
Le Mans Series: 1000km Spa | 10.05.2009
Na endlich: erster Sieg für Christian Klien!
Von Gelbphasen zerrissenes Rennen in Spa – Diesel immer noch überlegen – Jetalliance am Stockerl, Peter out - GT2-Sieger Richard Lietz nachträglich disqualifiziert!
Viele Safety-Car-Phasen zerrissen das zweite Rennen der heurigen Le Mans Series, die Generalprobe für die 24 Stunden von Le Mans. Aus österreichischer Sicht war die Reihe 1 ein angenehmer Anblick: die Autos von Klien und Alex Wurz (der seinen Peugeot 908 HDi auch qualifizierte) führten das 51-Auto-Feld in den Marathon.
Es begann gleich mit zwei Safety-Car-Auftritten innerhalb der ersten zehn Runden aufgrund etlichen Konfusionen am Start: Fahrzeuge neben der Strecke, eine verhaute Startprozedur… - in Le Mans funktioniert das besser!
Und dann musste Bruno Senna nach Reifenplatzer an seinem Oreca-Auto zurück an die Box. Der Brasilianer sorgte, nach einer eigentlich recht ansprechenden Leistung, auch gegen Ende des Rennens nochmals für Aufregung.
Pech für Wurz & Co.
Die Pechvögel im Team von Peugeot Sport waren, genau wie im Vorjahr, wieder Alex Wurz & Freunde in der Nummer 9. Während das Schwesterauto Nr. 7 mit Klien/Pagenaud/Minassian recht unbehelligt seine Runden drehte, hatte die Nr. 9 mit Wurz/Marc Gené/David Brabham auch heuer wieder das Pech für sich gepachtet.
Zunächst eine Kollision mit einem GT2-Auto, Aufhängungsschaden und Reparatur; und dann für eine andere Kollision Zu Beginn des Rennens eine vierminütige Stop&Go-Strafe (oder sagen wir besser: Kaffeepause). Der 13. Platz war es dann am Schluss für diesen Peugeot.
Benzinbrüder
Die Teamkollegen in der Startnummer 7 hielten sich die Benzin-Gegnerschaft relativ leicht vom Leib, dort diktierten Pescarolo Sport und Aston Martin Racing das Geschehen.
Das Auto Nr. 007 startete wegen des Motorwechsels ebenfalls aus der Boxengasse; Stefan Mücke/Jan Charouz/Tomas Enge krempelten in der Folge die Ärmel auf. Nach einigem Auf & Ab schnappte das britische Werksteam beim letzten Restart noch dem Oreca-Auto Nr. 10 den Stockerlplatz weg und feierte Platz 3 mit einer Runde Rückstand.
Nur 27 Sekunden ließ sich das Team Nr. 16 von Henri Pescarolo abnehmen: Jean-Christophe Boullion und Christophe Tinseau gehen heuer auf die Meisterschaft los. Im Gefecht um Platz 2 bugsierte Tinseau den Oreca Nr. 10 von Nicolas Lapierre in Eau Rouge von der Strecke – die Offiziellen sagten dazu nichts.
Damit sind Aston Martin und Pescarolo ex aequo Punkte-Leader in der LMS. Am Gesamtstand weniger interessiert war man bei Peugeot, das Team Nr. 7 absolvierte einen gelungenen Test unter Ernstfallbedingungen. Den letzten Turn im Peugeot Nummer 7 übernahm Christian Klien, und nach etlichen feinen Leistungen im Peugeot-Cockpit holt sich der Vorarlberger endlich einen Sieg.
Es gab insgesamt sieben Gelbphasen, nicht zuletzt wegen etlicher Unfälle. Zehn Runden vor Schluss schmiss Bruno Senna seinen Oreca-AIM bei Blanchimont in monumentaler Fasson in die Barriere – „DNF“ statt Platz 10, aber der Brasilianer blieb unverletzt.
Die Klassen
Knappe Entscheidung bei den LMP2: der dänische Essex-Porsche RS Spyder wurde bis ins Ziel vom Lola-Coupé des Speedy Racing Team gejagt. Emmanuel Collard, Casper Elgaard und Kristian Poulsen haben 1,6 Sekunden Vorsprung auf Benjamin Leuenberger/Jonny Kane/Xavier Pompidou.Das Match zwischen Poulsen und Leuenberger in den letzten paar Runden war sehenswert. Auch Philipp Peter im Zytek 07S von GAC Racing hatte eine Zeit lang die Führung in der Klasse inne; ein Aufhängungsbruch führte aber zum Ausfall.
In der Drei-Auto-Show der Klasse GT1 siegte, der Papierform gemäß, die Corvette von Luc Alphand Aventures mit Luc Alphand persönlich, Yann Claray und Patrice Gueslard. Dahinter erreichen Erik Janis/Peter Kox/Philip Salaquarda ein feines Resultat für Lamborghini.
Schon in der ersten Stunde war der Aston Martin von Jetalliance Racing ein Besucher an der Box, und er verweilte dort unangenehm lang: Elektronikprobleme, eine halbe Stunde ging verloren.
Später hatte Thomas Gruber einen Ausrutscher ins Kiesbett (er war beileibe nicht der einzige an diesem ereignisreichen Nachmittag), dennoch kam das niederösterreichische Team ins Ziel und somit aufs Stockerl!
Schlechte Nachricht für Lietz!
Ferrari gg. Porsche bei den GT2: Rob Bell, Gimmi Bruni und Matteo Bobbi in ihrem F430 waren bis zum Ende der vorletzten Stunde in Führung, dann machte ein gebrochener Kühler ihre Chancen zunichte.Antonio Garcia, Jaime Melo und Leo Mansell wollten dann noch den Sieg für Maranello holen, sie scheiterten aber an Richard Lietz und Marc Lieb: sieben Sekunden entscheiden für die Porsche-Crew.
Zwei österreichische Siege in Spa? offenbar doch nicht - denn spät am Abend kam die Hiobsbotschaft: Wagen Nr. 77 wegen nicht näher bezeichneter technischer Unstimmigkeiten ausgeschlossen! Details werden noch bekanntgegeben, jedenfalls ein bitteres Ende der 1000 Kilometer von Spa für Richard Lietz!
Update: Ein Protest eines Gegners hat die Kommissäre auf eine Beschädigung am Porsche aufmerksam gemacht (sie kann also so augenfällig nicht gewesen sein). Das Auto hat wegen dieses leichten Kollisionsschadens die Mindestbreite nicht mehr erreicht... - das Team geht jedenfalls in die Berufung.
Und das war die – für manche Teams recht teure – Generalprobe für Le Mans! Damit geht die LMS in ihre große Pause, im Juni dreht sich alles um den „Grand Prix d’Endurance“ an der Sarthe.
Die klassische Revanche für Le Mans gibt es am 23. August bei den 1000 Kilometern am Nürburgring, vorher reist das Feld noch an die Algarve für den Lauf in Portimao am 2. August.
O-Ton Klien: "Besseres Racing kann man kaum haben!"
“Es war wie erwartet ein verdammt hartes Rennen und der Rhythmus wurde durch die vielen Safety Car Phasen immer wieder unterbrochen”, resümierte Christian Klien nach 143 langen Runden auf seiner Lieblingsrennstrecke.“Mit 51 Autos auf der Strecke wird einem vor allem mental einiges abverlangt, wenn man mit über 300 km/h unterwegs ist und nie genau weiß, ob die Fahrer der langsameren Klassen auch ihre Rückspiegel verwenden.”
Das Resumee nach dem Ardennen-Klassiker, der zudem Kliens Debüt in der LMS war, fällt durchwegs positiv aus:
“Zunächst fühlt es sich natürlich fantastisch an, wieder einmal in der Mitte des Podiums zu stehen. Ich liebe Spa. Ich habe hier 2004 meine ersten Formel 1-Punkte geholt.
Es ist eine echte Mutstrecke: wir fahren mit dem Peugeot 908 die Eau Rouge auch voll mit 275 km/h, der Rundenschnitt ist über 200 km/h. Besseres Racing kann man kaum haben.
Unsere Marschroute Richtung Le Mans passt perfekt. Die Standfestigkeit wird immer besser, der Benzinverbrauch ist optimiert und die Boxencrew hat einen sensationellen Job erledigt. Schade nur, dass das zweite Auto Probleme hatte, aber es zeigt, wie schnell es einen in diesem Sport erwischen kann.
Jetzt können wir es alle kaum erwarten, im Juni nach Le Mans zu kommen. Ein besonderer Dank nochmals an Mario Theissen und das BMW Sauber F1 Team, das mir die Freigabe für dieses Wochenende erteilt hat. Ein Sieg ist immer der beste Boost für die Moral im Team!”