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ORM: Lavanttal-Rallye

„Scheinbar ist sie mit Novikov zu oft aufs Dach gefallen!“

Walter Röhrl schießt scharf: Auf die Kritik von Ilka Minor, die Respekt gegenüber den heutigen Piloten eingefordert hatte, reagiert er ziemlich bissig…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl/www.motorline.cc, minor.at

Menschen sind Menschen, und bekannte Menschen sind bekannte Menschen, sie geben sehr oft Interviews, im Fall von Walter Röhrl seit mehr als drei Jahrzehnten. Das Interview im Rahmen seines Auftritts im Lavanttal wurde mit gezücktem Handyaufnahmegerät geführt – Walter Röhrl wusste also die ganze Zeit, dass alles was er sagt, auch erscheinen wird.

Doch Röhrl ist bekannt dafür, dass er einfach sagt, was er denkt – und das wiederum ist etwas, das in einer Zeit der schöngefärbten Presseaussendungen und der Maulkorbverträge dann doch erfrischend ist.

Die Vorgeschichte zu Röhrl’s heftiger Aussage: Im Jänner hat sich Ilka Minor in einem Interview mit der deutschen Zeitschrift Rallye Magazin von Röhrl mehr Respekt gegenüber der heutigen Fahrer-Generation erbeten.

Minor sagte: „Ich will mich jetzt nicht in Rage reden. Aber manchmal wundere ich mich schon, wenn ich höre, was eine Michele Mouton oder ein Walter Röhrl so von sich geben. Die beiden sprechen gerne von der guten alten Zeit und wie sie mit Gruppe-B-Raketen tagelang unterwegs waren. Was soll das? Die heutigen Buben, wie Röhrl die WM-Piloten gerne bezeichnet, machen einen Job, den kann der sich kaum vorstellen.“

Minor fügte hinzu: „Die sollten sich mal zum Loeb ins Auto setzen und anschauen, was es heißt, heute Rallyes zu fahren. Da ist nix mit 20mal die Strecke anschauen und so. Auch der Kurvenspeed mit einem WRC ist ein ganz anderer. Es sind einfach andere Zeiten und das sollte man respektieren und nicht einfach so daherreden.“

Hier der zweite Teil des Interviews mit Walter Röhrl:

Walter, die österreichische Co-Pilotin Ilka Minor hat öffentlich Kritik an deinen Aussagen hinsichtlich der aktuellen Fahrer-Generation getätigt – hast du es gelesen?

Ja.

Was sagst du zu ihren Ausführungen?

Ich weiß ja nicht, was die meint. Wahrscheinlich versteht sie überhaupt nicht, wovon die Michele [Mouton, d. Red.] und ich sprechen. Das trifft mich aber auch wenig. Was die sagt, das ist mir ziemlich wurscht (lacht).

Vielleicht gab es ja auch Missverständnisse? Vielleicht kann man hier ja etwas klären? Die heutigen Fahrer…

…die heutigen Fahrer haben es schwerer, als wir es damals gehabt haben. Früher hat sich der gute Fahrer viel leichter absetzen können, weil die Autos so schwer zu fahren waren. Heute sind die Autos so leicht zu fahren, dass mehrere Piloten in der Lage sind, auch schnell zu fahren. Für mich war das kein Problem, eine Minute schneller zu fahren als alle anderen. Das kann heute keiner mehr. Und das habe ich gemeint.

Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich meine, dass sie es so leicht hätten – die heutigen Fahrer haben ein schwereres Leben als wir es hatten. Das hat überhaupt nichts mit der Qualität der Fahrer zu tun.

Und dass die in der Nacht nicht mehr fahren dürfen, da können die auch nichts dafür. Ich sage: Die FIA trägt Schuld, der Rallyesport ist ein Weicheiersport geworden. Dass sie in der Nacht nicht mehr fahren, weil das Fernsehen nichts übertragen kann. Aber da können die Fahrer nichts dafür, das ist doch klar.

Mir das zu unterstellen…eine Beifahrerin sollte doch ein bisschen Hirn haben, dass sie das auch begreift. Aber anscheinend ist sie mit dem Novikov schon zu oft aufs Dach gefallen, sodass sie das nicht mehr genau unterscheiden kann.

Was genau meinst du mit ‚leichter zu fahren‘?

Die heutigen Autos sind einfach perfekt, während ich im Audi bei jedem Gangwechsel schon aufpassen muss, hier bin ich nur am Kämpfen, dass ich das Auto auf der Straße halte. Da fährt so ein modernes Auto dahin wie die Eisenbahn – da ist der Allradantrieb, die Reifen, die Bremsen, das Fahrwerk. Hier mein Audi ist 28 Jahre alt, der Reifen ist zehn Jahre alt, das ist natürlich eine andere Welt. Aber das macht mir nichts, im Gegenteil. Ich habe hier im alten Audi das Gefühl, dass ich mein Talent einsetzen kann. Bei den modernen Autos kann ich das gar nicht einsetzen.

Würden dich die modernen Autos gar nicht reizen?

Nicht so sehr, muss ich ganz ehrlich sagen. Weißt du: Natürlich fahren die schneller ums Eck, natürlich bremsen sie besser. Aber wenn im Audi die 550 PS einsetzen, das ist das Erlebnis – auch wenn ich ums Eck fluche, weil ich keinen Ladedruck habe. Aber wenn dann der Ladedruck da ist – das macht Spaß! (lacht)

Du hast vorhin der FIA die Schuld gegeben, dass der Rallyesport heute so ist, wie er ist. Würde dich eine Rolle bei der FIA interessieren, um den Sport zu erneuern?

Nein. Außerdem würden sie mich ohnehin nach drei Tagen wieder feuern (lacht)…

Letzte Frage: Was sagst du dazu, dass so viele Leute um 900 Euro mit dir mitfahren wollten?

Ich finde das unglaublich schön. Da sage ich: Es hat einen Sinn, dass ich bekannt bin.

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