
Rallye Dakar 2013 | 07.01.2013
Peterhansel wieder in Führung
Erneuter Umsturz in der Gesamtwertung: Sainz verliert halbe Stunde, Teamkollege Al-Attiyah siegt, doch die Gesamtführung übernimmt Peterhansel.
Foto: Red Bull/GEPA
Die dritte Etappe der Rallye Dakar veränderte erneut das Bild der Gesamtwertung. Nasser Al-Attiyah gewann mit dem neuen Buggy den 243 Kilometer langen Wertungsabschnitt von Pisco nach Nazca. Sein Teamkollege Carlos Sainz verlor eine halbe Stunde und büßte so die Gesamtwertung ein. Neuer Gesamtführender ist Titelverteidiger Stephane Peterhansel im Mini des X-raid-Teams. Peterhansel wurde am Montag hinter Robby Gordon (Hummer) Dritter. In der Gesamtwertung beträgt sein Vorsprung auf Al-Attiyah 6:33 Minuten.
152 Autos verließen am Montag das Biwak in Pisco und machten sich auf den Weg Richtung Nazca. Nach den Kontroversen um die Zeitgutschrift für Sainz, die er aufgrund einer GPS-Fehlfunktion erhalten hatte, startete der Spanier als Erster die 243 Kilometer lange Wertungsstrecke. Die Startlinie befand sich gleich vier Kilometer außerhalb des Biwaks. Im ersten Drittel warteten die größten Herausforderungen auf die Teilnehmer. Steile und großflächige Wüstendünen machten die Aufgaben für die Fahrer und die Navigatoren nicht einfach.
Gleich bei Kilometer 23 verwandelte sich die Wüste in einen großen Parkplatz. Mehr als zehn Autos blieben stecken. Darunter waren auch Tim Coronel, der Bruder von WTCC-Ass Tom, und Eric Vigouroux. Bei Kilometer 40 verunfallte Krzystof Holowczyc. Hilfskräfte waren sofort am Ort des Geschehens. Laut ersten Informationen hat sich der X-raid-Fahrer den Rücken und einige Rippen angeschlagen. Bei Kilometer 95 verlor Guerlain Chicherit, der bislang zu den schnellsten Fahrern zählte, wertvolle Minuten. Nach einem kurzen Halt konnte der Franzose seine Fahrt fortsetzen.
Sportlich gesehen entwickelte sich ein Dreikampf zwischen Peterhansel, Sainz und Al-Attiyah. Auch Gordon mischte im Hummer vorne mit. Dagegen hatten Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz im Toyota Hilux Probleme. Zwischen dem zweiten und dritten Wegpunkt ließ der Südafrikaner über 20 Minuten liegen. Den Tagessieg machten sich andere Fahrer untereinander aus. Peterhansel erreichte zunächst als Erster die Ziellinie. Nach und nach kamen die weiteren Fahrer über die Linie.
Der Franzose wurde noch von zwei Fahrern überflügelt. Al-Attiyah absolvierte die 243 Wertungskilometer in 2:30:14 Stunden und sicherte sich seinen ersten Tagessieg in diesem Jahr. Erstmals meldete sich der Dakar-Sieger von 2011 mit dem neuen Buggy an der Spitze. Auch Gordon kam erstmals in diesem Jahr richtig in Fahrt und klassierte sich als Zweiter. Sein Rückstand auf Al-Attiyah betrug lediglich 1:18 Minuten. Peterhansel beendete den Tag als Dritter (+3:52 Minuten).
Auf den Plätzen vier und fünf liefen am Montag Lucio Alvarez im Toyota Hilux des Overdrive-Teams sowie Joan "Nani" Roma im X-raid Mini ein. Zwei Mitfavoriten ließen dagegen Zeit liegen. Sainz büßte unter dem Strich 30:13 Minuten auf seinen Teamkollegen Al-Attiyah ein. De Villiers verlor 31:16 Minuten auf den Tagesschnellsten. Das heutige Ergebnis änderte erneut das Bild in der Gesamtwertung.
Peterhansel hat sich am Montag an die Spitze des Gesamtklassements gesetzt. Neuer Gesamtzweiter ist Al-Attiyah, der 6:33 Minuten Rückstand auf den Franzosen hat. Nach der zweiten Etappe hatte der Katari zunächst eine Zeitstrafe von einer Stunde ausgefasst, weil er aufgrund von Problemen mit dem GPS einen Wegpunkt ausgelassen haben soll. Diese Strafe wurde später in eine Strafe von 15 Minuten umgewandelt. Einen Teil des Rückstands konnte Al-Attiyah heute wieder aufholen.
Den dritten Platz hält nach drei Etappen Alvarez vor Nowitskiy. De Villiers ist aufgrund eines Navigationsfehlers von Rang drei auf Position sechs zurückgefallen. "Ein enttäuschender Tag für uns. In den Dünen haben wir einen Offiziellen übersehen, der den richtigen Weg gewiesen hat und sind stattdessen den Spuren der Motorräder gefolgt, die alle falsch gefahren sind", berichtet der Südafrikaner. "Dadurch haben wir 15 Kilometer zu viel in den Dünen verbracht."
"Schade, denn das war unser einziger Fehler heute. Aber: Morgen ist ein neuer Tag. Doch jetzt müssen wir fehlerfrei bleiben, um weiter in der Spitzegruppe zu bleiben." Auch sein Co-Pilot von Zitzewitz zeigt sich enttäuscht: "Ein schlechter Tag für uns, nachdem die Rallye Dakar so gut für uns angefangen hatte. Gleich zwischen Kilometer 60 und 62 mussten wir länger nach dem Weg suchen, was uns 20 Minuten gekostet hat."
"Danach lief der Tag wieder erwartungsgemäß. Die Dakar hat zwar gerade erst angefangen und bei dieser Härteprüfung ist immer noch alles drin, dennoch ist dieses Tagesergebnis für uns natürlich enttäuschend. Vor allem, weil es ein klarer Navigationsfehler von mir war. Das frustriert natürlich." Der weitere Verlierer des Tages war Sainz, der seine Führung nach den ersten beiden Etappen verloren hat und derzeit auf Rang fünf liegt.
Mehr in Kürze...
Ergebnis der 3. Etappe (Top 10):
01. Al-Attiyah/Cruz (Buggy) - 2:30:14 Stunden
02. Gordon/Walch (Hummer) +1:18 Minuten
03. Peterhansel/Cottret (Mini) +3:52
04. Alvarez/Graue (Toyota) +9:36
05. Roma/Perin (Mini) +12:20
06. Nowitskiy/Zhiltsow (Mini) +15:29
07. Chicherit/Garcin (SMG-Buggy) +16:15
08. Gadasin/Kuzmich (G-Force Proto) +23:25
09. Lavieille/Polato (Proto Dessoude) +24:45
10. Errandonea/Debron (SMG-Buggy) +25:09
Gesamtwertung nach 3 von 14 Etappen (Top 10):
01. Peterhansel/Cottret (Mini) - 5:34:26 Stunden
02. Al-Attiyah/Cruz (Buggy) +6:33 Minuten
03. Alvarez/Graue (Toyota) +18:11
04. Nowitskiy/Zhiltsov (Mini) +21:10
05. Sainz/Gottschalk (Buggy) +21:16
06. De Villiers/von Zitzewitz (Toyota) +30:22
07. Roma/Perin (Mini) +32:56
08. Terranova/Fiuza (BMW) +35:13
09. Errandonea/Debron (SMG-Buggy) +38:32
10. Chabot/Pillot (SMG-Buggy) +39:40
Motorräder: Despres führt - Kreidl gesamt auf Platz 106
Die dritte Etappe der Rallye Dakar hat die Gesamtwertung bei den Motorrädern erneut auf den Kopf gestellt. Auf den 243 Wertungskilometern von der peruanischen Stadt Pisco ins weltberühmte Nazca lieferte Francisco Lopez (KTM) eine souveräne Leistung ab und sicherte sich seinen zweiten Tagessieg bei der diesjährigen Dakar. Nach dem enttäuschenden Sonntag arbeitete sich "Chaleco" auf den zweiten Platz der Gesamtführung nach vor. An die Spitze des Gesamtklassements hat sich Vorjahressieger Cyril Despres (KTM) geschoben. Joan Barreda Bort (Husqvarna) erlebte einen schwarzen Tag und verlor in der Gesamtwertung 20 Minuten.Noch 175 Motorräder verließen am Montag das Biwak in Pisco und machten sich auf den Weg Richtung Nazca. Nach einer vier Kilometer kurzen Verbindungsstrecke wartete bereits die Startlinie für den 243 Kilometer langen Wertungsabschnitt. Gleich zu Beginn mussten die schwierigsten Aufgaben bewältigt werden, nämlich steile und schwierige Dünenabschnitte. Die letzten 150 Kilometer spielten sich in offenerem und schnellerem Terrain ab. Und gleich zu Beginn hatte einer der Topfahrer Probleme.
Ruben Faria (KTM) blieb bei Kilometer sechs stehen. Das GPS-Signal zeigte für rund zehn Minuten keine Bewegung. Schließlich fuhr der Portugiese weiter. Vorjahressieger Despres startete explosiv und markierte bei den ersten Wegpunkten die Bestzeit. Später wurde der Franzose noch von Lopez überflügelt. Der Chilene war aufgrund seiner Probleme am Vortag 13 Minuten nach Despres auf die Strecke gegangen und konnte den Spuren im Sand folgen.
Bei Wegpunkt drei übernahm Despres erstmals virtuell die Gesamtführung, denn bei Barreda Bort lief es nicht nach Plan. Bei Wegpunkt drei hatte der Husqvarna-Fahrer schon rund 18 Minuten auf Despres verloren. Das Speedbrain-Team hatte heute mehrere Schwierigkeiten zu meistern. So blieb Matt Fish bei Kilometer 60 für fünf Minuten im Sand stecken, konnte sich aber wieder befreien. Honda-Fahrer Johnny Campbell versuchte derweil einen Defekt an seinem Motorrad zu beheben.
Das Bild an der Spitze setzte sich im letzten Streckenabschnitt fort. Lopez, Paulo Goncalves (Husqvarna) und Despres setzten bei den Wegpunkten die schnellsten Zeiten. Despres war somit virtuell der Gesamtführende und Lopez war auf dem Weg zum Tagessieg. Damit machte er seinen Zeitrückstand, den er sich am Sonntag eingefangen hatte, wieder gut. Als schließlich die ersten Fahrer ins Ziel kamen, war klar, dass sich das Bild in der Gesamtwertung erneut gedreht hatte.
Lopez feierte nach dem Auftakt bereits seinen zweiten Tagessieg bei der diesjährigen Dakar. Für die 243 Kilometer brauchte der Chilene 2:37:54 Stunden. "Diese Etappe war ganz anders als die vorangegangenen beiden Tage. Ich startete weit hinten und fuhr mit Vollgas, weil ich Cyril einholen wollte. Das gelang mir auch", berichtet Lopez. "Ich konzentrierte mich auf die Navigation und die Wegpunkte."
"Alles ist auch gut gelaufen. Morgen wird es aber anders, weil ich vorne fahren werde. Ich gehe es Tag für Tag an." Despres wurde Dritter und hatte 4:08 Minuten Rückstand. Damit übernahm der Franzose zum ersten Mal in diesem Jahr die Führung der Gesamtwertung. Mit seiner starken Fahrt schob sich Lopez auf den zweiten Platz. Sein Rückstand auf Despres beträgt lediglich 2:51 Minuten. Für eine KTM-Dreifachführung sorgte Pal Anders Ullevalseter, dem 4:59 Minuten auf Despres fehlen.
Noch hat Despres keinen Tagessieg gefeiert, aber die Gesamtführung liegt in der Hand des Franzosen. "Es war eine recht gute Speziale. Es ist nichts Außergewöhnliches passiert, aber ich habe im Gesamtklassement signifikante Fortschritte gemacht", kommentiert der Titelverteidiger. "Ich startete als Zwölfter und holte die Führenden bald ein. Ab Kilometer 190 lag ich an der Spitze des Feldes. Wenn ich bedenke, dass ich 20 Minuten nach Barreda und Pedrero gestartet bin, habe ich mich gut geschlagen."
Einen schwierigen Tag erlebte Barreda. Nach seinem dominanten Sieg am Sonntag hatte der Spanier heute zu kämpfen. Bis ins Ziel hatte er 33 Minuten auf Lopez verloren. Dadurch war er auch die Gesamtführung los. Barreda fiel auf Platz 18 zurück und hat nun schon einen Rückstand von 20 Minuten auf Despres. Die Husqvarna-Fahne hielt heute Goncalves hoch. Er belegte hinter Lopez den zweiten Platz, doch in der Gesamtwertung liegt der erfahrene Portugiese schon weit zurück.
Da er zusätzlich eine Zeitstrafe von 15 Minuten ausgefasst hat, beträgt sein Rückstand schon 19:45 Minuten. Zweitbester Husqvarna-Vertreter war heute Alessandro Botturi auf Platz vier. Dahinter folgten Jakub Przygonski (KTM), Daniel Gouet (Honda), Gerard Farres Guell (Honda), Frans Verhoeven (Yamaha), Olivier Pain (Yamaha) und Javier Pizzolito (Honda).
In der eng umkämpften Motorradkategorie drehte sich die Gesamtwertung erneut. Hinter den drei KTM-Fahrern folgen mit Pain und David Casteu die ersten beiden Yamaha-Vertreter auf den Plätzen vier und fünf. Auf den Positionen sechs bis zehn liegen Jeremias Israel Esquerre (Honda), Verhoeven, Jordi Viladoms (Husqvarna), Stefan Svitko (KTM) und Przygonski.
Honda-Fahrer Helder Rodrigues konnte sich auch am Montag nicht in Szene setzen. Er büßte 25 Minuten ein und liegt in der Gesamtwertung abgeschlagen auf Platz 28. Die beiden deutschsprachigen Vertreter kämpften sich auch durch die dritte Etappe. Der Deutsche Ingo Zahn liegt auf Gesamtrang 107 und der Österreicher Ferdinand Kreidl auf Platz 108. Beide fahren eine KTM.
Im Anschluss an die Wertungsstrecke mussten die Teilnehmer noch eine 96 Kilometer lange Verbindungsstrecke ins Biwak nach Nazca zurücklegen. Dort starteten die Vorbereitungen für den nächsten Tag. Die vierte Etappe führt die Teilnehmer Richtung Arequipa weiter. Es steht ein Wertungsabschnitt über 429 Kilometer auf dem Programm. Das ist die bisher längste Strecke der diesjährigen Dakar.
Ergebnis der 3. Etappe (Top 10):
01. Francisco Lopez (KTM) - 2:37:54 Stunden
02. Paulo Goncalves (Husqvarna) +1:08 Minuten
03. Cyril Despres (KTM) +4:08
04. Alessandro Botturi (Husqvarna) +5:05
05. Jakub Przygonski (KTM) +5:20
06. Daniel Gouet (Honda) +6:35
07. Gerard Farres Guell (Honda) +6:58
08. Frans Verhoeven (Yamaha) +7:22
09. Olivier Pain (Yamaha) +7:28
10. Javier Pizzolito (Honda) +7:39
115. Ferdinand Kreidl (KTM) +1:27.11
Gesamtwertung nach 3 von 14 Etappen (Top 10):
01. Cyril Despres (KTM) - 6:15:03 Stunden
02. Francisco Lopez (KTM) +2:51 Minuten
03. Pal Anders Ullevalseter (KTM) +4:59
04. Olivier Pain (Yamaha) +6:03
05. David Casteu (Yamaha) +6:08
06. Jeremias Israel Esquerre (Honda) +6:19
07. Frans Verhoeven (Yamaha) +8:08
08. Jordi Viladoms (Husqvarna) +9:08
09. Stefan Svitko (KTM) +9:40
10. Jakub Przygonski (KTM) +9:45
106. Ferdinand Kreidl (KTM) +2:34.23