Race of Champions 2006 | 17.12.2006
Mattias Ekström ist der neue "Champion"
Der schwedische Allrounder Mattias Ekström, 2006 in der DTM und der Rallye-WM aktiv, konnte Vorjahrssieger Sébastien Loeb sogar im Citroen Xsara schlagen.
Michael Noir Trawniczek
Vor rund 51.000 Zuschauern wurde am Samstagabend im Pariser Stadion "Stade de France" die 19. Ausgabe des Kult-Events "Race of Champions" zelebriert. Nachdem zuvor bereits Marcus Grönholm und Heikki Kovalainen für Finnland den "Nations Cup" eroberten, kämpften ab 19.00 Uhr 16 Piloten aus den verschiedensten Automobilsportserien um den Titel des "Champions der Champions". Auf dem kreativ ausgelegten Parallel-Kurs traten zunächst jeweils die Fahrer der Division Formelsport/Rundstrecke gegen jene der Division Rallye/Offroad an.
15 der hochkarätigen, zum Teil mit Weltmeisterehren versehenen Klasselenker hatten ein klares Ziel vor Augen: Rallye-Weltmeister und Vorjahressieger Sébastien Loeb von seinem Thron zu stürzen. Doch um dies auch tun zu können, mussten sie sich in dem K.O.-System von Duell zu Duell hanteln. Dabei gab es die eine oder andere Überraschung zu vernehmen.
So wurde der 13-fache Grand Prix-Sieger David Coulthard gleich im ersten Heat von WTCC-Ass Yvan Muller brutal aus dem Bewerb geboxt. Gefahren wurde mit zwei Aston Martins. Dass sich der Red Bull Racing-Pilot so früh schon umziehen "durfte", hat er seinem äußerst misslungenen Start zu verdanken.
Ebenfalls einer der Ersten in der Umkleidekabine war der im abgelaufenen Jahr als einer der Teamchefs von Andreas Aigner agierende frühere Rallye-Pilot Armin Schwarz. Der Deutsche musste gegen den Fünften der Rallye-Weltmeisterschaft, Citroen-Werkspilot Dani Sordo antreten. Nach einem Dreher konnte der Rallye-Europameister des Jahres 1996 nur noch schwarzsehen - der Dreher kostete einfach zu viel Zeit, der Rückstand konnte nicht mehr aufgeholt werden.
Der neue "Champion der Champions"
Letztlich durfte sich Schwarz dann doch freuen - schließlich krönte sich einer seiner diesjährigen Fahrer zum "Champion der Champions". Mit Mattias Ekström holte ein Allrounder den begehrten Titel, der sowohl im Rundstreckenfahrzeug als auch im Rallye-Boliden seinen Mann stellt. Ekström fuhr heuer neben seinen DTM-Einsätzen (2004 DTM-Champion) auch vereinzelt in der Rallye-WM (Platz 10 in Schweden 2006). Im Race of Champions wurde Ekström natürlich den Rundstreckenfahrern zugeordnet.
Und so musste er im ersten Heat gleich einmal gegen den regierenden DTM-Champion Bernd Schneider antreten, der Gesamt-Achte der diesjährigen DTM-Tabelle konnte sich jedoch durchsetzen.
Als nächstes musste Neo-Grand Prix-Pilot Heikki Kovalainen bezwungen werden. Kovalainen, der als unbekannter Youngster vor zwei Jahren das Race of Champions gewinnen und so quasi über Nacht seinen Bekanntheitsgrad vervielfachen konnte, verlor das Duell gegen Ekström um lächerliche sechs Hundertstelsekunden. Zuvor konnte sich der nächstjährige Renault-Pilot gegen DTM-Vizemeister Tom Kristensen durchsetzen.
Rundstreckenfinale: Ekström bezwingt Bourdais
Noch einen Ausnahmekönner musste Ekström in die Schranken verweisen - niemand geringeren als den mehrfachen Champ Car-Meister Sébastien Bourdais, der direkt von den Formel 1-Testfahrten in Jerez angereist kam, wo er in einem Dreitagestest im Toro Rosso am Ende schneller als die Einsatzpiloten war. Der Franzose konnte vor dem Duell gegen Ekström seine Landsleute mit Siegen gegen Tourenwagen-Champion Andy Priaulx und WTCC-Pilot Yvan Muller beglücken - Ekström war ihm dann offensichtlich doch eine Spur zu extrem...
"Ich lag im Duell gegen Ekström etwas zurück, weshalb ich zu puschen begann, doch dann blockierte ich meine Vorderräder - ich wusste sofort, dass ich mir Probleme eingehandelt hatte und schon traf ich prompt die Reifenstapel", berichtete Bourdais.
Rallyefinale: Loeb bezwingt McRae
Bei den Rallyepiloten sorgte Colin McRae für hoch gezogene Augenbrauen - der Schotte, der sich bei seinem Comeback als Ersatzmann für Sébastien Loeb, bei der Türkei-Rallye, noch etwas schwer tat, konnte immerhin Vizemeister Marcus Grönholm gleich im ersten Heat aus dem Bewerb boxen. Danach konnte McRae auch den hoch eingeschätzten Dani Sordo bezwingen.
Und so wurde das Rallyefinale zwischen McRae und Sébastien Loeb ausgefochten. Loeb hatte zuvor den "Wüstenfuchs", Rally-Raid Pilot Nani Roma ins Out befördert. Dessen Kollege, Dakar-Legende Stéphane Peterhansel, wurde vom nordamerikanischen Rallye-Champion Travis Pastrana "beseitigt", um schließlich seinerseits von Loeb in die Umkleidekabine geschickt zu werden.
Im finalen Shootout der Division Rallye/Offroad, gegen den regierenden Weltmeister Sébastien Loeb, musste sich Colin McRae mit einer Sekunde Rückstand geschlagen geben. McRae nahm die Niederlage relativ gelassen hin: "Ich habe einen guten Job erledigt. Aber Sébastien Loeb in einem Citroen zu schlagen, ist niemals eine leichte Aufgabe. Mehr als dass ich mein Bestes gab, konnte ich nicht tun."
Finale: Ekström schlägt Loeb im Xsara
Und so landeten Mattias Ekström und Sébastien Loeb im großen Superfinale, dem Schlagabtausch zwischen Rundstreckenfahrer und Rallyepiloten. Gleich im ersten Duell sorgte Ekström für Aufsehen. Denn ihm gelang, was McRae zuvor als "niemals leichte Aufgabe" bezeichnet hatte: Der Schwede konnte Loeb im Citroen Xsara schlagen, wenngleich der Abstand lediglich zwei Zehntelsekunden betrug. Im zweiten Duell saßen die beiden Kontrahenten dann jeweils in einem Renault Mégane - abermals konnte Ekström den Heat für sich entscheiden, weshalb kein weiteres Stechen mehr nötig war: Der "Champion der Champions 2006" heißt Mattias Ekström.
"Mattias ist sowohl auf einer Rallye-Sonderprüfung als auch auf der Rundstrecke ein schneller Mann - und er fuhr heute wirklich gut. Er verdient es, der Champion zu sein. Ganz besonders beeindruckt bin ich von seinem Speed, den er im Xsara vorgelegt hat", streute Sébastien Loeb dem Schweden Rosen.
Der neue "Champion der Champions" erklärte: "Ich bin absolut begeistert, das Race of Champions gewonnen zu haben. Es ist der beste Moment in meinem Leben - sogar besser als mein DTM-Titel im Jahr 2004. Und ich bin ganz besonders stolz darauf, dass ich Sébastien in seinem eigenen Auto schlagen konnte. Ich wusste, dass es ein harter Wettkampf sein wird und ich motivierte mich selbst, das zu schaffen." Dabei schien es noch am Samstagmorgen nicht sein Tag zu sein: "Als ich aufwachte, hatte ich Magenschmerzen, ich habe den ganzen Tag über nichts gegessen. Aber ich wollte unbedingt ein gutes Resultat erzielen."
ERGEBNISSE
Division Formelsport/TourenwagenBourdais - Priaulx 1:0
Muller - Coulthard 1:0
Thompson - Schneider 0:1
Kovalainen - Kristensen 1:0
Ekström
Bourdais - Muller 1:0
Schneider - Ekström 0:1
Ekström - Kovalainen 1:0
Bourdais - Ekström 0:1
Division Rallye/Offroad
Loeb - Roma 1:0
Pastrana - Peterhansel 1:0
Sordo - Schwarz 1:0
McRae - Grönholm 1:0
Loeb - Pastrana 1:0
Sordo - McRae 0:1
Loeb - McRae 1:0
Das große Superfinale
Ekström - Loeb 2:0
Alle "Champions der Champions":
1988: Juha Kankkunen
1989:Stig Blomqvist
1990: Stig Blomqvist
1991: Juha Kankkunen
1992: Andrea Aghini
1993: Didier Auriol
1994: Didier Auriol
1995: François Delecour
1996: Didier Auriol
1997: Carlos Sainz
1998: Colin McRae
1999: Didier Auriol
2000: Tommi Mäkinen
2001: Harri Rovanperä
2002: Marcus Grönholm
2003: Sébastien Loeb
2004: Heikki Kovalainen
2005: Sébastien Loeb
2006: Mattias Ekström
Nächstes Race of Champions:
2007: 20. Ausgabe, Wembley Stadion, London