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Exklusivinterview mit Günther Aschacher

Günther Aschacher im Gespräch mit motorline.cc, Teil 1

Stohl Racing-Technikguru Günther Aschacher spricht über die Entwicklung des Subaru Impreza WRX STi 2008, mit dem Markus Benes im Triestingtal Dritter wurde.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Walter Vogler, www.weitsicht.cc

Vor rund zwei Wochen wurde auf dem Autocrossring von Hollabrunn der Rollout des neuen, von Stohl Racing entwickelten Subaru Impreza WRX STi 2008 vorgenommen - Markus Benes hat das erste Auto aus dem Hause Stohl erworben und wird damit in der Saison 2008 bei verschiedenen europäischen Schotter-Rallyes antreten.

Am vergangenen Wochenende gelang Benes und seinem Copiloten Norbert Wannenmacher mit dem neuen Stohl-Subaru eine erfolgreiche Wettbewerbs-Premiere: Die beiden belegten bei der Triestingtal-Rallye den tollen dritten Platz.

Womit die Erwartungen von Günther Aschacher punktgenau erfüllt wurden - in dem vor der Triestingtal-Rallye geführten Gespräch mit motorline.cc spricht Aschacher über die Entwicklungsphase des neuen Gruppe N-Boliden - im zweiten Teil (erscheint am Donnerstag) berichtet der Stohl Racing-Teamchef und Cheftechniker unter anderem von seiner großen Leidenschaft namens Erd- respektive Biogasantrieb.

Subaru hat an drei Firmen weltweit den Auftrag gegeben, die Gruppe N-Version des Subaru Impreza WRX STi 2008 zu entwickeln - dieser Auftrag ist zur gleichen Zeit vergeben worden?

Genau. Und zwar an Tommi Mäkinen Racing, Prodrive und Stohl Racing. Wir hatten einfach die Aufgabe, das Auto zu entwickeln und Ideen einzubringen.

Hat es da zwischen den Firmen auch eine gewisse Kommunikation gegeben?

Es wurde zwar schon kommuniziert - aber jeder hat seine eigenen Vorstellungen, wie er ein Auto baut. Die Infos sind dann in Japan zusammengeflossen, zu STi - und dort wurden die verschiedenen Inputs auch verwendet. Dort wurde versucht, aus all den Informationen etwas Vernünftiges zu machen.

Es gab also schon immer wieder Feedback vom Werk?

Natürlich. Wir haben von Japan immer ein absolutes Feedback erhalten.

Ist da auch jemand von Japan zu euch geflogen? Nach Wien? Nach Großenzersdorf, zu Stohl Racing?

Wir stehen immer in Kontakt. Jetzt haben wir zum Beispiel einen Test und da kommt auch STi vorbei, um zu sehen, wie was läuft.

Das Gruppe N-Modell des neuen Subaru Impreza ist bereits seit Jahresbeginn im Einsatz, oder?

Ja, es hat schon mehrere Auftritte gegeben - in Monte Carlo ist zum Beispiel schon das erste Auto gefahren. Das war ein Prodrive-Auto. Es hat Auftritte in Schweden gegeben mit diesem Modell. Für unseren Wagen ist die Triestingtal-Rallye die Premiere - in Österreich. Denn wir haben in andere Länder auch schon solche Autos verkauft. [Das Interview wurde vor der Triestingtal-Rallye geführt, d. Red.]

Wie kann man sich die Entwicklung eines solchen Gruppe N-Autos vorstellen - was ist da einmal der erste Schritt?

Der erste Schritt ist, dass man versucht, aus den Fehlern vom 07er-Auto zu lernen. Dass man schaut: Was waren die Schwächen von diesem Auto? Wie kann ich das beim 08er-Auto umsetzen, damit es besser wird?

Welche Schwächen hatte der 07er-Subaru?

Naja, Schwächen...(überlegt)

Gab es keine?

Sicher, es gab schon Schwächen. Der Antriebsstrang. Die Schwächen des Motors - der 07er ist schwächer als der Motor, der im 08er verbaut wurde. Da gab es auch viel zu modifizieren - unser Motor hat zum Beispiel auch andere Kolben. Es sind verbesserte Kolben. Weil das eine Schwachstelle vom Subaru ist.

Den Motor habt ihr ja nicht selbst entwickelt?

Nein, nein - wir haben halt gesagt: Hier und hier gibt es Schwachstellen und dem entsprechend haben die uns dann Teile gesendet. Und dann haben wir das getestet. Wir zerlegen die Motoren und modifizieren sie. So weit es eben das Reglement der Gruppe N erlaubt.

Wenn du mit so einer Gruppe N-Entwicklung beginnst - sitzt du da zunächst einmal an deinem Laptop oder wie kann man sich das vorstellen?

Naja - gewisse Dinge erledige ich schon mit dem Computer - wie zum Beispiel den Überrollkäfig, den berechnen wir zuerst am Computer.

Der Käfig wird ja handangefertigt bei euch?

Der wird handgefertigt, nach unseren Vorstellungen, ja. Wir möchten zum Beispiel, dass der Beifahrer ganz weit hinten sitzt, sodass du ganz viel Platz hast. Und ganz tief muss er sitzen. Wir wollen, dass alles mehr in den Mittelpunkt rückt. Es geht uns um den Schwerpunkt.

Der Tank zum Beispiel - den habt ihr ja über die Hinterachse hinaus gezogen...

Du kannst sehr viel mit der Balance machen - je mehr Gewicht du hinten hast. Oder auch vorne - mit der Gewichtsverteilung und dem Schwerpunkt haben wir bei der Entwicklung sehr intensiv rumgespielt. Wir haben uns einfach sehr viele Gedanken darüber gemacht, wie wir die verschiedenen Elemente des Autos positionieren. Zugleich haben wir Gewicht gespart.

Und das sieht in der Praxis dann so aus, dass ihr im letzten Juni ein Serienmodell des Wagens erhalten habt und ihr dann begonnen habt, an diesem Wagen, unter Anführungszeichen, herumzubasteln?

Genau.

Also dann wird mal der Käfig gebaut, Lenkung umgebaut..

Genau - das Auto ist ein Rechtslenker, es wird dann auf Linkslenker umgebaut. Dann wird der Wagen komplett verschweißt - die Karosserie wird verschweißt, es werden Verstärkungen hinzugefügt und dann wird das Auto aufgebaut.

Dann fährt man mal, dann baut man wieder um - so in etwa?

Genau. Man fährt, man schaut, ob Teile brechen. Zum Beispiel die Querlenker vorne - die waren eine Schwachstelle bei dem Auto. Das haben wir dann modifiziert. Dann kam die Hinterachse - und so haben wir das Auto Punkt für Punkt verbessern können.

Und für den Markus Benes wurde das Auto noch einmal komplett neu aufgebaut?

Ja, dieses Auto ist komplett neu aufgebaut.

Jetzt wird man ja weltweit sicher auch ein Auge darauf werfen, wenn der Wagen bei der Tristingtal-Rallye sein Debüt geben wird, oder?

Natürlich - nur: die Tristingtal ist, wie soll ich sagen - sie ist kein WM-Lauf. Aber ich schätze einmal, dass national sicher darauf geschaut wird, was Sache ist mit diesem Auto.
[Das Interview wurde vor der Triestingtal-Rallye geführt, d. Red.]

Aber Subaru selbst beobachtet das Debüt nicht so intensiv, also dass man Leute zur Tristingtal-Rallye schickt zum Beispiel?

Da haben wir andere Projekte, auf die von Subaru mehr Augenmerk gelegt wird.

Stohl Racing nimmt ja auch an WM-Läufen teil - werdet ihr in der PWRC das neue Modell auch bald einsetzen?

Nein, das wird noch nicht in der WM eingesetzt.

Warum?

Wir wollen zunächst einmal schauen, welche Kinderkrankheiten es an dem neuen Modell gibt - da wollen wir alle Fehler ausmerzen und dann fahren wir nächstes Jahr höchst wahrscheinlich damit in der WM.

Kann man also sagen, dass der Markus Benes eine Art Testpilot für dieses neue Modell ist?

Nein, nicht wirklich, wir haben schon so viele Tests gemacht, sodass wir sagen können: Das Auto ist standfest.

Welches Ergebnis erwartest du bei der Triestingtal-Rallye?

Ich sage einmal um die Top 3 herum wäre gut. Das muss schon drinnen sein. [Das Interview wurde vor der Triestingtal-Rallye geführt, d. Red.]

Dieses neue Subaru-Modell ist ja auch der große Hoffnungsträger von Subaru in der Rallye-WM, es wird ja auch zugleich ein WRC-Modell entwickelt. Gibt es da irgendwelche Parallelen? Gibt es in dieser Angelegenheit einen Kontakt zu Subaru oder Prodrive?

Nein, überhaupt nicht. Ein World Rally Car ist ein komplett anderes Auto. Da sieht nur noch die Außenhaut ähnlich aus - die haben komplett andere Karosserien, die haben andere Radträger, das Auto ist komplett anders. Das Auto kostet auch dementsprechend mehr.

Aber es ist euer Ziel, nächstes Jahr in der Gruppe N in der Rallye-WM mit diesem Auto zu fahren, oder?

Unser Ziel ist einfach, dass wir in diesen Markt reinkommen. Unser Ziel ist es, möglichst viele Subarus zu verkaufen. Denn das Handling von diesem Auto ist einfach sensationell. Das ist wirklich wie ein Kart zu fahren.

Also ein großer Unterschied zum 07er?

Ja, ein wirklich großer Schritt. Und auch im Vergleich zum Mitsubishi Lancer Evo IX. Wir haben einen Vergleichstest gemacht - der Subaru ist eindeutig schneller.

Deine Prophezeiung ist also, dass der 08er-Subaru den gängigen Mitsubishi Evo IX ablösen respektive vernichten wird?

Naja, vernichten würde ich nicht sagen. Ich sage einmal: Der 08er-Subaru ist absolut konkurrenzfähig im Vergleich mit dem Mitsubishi Evo IX.

Im zweiten Teil des Exklusivinterviews (erscheint am Donnerstag) nimmt Günther Aschacher zu den Gerüchten Stellung, wonach der neue Mitsubishi Evo X ungeeignet für den Rallyesport sei - und natürlich dreht sich das Gespräch um die große Leidenschaft des Stohl Racing-Cheftechnikers, den Erdgas- respektive Biogasantrieb - und die leider immer noch nicht vorhandenen Einsatzmöglichkeiten von alternativ angetriebenen Fahrzeugen in der FIA-WM.

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