MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Der neue Antrieb des HHF

HHF Hybrid Concept - am Anfang stand wie immer eine Idee: Wie wäre es, einen Rennwagen mit Hybrid-Antrieb zu bauen?

Vielleicht wäre die Idee so schnell wie sie auftauchte auch schon wieder vergessen gewesen, hätte es da nicht auch noch ein paar besondere Umstände gegeben.

Denn im Herbst 2006 stand für den Deutschen fest, dass seine Auftritte in der DTM keine Fortsetzung finden würden.

Statt der Jagd nach einem neuen Vertrag stand bald eine intensive Recherche nach den technischen und physikalischen Grundlagen der Hybrid-Technik auf dem Programm.

Technischer Mastermind

Die Begegnung mit einem vertrauten Gesicht aus früheren Formel 1-Tagen fachte das Interesse noch zusätzlich an. Norbert Kreyer, bodenständiger Motoren-Ingenieur aus Niederzissen in der Eifel, war für Frentzen genau der richtige Diskussionspartner, um immer tiefer in die Materie einzusteigen.

Der Schöpfer des 1,5-Liter-Turbomotors von Zakspeed in der Formel 1 war später maßgeblich an den Rallye-Triebwerken von Toyota beteiligt, bis beim Toyota Team Europe über das Le Mans-Auto GT-One und den ersten F1-Motor der Weg wieder zurück in die Königsklasse führte. Er besaß theoretisch und praktisch die Erfahrung, um die Möglichkeiten einer Realisierung der Idee seriös abzuklopfen.

Frentzens Antrieb

Wie kommt aber ausgerechnet ein Rennfahrer darauf, sich intensiv mit "grüner" Antriebstechnik zu befassen? Wer Heinz-Harald Frentzen ein wenig genauer kennt, der weiß, dass der frühere Sauber-, Williams- und Jordan-Pilot sich nicht erst in jüngster Zeit immer auch mit der Welt hinter dem Fahrerlager-Zaun beschäftigt hat.

"Dem Motorsport fehlt in den Augen der öffentlichkeit nicht ganz zu Unrecht das Umweltbewusstsein", lautet seine Feststellung, „dabei könnte der Motorsport sehr gut Vorreiter auf dem Weg zu umweltfreundlicheren Technologien in unserer Welt sein. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass es unserem Sport gut tun würde, sich in diese Richtung zu entwickeln."

Aber der dreifache Grand Prix-Sieger Frentzen argumentiert bei seinen Motiven keineswegs nur umweltpolitisch: "Jeder glaubt, ein Gefühl dafür zu haben, wie viel Energie wir einsetzen, um schnell Rennen zu fahren. Ich weiß als Rennfahrer aber aus eigener Erfahrung, welche ungeheuren Mengen an Energie wir im Rennsport beim Bremsen in jeder Runde auch wieder vernichten. Diese Energie nicht mehr nutzlos in Form von Wärme an die Luft abzugeben, sondern sie zurück zu gewinnen, sie wieder in Beschleunigung umzusetzen, ist technisch reizvoll, aber vor allem sinnvoll."

Den Sinn macht der dreifache Familienvater nicht zuletzt an den verlängerten Lebenszyklen wichtiger Komponenten fest. So ist der Bremsverschleiß wesentlich geringer.

Die zurück gewonnene und wieder zur Beschleunigung eingesetzte Bremsenergie führt zu vergrößerter Reichweite - alles Vorzüge, die sich gerade bei Langstreckenrennen auszahlen. Und auch ein Elektromotor braucht im Unterschied zu einem Renntriebwerk nicht gleich nach dem Rennen eine aufwändige Revision.

Der Weg zum Ring

Nachdem im Laufe des Jahres 2007 das Grundkonzept stand, begann für Frentzen und Kreyer die Phase, Partner für das Projekt zu finden. Angedacht war ursprünglich die Entwicklung eines komplett neuen Rennfahrzeugs.

Auf der technischen Seite fanden sich schon bald kompetente Mitstreiter, doch bei der Finanzierung machten die Ideengeber die Erfahrung nahezu aller Pioniere. Skeptiker, Bedenkenträger und Besserwisser gibt es zuhauf, Wagemutige und Fortschrittsgläubige dagegen nur wenige.

Leider verstrich darüber wertvolle Zeit. Also fiel um die Jahreswende 2007/2008 bei Frentzen der Entschluss: "Jetzt packen wir es einfach an!"

Um die Kosten im Rahmen zu halten, schaltete der Initiator um, und suchte fortan ein passendes Auto, das sich zum Hybrid-Renner umbauen ließ. Beim Gumpert Apollo wurde er schließlich fündig.

"Ein Super-Sportwagen mit Straßenzulassung, der alle wichtigen Elemente eines Rennwagens hat" - Frentzen kaufte dem ehemaligen Audi-Sportchef Roland Gumpert ein solches Fahrzeug ab, das in den Werkstätten der Manufaktur Thüringen für den Einsatz am Nürburgring auf- und umgebaut wurde.

Sowohl für den Elektromotor als auch für die Batterien fand sich im knapp geschnittenen Anzug des Sportwagens noch der nötige Platz.

Porsche x 2

Am 24. und 25. Mai wird Heinz-Harald Frentzen, bei diesem Projekt zugleich Ideengeber, Unternehmer und Rennfahrer, auf dem Nürburgring versuchen, nach vielen Monaten intensiver Arbeit zu beweisen, dass die Hybrid-Technik reif ist, für einen erfolgversprechenden Einsatz auf der schönsten und schwierigsten Rennstrecke der Welt.

Ginge es ihm nur darum, dieses legendäre Rennen über 24 Stunden vor 200.000 Zuschauern zu bestreiten, hätte er es einfacher und günstiger haben können. Gefragt nach seinem finanziellen Aufwand, gibt er offen zu: "Wenn ich mir bei Porsche einen 911 RSR gekauft hätte, wäre ich locker mit der Hälfte ausgekommen."

Ideen zu haben und sie dann auch noch mit eigener Kraft Wirklichkeit werden zu lassen, ist eben meist etwas teurer.

News aus anderen Motorline-Channels:

24h-Rennen Nürburgring

- special features -

Weitere Artikel:

Liberty Media verändert die MotoGP - Ex-Haas-F1-Teamchef Günther Steiner steigt bei Tech3 ein - Hinter dem Millionen-Deal steht die Sport-Investmentfirma Apex

DTM-Rennen Nürburgring 2

BMW-Show vor DTM-Leader Auer

Rene Rast dominiert am Nürburgring: Der BMW-Pilot siegt vor Schubert-Kollege Marco Wittmann und Tabellenführer Lucas Auer - Polesetter Ben Dörr ohne Glück

Aus nach nur zwei Jahren

Lamborghini stoppt Hypercar-Programm

2026 wird Lamborghini auch in der IMSA kein Hypercar mehr ins Rennen schicken: Stattdessen liegt der Fokus auf GT3 und Super Trofeo

"Auf den Geraden gefressen"

Preining erlebt bitteres Manthey-Heimspiel

Warum für Ex-Champion Thomas Preining ausgerechnet beim Manthey-Heimspiel nichts ging - und der "Grello" auf den Geraden zur Beute der Konkurrenz wurde

Die Staatsmeisterschaft geht am Feiertag weiter

Vorschau St. Pölten Classic

Am 15. August wird der Lauf in St. Pölten abgehalten. Es gibt Wertungen für Oldtimer, Youngtimer, Jungwagen, Neuwagen und speziell für alle Mazda MX-5. Der neue Name des Events ist dennoch "St. Pölten Classic".

Caterham soll 2027 zurück in die Formel 1: Ein Jungunternehmer aus Kuwait verfolgt ein ambitioniertes Projekt unter neuem Namen