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24h Nürburgring

Weekend im Wald

Über 200 Autos, und die Konkurrenz stärker denn je - BMW & Audi wollen Manthey "knacken" - wieder einige ÖsterreicherInnen am Start.

Johannes Gauglica

Wie schaut am Nürburgring ein Einbruch bei den Starterzahlen aus? 2009 meldeten sich knapp 180 Teams zum 24h-Marathon an. Das klingt immer noch mächtig, war aber deutlich weniger als in den Vorjahren, wo die Maximalzahl von 230 im Training und 210 im Rennen erreicht wurde.

Heuer sind die Aussichten wieder freundlicher für die Macher des größten Rundstreckenrennens der Welt; über 200 Teams haben eine Nennung abgegeben. Deutlich ist der Zuwachs vor allem bei den internationalen Kategorien GT3 und GT4, die ihre eigenen Klassen haben.

Das ist eine effektive "Schnittstelle" an die internationale Renn-Welt der FIA, der Teufel steckt jedoch auch hier in der für diese Klassen üblichen "balance of performance", der Angleichung der Fahrzeug-Leistungen mittels Restriktoren, Gewicht, etc.

Mischkulanz & Zündstoff

Angeglichen müssen die Autos auch an die althergebrachten 24h-Specials werden, die bislang den größten Anteil der Starter stellen. Bis jetzt funktioniert die Formel; das Rennen 2009 war spannend.

Aufgeweicht haben die Offiziellen ihr Regelwerk aber durch die Möglichkeit, GT2-Autos mit Einzelgenehmigung starten zu lassen. Davon macht z.B. das Team Farnbacher Gebrauch und bringt den ersten ernstzunehmenden Ferrari seit Menschengedenken ins 24h-Rennen.

Außerdem hat sich die Einladungsklasse E1-XP wieder lauthals zu Wort gemeldet: Dorthinein kam der BMW M3 GT2, der hier in der Version der American Le Mans Series startet. Er unterscheidet sich in der Hinterachsgeometrie von dem Auto, das wir in der LMS gesehen haben. Außerdem darf hier, wie generell an allen Autos, ein ABS zum Einsatz kommen.

Solange die Balance stimmt und kein politischer Nachgeschmack bleibt, soll uns diese Vielfalt recht sein! Um die einzelnen Klassen brauchen wir und in der Folge nicht mehr zu kümmern, denn es geht für BMW, Audi, Porsche & Co. letzten Endes nur um den Gesamtsieg.

Die Titelverteidiger: Porsche

Porsche setzt auf das Team von Olaf Manthey, und der ist vollends auf GT3-Fahrzeuge umgestiegen. Der 911 GT3 R hat in den bewährten Händen der Titelverteidiger Marc Lieb/Timo Bernhard/Romain Dumas/Marcel Tiemann bereits das erste VLN-Rennen gewonnen. Er ist einer aus einer Reihe von schnellen Manthey-Porsche, die an den Start gehen werden.

Dazu hat Manthey Racing noch ein spezielles Fahrzeug in Pflege, nämlich den 911 Hybrid, mit dem Richard Lietz und Martin Ragginger auf die Reise durch die Eifel gehen werden. Einen Stockerlplatz bei der VLN mit ihren 4h-Rennen hat der Porsche mit Mischbetrieb immerhin schon geschafft; jetzt muss er die lange Distanz durchhalten.

Audi ganz privat

Auch die Gegner aus dem Hause Audi sind allesamt Kundenteams, lesen wir in der Pressemeldung und können uns ein Schmunzeln nicht verkneifen. Denn einige sind privater als andere. Im Vorjahr kam ein R8 LMS auf Gesamtrang 2 ins Ziel, heuer wollen Sportchef Dr. Ullrich und seine Crew noch mehr.

Die Mannschaften von ABT Sportsline, Phoenix Racing und Black Falcon bringen insgesamt sieben R8 LMS an den Start. Aus reinem Privatvergnügen finden sich die Audi-Stars aus den Le-Mans- und DTM-Programmen ein.

DTM-Champ Mattias Ekström fährt mit seinen DTM-Kollegen Mattias Ekström und Oliver Jarvis sowie dem Endurance-Veteranen Marco Werner eines der Abt-Autos, das andere pilotieren Christian Abt, die Ex-Porschefahrer Emmanuel Collard und Lucas Luhr sowie Christopher Mies.

Bei Phoenix Racing sind die Crews Frank Biela/Marcel Fässler/Pierre Kaffer und Hans-Joachim Stuck/Frank Stippler/Mike Rockenfeller/Marc Basseng/Marc Hennerici die schlagkräftigsten; Dennis Rostek/Luca Ludwig (der Sohn des DTM-"Königs" Klaus Ludwig) und Marc Bronzel vertrauen auf Zuverlässigkeit statt Star-Power.

Stärkeres Team des Zwei-Auto-Einsatzes von Black Falcon sind Johannes Stuck/Sean Paul Breslin/Kenneth Heyer/Christer Jöns.

BMW: Star-Power

Nur zwei Autos, aber genausoviel Potential bei BMW: Das Werksteam Schnitzer will dort ansetzen, wo die Marke 2005 aufgehört hat, nämlich bei einem Sieg für einen M3.

Das Auto ist neu, die Fahrer Weltklasse: Jörg Müller (ALMS)/Augusto Farfus (WTCC)/Uwe Alzen (Ring-Hero)/Pedro Lamy (u.a. Peugeot-Werkspilot in Le Mans) und Dirk Werner (ALMS)/Dirk Müller (ALMS)/Dirk Adorf (Ring-Hero)/Andy Priaulx (mehrfacher Tourenwagen-Weltmeister).

Die Anderen

Der pfeilschnelle, unzuverlässige und bildschöne Ford GT ist leider nicht mehr dabei; einen mindestens ebenso reizvollen Anblick wird der schon angesprochene Ferrari F430 des Farnbacher-Teams abgeben. Mit Dominik Farnbacher und Allan Simonsen sind zudem zwei internationale Profis am Steuer.

Lexus hat sein Superauto LF-A mit V10-Motor in zweifacher Ausfertigung am Start und möchte gern eine prominentere Rolle spielen als bei den letzten beiden Antritten. Benchmark für japanische Hersteller ist immer noch ein 5. Gesamtplatz für den guten alten Feuerspucker Nissan Skyline.

Aber werks- bzw. werksunterstützte Fahrzeuge finden sich in dem großen Feld nicht nur in den größten Fahrzeugklassen. So bringt Subaru einen Impreza unter der Nennung von Subaru Tecnica International – mehr muss man dazu nicht sagen. Die Japaner hoffen auf das letzte bisschen Fortune, das ihnen bislang gefehlt hat.

OPC Race Camp, Teil 2: Das Finale

In der Klasse SP3T trifft der Subaru unter anderem auf die beiden Opel Astra des OPC Race Camp. Wir erinnern uns: Das OPC Race Camp ist ein Casting-Programm für Hobby-Racer mit angeschlossener Reality-Fernsehshow. Auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten hat Opel das Projekt weiter betrieben. Im Juli 2009 war Motorline.cc zu Gast hinter den Kulissen des OPC Race Camp – hier lesen Sie mehr darüber!

Somit geht das Casting unter der Ägide von Mentor Manuel Reuter und Jury-Chef Joachim Winkelhock jetzt ins Finale seiner zweiten Staffel. Bei der Premiere waren ja mit Martin Karlhofer und Stefan Leitner auch zwei Österreicher mit dabei; diesmal ist von Rot-Weiß-Rot in der Gruppe der zehn verbliebenen FinalistInnen leider nichts zu sehen.

Wir drücken also stellvertretend den beiden Schweizern Thierry Kilchenmann und Roger Büeler die Daumen, genau wie natürlich den Finalisten aus Deutschland: Die Herren René Hiddel, Jean-Marie Rathje, Hendrik Scharf, Dennis Rieger, Arne Hoffmeister und Sebastian Amossé werden ins Rennen gehen; als Ersatzfahrerin erreicht Charlotte Wilking als erste Dame das Finale des OPC Race Camp.

In diesem Stadium sind alle nur mehr Gewinner, denn sie haben die Auslese aus anfänglich 22.000 (zweiundzwanzigtausend) hoffnungsvollen Nachwuchs-Racern geschafft. Immerhin 750 von ihnen kamen noch durch die erste Auswahl.

Die Autos des OPC Race Camp sind zwei Opel Astra OPC (no na) im Look der vorigen Modellgeneration, allerdings voll mit Renntechnik nach „state of the art“ und mit ca. 300 PS. Einen 24-Stunden-Testlauf haben die beiden Teams schon hinter sich, jetzt wird’s ernst.

Sie haben reelle Chancen auf den Klassensieg, denn Volkswagen hat mit den in den letzten Jahren dominanten Scirocco GT24 vollends in die Kategorie der alternativen Treibstoffe gewechselt; man fährt mit Erdgas.

Start frei für den WRC-Sieger

Eine Klasse höher gibt Jari-Matti Latvala sein Debüt bei einem 24h-Rennen. Bereits beim 4h-Lauf erreichte er gemeinsam mit seinen Teamkolleginnen, der Tirolerin Daniela Schmid und der deutschen Journalistin Anja Wassertheurer, den dritten Rang in der Klasse SP4T für Turbos bis 2,6 Liter Hubraum.

Gefahren wird wiederum der von der FH Köln aufgebaute Ford Focus RS. Letzte sind sie schon jetzt, nämlich auf der Nennliste - mit Startnummer 250. Größtes Medieninteresse ist dem Team sicher.

Die Österreicher im Feld: Ja es sind auch heuer wieder einige mit dabei. Neben den bereits genannten Richard Lietz, Martin Ragginger und Daniela Schmid sind die meisten anderen unserer Landsleute in der Klasse der VLN-Serienautos unterwegs.

Gerald Fischer, Michael Hollerweger und ihr bayerischer Kollege Stephan Lipp führen das Projekt "Histo-Cup goes Nordschleife" seiner Krönung entgegen. Behalten wir ihren BMW 325 im Auge, er ist grüner als die grüne Hölle und somit nicht zu übersehen!

Armin Zumtobel, ebenfalls Histo-Cup-erprobt, und Ring-Routinier Erich Trinkl haben einen M3 zur Verfügung, ebenso die Herren Günther Spindler/Richard Purtscher/Kurt Fournier/Konrad Fuchsberger in einem komplett rot-weiß-roten Team. Auch Mini-Challenge-Kämpfer Hari Proczyk hat bei einem M3-Team angeheuert.

In der SP3 der Zweiliter-Specials fährt Dieter Svepes wieder den Honda S2000, der voriges Jahr so viel TV-Sendezeit hatte: Das Auto verlor vor laufenden Kameras ein Rad. Heuer haben Svepes & Co. hoffentlich mehr Glück! Als Feinspitz par excellence erweist sich erneut Manfred Kubik.

Der Wiener ist auf zwei großkalibrigen Audi gemeldet; neben dem ehrwürdigen V8 mit Automatik hat sein Team auch einen noch etwas wuchtigeren A8 mit W12-Motor (und zweifellos ebenfsalls mit automatischem Getriebe) im Talon.

Los geht die 24-Stunden-Hatz um dne Nürburgring am 15. Mai um 15 Uhr! Übrigens: Es soll zeitweise regnen, wer hätte das gedacht...

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