
Rallye-WM: Japan | 11.09.2010
Noch ist alles möglich
Nachdem er zehn Strafsekunden erhielt, fiel Petter Solberg hinter Latvala und Ogier auf Rang drei zurück, er bleibt jedoch in Schlagdistanz. Solberg/Minor 7.
Michael Noir Trawniczek
„Noch eine weitere Nacht, um den Rest meiner Verkühlung auszuschwitzen – dann sollte es okay sein“, ächzte ein erschöpfter, zugleich aber auch überglücklicher Petter Solberg am Freitagabend, nachdem er trotz seiner Verkühlung die Führung bei der Japan-Rallye halten konnte. Die Verkühlung setzte dem Norweger zu – er habe sich schwer getan, die von seinem Co-Piloten Chris Patterson vorgetragenen Pacenotes umzusetzen. „Ich habe die Pacenotes einfach nicht in meinen Kopf bekommen“, gab Solberg gegenüber Autosport offen zu. Ans Aufgeben habe er jedoch nicht gedacht: „Wirklich nicht. Es ist hart, aber wenn du etwas so sehr möchtest, dann kannst du es auch tun. Und ich möchte das hier wirklich sehr.“
„Das hier“ steht natürlich für den Weltmeister des Jahres 2003 auch für den so sehr ersehnten ersten Sieg als Privatier. „Wenn das möglich wäre – was ich aber bereits in Finnland gedacht habe – dann wäre das schon massiv. Vor allem hier in Japan. Wenn ich hier in Japan gewinnen sollte, dann beginnen sie vielleicht damit, viel mehr Citroens zu verkaufen…“, scherzte Solberg, ehe er sich voller Hoffnung zu Bett legte.
Am Samstagmorgen erklärte der private Citroen-Pilot: „Ich hatte noch nie auch nur annähernd so eine Verkühlung während einer Rallye, aber heute Morgen fühle ich mich besser – allerdings habe ich noch immer Kopfschmerzen und fühle mich noch nicht hundertprozentig wohl. Wenn ich jedoch den Helm aufsetze, bekomme ich es nicht mehr mit – doch auf den langen Prüfungen ist es allerdings schwer, sich zu fokussieren.“ Dass er als Rallyeleader als erster Wagen auf die Schotterstraßen musste, bereitete Solberg keine Sorgen: „Das ist kein Problem – und ich kann diese Rallye immer noch gewinnen!“
Bestzeit auf SP 11
Solchermaßen gestärkt brannte Solberg gleich auf der ersten Prüfung des Samstags, der 17,6 Kilometer langen SP „Nikkara Short“ die schnellste Zeit in den Schotter – zudem fabrizierte Verfolger Mikko Hirvonen einen Dreher, sodass Solberg seinen Vorsprung auf 21,5 Sekunden erhöhen konnte.
Auf der „Nikkara“-SP schien die „Staubsaugerfunktion“ kein Problem darzustellen, was auf den beiden folgenden Prüfungen sehr wohl der Fall war. Auf der 33 Kilometer langen SP „Kamuycep“ konnte Ford-Pilot Jari Matti Latvala die schnellste Zeit markieren und dabei Solberg 16,4 Sekunden abknöpfen. Somit rückte Latvala vor auf Rang zwei, dem Finnen fehlten nur noch 7,8 Sekunden auf den führenden Solberg.
Auf der 9,5 Kilometer kurzen SP „Kina“ konnte Latvala als Viertschnellster den Rückstand weiter reduzieren, obwohl er aufgrund einer falschen Pacenote kurz vor dem Ziel von der Strecke abkam und er sich dabei einen Reifenschaden zuzog - jetzt fehlten Latvala nur noch 5,9 Sekunden auf Solberg.
Latvala übernimmt die Führung
Wenig später herrschte kurzzeitig Verwirrung, als plötzlich Latvala als der neue Rallyeleader auf den Zeittabellen auftauchte. Des Rätsels Lösung: Petter Solberg erhielt für einen Frühstart auf SP 13 zehn Strafsekunden aufgebrummt, was ihn vor dem Samstagmittagsservice auf Rang drei hinter Latvala und Sébastien Ogier zurückwarf. Solberg fehlen jedoch nur 4,1 Sekunden auf den führenden Latvala. Mikko Hirvonen liegt als Vierter nur 1,6 Sekunden hinter Solberg zurück, der auf Platz fünf liegende Dani Sordo weist einen Rückstand von 14,2 Sekunden auf.
Mit einem Rückstand von 34,2 Sekunden belegt Weltmeister Sébastien Loeb den ungewohnten sechsten Platz. Dass er von seiner „Staubsaugerfunktion“ befreit war, hat ihm nicht sonderlich geholfen. Loeb erklärte: „Ich habe keine Ahnung, warum wir immer noch relativ langsam sind, ich habe versucht zu puschen – aber vielleicht habe ich einfach zu hart attackiert?“
Solberg & Minor auf Platz sieben
Weil Teamchefsohn Matthew Wilson auf der „Nikkara“-SP von der Strecke abkam und mit seinem Stobart Ford stecken blieb, rückten Henning Solberg und Ilka Minor vor auf Rang sieben. Der Rückstand des norwegisch-österreichischen Duos beträgt bereits 1,5 Minuten.
Mit 5:22 Minuten Rückstand belegt Citroen Junior Kimi Räikkönen Rang acht, nur 7,8 Sekunden hinter ihm lauert jedoch Munchi’s Ford-Pilot Federico Villagra auf Rang neun.
Platz zehn belegt bereits der Führende der SWRC, Jari Ketomaa im Ford Fiesta S2000 – dessen Verfolger Martin Prokop liegt im gleichen Auto bereits rund eine Minute zurück.
Auch in der PWRC herrschen klare Verhältnisse: Patrick Flodin führt mehr als 3,5 Minuten vor Hayden Paddon, dahinter folgen Michael Jourdain und Gianluca Linari. BRR-Schützling Paolo Nobre belegt Rang fünf der PWRC.
Am Samstagnachmittag werden die drei Prüfungen vom Vormittag ein zweites Mal befahren, danach wird der Tag wieder mit den beiden Superspecial-Prüfungen im Sapporo Dome Stadion abgeschlossen. Am Sonntag sind dann nur noch etwas mehr als 50 Wertungskilometer zu absolvieren.
Nach SP 13
1. Jari-Matti Latvala Ford 1:50:13.1 2. Sébastien Ogier Citroen + 1.6 3. Petter Solberg Citroen + 4.1 4. Mikko Hirvonen Ford + 5.7 5. Dani Sordo Citroen + 14.2 6. Sébastien Loeb Citroen + 34.3 7. H.Solberg/I.Minor Ford + 1:29.1 8. Kimi Räikkönen Citroen + 5:22.3 9. Federico Villagra Ford + 5:30.1 10. Jari Ketomaa Ford + 8:26.6