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Wird es ‚seine’ Rallye?

Manfred Stohl startet in Neuseeland mit dem Peugeot WRC, im Rahmen einer Pressekonferenz stand er ausführlich Rede und Antwort.

Manfred Wolf

Dass der Peugeot das Meisterauto von Raphael Sperrer aus dem vergangenen Jahr ist, ist bereits hinlänglich bekannt. Auf welchem Stand sich der Bolide befindet, war heute bei einem ausführlichen Pressegespräch zu erfahren, auch Rolf Schmidt (der den 206er einsetzt) und Franz Stehno (als Vertreter von Peugeot Österreich) waren gekommen.

Die Erwartungen an ‚seine’ Rallye

Zuallererst äußerte sich Manfred Stohl über seine Erwartungen: „Ich erhoffe mir von dieser Rallye schon einiges. Ich will mir auf der einen Seite keinen Druck auferlegen, andererseits ist das ‚meine’ Rallye, wenn man das so sagen kann. Mein großes Ziel ist es, unter die Top-Ten zu fahren, das wird aber sehr schwierig. Auf alle Fälle möchte ich alle anderen Privatfahrer, die auf einem WRC unterwegs sind, schlagen.“

Aber auch ein Platz unter den ersten zehn wird schwer zu erreichen sein, über 40 Fahrer haben beim Übersee-Lauf mit einem World Rallye Car genannt. Doch Manfred Stohl ist nicht nur fünf Mal dort gestartet, der WM-Lauf in Neuseeland ist auch seine erklärte Lieblingsrallye. Daraus macht der Wiener kein Geheimnis, wenn er von dem Schotterlauf spricht, gerät er sichtlich ins Schwärmen:

„Das ist einfach meine Rallye. Du kannst immer 150 Prozent gehen, weil die Schotterstraßen so eben und gleichmäßig sind. Man fährt quasi immer nur quer. Es gibt keine Schlaglöcher, keine großen Steine. Da weiß man als Fahrer genau: Solange ich auf der Straße bleibe, kann ich attackieren soviel ich will, mein Auto wird ganz bleiben."

Was Neuseeland so speziell macht

Allerdings gilt es in Neuseeland auch, auf einige „Spezialitäten“ zu achten: Die ersten Werkspiloten spielen auf dem speziellen Terrain nämlich die „Kehrmaschine“ für die nachfolgenden Fahrer:

"Der Schotter in Neuseeland ist sehr speziell. Abgesehen davon, dass es keine perfekteren Schotterpisten als die neuseeländischen gibt, ist es ungemein schwierig, dort als einer der ersten Piloten zu starten. Die runden Steinchen liegen über dem festen Untergrund und es ist anfangs irrsinnig rutschig und glatt. Für die ersten Piloten auf der Strecke ist das eine Rutschpartie."

Dass Manfred Stohl um diese Gefahr weiß, wird spätestens nach einem genauen Blick auf seine Nennung klar:

"Ich habe mich dafür entschieden, als reiner Privatfahrer zu starten, weil ich mir davon einen großen Vorteil gegenüber den Werksfahrern und den sogenannten ‚werksunterstützten Fahrern’ erhoffe. Nur als rein privater Bewerber habe ich die Garantie, immer perfekte Bedingungen auf den speziellen neuseeländischen Schotterstraßen vorzufinden, da ich immer – egal welchen Rang ich im Gesamtklassement belege – hinter den Werksfahrern starten kann."

Der Peugeot 206 WRC

Was Stohl noch von den Werksfahrern unterscheidet, ist sein Arbeitsgerät – der Peugeot 206 WRC. Der ist klarerweise kein Werksauto, aber auf welchem Stand befindet sich das französische WRC jetzt wirklich?

Rolf Schmidt, in dessen Werkstätte der 206er vorbereitet wird, spricht Klartext: „Das Auto ist auf dem letzten Stand, der für Kunden erhältlich ist. Das heißt, der Peugeot weist die gleichen Spezifikationen wie jene Fahrzeuge auf, die von Bozian Racing für Cedric Robert in Monte Carlo und Gilles Panizzi bei der Türkei Rallye eingesetzt wurden. Das ist nicht das Beste vom Besten, aber das Optimum, dass man als Nicht-Werkspilot fahren kann. Es ist ein sehr gutes Auto.“

Manfred Stohl stimmt zu und fügt an: „Und das Beste daran ist für mich, dass es eine österreichische Lösung ist. Das Auto gehört dem österreichischen Peugeot-Importeuer, wird von einem österreichischen Tuner aufgebaut, eingesetzt und betreut und mit der OMV steht auch ein heimischer Hauptsponsor hinter diesem Projekt.“

Als besonderes „Zuckerl“ kann Manfred Stohl das Auto bei Bedarf jeden Tag inspizieren, die Werkstätte von Rolf Schmidt ist nur wenige Minuten von seinem Wohnort entfernt. Besonders oft wird Manfred Stohl wohl nächste Woche bei Rolf Schmidt vorbei schauen, dann nämlich muss der Peugeot in nur drei Tagen von einem Asphalt-Setup auf das Schotter-Setup umgebaut werden.

Grund: Das Auto läuft am kommenden Wochenende in der ungarischen Meisterschaft, wo Janos Toth auch heuer wieder seinen Meistertitel erfolgreich verteidigen will. Rolf Schmidt ist für alle Eventualitäten gerüstet, „auch wenn’s ein Totalschaden ist, werden wir uns etwas einfallen lassen. Manfred wird in Neuseeland auf alle Fälle sein Auto haben.“

Bis dahin ist er aber noch nicht besonders viel gefahren. Bis auf einen Einsatz auf einem 206er bei der letztjährigen Madeira-Rallye hat Manfred Stohl keinerlei Erfahrung auf diesem WRC – und wird auch keine mehr sammeln können: „Der Peugeot, den ich im letzten Jahr gefahren bin, war noch eine ältere Kundenversion. Aber die Umstellung ist nicht so groß, wie man vielleicht annimmt“, so Stohl. „Die Unterschiede spielen sich in kleinen Bereichen ab, das Wichtigste ist, dass ich ordentlich Gas gebe. Und vor der Rallye gibt es immerhin noch den Shakedown, bei dem ich mich noch einmal auf das Auto einstellen und letzte Veränderungen vornehmen kann.“

Die Reifenfrage

Dabei werden auch erstmals Pirelli-Reifen auf dem Peugeot zum Einsatz kommen, Manfred Stohl setzt nach wie vor auf die italienische Marke, von der er auch bestes Material erhalten wird. „Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit den Reifen gehen wird. Ich bin überzeugt, dass ich Top-Material erhalten werde – das ist vor allem auf den bis zu 60 Kilometer langen Sonderprüfungen immens wichtig.“

Im Gespräch über diese längste SP der Rallye gerät Manfred Stohl wieder ins Schwärmen. Man merkt, wie viel ihm an einem guten Abschneiden bei ‚seiner’ Rallye liegen würde. Nach einem gesamt-siebenten Platz mit nur etwas mehr als 11 Minuten Rückstand auf den Sieger Marcus Grönholm im Jahre 2000 wünschen wir ihm viel Glück und eine noch bessere Platzierung bei seinem ersten WRC-Auftritt in Neuseeland.

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