FIA-GT: 24h Spa | 30.07.2008
Hopp oder tropp
Alles oder Nichts: Keine Übertreibung für das heurige 24h-Rennen in Belgien. Doppelte Punkte können um den Titel vorentscheidend sein.
Dreimal gibt es Punkte zu ernten in den 24 Stunden von Spa-Francorchamps: nach 6 Stunden werden das erste Mal halbe Zähler vergeben; dann nochmals nach 12 Stunden. Und am Ende der langen 24 Stunden gibt es nochmals volle Punkte für die schnellsten "Überlebenden“. Maximal 20 Zähler gibt es also pro Fahrer zu kassieren.
Die Logik dahinter: in einer Meisterschaft, die ansonsten (leider) nur noch aus 2-Stunden-Sprints besteht, kann sich kein Team vor der Herausforderung und den Kosten des Marathons in Belgien drücken. Wer die Meisterschaft gewinnen will, muss mittun.
Die meisten Teams haben je vier Fahrer für ihre Fahrzeuge nominiert, nur wenige Besatzungen gehen das schwere Rennen zu dritt an. Und die meisten Teams haben sich auch mit zusätzlichen Fahrern verstärkt, um mehrere Autos an den Start zu bringen. Denn auch in der Team-Wertung gibt es doppelte Punkte.
Jetalliance spielt va banque?
Nicht so Jetalliance: Dort setzt man alles auf eine Karte. Die vier regulären Piloten Karl Wendlinger, Ryan Sharp, Lukas Lichtner-Hoyer und Alex Müller teilen sich einen Aston Martin DBR9. Alles oder nichts: dieses eine Auto muss die niederösterreichische Mannschaft ins Ziel bringen, ansonsten bedeutet das de facto das Ende der Meisterschaftshoffnungen.Denn die Chancen darauf, dass alle anderen Spitzenteams ausfallen werden, sind eher gering. Und genau so ein Ausfall ist der Jetalliance-Mannschaft voriges Jahr passiert. Nach knapp 7 Stunden sagte die Elektronik des Aston Martin leise servus.
Das zweite Top-Team der Serie mit nur einem Auto im Rennen ist SRT. Die belgischen Lokalhelden ergänzen ihre reguläre Corvette-Crew Christophe Bouchut/Xavier Maassen mit dem Belgier Maxime Soulet und mit Christophe Pillon aus der Schweiz. Letzterer hat schon Le Mans seine Klasse gewonnen.
Geteiltes Leid ist...
Die Corvettes von Phoenix Racing treten ebenso im Doppelpack an wie die schwarze Flotte von Vitaphone Racing. In einem der US-Donnervögel werden Mike Hezemans/Jean-Denis Deletraz/Marcel Fässler/Fabrizio Gollin Platz nehmen, die Titelverteidiger von 2007.Das zweite Auto ist ebenfalls prominent besetzt, mit Jos Menten (anfang des Jahres noch beim inzwischen verschwundenen B-Racing-Team aus Österreich) und dem ex-DTM-Piloten und Nordschleife-Spezialisten Uwe Alzen. Dazu kommen Alex Margaritis – ebenfalls ex-DTM – und der dänische Tourenwagenfahrer Robert Schlünssen. Diese Truppe ist potentiell etwas langsamer, aber im Ernstfall immer noch schnell genug.
Vitaphone hat als Ergänzung für Michael Bartels und Andrea Bertolini niemand geringeren als den Peugeot-Werkspiloten Stephane Sarrazin angeheuert, der belgische Routinier Eric van de Poele bringt den Heimvorteil ein. 2007 war es allerdings ausgerechnet er, der im strömenden Regen den Maserati neben die Strecke setzte – deshalb gab es nur Platz 2 für Vitaphone.
Der zweite Maserati MC12 aus Deutschland hat neben der Stammbesatzung Xandy Negrao/Miguel Ramos den "home boy“ Stephane Lemeret und mit Alessandro Pier Guidi aus Italien einen zusätzlichen Maserati-Kenner.
Sehr verstärkt hat sich auch Gigawave Motorsport beim ersten Gang in ein 24-Stunden-Rennen. Philipp Peter und Allan Simonsen müssen über die bevorstehende Aufgabe nicht erst instruiert werden, sie bringen jede Menge Erfahrung mit.
Die hat auch Darren Turner, Aston-Martin-Werkspilot und auch heuer wieder GT1-Klassensieger in Le Mans. Er macht als Legionär bei Gigawave mit. Der vierte Mann, Andrew Thompson aus England, ist in der großen GT-Klasse noch ein unbeschriebenes Blatt, er fungiert als der Testfahrer von Gigawave und ist ansonsten in der GT3-Szene aktiv.
GT2: Richard Lietz am Start
2007 konnte er in Le Mans den GT2-Sieg holen, heuer war er leider einer der ersten Ausfälle, jetzt der Ausflug in die FIA-GT: Richard Lietz aus Ybbsitz ist, genau wie schon 2007, mit seinem Le-Mans-Stammteam IMSA Performance am Start.Die Fahrer-Crew ist unverändert: Werks-Kollege Patrick Long und Teameigner Raymond Narac unterstützen Lietz im Porsche 997 GT3-RSR. Voriges Jahr erreichten sie am Schluss den 6. Gesamtrang und den 2. Platz in der GT2-Klasse. Wenn es halbwegs trocken bleibt (was man in den Ardennen nie sicher voraussagen kann), werden die GT2-Autos kaum in die Top 10 vorstoßen können.
Die Porsche tun sich gegen die Übermacht der Ferrari F430 momentan schwer, das 2007er-Resultat (Porsche-Porsche-Porsche-Porsche) ist für heuer ein Wunschtraum. Je zwei Ferrari bringen die Top-Teams AF-Corse und CR Scuderia mit, und die müssten alle ihre Schwierigkeiten haben. Für Stuttgart spricht nur die sprichwörtliche Zuverlässigkeit.
Interessant: erstmals ist ein australisches Team mit dabei. Juniper Racing bringt einen 997 mit drei Aussies und einem Kiwi als Crew. G'day!
GT3 & Co.: Nur zum Spaß
Die Teilnehmer der Klassen GT1, GT2 und G2 (das sind Autos, die eigentlich nicht teilnehmen dürften, aber doch teilnehmen dürfen – Details bitte bei der FIA zu erfragen) kommen insgesamt auf 29 Autos. Für ein 24-Stunden-Rennen ist das etwas wenig, mit einem gewissen Schwund ist ja doch zu rechnen.Deshalb gibt es auch die Klasse G2 für GT3-Fahrzeuge und Autos aus den Porsche-Cups und der Ferrari-Challenge. So kommt man immerhin auf 45 Autos. Für die GT3-Teilnehmer geht es diesmal um nichts; zur GT3-Europameisterschaft zählt das Rennen nicht.
Dennoch gönnen sich einige Teams diese Extravaganz, darunter auch S-Berg Racing aus Salzburg mit dem Lamborghini Gallardo. Es wird das erste 24h-Rennen für Hans Knauss und seinen jungen Teamkollegen Dominik Kraihamer. Die beiden bestreiten heuer die GT3-Serie, die im Rahmen der FIA-GT-Wochenenden ihre eigenen 1-Stunden-Läufe mit übervollen Feldern hat.
Ebenfalls in Aktion an diesem Wochenende sind die "jungen Wilden" der britischen Formel 3, unter ihnen auch Walter Grubmüller. Die GT4-Meute kämpft ebenfalls um Punkte, dort sind die Jetalliance-Fahrer Engelhorn und Mayr-Melnhof ebenso gut aufgestellt wie die Damen und Herren des KTM-Werksteams. Und am Samstag, dem 2. August um 16 Uhr ist der Start frei zu den 24 Stunden von Spa-Francorchamps.
Die Punktestände vor Spa:
Für uns interessant ist nur die Situation in der GT1-Klasse; dort sieht die Fahrerwertung momentan so aus:1 Andrea Bertolini 24
Michael Bartels 24
2 Fabrizio Gollin 22
Karl Wendlinger 22
Christophe Bouchut 22
Mike Hezemans 22
Xavier Maassen 22
Ryan Sharp 22
3 Miguel Ramos 15
Alexandre Negrao 15
Philipp Peter 15
Allan Simonsen 15
4 Jean-Denis Deletraz 13
Marcel Fässler 13
5 Lukas Lichtner-Hoyer 11
Alex Müller 11
6 Greg Franchi 6
Vincent Vosse 6
7 Anthony Kumpen 3
Bert Longin 3
8 Ben Aucott 2
Alain Ferte 2
9 José Maria Lopez 1
Esteban Tuero 1
Und bei den Teams:
1 Vitaphone Racing Team 39
2 Phoenix Racing 35
3 Jetalliance Racing 33
4 Selleslagh Racing Team 22
5 Gigawave Motorsport 15
6 Larbre Competition 6
7 PekaRacing nv 3
8 JMB Racing 2
9 ACA Argentina 1