FIA-GT: 24h Spa | 03.08.2008
Men in black
Philipp Peter auf Platz 3, Jetalliance out - Vitaphone holt sich einen souveränen Doppelsieg - GT2 an Ferrari, Lietz nach Defekt nicht am Podium
Fotos: Sid Bull, PHOTO4
Aus österreichischer Sicht die erfreulichste Meldung aus Spa: Gleich beim ersten gemeinsamen 24-Stunden-Rennen schafften Philipp Peter und das junge britische Team Gigawave Motorsport den Sprung auf das Podest.
Peter und seine Partner Allan Simonsen (DK) und Darren Turner (GB) holten in Spa nach einer großartigen kämpferischen Leistung mit ihrem Aston Martin DBR9 beim 24-Stunden-Klassiker hinter den beiden Vitaphone-Maserati Platz 3 – sensationell, kann man zurecht sagen.
Für die 24h-Neulinge waren natürlich einige Probleme vorprogrammiert. Die gab es aber vor allem in den Trainings mit dem Benzindruck, wodurch man nur sehr wenig zum Fahren kam und deshalb auch keine richtige Abstimmung für das Rennen hatte.
Doch Peter & Co. wuchsen im Rennen fast über sich hinaus, lagen erstmals nach rund fünf Stunden auf Rang 3 und gaben diese Platzierung bis zum Ende nicht mehr ab.
Peter: „Das war mit Sicherheit eines meiner härtesten Rennen. Wir waren nur drei Piloten, mussten deshalb sehr viele Doppel-Stints fahren, die natürlich ungemein auf die Substanz gehen. Aber das Podium vor Augen haben wir alles gegeben – und sind jetzt dafür belohnt worden. Gratulation an das gesamte Team – eine tolles Ergebnis.“
Bis man diesen Erfolg bei der Siegerehrung so richtig auskosten konnte, musste man aber bange Stunden überstehen. Ein Problem mit dem Gaspedal, dann ein Reifenschaden – alles Ereignisse, die Zeit kosten.
Währenddessen drehten die beiden Maserati aus Deutschland metronomisch ihre Runden. Die Schwierigkeiten anderer Teams kamen der britischen Crew unter der Leitung von Nigel Stepney auch entgegen. Zum einen war es die Technik, zum anderen das Wetter, das die Opposition dezimierte.
Ardennenwetter
Regen, kein Regen, schwacher Regen, starker Regen - im 20-Minuten-Takt wechselten die Bedingungen über Spa. Die Reifenwahl wurde zur Lotterie, bei der sich zum Beispiel auch das Phoenix-Team verspielte.Am Anfang hatte die SRT-Corvette aus Belgien die Nase vorne, dieses Auto musste aber wegen Bremsproblemen zurückgezogen werden; von da weg führte die Corvette C6.R von Phoenix Racing vier lang Stunden.
Bis man mit Regenreifen „auf dem Trockenen“ saß – ein zusätzlicher Stop, und die Führung war weg.
Vitaphone und Phoenix waren die bestimmenden Teams an der Spitze, mit Gigawave und Jetalliance in Lauerstellung.
Es war nicht das Wochenende von Corvette: Das Phoenix-Auto Nr. 5 drehte sich (nach „Schiebung“ durch einen Maserati) gleich in der ersten Kurve und räumte danach fast ein Streckensicherungsauto ab; am Abend fiel dieses Auto auf Platz 2 liegend aus.
Und um Mitternacht wurde die Corvette Nr. 6, mit Mike Hezemans am Steuer, leider in den Unfall von Karl Wendlinger involviert.
Wendlingers Unfall
Karl Wendlinger war am Steuer des Aston Nr. 33, er wurde eingangs Kemmel von seinem eigenen Auto ünberholt:"Ich bin auf die Bremse gestiegen und im gleichen Moment bin ich schon 180 Grad verkehrt dahergekommen, parallel zur Leitschiene. Am feuchten Gras bin ich eher noch schneller geworden, hab den Hezemans getroffen, sein Auto leicht beschädigt, und meins leider komplett.“
Der Ausfall war an Ort und Stelle offiziell: "Da ging nichts mehr, der Motor hat sich noch starten lassen, aber ich konnte keinen Gang mehr einlegen.“
Beide Fahrer unverletzt, Hezemans schaffte es zurück an die Box - bei Jetalliance wurde eingepackt, bei Phoenix repariert. Ab da sah die Konkurrenz Vitaphone-schwarz.
Ebenfalls in Schwierigkeiten in der Nacht: Richard Lietz bei IMSA Performance, und auch das Salzburger S-Berg Racing Team.
Letztere hatten mit einem Lambo Gallardo zu kämpfen, der der Strapaze einfach nicht gewachsen war; um 4 Uhr früh beendete der zweite Lichtmaschinendefekt die Qual für Knauss, Kraihamer & Co.
Und der niederösterreichische Porsche-Werksfahrer musste nach dem Defekt den Klassensieg abschrieben; er wurde letztlich noch Platz 7 in der Klasse, Platz 12 insgesamt.
Der GT2-Sieg geht an die Scuderia Italia mit dem Ferrari 430, die Herren Matteo Malucelli, Paolo Ruberti, Joel Camathias und Davide Rigon wurden Fünfte gesamt – eine starke Leistung.
Gigawave taktisch klug
Die Gigawave-Piloten legten es dann mehr auf Konstanz an, sagt „PhP“: „Im Grunde waren es nur Kleinigkeiten – und wenn man sieht, was hier wieder alles passiert ist, wie viele Teams ausgeschieden sind, muss man sehr zufrieden sein.“Für Peter war es der dritte Podiumsplatz in Spa in den letzten vier Jahren: 2005 und 2006 jeweils Zweiter, 2007 mit Gentleman-Drivers als Siebenter ebenfalls in den Punkten – und heute eben Platz 3.
Apropos Punkte: Für den Wiener gab es neben Rang drei natürlich auch sehr wichtige Punkte für die FIA-GT-Meisterschaft.
„Wir haben mit insgesamt 12 Punkten den Nuller aus Oschersleben mehr als wettgemacht – das war unser Ziel. Was jetzt noch in der Meisterschaft drinnen ist, lässt sich schwer abschätzen. Bertolini und Bartels werden, nachdem sie das Punktemaximum von 20 Zählern aus Spa mitnehmen, wohl nur noch schwer zu holen sein.“
Übel in der Tabelle abgerutscht sind dafür Karl Wendlinger und Ryan Sharp, sie finden sich auf Platz 5 wieder. Die Meisterschaftshoffnungen sind, das muss man bei allem Optimismus sagen, wohl dahin.
Das weiß auch der Tiroler: „Spa ist das Schlüsselrennen der Meisterschaft; Punkte, die man hier verliert, sind nur sehr schwer wieder aufzuholen.“
Ergebnis der 24 Stunden von Spa-Francorchamps:
1. Bertolini/Bartels/Sarrazin/Van De Poele Maserati MC 12 (1. GT1)2. Negrao/Ramos/Lemeret/Pierguidi Maserati MC 12 2 Rd.
3. Turner/Simonsen/Peter/Thompson Aston Martin DB9 7 Rd.
4. Ferte/Aucott/Daoudi Maserati MC 12 16 Rd.
5. Malucelli/Ruberti/Camathias/Rigon Ferrari F430 22 Rd. (1. GT2)
6. Collard/Westbrook/Lieb Porsche 911 GT3 RS (997) 25 Rd.
7. Bruni/Vilander/Melo/Salo Ferrari F430 27 Rd.
8. Kox/Rusinov/Lammers/Enge Lamborghini Murcielago 33 Rd.
9. Mullen/Niarchos/Piccini/Shedden Ferrari F430 34 Rd.
10. Moser/Del Monte/Vannelet/Palma Ferrari F430 36 Rd.
11. Kirkaldy/Bell/Mueller/Sutton Ferrari F430 41 Rd.
12. Lietz/Narac/Long Porsche 911 GT3 RS (997) 57 Rd.
13. Thomas/Bermes/Basseng/Hemroulle Porsche 911 GT3 Cup S 59 Rd. (1. G3)
14. Huisman/Khan/Voerman/Van Splunteren Porsche 911 GT3 Cup S 64 Rd.
15. Campbell/Jakubowski/Barde/Zangarelli Ferrari 430 GT3 71 Rd.
16. Heylen/Dermont/Lamot/Loix Porsche 911 GT3 Cup S 72 Rd.
17. Davies/Babini/Monfardini Ferrari F430 74 Rd.
18. Kelders/Duval/Greisch/Kerkhove Porsche 911 GT3 Cup S 76 Rd.
19. Baird/Twigg/Juniper/Forbes Porsche 911 GT3 RS (997) 105 Rd.
20. Noziere/Brouard/Stepec/Samon Porsche 911 GT3 Cup 109 Rd.
21. Fassler/Hezemans/Deletraz/Gollin Corvette Z06 117 Rd.
22. Coens/Fumal/Schroyen/Faggionato Ferrari 430 GT3 118 Rd.
23. Brandela/Lesoudier/Peyroles/Lester Ferrari 430 GT3 175 Rd.
24. Pompidou/Williams/Sugden/Ashburn Porsche 911 GT3 RS (997) 195 Rd.
25. Baguette/Basso/Tenchini/Plati Ferrari F430 227 Rd.
26. Jones/Jones/Jordan Ascari KZ1R 254 Rd.
27. Scheier/Ballay/Kuteman/Garbagnati/Comar/Rambeaud Ferrari 430 GT3 303 Rd.
28. Duez/Sougnez/Wauters/Muytjens Porsche 911 GT3 Cup S 310 Rd.
29. Longin/Kumpen/Mollekens/Bouvy Saleen S7 322 Rd.
30. Geofroy/Chaillet/Galand/Rosoux Dodge Viper CC 348 Rd.
31. Kaufmann/Talkanitsa/Ullmann/Heyer Porsche 996 Bi-Turbo (GT2-R) 348 Rd.
32. Biagi/Montanari/Farnbacher/Russo Ferrari F430 352 Rd.
33. Rich/Knauss/Kraihamer/Kuzminykh Lamborghini Gallardo 381 Rd.
34. Henzler/Palttala/Forsten/Horion Porsche 911 GT3 RS (997) 394 Rd.
35. Wendlinger/Sharp/Muller/Lichtner-Hoyer Aston Martin DB9 426 Rd.
36. Leinders/Kuppens/Martin Gillet Vertigo 432 Rd.
37. Menten/Margaritis/Schlunssen/Alzen Corvette Z06 437 Rd.
38. Renard/Hissom/Lacroix Wasover/Thirion Ferrari 430 GT3 455 Rd.
39. Fournet/Baron/Corbel/Ferreira Porsche 911 GT3 Cup 485 Rd.
40. Helary/Desbrueres/Desbrueres/Radermecker Ferrari 430 GT3 546 Rd.
41. Maassen/Soulet/Pillon/Bouchut Corvette Z06 565 Rd