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Erster Porsche-Sieg seit 20 Jahren

Während alle von der Formel 1 reden, gibt’s bei den Sportwagen die Action: Die 12 Stunden von Sebring 2008 waren ein echter Klassiker.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: ALMS, Porsche

Aufatmen bei der American Le Mans Series: Audi macht auch in Amerika weiter. Zwei R10 sind für die 2008er-Saison bestätigt, die Ingolstädter absolvieren heuer ein Doppelprogramm in Amerika und Europa.

Für Peugeot war die 56. Auflage der 12 Hours of Sebring nur ein Gastauftritt, aber die Franzosen haben durch ihren Speed aufhorchen lassen.

Die ersten drei Stunden des Rennens waren eine französische Galavorstellung. Im Bezug auf schiere Geschwindigkeit konnten die beiden R10 nicht mit dem einzelnen Peugeot 908 HDi FAP mithalten.

Dazu waren auch die kleineren Prototypen der LMP2-Klasse im Kampflaune und mischten fröhlich an der Spitze mit.

Lietz im Pech

Gleich zu Beginn des Rennens gab es „bad news“ für das Flying-Lizard-Team: Die Nr. 46 von Richard Lietz bekam beim Überrunden von einem Audi R10 eine „Watschen“ und segelte in die Reifenstapel.

Trotz schwerer Schäden brachte Teamfahrer Johannes van Overbeek den Porsche 997 an die Box zurück, dann begann das Reparieren – die Chancen auf einen Klassensieg waren für die 46er-Crew damit dahin. - Richard Lietz' Statement zum Unfall finden Sie über die rechte Navigation!

Audi-Bösewicht Dindo Capello entschuldigte sich brav für das Missgeschick, aber was hilft’s? Lietz & Co. blieb nur das Beobachten des GT2-Kampfes Porsche gegen Ferrari. Doppelt frustrierend: Die beiden Schwesterautos von Flying Lizard holten sich letztendlich einen Doppelsieg…

Peugeot: Stark angefangen…

Ganz vorne im Feld änderte sich das Bild erst allmählich. Nach ungefähr 90 Minuten waren feine Rauchwölkchen am Heck des 908 zu sehen. Nein, Dieselqualm war’s nicht; denn zu Beginn der dritten Stunde tauchte der 908 unangekündigt in der Boxengasse auf.

Die Hydraulik gab den Franzosen offensichtlich Probleme zu lösen. Neun Runden verlor das Auto mit der Nummer 7, dann gab es eine kurze, jedoch überaus intensive Aufholjagd.

Nach fast genau 60 fulminanten Minuten verschwand der „Pjuuu-scho“ (wie man in Amerika sagt) dann direkt im Fahrerlager für ein sehr großes Service. Der Grund: Ein Hydraulik-Leck irgendwo unterhalb des Getriebes.

Herren der Ringe?

Damit war an der Spitze für den Moment etwas die Luft draußen, der Audi-Konvoi flüsterte sich in Richtung des schätzungsweise 275. Sebring-Sieges. In diesem Jahrtausend hat noch kein anderer Hersteller gewonnen…

Dann komplette Panik im Audi-Lager zur Halbzeit des Rennens – Turboschaden an der Nr. 2! Dieses Auto fiel weit, weit zurück. Auch das Schwesterauto hatte kleinere Zores, der Peugeot trotz der schnellsten Rennrunden aussichtslos zurück - und plötzlich führten die „kleineren“ LMP2-Autos!

Im Zuge des großen Service wurden beim Zweier-Audi auch die Bremsscheiben getauscht – ein eigentlich völlig unüblicher Tausch. Und am Ende der 7. Stunde war die Aufholjagd des Einser-Audi de facto zu Ende, auch dieses Auto musste die Bremsscheiben tauschen! Lange Gesichter bei Audi, vielleicht darf eine Ausrüsterfirma sich auf einen baldigen Anruf freuen?

Zweieinhalb Stunden vor Schluss schmiss Mike Rockenfeller dann noch den zu dieser Zeit bereits aussichtslos platzierten Zweier-Audi in die Barriere.

Aufstand der „Kleinen“

Somit führten die Porsche RS Spyder und die Werks-Acura! Die große Entdeckung des Rennens war Acura-Fahrer Marco Andretti. Wie die Zeit vergeht - sein Opa Mario hat hier 1970 gewonnen. Marcos gute Leistung blieb leider unbelohnt, es gab einen technischen Ausfall spät im Rennen. Die Andretti-Dynastie gibt jedenfalls weiter fleißig Gas!

Im letzten Renndrittel war das Penske-Team mit dem Werks-Porsche Spyder in Front, dahinter rangelten die beiden privaten Dyson-Spyder mit dem Acura des mexikanischen Fernandez-Teams. Tolles Racing auch noch in den letzten Stunden dieses langen Rennens – mit mehr Überholmanövern als in einer ganzen Formel-1-Saison!

Drama bis zum Schluss!

Der große „Mover & Shaker“ der Schlussphase war Adrian Fernandez, der König der Opportunisten. Mit einigen schlauen Manövern, und offensichtlich auch einem wirklich guten Auto unterm Allerwertesten, katapultierte sich der Mexikaner in Stunde 11 an die zweite Stelle. Nur 30 Sekunden Rückstand auf den Leader…

Und es wurde noch knapper. Fernandez drängte weiter, Romain Dumas im Penske-Porsche hielt die Führuing. Der letzte Tankstop brachte eine Vorentscheidung, aber vorbei war es noch lange nicht.

Nach einer ungeheuer spannenden letzten Stunde war klar: Acura muss auf den ersten Sieb in Sebring noch warten – und Porsche holt neben dem GT2-Sieg auch den ersten Gesamt-Triumph seit 20 Jahren. Mit einem schlanken Vorsprung von 13 Sekunden, nach 12 Stunden Renndauer!

Leider gab es nach der technischen Kontrolle eine Disqualifikation für den Acura, damit hat Porsche einen Doppelsieg (Penske Nr. 7 vor Dyson Nr. 20) - Audi erbt den (verdienten?) 3. Gesamtrang.

Der GT1-Sieg geht mangels Konkurrenz an Corvette, in der GT2 siegt, wie schon erwähnt das Team Flying Lizard mit den beiden Porsche 997.

Wenn die Rennen der europäischen LMS-Saison nur halb so spannend werden, dann könnte es sein, dass am Ende der Saison 2008 nicht mehr so viel über die Formel 1 geredet wird.

Resultat 12 Hours of Sebring 2008:

1. Dumas/Bernhard/Collad (Porsche RS Spyder LMP2) 351 Rd. in 12:01.39,587 Std.
2. Franchitti/Leitzinger/Lally (Porsche RS Spyder LMP2) + 1.02,084 Min.
3. Capello/Kristensen/McNish (Audi R10 TDI LMP1 ) + 1.07,697 Min.
4. Smith/Dyson (Porsche RS Spyder LMP2) - 1 Rd.
5. Brabham/Sharp/Johansson (Acura LMP2) - 2 Rd.
6. Luhr/Rockenfeller/Werner (Audi R10 TDI LMP2) - 18 Rd.
7. Lienhard/Theys/Lammers (Porsche RS Spyder LMP2) -18 Rd.
8. O’Connell/Magnussen/Fellows (Corvette C6.R GT1) - 23 Rd.
9. Field/Field/Berry (Lola LMP1) - 24 Rd.
10. Beretta/Gavin/Papis (Corvette C6.R GT1) - 31 Rd.

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