich, wir kommen jetzt als WM-Leader nach Großbritannien. Ich werde mein Bestes geben, damit wir unseren Titel verteidigen."
Positiv auch das Resümee des Drittplatzierten Didier Auriol: "Es war eine tückische Rallye, aber ich bin mit meinen Leistungen und der Zuverlässigkeit des Autos zufrieden. Drei Peugeot 206 WRC unter den besten vier und vier Fahrzeuge in den Top 10, das ist einfach ein Traum-Ergebnis."
Restlos zufrieden natürlich Peugeot-Sport-Direktor Corrado Provera: "Wir reisen als WM-Leader in der Marken-WM nach Großbritannien, und das ist für das gesamte Team phantastisch. Lange Zeit hatte ich zwei Träume. Und ich habe mir mir einen Sieg von Marcus Grönholm in Australien gewünscht und gehofft, dass die Weltmeisterschaft erst in Großbritannien entschieden wird - beide Dinge sind in Erfüllung gegangen."
Subaru: 2. Burns, 7. Solberg
Zum Sieg hat´s zwar nicht gereicht, dennoch verlässt das Subaru-Team Australien posotiv gestimmt: Richard Burns pirscht sich mit Rang zwei an die in der WM vor ihm liegenden Colin McRae und Tommi Mäkinen heran, kann jetzt den Titel noch aus eigener Kraft holen.
Burns gibt sich im Etappenziel zufrieden: "Mehr war für uns hier nicht wirklich drin hier, Marcus war gestern sehr schnell. Sechs Punkte sind eine feine Sache. Ich denke, dass der WM-Titel in England zwischen Colin und mir entschieden wird, Tommi muss sich wahrscheinlich anstrengen, um mit uns Schritt zu halten. Es wird ein guter Kampf, davon bin ich überzeugt."
Petter Solberg, nach der 2. Etappe nur 0.4 Sekunden vom 6. Platz entfernt, verliert durch einen Reifenschaden gleich zu Beginn der Abschlussetappe entscheidende Sekunden auf Tommi Mäkinen, muss sich letztendlich mit Rang sieben begnügen. Wenigstens einen Punkt für die Markenwertung bedeutet dieses Resultat.
"Das war eine wirklich gute Rallye für mich", so Solberg. "Ich bin mit meiner Performance sehr zufrieden, vor allem angesichts der Tatsache, das ich in Australien noch nicht so viel Erfahrung habe. Als ich heute nach der ersten SP merkte, dass mir Tommi einige Zeit abgenommen hatte, war mir klar, dass es hart werden würde, ihn noch abzufangen."
Ford: 5. McRae, 8. Sainz
Aufgrund der Nullnummer von Carlos Sainz ist nun Colin McRae das einzige heiße Ford-Eisen im Titelkampf - der Schotte übernimmt mit Rang fünf die WM-Führung. Sainz, der nun bereits neun Zähler Rückstand aufweist, hat nur noch theoretische Chancen auf die WM-Krone.
Die Chance auf eine Spitzenplatzierung musste sich Colin McRae ja bereits am Freitag Abend abschminken, als er zur spät zur Startnummervergabe erschien und dadurch für Samstag die ungünstige Nummer eins zugeteilt bekam.
Auf der letzten Etappe macht McRae zwar noch mächtig Boden auf den vor ihm liegenden Harri Rovanperä gut, verfehlt Rang vier aber letztendlich doch um 10.8 Sekunden. Das Resümee des WM-Leaders: "Das war kein besonders gutes Event. Ich verstehe die Aktion der Organisatoren vom Freitag Abend immer noch nicht. Das hat im Grunde meine Rallye zerstört"
"Wir haben angriffen, was das Zeug hält, aber Rang fünf war das Höchste der Gefühle. In Großbritannien wird es wieder besser für uns laufen, davon bin ich überzeugt. Der Titel wird wahrscheinlich zwischen Richard und mir ausgefahren, aber wir dürfen natürlich auch nicht auf Tommi vergessen. Er war zwar in Großbritannien noch nie wirklich besonders gut, aber das war auch noch nie notwendig."
Mitsubishi: 6. Mäkinen, 11. Loix
Australien bringt für Tommi Mäkinen zwar nicht die erhofft Top-Platzierung, da allerdings auch Big Mäk´s bislang schärfster Titelrivale Colin McRae über Rang fünf nicht hinauskommt, ist in der WM für den vierfachen Titelträger noch nichts verloren - die Entscheidung fällt im letzten Lauf.
Nach den Problemen der ersten beiden Tage ist Mäkinen mit dem Ausgang der Australien-Rallye 2001 halbwegs zufrieden: "Heute hat´s ganz gut geklappt. Wir sind auf Schotter schon etwas näher an der Spitze dran als zuletzt auf Asphalt. Nach einigen Änderungen im Set-Up ist es immer besser gelaufen, wir haben das bei den Tests nicht richtig hinbekommen. Vor Großbritannien wartet noch viel Arbeit auf uns."
Dass das WM-Finale hart wird, weiß Mäkinen nur allzu genau: "Ob wir in den Titelkampf noch eingreifen können, wird vor allem davon abhängen, ob wir das Auto in den nächsten drei Wochen entscheidend verbessern."
Hyundai:10. A. McRae, 12. Eriksson
Solide Leistung - wie schon an den ersten beiden Tagen - von Hyundai: Alister McRae und Kenneth Eriksson haben mit dem Kampf um die Punkte zwar nichts zu tun, verteidigen aber ohne große Mühe ihre Ränge zehn und zwölf. Ein Resultat, das das Potential des Accent WRC in etwa widerspiegelt, wenn auch zu bedenken gilt, dass die beiden Hyundai-Cracks durch ihre jeweils niedrigen Startnummern benachteiligt waren.
Fazit von Alister McRae: "Das war nicht gerade ein großartiges Event für uns. Heute ist die Strecke mit jeder Starter schneller geworden, unser Nachteil war daher besonders groß. Ich freue mich jetzt schon sich auf meine letzte Rallye für Hyundai in Großbritannien."
Kenneth Eriksson: "Das Resultat ist enttäuschend, aber wir wussten von Anfang an, dass es hart für uns werden würde. Es muss etwas an einem System geändert werden, wenn Fahrer von der ersten SP an wissen, dass sie aufgrund ihrer Startnummer nicht wirklich nicht die Chance haben, in die Punkte zu fahren."
Die Österreicher: Mörtl 15., Stohl Gr.N-6.
Licht und Schatten bringen die vier Sonntags-SP´s für die beiden Österreicher: Achim Mörtl verteidigt seinen 15. Rang trotz eines Ausritts letztendlich souverän. Manfred Stohl wird bei seiner Aufholjagd, die ihn bereits auf Rang vier nach vor gebracht hatte, wieder einmal durch das Technikteuferl gestoppt - Reifenschaden, der Wiener fällt in der Gruppe N auf Rang sechs zurück.
Mörtl, der die Rallye am Freitag eher vorsichtig begonnen hatte, dann auf der zweiten Etappe aber einen Zahn zulegen konnte und mit guten SP-Zeiten aufhorchen ließ (Rang 12 auf den SP´s 11, 14 und 16), kommt am Sonntag nur einmal kurzfristig ins Schwitzen: auf der letzten SP bricht dem Kärntner 100 Meter vor dem Ziel nach einem waghalsigen Sprung und anschließender unsanfter Landung ein Rad weg. Mörtl rettet sich auf drei Rädern und im Rückwartsgang über die Ziellinie!
"Ich bin nicht unzufrieden, immerhin habe ich einen Schotterspezialisten wie Hagström distanziert und auch einige sehr gute SP-Zeiten erzielt", so das Australien-Fazit des Österreichers, der auch beim letzten WM-Lauf in Großbritannien mit einem Subaru WRC des Allstars Teams am Start sein wird.
Für Manfred Stohl endet die Rallye hingegen enttäuschend: nach toller Aufholjagd zu Beginn der letzten Etappe ist der Wiener von einem Gruppe-N-Podiumsplatz nur noch sieben Sekunden entfernt. Doch auf SP 18 kommt für Stohl der Rückschlag - ein Reifenschaden kostet den Österreicher dreieinhalb Minuten, das bedeutet den Rückfall auf Rang sechs.
Trotzdem ist Stohl mit seiner Performance an sich nicht unzufrieden: "Ich bin hier sehr gut gefahren, aber es sollte einfach kein Sieg für mich drin sein. Das ist Pech." Beim WM-Finale in Großbritannien startet Stohl wieder mit dem Fiat Punto Kitcar in der Super 1600-Weltmeisterschaft.