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ORM: Lavanttal-Rallye

„Willst du rallyefahren, musst du nach Österreich!“

Walter Röhrl im Exklusivinterview, Teil 1: Warum er sich die Lavanttal-Rallye als WM-Lauf vorstellen kann. Und warum es so schwer ist, aufzuhören…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl/www.motorline.cc

„Wenn ich nur aufhören könnt‘“, dieser aus der Werbung bekannte Slogan scheint auf Walter Röhrl hundertprozentig zuzutreffen...

Glücklicherweise, so sehen es seine unzähligen Fans, lässt sich der "Rallyegott", wie ihn seine Bewunderer gerne ehrfürchtig bezeichnen, dann doch immer wieder zu einem weiteren Einsatz überreden - wie hier im Lavanttal, wo er in einem seiner früheren Autos, einem legendären Audi quattro S1 als Vorauspilot agiert und für eine Charity-Aktion als "Rallyetaxipilot" ein paar seiner Fans in den "siebten Himmel" befördert...

Im exklusiven Gespräch mit motorline.cc spricht der zweifache Weltmeister über den schwierigen Absprung aus dem aktiven Motorsport.

Zudem streut er den Veranstaltern der Lavanttal-Rallye gewaltige Rosen: Ginge es nach Walter Röhrl, könnte die Rallye im Lavanttal künftig ein Weltmeisterschaftslauf sein…

Lesen Sie hier den ersten Teil des Exklusivinterviews mit Walter Röhrl.

Walter, wie war es, am Freitag bei den schwierigen Konditionen mit diesem legendären Audi quattro S1 die Sonderprüfungen der Lavanttal-Rallye zu befahren?

Ich muss sagen, das war im Prinzip sehr spannend. Denn das Auto hat so viel Kraft, dass immer die Räder durchdrehen, wenn der Ladedruck kommt. Das ist natürlich auf diesen schmalen Straßen nicht ganz so einfach, weil das Auto sofort zuckt…

Du bist nur am Kämpfen, dass du das Auto überhaupt auf der Straße hältst - aber das macht natürlich auch richtig Spaß. Die Rallye hier ist super, die Prüfungen sind traumhaft, wirklich toll!

Wir haben leider nur alte Straßen-Gürtelreifen und keine Rennreifen mehr – das macht natürlich viel aus, sodass ich ein bisschen mehr Arbeit im Cockpit habe…

Aber das scheint dir auch Spaß zu bereiten…

Ja, das erhöht den Spaßfaktor natürlich ein bisschen.

Du bist auf der ganzen Welt unzählige Rallyes gefahren. Wenn du auf internationaler Ebene einen Vergleich anstellst – wo landet die Lavanttal-Rallye?

Das ist weltmeisterlich – die Lavanttal-Rallye könnte jederzeit ein Weltmeisterschaftslauf sein. Das ist perfekt, wirklich. Das sind wirklich selektive Prüfungen. Das ist Rallyefahren!

Beobachtest du die österreichische Rallyeszene? Wie schätzt du Österreichs Rallyeszene ein?

Die ist für meine Begriffe sicher interessanter als die deutsche Rallyeszene. In Österreich sind ein paar richtig gute Leute am Start, auch gute Autos. Hier ist auch die internationale Beteiligung ziemlich hoch – du siehst ja, wie viele Slowenen, wie viele Tschechen hier am Start sind, und es sind auch ein paar Deutsche da.

Es hat sich natürlich schon herumgesprochen: Wenn du rallyefahren willst und du willst einen Spaß haben, dann musst du nach Österreich gehen. Weil bei uns in Deutschland geht es nur geradeaus, 90 Grad rechts, geradeaus, 90 Grad links. Das hat nichts mit Autofahren zu tun.

Du warst im Vorjahr auch bei der Ennstal-Classic. Man sieht also auch, dass du offenbar wirklich sehr gerne nach Österreich kommst…

Ja, natürlich. Ich mag diese Veranstaltung sehr, der Helmut bemüht sich sehr, den Fans zu ermöglichen, mit den Piloten der alten Tage auch sprechen zu können. Denn sonst werden die Fans ja immer mehr ausgesperrt, sie müssen hinter Absperrungen stehen - da kommst du dir als Fahrer vor wie im Zoo. Man muss doch verstehen, dass die Leute mit den Fahrern auch plaudern wollen. Hier ist die Ennstal-Classic wirklich vorbildlich – sportlich gesehen war die Gleichmäßigkeit noch nie mein Fall…

Warum?

Für mich bedeutet Motorsport, dass man das Maximum gibt und möglichst schnell fährt. Ich kaufe mir doch keine Stoppuhr, damit ich langsam fahre…

Aber Österreich ist so etwas wie meine zweite Heimat. Ich habe ja auch mein Haus in Österreich, seit 30 Jahren, in Saalbach-Hinterglemm. Ich fühle mich hier sauwohl und ich könnte genauso hier leben, wie ich in Bayern lebe. Ich habe da auch überhaupt keine nationale Bindung oder so etwas.

Als wir im Vorjahr bei der Ennstal-Classic ein Gespräch geführt haben, hast du gesagt, du denkst ans Aufhören, du wolltest deinen Vertrag mit Porsche nicht verlängern, was du dann doch getan hast. Warst du damals vielleicht in einer Art emotionalem ‚Sommerloch‘?

Nein, nein, ich wollte das wirklich machen, ich wollte wirklich nicht mehr verlängern. Aber unser Chef hat mich einfach überredet, dass ich diesen Porsche 918, diesen Supersportwagen fertig entwickeln soll. Und daher habe ich mich noch einmal dazu entschlossen, dieses Jahr zu bleiben und ich hoffe, dass ich halt dann den Absprung schaffe. (lacht)

Also versuchst du ernsthaft aufzuhören?

Ja, schon. Das versuche ich schon…

Aber es macht dir zugleich auch noch sehr viel Spaß zugleich, oder?

Ja eben – das ist eben das Schwierige, da gibt es überhaupt keine Diskussion…

Du musst ja nicht aufhören.

Ja. Aber man müsste es zumindest etwas herunterfahren.

Okay. Also eine Art langsamer Rallye-Entzug?

Ja, das wäre das Ideale. Aber das ist halt nicht so einfach, weißt du? Wenn du an solchen Projekten wie jenem von Porsche beteiligt bist, dann bist du voll dabei oder du bist nicht dabei. Du kannst nicht sagen: ‚Ich bin halb dabei‘. Und das ist ein bisschen problematisch. Deshalb habe ich gesagt: ‚Dieses Jahr mache ich noch fertig!‘…

Solche Einsätze wie hier im Lavanttal – erschweren die nicht dein Rückzugsprogramm?

Genau, das ist schlecht (lacht). Da kriegst du wieder Lust und kannst ganz leicht ‚rückfällig‘ werden (lacht). Das ist blöd, oder?

Im zweiten Teil, der demnächst auf motorline.cc erscheint, nimmt Röhrl auch zu der Kontroverse über seine Aussagen hinsichtlich der aktuellen WM-Piloten und auch zur öffentlichen Kritik von Ilka Minor Stellung.

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