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24h Nürburgring 2009

Round midnight

Der Samstag am Nürburgring: fulminante Anfangsphase, und ein offenes Rennen in die Nacht hinein – Richard Lietz bester Österreicher.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: VLN; Susanne Roßbach

Etwas weniger Gedränge in der Startaufstellung, in den Boxen und auch in den Zuschauerrängen – inklusive der neu eröffneten Haupttribüne - aber dennoch herrscht keine Leere am Nürburgring: allein 663 Fahrer stellen sich der 37. Auflage des 24-Stunden-Rennens in der Eifel.

De neuen GT3-Autos haben sich als echte Bereicherung erwiesen; sie fügen sich mit ihrer Leistung nahtlos in das Feld ein. Der Start hatte es schon in sich:

das Überraschungsteam des Trainings lieferte sich fast eine Stunde lang ein packendes Duell mit dem Siegerauto der letzten drei Jahre.

Magic Afternoon

Strahlender Sonnenschein über dem Nürburgring, und auch die Action auf der Strecke sorgte für sonnige Gemüter. Dirk Adorf, ein Nordschleifenspezialist, hielt mit beherzter Fahrweise den Ford GT von Raeder Motorsport in Führung.

Sein „Tanzpartner“ Marc Lieb im Porsche 997 von Manthey Racing mit der Startnummer 1 hatte einiges zu arbeiten, und er brachte leise Kritik an: es sei alles auf der fairen Seite geblieben, aber Adorf sei schon eher hart gefahren.

Vielleicht war das der Grund für den „Einfädler“ des Ford GT nach ca. 50 Minuten. Da wollte Adorf beim Überrunden zuviel, und die Kollision mit einem langsameren Auto brachte einen Reifenschaden und kleinere kosmetische schäden. Damit war der Manthey-Porsche in Führung. Alles erledigt?

Keineswegs, denn während der Ford GT etliche Positionen abrutschte, holten die Audi tief Luft. Einer war eher kurzatmig: die Nummer 100 mit Timo Scheider & Co. musste wegen eines Elektronikdefekts schon in Runde 1 parken.

Der R8 LMS kam wieder an die Box zurück, verlor aber viel Zeit. Für die anderen drei werksunterstützten Autos aus Ingolstadt lief, und läuft, es bis jetzt ungleich besser. Um 18:20 übernahm erstmals ein Audi die Führung nämlich die Nr. 99 (Marc Basseng/Marcel Fässler/Mike Rockenfeller/Frank Stippler). Dieses Team ist weiterhin die bestimmende Kraft im Audi-Lager.

Ragginger im Pech, Lietz bislang im Glück

Für Martin Ragginger gibt es nach seinem tollen 5. Platz voriges Jahr leider heuer nichts zu lachen. Um 18 Uhr rollte der Porsche Nr. 5 des Salzburgers (und siener drei ungleich langsameren Teamkollegen) mit Technik-Zores bei Hatzenbach aus.

Zuerst wurde ein Antriebswellendefekt kolportiert, dann wurde das Ausmaß des Schadens klar: ein Motorwechsel ist angesagt! Für das Team mit Startnummer 5 geht es heuer also nur mehr um die Ehre.

Richard Lietz hatte am Samstag mehr zu lachen, sein Auto etablierte sich rund um den 3. Platz, zeitweise zeitweise sogar auf Position 2. Und der Manthey-Porsche Nr. 2 ist immer noch in derselben Runde mit dem Leader – alles ist noch möglich.

Lietz zu seinem Debüt bisher: „Unglaublich! Ich bin zum ersten Mal bei diesem 24-Stunden-Rennen dabei. Und die Audi sind richtig schnell, genau wie unser Auto Nr. 1, der RSR. Mein Teamkollege Wolf Henzler hat aber dieses Auto gerade überholt und das Potential des Cup S angedeutet. Unsere Pace passt, und es ist zwischen Audi und uns ein tolles Rennen. Jetzt hoffe ich, dass das Wetter so bleibt.“

Das sollte heißen: trocken. Dieser Wunsch des Niederösterreichers wurde nicht erfüllt; denn getreu der Eifelwetter-Vorhersage (trocken bis Sonntag nachmittag) begann es über Teilen der Strecke zu regnen.

Alles im Gleichgewicht

Kleine Porsche-Kunde: das Manthey-Team Nr. 1 fährt einen GT3-RSR, Lietz steuert einen GT3 Cup S nach dem neuen FIA-GT3-Reglement. Für heuer ist das Reglement geändert worden, der RSR muss einen kleineren Luftmengenbegrenzer haben. Das Auftanken dauert außerdem für alle gleich lang, die Durchflussmenge ist für die größeren Speicals eingeschränkt.

„Außerdem haben wir ein leichteres Auto“, meint Lietz, „es sollte nur weiterhin kühl bleiben, denn wir haben den kleineren 3,6-Liter-Motor. Auf der Geraden sind wir schneller, weil unser Auto schmaler ist. Über die fliegende Runde schaut’s sehr ausgewogen aus, das ist gut für uns.“

Wie geht es für Lietz & Co. in der Nacht weiter: „Wir haben von unserem Teamchef die Order, anzugreifen. Das werden wir tun! Wenn wir ohne Probleme durchkommen, können wir zumindest ums Podium mitkämpfen.“

Aber Achtung: Audi Nr. 98 ist ebenfalls noch in derselben Runde. Hans Stuck im Audi Nr. 99 war etwas angesäuert über eine schmerzhafte Stop&Go-Strafe – eine missachtete gelbe Flagge kostet hier drei Minuten Zwangspause in der Box.

Scirocco mit Sprit & Erdgas

Im Lager von Volkswagen hat Carlos Sainz seinen Spaß: „Es ist eines dieser Rennen, die man unbedingt sehen, und wo man unbedingt teilnehmen muss! Mit der Erfahrung aus dem letzten Jahr macht es sogar noch mehr Spaß.“ – Bis jetzt haben Sainz/Depping/Kaufmann/Simon keine größeren Schwierigkeiten.

Umso weniger Schwierigkeiten hat die Scirocco-Crew Nr. 118, dort ist auch Martin Karlhofer dabei und dreht zuverlässig schnelle Runden. Dieses Auto führt seine Klasse und klopft an die Tür zu den Top-15-Platzierungen, im Rahmen eines markeninternen Kampfes mit der Sainz-Crew und dem CNG-Scirocco Nr. 115, dem führenden Alternativ-.Auto (von nur zwei im Feld).

Die Turbo-Konkurrenz hat bereits Rückschläge hinnehmen müssen, wie zum Beispiel der Werks-Subaru Impreza: Rein in die Boxen, raus aus den Boxen und eine Position in den "Vierzigern" für Shimizu/Yoshida/ Hattori Naoki/Koji. Genau wie andere Allrad-Teams wird man auch hier auf Regen hoffen...

Wie geht’s uns?

Einen Ausfall gibt es aus österreichischer Sicht bereits zu vermelden: für Ruben Zeltner schaut’s schlecht aus, das Star-Projekt von Tim Schrick hatte im Qualifying exakt null Runden aufzuweisen. Im Rennen war von diesem stark modifizierten Auto nichts zu sehen – vielleicht nicht ganz überraschend.

Auf Platz 7 in seiner Klasse V5 rangiert Richard Purtscher mit dem seriennahen BMW M3. Er hat somit die Oberhand über das Tiroler Team mit Erich Trinkl. Hannes Neuhauser und Dr. Armin Zumtobel; sie liegen in der Klasse doch schon bereits sieben Runden zurück. Insgesamt bedeutet das mit Stand Samstag Mitternacht die Platzierungen 88 bzw. 136.

Das Honda-Team rund um Daniela Schmid hat ebenfalls bereits 13 Runden Rückstand auf den Klassen-Leader ausgefasst. Nach einiger Zeit in der Box rangierte man um Mitternacht auf Platz 145, in der Klasse bedeutet das Rang 11.

Und weil sich hier die Starterliste auch noch recht kurzfristig ändert, haben wir einen weiteren Landsmann bislang völlig übersehen: Dieter Svepes ist bei einem Honda-S2000-Team zugestiegen. Der schicke Roadster mit der Nummer 108 trennte sich nach 75 Minuten Renndauer TV-wirksam von einem Hinterrad, das wurde mit „outside assistance“ wieder bereinigt.

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