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Rallye-ÖM: BP Ultimate Rallye

High Noon im Servicepark - Stimmen vor dem Start

Die Stimmung im Servicepark ist aufgeheizt. Es herrscht Aufbruchstimmung. Die Statements der ÖM-Protagonisten vor dem Saisonstart.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl

Der Servicepark in Wolfsberg – die Stimmung ist aufgeheizt. Aufbruchstimmung. Viele neue Autos, zwei Weltmeister im Feld, das erste Erdgas-S2000, der neueste Subaru Impreza WRX, die Weltpremiere des Fiat Abarth 500 R3T. Viele haben aufgerüstet – und alle fragen sich: Muss sich Serienstaatsmeister Raimund Baumschlager warm anziehen?

Baumschlager selbst hat im Vorfeld des Saisonauftakts mit einer absoluten Kampfansage aufhorchen lassen. Dass er „am liebsten alle Sonderprüfungen gewinnen“ wolle, diese Aussage wurde im ÖM-Feld begrüßt. Baumschlager freut sich darüber und sagt: „Ich stehe zu dieser Ansage – man hat mir immer vorgeworfen, ich sei zu vorsichtig, jetzt habe ich eben einmal gesagt, was ich wirklich will.“

Seine Augen funkeln, die Vorfreude auf die heiß ersehnte erste Saisonrallye ist nicht zu übersehen. „Die Konkurrenz ist so stark wie schon lange nicht“, sagt der Rosenauer. Sein früherer „Schüler“ Andi Aigner ist heute vielleicht sein größter Gegner. Das Zauberwort heißt „33er-Restriktor“ – die herkömmlichen Gruppe N-Fahrzeuge erhalten heuer mehr Luftzufuhr, uneinig ist man im Fahrerlager, ob diese Angleichung die Nachteile gegenüber einem S2000 wettmachen kann.

Wie sehr hilft der 33er-Restriktor?

Baumschlager sagt: „Man hat es bei der Valasska-Rallye in Tschechien gesehen, dass der 33er-Restriktor die Mitsubishi stärker macht – da ist ein Vaclav Pech am Ende nur 7,6 Sekunden hinter Pavel Valousek Zweiter geworden. Und wie stark Valousek ist, hat er vor ein paar Jahren bei der Jänner-Rallye unter Beweis gestellt.“

Eddy Schlager, dessen Team erstmals mit vier Autos im Servicepark vertreten ist, schätzt: „Der Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Restriktor bewegt sich zwischen 12 und 15 PS, das merkst du als Fahrer nicht.“ Aber: „Im Drehzahlbereich oben heraus bekommt der Motor mehr Luft, dadurch kann er ein bisschen länger mit Leistung arbeiten.

Ist mit dem 33er-Restriktor im Auto ein Unterschied zum Vorjahr zu spüren? Patrick Winter schüttelt den Kopf: „Ich habe nichts gemerkt.“ Auch Elke Aigner, die Co-Pilotin von Alex Tazreiter, im Vorjahr als Vierter der bestplatzierte ÖM-Rookie, verneint die Frage. Aigner und Tazreiter kennen die Prüfungen im Lavanttal im Gegensatz zu den „alten Hasen“ noch nicht in und auswendig: „Die Strecken sind für uns schwierig, wir sind sie erst im Vorjahr zum ersten Mal gefahren.“

Viele sind gespannt, ob es in der ÖM zu einer Wachablöse kommen kann – viele glauben daran, sogar Armin Schwarz ist extra nach Kärnten angereist, um Aigner die Daumen zu drücken. Schwarz gibt ein mutiges Statement ab: „Ich traue Andi alles zu, auch den Sieg. Für mich ist er ein klarer Favorit. Sicher muss man sich erst einmal anschauen, wie der neue Restriktor funktioniert.“

Was sagt Aigner selbst? Über einen Sieg will er lieber nicht nachdenken, der PWRC-Weltmeister der Saison 2008 räumt aber ein: „Ich glaube schon, dass ich den Raimund unter Druck setzen kann, aber dass ich dafür ein erhöhtes Risiko auf mich nehmen muss, ist auch klar.“ Zudem ist der neue Mitsubishi Lancer Evo X noch nicht fertig entwickelt, gibt Aigner offen zu: „Optimal ist der Evo X noch nicht, ich rechne schon mit Kinderkrankheiten – wir werden sicher ein paar Setup-Änderungen vornehmen müssen, doch darauf sind wir eingestellt.“

“Paket schnüren gehört dazu!“

Während viele auf einen neuen, spannenden Kampf an der Spitze hoffen, glauben andere wiederum, dass es sich um reines Wunschdenken handelt und Baumschlager technisch gesehen immer noch über klar überlegenes Material verfügt. Gottfried Kogler, der Einsatzleiter des VW Rallye Teams, ärgert sich: „Mich stört das wahnsinnig, dass alle sagen: ‚Der Mundl hat ein überlegenes Material, der ist nicht zu schlagen!’ Da sag ich dazu: Hallo? Diese Möglichkeit hat jeder andere Konkurrent auch – das Paket zu schnüren, gehört eben auch dazu. Da müssen wir uns alle an der eigenen Nase nehmen.“

Baumschlager selbst hat im Herbst gemeint, irgendwann müsse auch eine Wachablöse kommen, schließlich sei er bereits 50 Jahre alt. Doch spielt das Alter eine Rolle? Der 47-jährige Armin Schwarz bejaht heftig und lachend: „Ganz sicher spürt man das Alter! Jeder, der sagt, dass er da nichts merkt, lügt. Du brauchst im Alter eine längere Regeneration, wenn du dich körperlich anstrengst – genauso reitest du nicht mehr auf der letzten Rille, das wird der Raimund auch nicht machen. Im Alter kommt ein gewisser Vernunftfaktor dazu, den kannst du auch nicht unterdrücken.“

Winter: „Haben keinen Druck!“

Zu den „jungen Wilden“ zählt natürlich auch Patrick Winter, der wieder einen Mitsubishi Evo IX pilotiert. Während viele der Piloten versichern, hier im Lavanttal von Anfang an zu attackieren, gibt sich Winter gelassen: „Wir wollen zuerst schauen, dass wir Freude am Rallyefahren haben. Wir fahren nicht auf Meisterschaft, haben keinen Druck, wir schauen zunächst, was die anderen machen. Und hier wird derjenige gewinnen, der die wenigsten Fehler macht.“

Premiere des CNG-S2000

Neben Andi Waldherr im VW Pole S2000 wird Baumschlager erstmals ein CNG-S2000 als Konkurrenz haben – in letzter Minute konnte Manfred Stohl die Teilnahme im Erdgas-Peugeot 207 S2000 sicherstellen. „Ich bin mehr nervös, als ich es bei den letzten 50 WM-Läufen war“, gibt Stohl offen zu. Warum? „Weil die Technik derart komplex ist und ich nicht weiß, ob es dann funktionieren wird. Wir haben zum großen Teil nur am Prüfstand getestet, du kannst ja heute nirgends mehr fahren.“ Stohl und sein Cheftechniker Günther Aschacher streben in erster Linie eine Zielankunft an. Co-Pilotin Ilka Minor glaubt aber schon, dass „Stohlito“ im Lavanttal sein Talent ausspielen kann: „Die Rallye kommt eher dem Manfred entgegen als andere Rallyes.“

„Gemütlich“ wird es Beppo Harrach im Mitsubishi Evo IX des neuen DiTech Rallye Teams angehen: „Ich bin seit eineinhalb Jahren nicht mehr auf Asphalt gefahren und werde eine gewisse Einstimmungsphase brauchen. Ich schaue mir den Kampf vorerst aus der zweiten Reihe an.“

Spannende 2WD-Klasse

Ein spannender Kampf wird in der neuen 2WD-Klasse erwartet. Im Pressezentrum, gleich beim Servicepark, gibt es eine „Journalistenwette“ – so viel sei verraten: Hannes Danzinger wird im neuen Ford Fiesta R2 sehr viel zugetraut. Auch im Servicepark haben Danzinger viele auf der Rechnung. Was sagt er selbst? Der Ford-Pilot lässt sich nicht unter Druck setzen: „Den größten Druck macht man sich ohnehin selbst. Mein Ziel ist es, das Maximum heraus zu holen – am Ende der ersten SP werde ich ungefähr wissen, wo ich stehe. Wenn dort ein Einser steht und ich hatte noch Reserven, werde ich nicht zufrieden sein – umgekehrt wenn es nur der siebte Platz ist und ich bin am Limit gefahren, dann bin ich für mich selbst zufrieden.“

Ford-Pressesprecher Stefan Skrabal ist bemüht, Druck abzubauen: „Uns geht es zunächst um die Haltbarkeit. Ins Ziel kommen ist das oberste Ziel – flott ins Ziel zu kommen, wäre schön, aber wir machen keinen Druck.“

Als Topfavorit der 2WD-Klasse gilt auch Hermann Neubauer, der neben Mario Klammer einen der beiden Suzuki Swift S 1600-Raketen pilotieren wird. Suzuki Junior Team-Chef Max Zellhofer erklärte bei der PK der Rallye, dass er von Neubauer nichts anderes als den Titel erwartet. Im Servicepark relativiert Zellhofer kurz vor dem Start der Rallye: „Wir haben ein total überlegenes Fahrzeug in der 2WD-Klasse, aber die Burschen müssen nicht um’s Leben fahren, sie müssen auch vernünftig fahren. Heute ist das Wetter schön, aber morgen wird es da oder dort regnen – wir fahren schon auch taktisch, aber ein bisschen ein Angriff muss da sein.“

Stark wird auch Willi Rabl im Renault Clio R3 von Schlager Rallye Sport eingeschätzt, Eddy Schlager erwartet Rabl sogar in den Top 20 gesamt. Rabl selbst sagt: „Eigentlich müssen wir voll angreifen.“ Er grübelt: „Wir haben zehn R3, davon zwei Renault…“ Dann sagt er klipp und klar: „Unser Ziel ist schon das Podium in der Zweiradklasse.“

Werksvertreter in Wolfsberg

Michael Böhm sorgt mit der Weltpremiere des Fiat Abarth 500 R3T für Aufsehen – es sind Vertreter des Werksteams nach Kärnten gereist. Wie viele tut sich auch Böhm schwer, die Kräfteverhältnisse in dieser neuen, attraktiven Klasse einzuschätzen Klasse einzuschätzen. Er sagt: „Wir hatten vielleicht 20 Kilometer in Summe. Das Auto ist eigentlich sehr gutmütig, ein bisschen bin ich mit dem Heck noch unsicher, weil es doch recht kurz und schmal ist.“ Der kleine giftige Bolide zieht im Servicepark die Blicke auf sich – und draußen auf den Prüfungen wird er auch akustisch auf sich aufmerksam machen…

Auch Diesel-Pilot Michael Kogler im Scirocco möchte in der 2WD-Klasse brillieren. Sein Vater Gottfried Kogler ist optimistisch gestimmt: „Welche Strecke sonst sollte besser zum Scirocco passen als diese hier? Die Dieselklasse sollte kein größeres Problem sein- in der 2WD hat Michael sicher ein Gewichtshandicap, aber wir lassen uns gerne überraschen.“

Einen Diesel-Golf pilotiert Hermann Berger, der erklärt: „Wir werden einmal vorsichtig beginnen. Wir wollen einfach fahren und Spaß haben.“ Berger wirkt befreit, 2008 fuhr er den Suzuki S1600, galt als aufstrebendes Talent, heute sagt er: „Aus heutiger Sicht würde ich das nicht mehr machen. Du denkst andauernd daran, was passiert, wenn du dieses teure Auto wegwirfst – diese Verantwortung hat mich im Kopf schon gebremst. Jetzt fahre ich viel befreiter.“

Kogler: Rosenberger-Porsche ist legal

Erstmals eröffnen die historischen Rallyeboliden die Prüfungen. Mastermind Sepp Pointinger sagt kurz vor dem Start der Rallye: „Ich hoffe, dass es zu keinen unnötigen Überholmanövern oder Behinderungen kommen wird. Ich persönlich habe ein gutes Gefühl – ich möchte auch gleich voll angreifen, aber mit ein paar Reserven.“

Als Topfavorit gilt Kris Rosenberger im Porsche. Nach dessen Sieg bei der ersten Rallye 100 im Lavanttal tauchten Gerüchte auf, der Wagen sei illegal. VW-Einsatzleiter Gottfried Kogler stellt vor dem Start klar: „Ich kenne die Gerüchte, wir haben daraufhin das Auto zur OSK gebracht und es wurde jede Schraube durchgecheckt, wir haben das Okay bekommen, das Auto stimmt zur Gänze mit dem Wagenpass der OSK überein.“

Einer der gefeierten Lokalmatadore ist im Lavanttal Alfred Kramer – er kündigt an: „Ich gebe von Beginn an Vollgas, bei dieser Rallye gibt es keine Warterei.“

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