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OMV Rallye Waldviertel: Bericht Nothdurfter

Halloween

Wahrlich an Hexerei grenzt es, was Alois Nothdurfter mit seinem über vierzig Jahre alten Ford Cortina alles anstellt. Diesmal verblüffte er besonders.

Jetzt hat er sie endlich einmal gewonnen, die Klasse der Historischen. Und das, obwohl es an Gegnern nicht gefehlt hatte: Sowohl Andreas Bayer als auch die Abu Dhabi-Aspiranten Sepp Pointinger und Willi Polesznig sahen das Ziel (Christoph Weber hatte letztendlich doch abgesagt, das Putzen des schönen, kurz vor dem Verkauf stehenden Mercedes 190 wäre zu mühsam geworden).

Am härtesten war die Konkurrenz durch Sepp Pointinger, aber damit war ja zu rechnen. Bei der ARBÖ-Steiermark-Rallye war er durch technische Gebrechen noch arg gehandicapt, aber jetzt war er wieder da. Dementsprechende Kampfbereitschaft war bei Alois Nothdurfter und seinem nunmehrigen Stamm-Beifahrer Christoph Friesenegger angesagt, denn wenn man sich hier behaupten können wollte, durfte es keine Würschteln geben, das leuchtet jedem ein. Letztendlich konnten sie sich behaupten – und wie!

Das begann schon auf der ersten Etappe, wo mit Ausnahme der letzten und ersten Prüfung, wo Pointinger mit seinem Ford Escort RS 2000 Historischen-Bestzeit fuhr, der Tiroler mit seinem Cortina ein solches Tempo vorlegte, daß der neue Staatsmeister nur noch hinterherhecheln konnte. Auf der Eröffnungsprüfung waren auch – eine große Ausnahme – Willi Polesznig und Peter Stark mit ihrem Porsche 911 schneller als Nothdurfter, die mit einer Bremse, die nur auf die Vorderachse wirkte (bei diesem Auto besonders unangenehm), ziemliche Schwierigkeiten hatten.

Sowohl Pointinger als auch Nothdurfter (wie auch alle anderen Historischen) hatten das Handicap, mit einer sehr hohen Startnummer antreten zu müssen, trotz der damit verbundenen Schwierigkeiten (schlechtere Streckenverhältnisse, längeres Fahren bei Dunkelheit) erreichten beide mit Platz 34 (Pointinger) bzw. 30 (Nothdurfter) am Ende der ersten Etappe ganz respektable Plazierungen.

Damit geisterten die Spitzenreiter der Historischen anderntags sehr weit vorne im Starterfeld herum. Das Duell blieb unverändert dramatisch, es gewann sogar an Qualität, da Sepp Pointinger nun öfter zurückschlug. Wie hitzig das Gefecht tatsächlich ausgetragen wurde, zeigte sich vor allem, als der Ford-Lotus Cortina in einer Links-Drei quer auf einen Baum zuschoß, der die Beifahrertür eindrückte. Ein pikantes Detail: Kaum hatte Christoph Friesenegger als Beifahrer von Herbert Breiteneder einen Crash weggesteckt, war er schon wieder aus nächster Nähe mit verbogenem Blech konfrontiert.

Es war wie in den guten alten wilden Zeiten. Nachlassende Bremsen, ein Schlag gegen die Lenkung – nichts konnte Alois Nothdurfter und Christoph Friesenegger daran hindern, die Historischen relativ überlegen vor ihren Verfolgern Sepp und Gertrude Pointinger zu gewinnen. Der Vorsprung war sogar fast gleich groß wie am Ende der ersten Etappe.

Aber das war bei Weitem nicht das einzige, was erstaunte. Trotz der Beteiligung zahlreicher beherzter BMW-318-Teilnehmer, deren Fahrzeuge gute 20 Jahre später gebaut wurden als der Ford-Lotus Cortina, profilierten sich Alois Nothdurfter und Christoph Friesenegger als zweitbestes Team mit einem heckgetriebenen Fahrzeug (lediglich die Deutschen Sven Hasselbach und Dieter Meyer waren besser plaziert). Und weil sich jeder Fahrer gerne damit brüstet, ein World Rally Car abgehängt zu haben – vor allem, wenn er das mit so einem richtig typischen Hinterbänkler-Fahrzeug geschafft hat.

Hier machten Christian Dörr und Uwe Kunze mit ihrem Skoda Octavia WRC Alois Nothdurfter und Christoph Friesenegger durch ihr Antreten am Samstag eine besondere Freude. Denn im Vergleich zu diesen war das Cortina-Duo meist schneller. Manchmal gewaltig schneller. Wobei man natürlich zugeben muß, daß Christian Dörr vordergründig zum Vergnügen fährt, während Alois Nothdurfter ein Vollgas-Profi pur ist, aber so etwas zeigt man trotzdem gerne her.

Ein besonderer Dank gilt den Mechanikern von Konrad Friesenegger (sonst Fahrer eines Opel Kadett GT/E, diesmal nicht am Start), die ebenfalls dabei waren und mitgeholfen hatten, den Ford-Lotus Cortina nach der Baum-Kollision, so gut es ging, wieder instandzusetzen. Ohne ihre Hilfe beim Service wäre die Rallye für Alois Nothdurfter und Christoph Friesenegger wohl ziemlich sicher vorzeitig vorbei gewesen. Was sehr schade gewesen wäre, denn daß ihre Vorstellung einen extrem guten Anklang gefunden hat, braucht nicht extra erwähnt zu werden.

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