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Driver Shoot Out 2009

Peter Solberg im Exklusivinterview

Petter Solberg spricht über den ersten Einsatz seines C4 in Spanien und Wales, sein Leben als Teambesitzer, die Zukunft der Rallye-WM und mehr.

Michael Noir Trawniczek

Petter Solberg sitzt beim Pirelli Star Driver Shootout, welches an diesem Wochenende in Freistadt abgehalten wird, in der Jury. Am Donnerstagabend wurden die Teilnehmer des Shootouts begrüßt – Petter Solberg, der Weltmeister des Jahres 2003, stellte sich den Fragen von motorline.cc. Bei der kommenden Spanien-Rallye wird er mit seinem eigenen Team ein Citroen C4 World Rally Car einsetzen – dort kann er die WM mit entscheiden, wenn Sébastien Loeb gewinnen und er vor WM-Leader Mikko Hirvonen landen sollte…

Als du mit der Leistung deines Citroen Xsara nicht zufrieden warst, hast du sehr offen und direkt gesagt, was los ist und was du haben möchtest. Hattest du niemals Angst, dass sie dir erst recht nicht geben werden, was du möchtest?

Natürlich hatte ich die. Es passiert so oft etwas mit Motoren….aber als ich bekommen hatte, was ich wollte, war ich happy.

Warum hat man dir nicht gleich von Beginn an die 2006er-Spezifikation gegeben?

Ich denke, sie hatten nicht genügend Autos und sie hatten bereits Kunden. Vielleicht hatten sie auch ein bisschen Angst, was ich mit dem Auto zuwege bringen könnte – im Vergleich zu Sébastien. Jetzt allerdings benötigt die Weltmeisterschaft mehr Wettbewerb. Jetzt brauchen sie mich.

Ganz besonders in Spanien, nicht wahr?

Vielleicht. (lacht)

Du wirst in Spanien einen C4 einsetzen, mit deinem eigenen Team. Wenn du deinen C4 mit jenem von Loeb und jenem von Ogier und den anderen Junioren vergleichst, wo steht der in punkto Spezifikation?

Der von Sébastien ist sicher auf dem neuesten Stand – die Werksautos sind schon ein bisschen besser. Aber ich hoffe, dass dies nicht allzu viel ausmachen wird und dass ich sie auch so schlagen kann.

Ist dein C4 eine 2008er-Spezifikation?

Es ist ein Mittelding zwischen 2008er- und 2009er-Spezifikation.

Also die gleiche Version, die Ogier fährt?

Die gleiche Version, die Ogier in Australien gefahren ist.

Theoretisch könntest du in Spanien die WM entscheiden…

Vielleicht. Ich weiß es nicht. Wir werden es bald herausfinden.

Gibt es hinsichtlich der Spanien-Rallye Gespräche mit Citroen? Gibt es da irgendwelche Vorgaben?

Nein, überhaupt nicht. Ich fahre den Wagen in meinem eigenen Team – so wie ich es das ganze Jahr über bereits mit dem Xsara getan habe.

Du darfst also in Spanien gewinnen?

Ja.

Und ich nehme an, du würdest auch gerne gewinnen…

Ich denke, es wird schwierig, in Spanien. Aber in Wales – dort hoffe ich, dass ich den Sieg einfahren werde.

Du hast in frühen Jahren schon ein eigenes Team betrieben

Ja, als ich Motocross und die nationale Meisterschaft bestritten habe – aber das sind völlig verschiedene Maßstäbe. Das WRC-Team ist Big Business, da arbeiten 12 bis 13 Leute, da gibt es sehr viel zu tun.

Du bist jetzt nicht mehr nur Pilot, sondern auch Geschäftsmann – ist das manchmal hinderlich?

Nein, wenn ich zu einer Rallye komme, ist das einzige, was für mich zählt, Vollgas zu geben. Die Geschäfte musst du im Auto vergessen.

Gibt es bereits konkrete Pläne für 2010?

Ich habe noch nichts entschieden. Wir müssen abwarten – ich habe jetzt noch zwei Rallyes vor mir und da werden wir sehen, wie es läuft und ob ich für das kommende Jahr die nötigen Sponsoren zusammenbekomme.

Wenn man heute über die Rallye-WM spricht, dann hat man maximal drei Fahrer, die für ihre Arbeit bezahlt werden, der Rest zahlt ein. Du liegst da irgendwo dazwischen, bist quasi so etwas wie ein eigener Kosmos…

Ja, ich bin der Mann in der Mitte, ich mache mein eigenes Ding.

Du bist nicht bereit, für ein Cockpit zu bezahlen?

Ganz genau, ich mache das nicht. Entweder ich erhalte ein Werksauto oder ich trete mit meinem eigenen Team an – so ist es, etwas anderes läuft nicht. Das ist ganz einfach.

Das heißt: Wenn dich ein Team als Fahrer haben möchte, dann müssen sie dir auch etwas bezahlen?

(überlegt) Gut, das hängt davon, um welches Team es sich handelt. Aber es gibt derzeit keine Teams - es gibt nichts, worüber man nachdenken müsste. Es gibt nichs, worüber man sich sorgen müsste.

Die ISC hat unlängst erklärt, man möchte nicht mehr als vier Hersteller in der WM haben. Glaubst du, dass es ab 2011 wieder mehr Hersteller in der WM geben wird?

Wer weiß? Ich habe nicht die leiseste Ahnung.

Ist es nicht so, dass dich Hersteller kontaktieren, auch hinsichtlich 2011?

Ja, natürlich. Ich habe Kontakt zu vielen Werken.

Du weißt also auch, was diese Hersteller zu tun gedenken.

Ja, aber sie wissen jetzt noch nicht, was sie tun werden. Zuerst müssen die Regeln beständig werden, sie müssen klar definiert sein. Dann werden wir sehen.

Du hast unlängst ein Super 2000-Auto getestet – wie hat es dir gefallen?

Es ist okay – du musst damit einfach nur noch härter attackieren.

Du musst härter fahren als im WRC?

Du musst den Speed halten, du musst ein bisschen verrückter an die Sache rangehen.

Raimund Baumschlager sagt, man muss einen Super 2000 „prügeln wie ein wildes Tier“…

Ich kenne Raimund, ein sehr netter Typ. Und er hat Recht, das stimmt absolut.

Der S2000 ist dann also fahrerisch eine größere Herausforderung als die aktuellen World RallyCars

Wir werden sehen, was passiert, wenn die aktuellen WRC-Piloten auf Super 2000-Modelle umsteigen. Aber du musst mit einem S2000 sehr, sehr hart attackieren. Mit dem Turbo wird der S2000 nahezu den gleichen Speed haben wie es bei den aktuellen World Rally Cars der Fall ist.

Es ist tut dir also nicht leid um die World Rally Cars?

Es ist egal – der Sport muss sich dort hin bewegen, wo ihn die Hersteller haben wollen. Wenn die Hersteller die Super 2000 wollen, dann ist das für mich als Fahrer kein Problem. Das betrachte ich als eine Herausforderung.

Dein Bruder Henning fährt ebenfalls in der Rallye-WM – aber auch deine Frau ist eine schnelle Pilotin. Sprecht ihr in der Familie oft über den Rallyesport?

Ja. Wir sind eine der größten Motorsport-Familien der Welt – vergleichbar mit der Familie Andretti in Amerika. All meine Onkels, Brüder, Cousins, der Vater, die Mutter betreiben Motorsport. Mein Sohn ist jetzt sieben Jahre alt und er fährt Cross-Kart – das ist ein Kart mit Sachotterreifen und Überrollkäfig, dabei lernst du sehr viel.

Bei uns spielen die Kids Fußball, bei euch im Norden sitzen viele schon als Kind im Rallyeauto…

Wir spielen Fußball auch. (lacht)

Die Skandinavier sind aber doch mehr im Rallyesport zuhause…

Nicht wirklich. Du möchtest fahren, fährst an die Strecke, triffst die richtigen Leute – ich denke, dass es überall gute Fahrer gibt. Natürlich hängst es davon ab, wie viel Interesse am Rallyesport besteht in dem jeweiligen Gebiet.

Der Rallyesport ist im Norden einfach mehr akzeptiert

Ja, aber dann muss man einfach probieren, das Interesse und die Akzeptanz zu erhöhen.

Das versuchen wir auch – Österreich hat ja auch einige sehr gute Rallyefahrer.

Ja das ist gut. Es ist wichtig, dass es einige wenige Leute schaffen, das Interesse zu erhöhen – denn dann werden immer mehr Leute von diesem Sport angezogen.

Hat es bei dir einen bestimmten Moment gegeben, wo du erkannt hast, dass du ein außergewöhnliches Talent besitzt?

Ich bin seit meinem sechsten Lebensjahr mit Rallyeautos gefahren – und ab zehn Jahren haben wir dann alle Autos der gesamten Familie getestet und auch abgestimmt. Wir haben auch die Motoren, Getriebe und so weiter durchgecheckt. Und dann kam der Moment, wo wir gesagt haben: ‚Okay, wir probieren es einfach!’ So fuhr ich meine erste Rallye und ich wurde Zweiter – das war der Tag, an dem ich meinen achtzehnten Geburtstag gefeiert habe. Dann haben wir es noch einmal probiert, nur zum Spaß – doch ich habe die Rallye gewonnen. Ich war also verdammt schnell – und dann habe ich begonnen und habe alles gewonnen: Rallycross, Bergrennen, europäische Meisterschaften, Weltmeisterschaften, alles.

In deiner kurzen Ansprache an die jungen Kandidaten des Pirelli Star Driver Shootouts hast du das Wort ‚Fun’ oft erwähnt – der Spaß an am Rallyesport stellt für dich ein wesentliches Element dar, oder?

Ja, denn du kannst nicht immer planen, was du als nächstes tun willst – du musst einfach Freude daran haben. Mit der entsprechenden Freude am Fahren kommt auch der Speed.

Du bist als ‚Mister Hollywood’ bekannt, bei den Superspecial-Prüfungen bietest du den Fans immer eine große Show, turnst auf deinem Auto wie ein Akrobat – doch im letzten Jahr in Bologna ist etwas schief gelaufen, du bist vom Auto gefallen und dieses fuhr selbstständig weiter. War das eigentlich dein letzter Auftritt für Subaru?

(lacht) Ja, ich habe sie ziehen lassen, hab sie verpasst.

Was war dein erster Gedanke, als du gesehen hast, wie das Auto von alleine weiterfährt?

Da hatte ich keine Zeit, irgendetwas zu denken. Ich habe mir bei dieser Aktion die Hand gebrochen. Du weißt, ich mache das immer bei diesen Shows – doch der Wagen war im zweiten Gang, als ich runter sprang, normalerweise sollte er dabei jedoch im ersten Gang sein. Und zwischen 15 km/h und 45 km/h liegen Welten, wenn man in diesem Tempo laufen soll.

Henning hat sich in Australien einen Finger gebrochen – ist es nicht unheimlich schmerzhaft, da weiterzufahren?

Es war kein Bruch, er hat sich nur den Finger verletzt. Aber in Bologna bin ich mit meiner gebrochenen Hand weitergefahren, habe damit auch die zweite Show bestritten. Das war verdammt hart. Aber was soll’s? Da musst du durch.

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