WTCC: Macao | 21.11.2010
Spiel, Satz und Sieg für Chevrolet
Mit einem Doppelsieg von Huff und Muller im 1. Heat holt sich Chevrolet die Herstellerwertung, Michelisz gewinnt turbulenten 2. Heat.
Chevrolet ist am Ziel: Rob Huff und Yvan Muller feierten im turbulenten ersten Rennen von Macao einen souveränen Doppelsieg und bescherten dem Team damit den Gewinn der Herstellerwertung 2010. Tiago Monteiro (SR) stieg als Dritter mit auf das Siegerpodest am Guia Circuit, Gabriele Tarquini (SR) und Norbert Michelisz (Zengö) kamen auf den weiteren Positionen über die Linie.
Allerdings unter Gelb, denn in der vorletzten Runde hatte es einmal mehr einen Zwischenfall gegeben, der das Safety-Car auf den Plan rief. Im letzten Umlauf des Rennens durfte daher nicht mehr überholt werden - Sieg und Titelgewinn für Chevrolet waren also vorzeitig gesichert. Zuvor hatte es bereits viele Unfälle gegeben, die schon in Kurve eins einige Piloten aus dem Rennen nahmen.
Das prominenteste Opfer der ersten Meter war Andy Priaulx (BMW Team RBM). Der Brite lieferte sich auf der Anfahrt zum ersten Linksknick ein Duell mit seinen direkten Gegnern, wobei Gastfahrer André Couto (SR) leicht nach links zog und den rechten Kotflügel von Priaulx traf - erst kreiselte Couto, dann folgte der unschuldig in diesen Crash verwickelte Priaulx, der Michel Nykjaer (Sunred) aufgabelte.
Alle drei Fahrzeuge waren nach mehreren "Feindberührungen" und Einschlägen in die Leitplanke nicht mehr fahrtauglich, einzig Priaulx humpelte zurück in die Boxengasse. Weiter vorne ging zunächst alles glatt. Huff und Muller hatten ihre Spitzenposition am Start behauptet und fuhren als sichere Führende auf die erste schwierige Bremszone zu. Das Feld fädelte sich indes durch die Unfallstelle.
Überraschenderweise blieben weitere Folgecrashs aus, sodass sich nun alles auf die Anfahrt zur Lisboa-Kurve konzentrierte. Dort verschätzte sich Alain Menu (Chevrolet), krachte in die Reifenstapel und fiel bis auf Rang 15 zurück. Mit ramponierter Front konnte der Schweizer sein Rennen aber fortsetzen. Menu kämpfte sich in den verbleibenden Runden sogar noch bis in die Top 10 vor.
Das Safety-Car sorgt für Ordnung auf der Strecke
Die Rennleitung schob dem Treiben auf dem Guia Circuit angesichts der heftigen Unfälle in Kurve eins aber erst einmal einen Riegel vor und schickte das Safety-Car auf die Strecke, das den Betrieb für vier Umläufe neutralisierte. Beim Neustart wollte aber keine Ruhe einkehren, denn bis auf Yukinori Taniguchi (Bamboo) waren alle Beteiligten hellwach - Tom Coronel (SR) vielleicht nicht unbedingt...
Der niederländische Rennfahrer rauschte nach der Mandarin-Kurve leicht ins Heck von Darryl O'Young (Bamboo), der möglicherweise etwas zu früh für die Lisboa-Kurve bremste, und schickte den Chinesen in die Leitplanken. Von dort wurde O'Young wieder zurück auf Kurs und geradeaus auf den nächsten Rechtsknick geschleudert, um dort den unglücklich agierenden Fredy Barth (Sunred) zu treffen.
Der Schweizer hatte keine Chance, dem Bamboo-Geschoss auszuweichen, und beide Fahrzeuge landeten in den Reifenstapeln der Lisboa. Gelbe Flaggen wurden geschwenkt, die Piloten entstiegen ihren Autos unverletzt und langsam aber sicher wurde es ruhiger im Starterfeld. An der Spitze wurde es noch einmal spannend, denn Monteiro erhöhte den Druck auf Muller, kam aber nicht vorbei.
Farfus fällt immer weiter zurück
Tarquini schnappte sich indes überaus souverän Augusto Farfus (BMW Team RBM) noch vor der schnellen Mandarin-Kurve und übernahm dadurch den vierten Rang hinter Huff, Muller und Monteiro. Gleichzeitig hatte Menu seine Aufholjagd vorerst abgeschlossen: In Runde acht war der Chevrolet-Pilot auf der achten Position angekommen, den er Kristian Poulsen (Poulsen) abgenommen hatte.
Farfus fiel indes immer weiter zurück- Spekulierte der Brasilianer seinerseits etwa auf den achten Platz und nahm absichtlich Tempo raus? Binnen weniger Kilometer verlor Farfus jedenfalls noch zwei weitere Ränge an Michelisz und Coronel und fand sich plötzlich auf Position sieben wieder. Doch auch damit war die Action noch nicht zu Ende: Henry Ho verunfallte in der Stadt und Coronel wurde bestraft.
Ersteres rief das Safety-Car erneut auf den Plan, weshalb das um zwei Runden auf elf Umläufe erweiterte Rennen unter Gelb und hinter dem Sicherheitsauto beendet wurde. Coronel bog indes ab in die Boxengasse und absolvierte die Durchfahrtsstrafe, welche ihm die Rennleitung für den Crash mit O'Young aufgebrummt hatte. Wahrscheinlich zu unrecht, wie von den Beteiligten zu hören ist.
Chevrolet in Feierlaune: Doppelsieg und WM-Titel
Chevrolet konnte das freilich egal sein. Die Mannschaft von Chevrolet Europa Motorsport-Manager Eric Nève feierte den Doppelsieg von Huff und Muller - und durfte zugleich den WM-Titel in der Herstellerwertung bejubeln. Muller steht nun auch offiziell als Weltmeister bei den Fahrern fest, Huff belegt nach seinem Rennerfolg auf dem Guia Circuit den zweiten Platz in dieser WM-Tabelle.
Hinter Monteiro, Tarquini, Michelisz, Farfus und Menu erreichte Poulsen das Ziel als Achter und gewann damit die Privatierkonkurrenz von Macao vor Franz Engstler (Engstler) und Mehdi Bennani (Wiechers), die beim ersten Rennen die Top 10 abrundeten. Sergio Hernández (Proteam) wurde Elfter und führt weiterhin in der Privatfahrer-Wertung. Coronel landete abschließend auf Position zwölf.
Priaulx sah die Zielflagge letztendlich als 22., denn sein BMW Team RBM hatte den BMW 320si des britischen Ex-Weltmeisters noch während des ersten Laufs repariert und erneut auf die Strecke geschickt. Damit verschaffte sich Priaulx eine etwas bessere Ausgangslage als die anderen Ausgeschiedenen, was bei einem Starterfeld von 27 Piloten aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist...
Rennen 2: Massencrash und weitere Turbulenzen
Beim letzten Saisonrennen der WTCC überschlugen sich die Ereignisse: Ein Massencrash dezimierte das Feld schon auf der ersten Runde und am Ende gewann ein Macao-Neuling - Norbert Michelisz (Zengo) ist der große Sieger beim Showdown der Tourenwagen-WM am südchinesischen Meer. Hinter Gabriele Tarquini (SR) holte Rob Huff (Chevrolet) den dritten Platz beim Finale im "Casino".Weltmeister Yvan Muller (Chevrolet) beschloss den zweiten WM-Lauf auf den vierten Rang und setzte damit einen starken Schlusspunkt unter seine Saison, die er vor Tarquini und Huff - die beiden sind nach Macao punktgleich - auf dem ersten Tabellenplatz beendet. Im Rennen sahen indes nicht alle die Zielflagge des Jahres: Gleich nach dem Start krachte es auf dem Guia Circuit einmal mehr heftig.
Es kracht schon in der ersten Runde
Selbst die Kameras konnten nicht auflösen, wie es zum Massencrash in der Police-Kurve gekommen war, der einen Großteil des Hinterfeldes ab Rang 14 in Mitleidenschaft zog. Ganz vorne stand Andrei Romanov (Engstler), der damit die Bahn für die nachfolgenden Autos blockierte. Kräftig demoliert waren unter anderem die Rennwagen von Fredy Barth (Sunred) und Darryl O'Young (Bamboo).
Danach war erst einmal Durchatmen angesagt, denn die Rennleitung ließ sofort rote Flaggen schwenken und die 13 Spitzenautos an der Ziellinie Aufstellung nehmen, wo das Rennen erst um 13:45 Uhr Ortszeit erneut freigegeben wurde. Zuvor hatten sich die Fahrer am Ende des Feldes einsortiert, die beim Police-Crash zwar eingeklemmt, aber noch immer ein intaktes Auto hatten.
In der Reihenfolge der ersten Runde ging es weiter - und Michelisz führte das Feld hinter dem Safety-Car um den Kurs. Der ungarische WTCC-Debütant hatte sich beim Start von Rang vier aus nach vorne geschoben und führte bei seinem ersten Auftritt in Macao den letzten WM-Lauf des Jahres an! Zu diesem Zeitpunkt hatten die Zuschauer und die Piloten bereits eine Schrecksekunde hinter sich.
Neustart: Michelisz hat alles unter Kontrolle
Alain Menu (Chevrolet) war beim Start nicht von seinem zweiten Startplatz weggekommen, wurde aber geschickt von den hinter ihm losfahrenden Rivalen umschifft und konnte dem Feld schließlich noch hinterher hetzen - ein Auffahrunfall blieb dank der guten Reaktion der restlichen Piloten zum Glück aus, zumindest bis zur Mitte des zweiten Sektors ging in der Startrunde aber alles glatt.
Auch der Neustart - Michelisz behielt einen kühlen Kopf, wärmte vor der letzten Kurve noch einmal die Reifen an, stieg dann früh und überraschend aufs Gas und distanzierte seine Verfolger - verlief ohne Probleme, wobei der von der Pole-Position gestartete Kristian Poulsen (Poulsen) sofort Federn und vor der Lisboa-Kurve gleich drei Autos passieren lassen musste, ehe er in Runde vier ausschied.
Kampflos zog indes Huff an seinem Teamkollegen Yvan Muller (Chevrolet) vorbei. Der Brite hatte in Macao mit Abstand das beste Tempo und machte im letzten Saisonrennen noch einmal Jagd auf den zweiten WM-Platz. Sehr zum Leidwesen von Augusto Farfus (BMW Team RBM), den Huff sofort unter Druck setzte. Für sein massives "Anklopfen" erhielt Huff zwar eine Verwarnung, ließ aber nicht nach.
Farfus muss sich zur Wehr setzen
Immer wieder tauchte der Chevrolet-Pilot auf der langen Gerade aus dem Windschatten seines BMW Rivalen auf und probierte es mit Vorliebe in der Bremszone der Lisboa-Kurve, die Farfus allerdings geschickt innen abdeckte. Stück für Stück nahm Huff daraufhin die Heckschürze seines Vordermanns auseinander und presste sich schließlich in Runde sechs durch eine kaum vorhandene Lücke.
Damit hatte sich der Brite den dritten Rang gesichert und lag über fünf Sekunden hinter der Spitze. Huff wollte aber mehr und drehte mehrere schnellste Runden en suite, um die Führenden noch einzufangen. Mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit konnte der 30-Jährige den Anschluss zu Tarquini herstellen, mehr als Platz drei war auf den Straßen von Macao aber nicht mehr drin.
Stattdessen legte sich nun Muller mit Farfus an, dessen Heckschürze wild umher flatterte. Über Runden hinweg versuchte der neue Champion, sich am BMW Routinier vorbeizuarbeiten, wobei die beiden WTCC-Piloten besten Rennsport zeigten. Farfus musste aber letztendlich zurückziehen, denn sein Fahrzeug war auf den Geraden kaum dazu in der Lage, dem Chevrolet von Muller Paroli zu bieten.
Die Saison endet auf der Zielgeraden von Macao
Damit waren die Positionen bezogen, nur ein Zwischenfall sorgte noch kurz für Aufsehen: Masaki Kano (Engstler) beendete sein Rennen in der Fisherman's-Kurve und sorgte noch einmal für gelbe Flaggen, dann fand die Saison auf der Zielgeraden von Macao ihr Ende: Michelisz siegte souverän vor Tarquini und Huff und feierte beim Jahresausklang der Tourenwagen-WM seinen ersten Sieg.
Dadurch ergibt sich folgender WM-Endstand: Muller (331 Punkte) gewinnt den Titel vor Tarquini (276) und Huff (276), der aufgrund der geringen Sieganzahl Dritter wird. Priaulx (240), Monteiro (177), Menu (173) und Farfus (167) folgen auf den weiteren Positionen. Bei den Herstellern hat Chevrolet 2010 mit 715 Zählern deutlich die Nase vor SEAT Customers Technology (641) und BMW (580).
In der Privatierwertung geht der Fahrertitel an Hernández (156). Franz Engstler erreicht mit 127 Punkten den zweiten Platz. Poulsen (117), O'Young (104) und Mehdi Bennani (Wiechers/91) belegen die Verfolgerränge. In der Teamwertung siegt das Proteam (248) vor Bamboo (189) und Engstler (162). Michelisz ist der Sieger der Rookiewertung 2010.