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Wagner-Speed vs Wagner-Waterloo

Simon und Julian Wagner sorgten auch im Wechselland für Spannung in der ORM2WD: Zunächst kämpft Simon gegen Lokalmatador Wollinger um die Führung und jede Zehntelsekunde, während Julian gleich auf der ersten Prüfung, der Mut-SP Hochwechsel mit der 2WD-Bestzeit verblüfft. Die erste Fahrt des langen Rundkurses Pinggau wird zu einem „Wagner-Waterloo“: Julian sorgt mit knochentrockenem „Sager“ für Youtube-Klicks während er beim Anbremsen einer schnellen Linkskurve ins Leere steigt und der DS3 heftig in die Planken kracht. Ein nötiger SP-Abbruch bringt ausgerechnet Simon um einen möglichen 2WD-Sieg…

Fotos: Martin Butschell, Daniel Fessl

Auch im Wechselland stellte das Waldviertler Wurmbrand Racing Team wieder einen perfekt vorbereiteten DS3 R3max für Simon Wagner auf die Räder. Rückblickend möchte Simon die „tolle Leistung meiner Copilotin Ursula Mayrhofer“ hervorheben sowie „ein Lob an die gesamte Mechaniker-Crew aussprechen“. Zudem hat sich die im Wechselland vom gesamten Team getroffene Reifenwahl das gesamte Wochenende über stets als richtig erwiesen. Simon weiß: Die Ingredienzien für einen Sieg in der ORM2WD waren vorhanden – ebenso wie jener herzig aussehende DS3max-Kuchen, dessen Anschnitt Geburtstagskind Simon fotogerecht vor der Team-Hospitality zelebrierte….

Winzige 1,2 Sekunden waren es, die nach 168 Sonderprüfungskilometern auf eine maximal umgesetzte Mission fehlten – letztendlich konnte sich der ältere der beiden Brüder auch über Platz zwei der ORM2WD freuen: „Ich bin froh, dass ich als Wechselland-Rookie den Speed mit den erfahrenen Piloten mitgehen konnte. Und für die kommenden Rallyes bin ich sehr zuversichtlich gestimmt.“

Mit dem Sieg auf der Powerstage konnte Simon die vollen drei Zusatzpunkte mitnehmen, in der Junioren-Staatsmeisterschaft (Junior-ORM) triumphierte er gar mit einem Vorsprung von satten 3:33 Minuten.

Das gesamte Rallye-Wochenende über wechselten sich Lokalmatador Daniel Wollinger und Simon Wagner bei den Bestzeiten ab, die ORM2WD wurde so zu einem spannenden Krimi. Vor dem ersten Start in den 34,8 Kilometer langen Rundkurs Pinggau lag zwischen Wollinger und Wagner nur eine Zehntelsekunde. Zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand, dass auf SP10 bereits die Entscheidung fallen wird. Ausgerechnet sein Bruder Julian sowie ein weiterer Mitbewerber sorgten mit spektakulären Abflügen dafür, dass die Prüfung abgebrochen werden musste. In der Folge vergab die Rallyeleitung nominelle Zeiten – doch bei Simon Wagner stimmten die drei Sekunden Gutschrift leider nicht, da er vor dem Abbruch auf zwei Autos auflief und nachweislich mehr als 20 Sekunden einbüßte. Zusätzlich bitter: Simon wäre ohne den Abbruch um satte 13 Sekunden schneller gewesen…

Für den zweiten als Powerstage absolvierten Start des Rundkurses haben die Veranstalter den Abstand zwischen den Fahrzeugen erhöht und das Feld zudem in Blöcken in die Prüfung starten lassen. Simon sagt: „Da möchte ich den Verantwortlichen meinen Dank aussprechen, man hat hier wirklich versucht, eine möglichst faire Lösung zu finden.“ Oft ist es im Leben so, dass sich eine gut gemeinte Lösung erst recht als problematisch erweist. Simon erklärt: „Die Blöcke waren ein guter Ansatz – nur befand ich mich im zweiten Block und weil man, was ja absolut zu begrüßen ist, verhindern wollte, dass wir uns in die Quere kommen, wurden wir sehr spät losgeschickt, und da waren meine Reifen bereits ausgekühlt.“

Das Wagner Motorsport Team hat diese Thematik weiter gesponnen und präsentiert dazu einen Vorschlag, wie man künftig auf Powerstage-Rundkursen verhindern könnte, dass der große Showdown zu einer Lotterie mutiert: „Man könnte vor dem letzten Durchgang eine Umgruppierung vornehmen und jene Teams gemeinsam in Blöcken starten lassen, die um Positionen kämpfen. Das wäre nicht nur für die betreffenden Teams eine Lösung, um Sekundenduelle ungestört und bei gleichen Bedingungen auszufechten, sondern auch die Zuschauer hätten bei einer solchen Startreihenfolge den direkten Vergleich der jeweils gegeneinander antretenden Teams und könnten somit eine spannende Powerstage genießen.“

In Deutschland wird wegen der vorliegenden Problematik keine Powerstage auf einem Rundkurs abgehalten – doch mit den umgruppierten Blöcken wäre das kein Problem mehr, ein größeres Intervall würde zudem nicht allzu viel Zeit kosten…

„Jetzt nicht mehr…“

Das Onboard-Video aus dem DS3 R3 von Julian Wagner und Jürgen Heigl hat durchaus Chancen, ein Youtube-Hit zu werden. Auf der besagten ersten Fahrt des Rundkurses Pinggau fragt Heigl am Beginn der zweiten Runde, ob die Bremsen noch intakt seien, Julian beantwortet die Frage mit einem knappen „Ja!“ Doch wenig später, nach einer 400 Meter langen Bergauf-Passage sagt Julian knochentrocken: „Jetzt nicht mehr…“



Den süffisant-kaltschnäuzigen „Sager“ äußerte Julian intuitiv während er beim Anbremsen im sechsten Gang zu einer Links2 (1 = Haarnadelkurve, 5 = langgezogene Kurve) plötzlich und unerwartet ins Leere gestiegen ist, lediglich am Heck gab es ein wenig Bremswirkung. Das Video zeigt, wie Julian auch in dieser Situation Ruhe bewahrt und versucht, zuerst mit der Handbremse und dann mit dem Heck Energie abzubauen und weiterzufahren. Doch der Wagen crasht auch mit der Vorderseite gegen die Planken und wird bei dem heftigen Anprall schwer beschädigt. Sowohl Julian als auch Jürgen blieben glücklicherweise unverletzt – die Rallye war für die beiden freilich zu Ende. Der Schaden scheint dermaßen kostspielig zu sein, dass Julian um seine eigentlich bereits fix geplante komplette ORM2WD-Saison bangen muss: „Mit einem so schweren Crash habe ich nicht gerechnet, jetzt hoffe ich, dass ich weitere Sponsoren motivieren kann, bei uns an Bord zu kommen.“

Dass die Partner von Julian mit erhöhter Aufmerksamkeit der Medien rechnen können, hat Julian gleich auf der ersten Prüfung der Wechselland-Rallye eindrucksvoll demonstriert. Auf der neuen und äußerst schwierigen Bergprüfung Hochwechsel mit ihren vom gesamten Feld ehrfurchtsvoll erwähnten Mut-Passagen verblüffte der Jungspund mit der 2WD-Bestzeit. Danach lagen Julian und Jürgen stets in den Top 3 der ORM2WD auf Lauerstellung – denn vor besagtem Rundkurs Pinggau durfte Julian erstmals neue Vorderreifen montieren. Teamintern gibt es die Regel, dass jener Bruder das Vorrecht auf neue Pneus erhält, der zuvor vorne lag. Die neuen Reifen haben zunächst auch Wirkung gezeigt, denn Julian lag bei der Zwischenzeit einen Tick vor Simon – bis die Frage nach den Bremsen, das „Ja!“ und der „Jetzt nicht mehr!“- „Sager“ kamen…

Abgesehen vom unverschuldeten Crash kann aber auch Julian Wagner seinem Wechselland-Abenteuer Positives abgewinnen: „Wir haben wieder gezeigt, dass wir zur Spitze der ORM2WD gehören, denn wir sind die gesamte Rallye über in den Top 3 gelegen. Mit einem solch heftigen Unfall habe ich wirklich nicht gerechnet, doch auch das gehört zum Rallyesport.“ Wegen der erwähnten Budgetlücke kann Julian die Schneebergland-Rallye noch nicht bestätigen, fügt jedoch hinzu: „Diese Schotterrallye würde ich wirklich sehr gerne fahren, wir hoffen jetzt einfach, dass wir in den nächsten Tagen eine Lösung finden.“

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