Rallye-ÖM: Schneebergland-Rallye | 24.07.2010
0,2 Sekunden reichen zum Titel
Baumschlager gewinnt die Rallye und holt den Staatsmeistertitel 2010, dahinter Stohl und Harrach. Danzinger überragender 2WD-Sieger.
Viermal hat Raimund Baumschlager in den bisherigen vier Rallye-Staatsmeisterschaftsläufen gewonnen. Dass er nun auch den fünften, die neu gegründete Schneebergland-Rallye im niederösterreichischen Rohr im Gebirge, auf seine Siegerliste setzen konnte, kam für ihn aber wohl so überraschend wie die unglaubliche Siegesserie an sich.
Mit dem Sieg am Wochenende ist der 50-jährige Raimund Baumschlager zum neunten Mal in seiner Karriere Rallye-Staatsmeister, zum achten Mal davon in Folge. Und dabei war die Taktik in Rohr gar nicht auf Sieg angelegt, fiel ihm der Triumph eher in den Schoß.
Vordergründig nämlich sollte das Arbeitsgerät, der Skoda Fabia S2000, heil ins Ziel gebracht werden, weil dieses nächste Woche bei der WM in Finnland im Einsatz ist. Baumschlager gab zu: „Wir hatten viel Glück, sind sehr defensiv gefahren, aber jetzt total happy. Der neunte Titel ist gewaltig.“
Die tragischen Figuren des Schneeberglandes waren in Baumschlagers Konkurrenten-Umfeld zu suchen. Zum einen Beppo Harrach, wenngleich auch aus eigenem Verschulden.
Dass sieben von insgesamt 15 zu vergebenden Sonderprüfungsbestzeiten nicht zum Sieg reichten, verdankt der Brucker Mitsubishi-Pilot einem Fehler in den eigenen Reihen. Ein Fehler im Roadbook führte zu einem Radwechsel in einer nicht erlaubten Zone – und in weiterer Konsequenz zu einer Strafzeit von einer Minute.
Die zweite sportliche Tragödie erlebte Manfred Stohl. Der OMV-Pilot beherrschte den Samstag mit sechs Bestzeiten eindrucksvoll, zeigte auf den schwierigen Schotterprüfungen seine wahre Stärke. Doch Motoraussetzer auf SP 10 warfen ihn hinter Baumschlager zurück.
Und als dieser vermutlich schon an den Siegersekt dachte, schockte ihn Stohl auf der letzten Wertungsfahrt noch mit einer um 15 Sekunden besseren Zeit. Am Ende rettete der verdiente alte und neue Staatsmeister gerade einmal unglaubliche zwei Zehntelsekunden Vorsprung ins Ziel.
Während Harrach im Ziel tobte, weil sein Vergehen angeblich an die Rallyeleitung „verpfiffen“ wurde („ich habe nur nicht gewonnen, weil andere unsportlich waren“), nahm Stohl sein Pech gelassen: „Ich habe mein Möglichstes getan. Es war ein wichtiger Erfolg für unser ganzes Erdgas-Projekt.“
Gerwald Grössing, der seine Privatgründe für die berüchtigte Schotterprüfung Haraseben zur Verfügung stellte, fuhr mit Platz vier das beste Ergebnis seiner Laufbahn ein und war dementsprechend zufrieden: „Es war einfach perfekt. Wir haben das Potenzial, auch unter die ersten drei zu fahren. Ich bin stolz auf meine Heimrallye.“
2WD-Wertung
In der 2WD-Wertung feierte Hannes Danzinger (Ford Fiesta) seinen ersten Sieg. „Das Auto hat perfekt gehalten“, freute er sich, „und wenn es diese Rallye aushält, dann mach' ich mir um den Rest der Saison keine Sorgen mehr.“
Danzinger gewann 1:16,3 Minuten vor Michael Kogler (VW Golf Kitcar) Der Gesamtführende Hermann Neubauer (Suzuki 1600), machte mit Platz drei einen großen Schritt in Richtung 2WD-Titel. Die Junioren-Staatsmeisterschaft konnte sich der Salzburger damit bereits sichern.
Diesel-Wertung
Christian Mrlik holte den Sieg und fasste sein Glück in Worte: „Wir hatten einen tollen Speed. Der Technik des Subaru kam der Schotter sehr entgegen. Den Sieg widme ich dem Team und meiner Familie.“ Platz zwei ging an Scirocco-Pilot Daniel Wollinger.
Gruppe H
Philipp Lietz (Mitsubishi Evo III) konnte mit einem weiteren Erfolg seine Gesamtführung ausbauen und schwärmte. „Es war eine perfekte Rallye. Einfach ein Vergnügen, hier zu fahren.“ Fritz Waldherr und Eugen Friedl folgten auf den Plätzen.
Suzuki-Cup
Der Steirer Klemens Haingartner rettete den Sieg vor dem Gaststarter Damian Izdebski. Rene Rieder machte als Dritter das Podium komplett.
Zufriedenes Resümee des Veranstalters
Zum ersten Mal wurde an diesem Wochenende die Schneebergland Rallye im südlichen Teil von Niederösterreich ausgetragen. Mittelpunkt dieser Veranstaltung, die auch zur österreichischen Rallyemeisterschaft zählte, war Rohr im Gebirge.
Nun, man kann diese Premiere unter dem Motto „klein aber fein“, durchaus als Erfolg bezeichnen. Dazu Rallyeleiter Wolfgang Viakowsky: „Was mich besonders freut, das Engagement und die Identifikation der lokalen Bevölkerung und der Region Schneebergland mit der Veranstaltung waren enorm. Auch vonseiten der Aktiven gab es viel Lob für diese in Österreich einmalige Schotterrallye, die unfallfrei über die Bühne ging."
"Das Interesse der Zuschauer war für das erste Jahr recht beachtlich. Was zukünftig noch zu verbessern sein wird, ist sicher die Infrastruktur und die wirtschaftliche Ausgangsposition. Ich hoffe, dass man mit Hilfe der Öffentlichkeit und weiterer Sponsoren dieser Veranstaltung einen fixen Platz im Kalender zubilligen kann."
"Ein großer Dank gilt dem Land Niederösterreich, den genehmigenden Behörden, den Gemeinden, dies trifft auch auf die Polizei, die Feuerwehr und die Rettung zu. Besonders bedanken möchte ich mich aber bei unserer eigenen Organisationsmannschaft, die mit viel Einsatz bei der Sache war.“
SP-Bestzeiten: Harrach 7, Stohl 6, Baumschlager 2
Zwischenstand in der ÖM (nach 5 von 7 Läufen)
Division I: 1. Baumschlager 100 Punkte (Staatsmeister), 2. Waldherr 63, 3. Saibel 60, 4. Harrach 54, 5. Grössing 41, 6. Stohl 34.
2WD: 1. Neubauer 94, 2. Danzinger 60, 3. Rabl 56.
Division III: 1. Sulzinger 77, 2. Haingartner 46, 3. Schauberger 36
Diesel: 1. Wollinger 74, 2. Mrlik 71, 3. Kunz 62.
Gruppe H: 1. Lietz 94, 2. Friedl 62, 3. Kramer 20.
Junior-ÖM: 1. Neubauer 100 (Staatsmeister), 2. Rieder 34, 3. Zieser 31
Suzuki-Cup: 1. Haingartner 60, 2. Kößler 56, 3. Schauberger 37.
Nächster Lauf zur ÖM: ARBÖ-Rallye Steiermark in Admont (24./25. September)