24h-Rennen Daytona | 27.01.2008
Modefarbe Gelb
Wenig Glück für die Österreicher beim großteils verregneten Marathon in Florida – historischer Sieg für Montoya & Co.; Mazda gewinnt GT.
Johannes.Gauglica@motorline.cc; Bilder: Grand-Am
Die Top 30 standen bereits am Donnerstag fest, alle anderen hatten Im freitäglichen Qualifying die Möglichkeit zur Verbesserung. Das Synergy-Team nutzte nach Richard Lietz' Donnerstags-Ausrutscher die Chance und okkupierte letztlich immerhin Startplatz 41 statt 66.
Sonniges Florida?
Wichtigstes Accessoire heuer war der im US-Rennsport so ungeliebte Scheibenwischer. Die Vorhersage kündigte Regenschauer bis Sonntag früh an, und sie hatte recht. Unangenehm vor allem für die NASCAR-Fahrer, die bei Nässe ja Pause machen. NASCAR-Haudegen Kurt Busch absolvierte seinen Turn im starken Regen: „Ich bin jetzt fast 30 Jahre alt, und das war mein erstes Rennen im Regen - ich habe rasch lernen müssen, was zu tun war!Und finster ist’s außerdem - rund um den Daytona International Speedway gibt es eine mächtige Flutlichtanlage, und auch beim Rolex 24 fährt man "under the lights".
Aber die Lichter werden auf Sparflamme zurückgedreht. Und die Nacht dauert hier über 10 Stunden - länger als beispielsweise in Le Mans.
Knapp vor dem Start entschlossen sich etliche Teams noch zum Wechsel auf „Wets“. Damit waren diese Autos, darunter einige der Schnellsten, beim Start in der Boxengasse gefangen und mussten hinterherstarten. Das brachte die Boxenstrategien durcheinander und sorgte für eine Unzahl an Führungswechseln – ein bestimmender Faktor der ersten Rennhälfte.
Alles anders in Amerika
Heißes Thema Reifen: Heuer gibt es neue Einheits-Pneus; und das ungewohnte neue Material sorgte bei einigen Teams für gewisse Eingewöhnungsschwierigkeiten. Vor allem die Regenreifen bekamen teilweise keine gute Kritik. Für die GT-Fahrzeuge stand außerdem keine Intermediate-Mischung zur Verfügung.Und eine kuriose Boxen-Regel: Bei Safety-Car-Phasen durften in der ersten Runde nur die Prototypen an die Box, in der zweiten nur die GT - ärgerlich, so man denn mit einem GT-Auto dringend (Sprit, Technik, menschliches Bedürfnis?) die Boxen aufsuchen muss.
Und „Full Course Cautions“ gab es einige: Satte 24 Gelbphasen, das bedeutet insgesamt mehr als sechs Stunden neutralisiertes Rennen. Auch das ist Daytona!
DP: Überleben ist alles
Es gab 15 verschiedene Leader; alle Wechsel der Gesamt- und GT-Führung durchzugehen, wäre sinnlos. Ein vernünftiges Bild des Rennens ergab sich erst am Sonntag früh. Bei Anbruch der Dämmerung waren noch die sechs ersten Autos in einer Runde, nach und nach hatten sie dann ihre Probleme.Jimmie Johnson & Co. in der Nr. 99 (Getriebe) büßten ebenso ihre Zeit in der Garage ab wie die Polesitter, die Nr. 60 von Michael Shank Racing (Aufhängung). Auch der Brumos-Porsche Nr. 59 hatte einen Aufhängungsbruch in der Steilkurve… - einen Highspeed-Dreher später waren die Siegchancen weg.
Der Crawford-Porsche von Alex Job Racing beendete sein Rennen dafür mit einem eindrucksvollen Motorplatzer - kein Gesamtsieg dieses Jahr also für die Stuttgarter. Eine Vorentscheidung kam zu Beginn der 21. Stunde: Zu dieser Zeit lagen Michale Shanks Nr. 6 und die Titelverteidiger, Chip Ganassis Nr. 01 mit Montoya & Cie., wenige Sekunden voneinander getrennt an der Spitze.
Dann kam die Schrecksekunde für den jungen Burt Frisselle im Auto von Michael Shank Racing: Reifenschaden in der Steilkurve! Er brachte das Auto zurück an die Box, dort wurde auch auf Aufhängungsschäden gecheckt – und somit gab es einen einsamen Leader.
Montoya gab sich nach seinem letzten Boxenstop abergläubisch: „Ich will jetzt noch gar nicht ans Gewinnen denken!“ - Für Chip Ganassi und seine Crew war es der dritte Sieg in Folge, auch das ein Rekord. Die Sieger heißen Scott Pruett, Memo Rojas, Dario Franchitti und natürlich Juan Montoya im Riley-Lexus.
Happiness im NASCAR-Lager, denn neben Montoya und "Neo-Stocker" Dario Franchitti stehen noch zwei Stockcar-Boys am Stockerl: der regierende Meister Jimmie Johnson (mit Jon Fogarty, Alex Gurney und Jimmy Vasser) im GAINSCO-Riley-Pontiac auf P2, und Kurt Busch (mit Ryan Briscoe und Helio Castroneves) im Riley-Pontiac von Penske-Taylor Racing.
GT: Zoom-Zoom
Totaler Erfolg also für Chassis-Herstelelr Riley, auch bei den GT; denn Riley hat auch den RX-8 gebaut. Der kleine, flinke Mazda zeigte (trotz kleiner, flinker Dreher) von der Pole Position weg eine starke Leistung durch die Nacht.In der Schlussphase war der Kreiskolben-Japaner des SpeedSource-Teams mit der Startnummer 70 sicher in Führung vor einer ganzen Porsche-Armada der Racers Group.
Die Österreicher: Sowohl TRG-Fahrer Martin Ragginger (er durfte den Start-Turn fahren) als auch Richard Lietz im Synergy-Auto Nr. 81 hatten ihre Zeit an der Spitze der GT-Zeitenliste und sahen anfangs wie echte Favoriten aus. Weder für Ragginger noch für Lietz sah es letzten Endes aber sehr gut aus.
Bei Synergy begannen Partick Huisman und dann auch Lietz mit starken Turns; später hatte Robert Doornbos ein abenteuerliches Erlebnis, als nach Kontakt mit einem überrundenden Prototypen (Hauptverdächtiger: Ryan Hunter-Reay im Wagen Nr. 91) die linke vordere Radaufhängung brach – und das bei voller Fahrt im Banking. Auch Herrenfahrer Steve Johnson hatte in der Nacht noch einen Zwischenfall zu verzeichnen, somit waren die Chancen auf einen Podiumsplatz für Lietz/Huisman/Doornbos/Johnson passé.
Seit 14 Jahren war die deutsche Marke in Daytona nicht ohne einen Klassensieg geblieben - eEine Phalanx von drei TRG-Autos versuchte in der Schlussphase für Porsche zu retten, was noch zu retten war. Martin Raggingers Nr. 62 war leider nicht darunter. Dieses Auto bekam am Samstag-Abend auch einmal die schwarze Flagge zu sehen – offizielle Strafe, oder Ruf an die Box mangels Funkverbindung?
Da waren Ragginger/Claudio Burtin/Jack Baldwin/Scott Tucker/Ed Zabinski allerdings bereits auf dem Weg bergab in der Zeitenliste, sie kamen nicht ins Ziel. Zwei Stunden vor Schluss schickte TRG-Boss Kevin Buckler, ganz Gentleman, erste Gratulationen in Richtung der Mazda-Box: „Die haben gute Arbeit geleistet, und wenn sie’s schaffen, sind wir zufrieden mit unseren Podiumplätzen“.
Und so war es: Die GT-Sieger heißen David Haskell, Sylvain Tremblay, Nick Ham und Rafael Matos im Mazda RX-8, vor dem Porsche Nr. 66 (Bryce Miller/Ted Ballou/Andy Lally/Richard Westbrook) und der Nr. 67 (Emanuel Collard/Tim George Jr./Spencer Pumpelly/Bryan Sellers/Romain Dumas).