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24h Nürburgring 2009

Wochenende der Rekorde

Neuer Distanzrekord, vierter Triumph in Folge für Manthey und Porsche – Platz 3 für "Rookie" Richard Lietz – Karlhofer erreicht Klassensieg.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: VLN, Susanne Roßbach

Feierstunde in Wolfsburg: der lokale Fußballclub darf sich jetzt „Deutscher Meister“ nennen, und die andere Wolfsburger Institution war bereits auf dem Weg zu zwei Klassensiegen. Völlig ohne Wolken war das VW-Wochenende dennoch nicht.

Wiederum eine starke Leistung der Scirocco GT24: durch das Pech einiger anderer Konkurrenten, mit eigener Zuverlässigkeit und gutem Tempo schafften Martin Karlhofer & Co. nicht nur den Klassensieg bei den Zweiliter-Turbos, sondern auch einen Platz in den Top 15.

Die Endposition 14 für Karlhofer/Johansson/ Gruber/Thiim ist in Anbetracht der Dichte an großvolumigen Fahrzeugen ein prima Resultat. Der junge Österreicher hat ein famoses Debüt bei VW hingelegt, hoffentlich war es nicht nur ein Gastauftritt.

Einen Gastauftritt mit frühem Ende hatte der Scirocco mit Rallye-Star Carlos Sainz. Vom zweiten Platz in der Klasse verabschiedete sich dieses Team (der Matador war zu dieser Zeit nicht am Steuer) mit einem saftigen Crash am Pflanzgarten um 9 Uhr früh aus dem Rennen.

Aufprall auf ein stehendes Auto – alle Beteiligten hatten ein Riesenglück bei diesem grimmigen Crash. Zitat Sainz, schon vor dem Rennen: "Man muss die Nordschleife respektieren, sonst lehrt sie einem Respekt!"

Favoriten gg. Newcomer

Die Herrlichkeit für Ford dauerte leider nur bis in die Abendstunden, dann begannen die Zores. Für ein noch nie über diese Distanz erprobtes Fahrzeug vielleicht nicht unerwartet, verschwand der Ford GT Nr. 40 von Raeder Motorsport spätestens ab einem Ölpumpendefekt aus dem Bild.

Das Rennen war zu dieser Zeit nur mehr zwischen dem Porsche-Team von Manthey Racing und den neuen Audi R8 LMS. Die Ingolstädter hatten den Wagen Nr. 99 mit Marc Basseng/Marcel Fässler/Mike Rockenfeller/Frank Stippler in Führung, und sie wehrten die Angriffe der sieggewohnten Crew Nr. 1 ab – in Anbetracht der Werksunterstützung für den Audi vielleicht nur eine halbe Überraschung.

Auch das Manthey-Auto Nr. 2 mit Richard Lietz/Emmanuel Collard/Wolf Henzler Wolf/Dirk Werner war jederzeit in Schlagdistanz.

Die drei Teams lösten einander an der Spitze ab. Dann ein Rückschlag für den Porsche: wegen einer missachteten Gelbphase gab es eine Stop&Go-Strafe. Insgesamt 3 Minuten und 25 Sekunden büßte die Manthey-Crew ein – und protestierte gegen diese Entscheidung.

Rückschlag & Rücknahme

Und man bekam Recht! Somit hatte die auf der Strecke nunmehr deutlich Zweitplatzierte Crew einen „Kredit“ von knapp dreieinhalb Minuten auf den Audi, der auf der Strecke einen halbwegs deutlichen Vorsprung herausgearbeitete hatte. Ein Rennergebnis mit Fußnote?

Nein, denn das Bild wurde um 11:30 am Sonntag „korrigiert“: der Audi Nr. 99 rollte an der Hohen Acht aus. Nach langer, langer Zeit schaffte der Wagen es zurück an die Box, dort wurden in bemerkenswert kurzer Zeit eine Antriebswelle und ein Radlager getauscht – aber fünf Runden Rückstand waren nicht mehr gutzumachen. Vorteil Porsche!

Auch das Auto Nr. 2 zollte der Beanspruchung Tribut, zwanzig Minuten verbrachte der Lietz-Porsche mit Arbeiten am Antriebsstrang in der Garage. Man hielt zumindest die dritte Position, aber das Resultat war damit praktisch zementiert.

Hinter dem Titelverteidiger-Team etablierte sich der Audi Nr. 97, der im Qualifying eine eher unauffällige Leistung geboten hatte und zum Ausgleich dafür das ereignisloseste Rennen der vier R8-Teams hinlegte. Werksfahrer Lucas Luhr wurde vom DTM-Pensionisten Christian Abt, GT-Profi Pierre Kaffer und dem belgischen Routinier Jean-Francois Hemroulle unterstützt.

Die „anderen“ Audi fassten alle irgendwelche Probleme aus: die Nummer 100 mit ihrem Elektronikproblem gleich zu Beginn des Rennens, Hans-Joachim Stucks Nr. 98 mit Zeitstrafe, Kühlerwechsel und Getriebewechsel, und die Nr. 99 mit dem oben erwähnten Drama.

Das Thema der Strafe für Mantheys Nummer 1 war bis zum Schluss ein heiß diskutiertes, einige böswillige ZeitgenossInnen vermuteten eine politische Entscheidung. Vielleicht ist so auch die Schlussbemerkung von Olaf Manthey zu verstehen: „Schönen Gruß nach Ingolstadt – Erfolg kann man nicht kaufen!“

Fest steht jedenfalls der Distanzrekord: 3.896,2 Kilometer wurden vom Gewinner zurückgelegt. Manthey Racing gewinnt zum vierten Mal in Folge, und Marcel Tiemann (ironischerwiese der einzige nicht vom Werk in Stuttgart-Zuffenhausen beschäftigte Fahrer) ist mit fünf siegen der erfolgreichste Pilot in der Geschichte der 24 Stunden am Ring. Mehr davon nächstes Jahr?

Platz 3 für Richard Lietz

Ein tadelloses Ergebnis kann sich beim ersten Start in der Eifel auch Richard Lietz auf die Fahnen heften. Der Niederösterreicher belegt im Porsche 911 GT3 Cup S, dem zweiten Auto von Manthey racing, mit seinen Teamkollegen Emmanuel Collard, Wolf Henzler und Dirk Werner den dritten Platz.

Der Cup S der Lietz-Mannschaft hat weniger Hubraum und Leistung als die Spitzenautos, ist aber leichter und schmäler, dadurch auf den Geraden schneller.

Trotz der enorm starken Konkurrenz hielt sich der „Elfer“ auch am Sonntag immer zwischen Platz zwei und drei auf. Die Nacht überstand man abgesehen von einer ganz leichten Feindberührung unbeschadet.

Am Mittag nach 20 Stunden Renndauer dann ein Schock: Die Antriebswelle muss gewechselt werden! Der werksunterstützte Manthey-Porsche mit der Nummer 2 verschwindet auf der Tabelle vom zweiten Platz und fällt aus der Führungsrunde.

Die Mechaniker bringen das Auto aber in Rekordzeit wieder auf die Strecke zurück und somit erreicht das Team um Richard Lietz einen tollen dritten Platz!

"Unglaublich!", meint Richard Lietz, „beim ersten Antreten bei den 24 Stunden auf der Nordschleife auf das Podest zu fahren ist weit über den Erwartungen. Zuerst einmal bin ich mit Respekt an die Aufgabe herangegangen. Aber ich bin hineingewachsen und im Lauf des Rennens wurde mein Grinsen unter dem Helm immer größer, wenn ich von der Grand Prix-Strecke auf die Nordschleife hinausgebogen bin."

"Es hat enormen Spaß gemacht, den Elfer auf der legendären Nordschleife zu bewegen. Irgendwie hat das ganze ja auch mit meiner großen Leidenschaft, dem Rallyefahren, zu tun. Mein großer Dank gilt an Teamchef Olaf Manthey, der das Vertrauen hatte, mich als Nordschleifen-Debütant in eines seiner Spitzenautos zu setzen. Aller Respekt auch vor der Boxencrew, die Sonntag mittags eine Antriebswelle in Rekordzeit gewechselt und so unseren Podestplatz gesichert hat."

Porsche, Audi, und wer noch?

Bis auf zwei Audi waren die Top 10 lange Zeit exklusive Porsche-Zone. Gegen Ende schmuggelte sich der beste BMW noch ins Top-10-Bild.

Die Nr. 69, der Z4 M Coupé mit Rudi Adams/Luca Ludwig (Sohn von Klaus Ludwig)/Arnd Meier/Markus Grossmann war wohl nicht die erste Wahl für „Best of Bavaria“. Die Autos von Schubert und Alpina waren dieses Mal etwas indisponiert. Für den Alpina B6 GT3 gibt es zumindest noch einige Zukunft.

Auf Platz 11 zeigt der Nissan Z33 (bei uns bekannt als 350Z) von Falken Racing auf. Sie sind damit die Sieger im Japan-Duell, gefolgt vom Mitsubishi Lancer Exo X (Platz 32) und dem Werks-Subaru Impreza (Platz 33).

Wo sind wir?

Apropos Porsche: Richard Purtscher mag beim Porsche Club Wien aktiv sein, aber ein BMW war gut genug für den Job: Gratulation für Platz 58 und der sechste Klassenrang! Damit ist er hinter Lietz und Karlhofer der drittbeste Österreicher im Feld (den Doppelstaatsbürger Stuck und den OSK-Lizenzfahrer Scheider trauen wir uns nicht in Anspruch zu nehmen).

„Getriebe“ war das Hauptthema für die TirolerInnen im Rennen. Daniela Schmid musste 90 Minuten auf einen Getriebetausch in ihrem Honda Civic warten, Neuhauser/Trinkl/Zumtobel verloren 45 Minuten aus demselben Grund. Sowohl der Civic als auch der BMW M3 E36 liefen ab dann im Prinzip problemlos, die Rückstände waren nicht mehr aufzuholen…

Martin Ragginger und seine Teamkollegen im Wochenspiegel-Porsche hatten mit dem Getriebe ihres Autos ungleich weniger Schwierigkeiten. Dort musste stattdessen gleich der gesamte Motor gewechselt werden – nach Platz 5 im Vorjahr muss sich der Salzburger heuer mit einem Endrang in den 150ern begnügen. Dort landet auch Dieter Svepes’ am Ende wieder vierrädriger, aber beinahe abgefackelter Honda S2000.

Und nun zu etwas ganz anderem, und doch wiederum nicht: nach dem größten 24-Stunden-Rennen der Welt steht demnächst das älteste auf dem Programm - die 24 Stunden von Le Mans starten am 13. Juni.

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