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WEC: Spa-Francorchamps Andre Lotterer, Audi R18 LMP1, 6h Spa, WEC 2015

LMP1 zu schnell: ACO & FIA reagieren

Die LMP1-Autos kommen in kritische Bereiche: ACO und FIA arbeiten an Einschränkungen ab 2016; Unklarheit über die beste Methode.

Als André Lotterer im Qualifying zum Rennen der Langstrecken-WM in Spa-Francorchamps in seinem Audi R18 eine Rundenzeit von 1:55,114 schaffte, hatte der dreimalige Le-Mans-Sieger die sieben Kilometer lange Strecke in den Ardennen so schnell wie noch nie zuvor in einem LMP1-Fahrzeug gemeistert. Im Vorjahr war Lotterer im Formel-1-Auto von Caterham gerade einmal eine Sekunde schneller gewesen.

Dieser Vergleich zeigt, wie schnell die LMP1-Hybrid-Boliden der drei Werksteams von Audi, Porsche und Toyota mittlerweile geworden sind. Auf den Strecken von Paul Ricard, Silverstone und Spa war man jeweils um deutlich mehr als drei Sekunden schneller als im Vorjahr. Insgesamt ist man noch längst nicht so schnell wie die besten Formel-1-Fahrzeuge, aber man kommt der "Königsklasse" in großen Schritten näher.

Ein kleiner Vergleich: Formel-1-Rennsieger Daniel Ricciardo benötigte bei seinem Sieg in Spa 2014 rund 84 Minuten für die insgesamt 44 Runden, André Lotterer war über die gleiche Distanz – Boxenstopps jeweils abgezogen – circa fünf Minuten länger unterwegs. Der Audi hätte sich im Rennen also über zwei Runden Rückstand auf das Formel-1-Auto eingefangen – viel ist das aber nicht, wenn man bedenkt, dass die LMP1-Autos rund 250 Kilogramm schwerer, vorrangig auf die Landstraßen von Le Mans zugeschnitten und darauf ausgelegt sind, 24 Stunden, nicht bloß 120 Minuten, durchzuhalten.

Die Fortschritte in der Performance, die in den bisherigen zwei Saisonrennen deutlich wurden, werden im Juni beim Klassiker in Frankreich noch viel deutlicher ausfallen. Die Simulation eines Herstellers hat ergeben, dass bei optimalen Bedingungen (d.h. trockene Strecke und kein Zeitverlust im Verkehr) Rundenzeiten im Bereich von 3:12 Minuten erreichbar sein könnten. So schnell waren die modernen Sportwagen auf der aktuellen Streckenvariante des Circuit de la Sarthe noch nie; vermutlich werden also die Rekorde purzeln.

Angesichts dieses Tempos sind der Automobile Club de l'Ouest und die FIA bereits alarmiert. Der Veranstalter des 24-Stunden-Rennens ist seit Jahren bemüht, die Rundenzeiten auf dem Niveau von 3:30 zu halten, um die Risiken auf der vergleichsweise gefährlichen Strecke im Rahmen zu halten. Nun entwickeln sich die LMP1-Rundenzeiten viel rasanter als sich das alle vorgestellt hatten. Man wird offenbar in den kommenden Wochen Maßnahmen verabschieden, um zumindest ab 2016 wieder langsamer unterwegs zu sein.

"Wenn wir mal Silverstone nehmen, dann haben wir im Vergleich zum Vorjahr um rund 3,5 Sekunden pro Rennrunde zugelegt – ein ganz enormer Schritt", sagt Audi-Technikchef Jörg Zander. "Wenn man das simpel auf Le Mans hochrechnet, dann muss man davon ausgehen, dass wir dort sieben, acht oder neun Sekunden schneller sein werden. Da sind wir in Bereichen unterhalb der Marke von 3:20 Minuten – weit darunter. Da geht es in Bereiche, wo es möglicherweise kritisch wird."

"Es gibt Überlegungen bei ACO und FIA, für das kommende Jahr eventuell entsprechende Reduktionen bei den zugewiesenen Energien umzusetzen", meint Zander. Von Toyota kommt überdies der Vorschlag, einfach das Fahrzeuggewicht anzuheben. Dies wäre wohl die kostengünstigste Lösung. "Aber das wäre eigentlich das falsche Signal", meint Porsche-Technikchef Alexander Hitzinger.

Die Verantwortlichen der drei Hersteller sowie von ACO und FIA sind sich einig: weniger Energie allein wird nicht helfen, denn die Risiken liegen in den hohen Kurvengeschwindigkeiten der Fahrzeuge. Man wird also wohl die Aerodynamik beschneiden müssen. "In den kommenden zwei bis drei Wochen müssen wir da etwas gefunden haben, weil solche Maßnahmen auch wieder die Konzepte beeinflussen. Die Fahrzeuge werden derzeit konstruiert", sagt Zander. "Da müssen wir recht schnell jetzt die Definitionen bekommen."

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