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ORM: Wechselland-Rallye

Essentielle Abstimmungsarbeit

Nach dem lange Zeit unerklärlichen Kraftverlust im Lavanttal konzentrierten sich Johannes Keferböck und Ilka Minor bei der Wechselland-Rallye auf wichtige Setup-Arbeiten im neu aufgebauten Eurosol Škoda FABIA R5. Mit Platz vier und einem Powerstagepunkt konnte man Rang drei in der Staatsmeisterschaft absichern.

Fotos: Daniel Fessl

"So viele Setups! Wir haben so viel ausprobiert wie noch nie - und wir konnten dabei auch so viele wertvolle Erkenntnisse ziehen wie nie zuvor" - Johannes Keferböck blickt zufrieden zurück auf eine für ihn essentielle Wechselland-Rallye. Es geht um die Abstimmungsarbeit am vom Eurosol Rallye Team Austria eingesetzten Škoda FABIA R5. Diese dreht sich um die beiden Pole "Hart" und "Weich". Keferböck erklärt: "Bei einer weichen Abstimmung wird viel Traktion mitgenommen. Allerdings kann es dann sein, dass der Wagen in den Kurven schwimmt, dass er "moved" - was ich überhaupt nicht mag. Ich bevorzuge eher eine harte Abstimmung, direkt wie ein Renngokart. Hat man jedoch zu hart abgestimmt, rutscht man nur herum und es geht viel Vortrieb verloren." Die hohe Kunst der Abstimmungsarbeit besteht also darin, einen "goldenen Mittelweg" zwischen "Hart" und "Weich" zu finden...

Wichtig ist dabei: "Ich weiß jetzt schon sehr genau, unter welchen Bedingungen ich mich im Škoda FABIA R5 besonders wohlfühle." Dieses "Feeling" wirkt sich natürlich umgehend auf die gefahrene Zeit aus - als Beispiel wählt Johannes den Rundkurs Rohrbach: "Dort war unser Setup im ersten Durchlauf zu weich abgestimmt - im zweiten Durchlauf, als wir eine härtere Abstimmung wählten, konnte ich mich prompt um runde 13 Sekunden steigern."

Gerade der Samstagnachmittag war für solche Abstimmungsarbeiten bestens geeignet: "Da lagen wir auf einem sicheren vierten Platz - die vor uns liegenden Teams anzugreifen, hätte zu viel Risiko bedeutet und nach hinten waren wir bereits abgesichert. Außerdem war das Wetter im Vergleich zum Tag davor relativ stabil. Dieser Samstagnachmittag war also bestens dafür geeignet, um gewisse Dinge an der Setup-Abstimmung herauszufiltern. Dabei galt es, sich nicht von den gefahrenen Zeiten beirren zu lassen, sondern sich um Feeling und Linie zu kümmern."

Geplanter Powerstagepunkt

Mit einer Ausnahme - denn für die abschließende Powerstage hatten Johannes Keferböck und seine WM-erfahrene Copilotin Ilka Minor einen Plan: "Wir wussten, dass wir Hermann Neubauer und Julian Wagner hier nicht angreifen können - daher war unser Plan, uns mit der drittschnellsten Zeit einen Powerstagepunkt zu holen." Der Plan gelang auch prompt, sodass man letztendlich 13 ORM-Punkte gutschreiben und damit Platz drei in der ORM-Tabelle absichern konnte. Dass ein einziger Zähler am Ende der Saison entscheidend sein kann, hat "Kefer" am Ende des Vorjahres quasi am eigenen Leib erfahren: Nach dem Grande Finale bei der Niederösterreich Rallye lagen er und sein Gegenspieler Gerhard Aigner punktgleich auf Rang zwei der Österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft (ORM) - dank seines Sieges bei der Jännerrallye 2018 kürte sich Johannes Keferböck - mit der Unterstützung seiner Sponsoren - zum Vizestaatsmeister...

"Autofahren nicht verlernt"

Am Samstagvormittag konnten Keferböck/Minor auf der elften Sonderprüfung ihr bestes SP-Ergebnis erzielen: Nur 1,1 Sekunden hinter dem Rallyesieger Hermann Neubauer belegten die Eurosol Škoda-Piloten Platz zwei. Johannes ergänzt: "Eigentlich waren wir immer dann, wenn wir es wissen wollten, gut bei der Musik."

Im Grunde konnte Johannes Keferböck schon am Freitag, gleich von der ersten Prüfung an aufatmen. Denn die Zeitabstände waren um ein Vielfaches geringer als noch bei der Lavanttal-Rallye. Der Hintergrund: Zumindest im Lavanttal, möglicherweise auch bei den Rallyes davor, hatten Keferböck/Minor aufgrund eines nicht von der Datenaufzeichnung erfassten Turbo-Lecks - ausgelöst durch eine gebrochene Schraube im Turbolader - lediglich 1,0 statt 1,5 bar Ladedruck zur Verfügung. Der massive Kraftverlust war damals für Keferböck spür-, aber nicht erklärbar. Erst als der Teambesitzer eigenhändig den Turbolader inspizierte, wurde die gebrochene Schraube diagnostiziert. Zur Wechselland-Rallye sandte Eurosol Racing ein völlig neu aufgebautes Auto - Keferböck lag nun wieder dort, wo er bereits im Herbst gelegen ist. Johannes nickt: "Sicher wussten wir, warum wir zuletzt solche Rückstände hatten - es war am Freitag dennoch eine Erleichterung, anhand der Zeitabstände zu sehen, dass ich das Autofahren nicht verlernt habe."

Wetterkapriolen am Freitag

Allerdings war der Freitag an und für sich ein Tag, der geradezu typisch für die Wechselland-Rallye war: Die Wetterbedingungen waren nämlich buchstäblich wechselhaft, mitunter drehte sich das Wetter binnen kürzester Zeit. Johannes erklärt: "Die Wechselland-Rallye ist bekannt für solche unberechenbaren Wetterbedingungen. Da kann es passieren, dass du beispielsweise Intermediate-Reifen wählst und auf der Strecke merkst du, dass die Slicks besser gewesen wären." Der reifentechnische "Griff ins Klo" passierte an diesem Freitag nahezu jedem Team, Johannes lacht: "In unserem Fall nicht nur einmal. Die Reifenentscheidung wird bei dermaßen sprunghaften Wetterbedingungen unweigerlich zu einer Art Roulette." Am Freitag gab es immer wieder - mehr oder weniger - heftige Regenschauer, wodurch die anspruchsvollen Strecken der Wechselland-Rallye noch tückischer wurden. Johannes gibt offen zu: "Es kam öfter vor, dass ich mich verbremste oder beinahe aus der Kurve rutschte. Doch es ging vielen so..."

Johannes Keferböck betont: "Wichtig war für uns, dass wir auf der Strecke bleiben und neben der Abstimmungsarbeit auch möglichst viele wertvolle Punkte an Land ziehen. Jetzt bin ich recht froh, dass wir eine kleine Pause einlegen - auch wenn ich mich schon sehr auf die nächste Rallye freue." Die ORM kehrt von 18. bis 20. Juli in die Steiermark zurück - mit der Rallye Weiz.

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