
Rundstreckentrophy Sbg.Ring | 04.10.2009
Überdosis Drama
Mehr Spannung als im E-Werk herrschte beim letzten Suzuki-Cup-Lauf des Jahres, die Entscheidung fiel erst in der allerletzten Kurve...
Die Ausgangsposition: Zwischen Herbert Karrer und Bernhard Auinger lagen vor Berücksichtigung der Streichresultate 8 Punkte – rechnet man die „Streicher“ ein, so war der Abstand nur mit zwei kleinen Pünktchen bemessen. Karrer musste jedenfalls gewinnen oder auf Platz 2 ins Ziel kommen und dabei natürlich stets Auinger hinter sich lassen. Alles andere war nicht genug.
In der Ladies-Wertung des Suzuki Motorsport Cup wurde es zwischen Nicole Kern (alias Frau Rigger) und Tanja Fieg ebenfalls noch spannend. Und Kern musste sich nach ihrem Ausfall am Samstag ganz am Ende des österreichischen Feldes aufstellen (die ungarischen Swift nahmen dahinter Aufstellung). Für Fieg war Rang 6 die Minimalanforderung, um Kern noch abzufangen.
Letztes Rennen
Die Bedingungen waren bestens an diesem letzte Renntag des Jahres, der Salzburger Wettergott zeigte sich äußerst gnädig. Dazu präsentierten sich die österreichischen und ungarischen Cups gemeinsam als prächtiges Feld. Vielleicht lässt sich das auch 2010 wieder machen?Vor dem Start gab einer seinen Rücktritt aus dem Suzuki-Cup bekannt: Thomas Heuer wird nächstes Jahr nur mehr als Teamchef aktiv sein.
Auinger startete vom sechsten Platz, Karrer von Position 4. Auf der Pole stand der Rallyespezialist Mario Klammer. Er hielt auch in den ersten Runden tapfer dagegen:
Aus Runde 1 kam er an zweiter Stelle hinter Thomas Heuer und schlug dann aus dem Windschatten wieder zu – und als Führender fand er sich dann in Runde 3 hinter dem Safety Car. Ein Unfall von Alexander Scheck erforderte Bergungsmaßnahmen.
Aus dem Rennen genommen wurde auch Wolfgang Quidenus, er übersah zuerst die gelbe, dann die schwarze Flagge. Auf die Entscheidung hatte dies aber keinen Einfluss.
Finale mit Misstönen
In den letzten Runden hatte dann Herbert karrer die Vorfahrt, und Bernhard Auinger nach den Gesetzen des Salzburger Windschattens den Vorteil. Aus dem Duell der beiden Spitzenreiter wurde nach und nach eine Fünfer- und in den letzten beiden Runden dann eine Siebenergruppe.Mario Klammer, heutzutage eigentlich Rallyespezialist, war mittendrin: „Es war ein spannendes Rennen! In die Titelentscheidung wollte ich mich nicht einmischen, deshalb habe ich geschaut, dass ich irgendwo im sicheren Vorderfeld lande. In der letzten Kurve ist dann der dritte Platz noch weggewesen“ – und zwar wegen Thomas Heuer, der ihm den letzten Stockerlplatz wegschnappte.
Der Sieg ging an Bernhard Auinger, Zweiter wurde… - nicht Herbert Karrer, denn der geriet noch auf den letzten Metern mit Robert Pankl aneinander!
Nur Platz 5 gab es für den Niederösterreicher, damit muss er sich mit dem Titel des Vizemeisters begnügen. Bernhard Auinger ist der schnellste Rundstreckenfahrer des Suzuki Motorsport Cup 2009!
Am absoluten Limit
Stimmen zu den Ereignissen der letzten Runden: „In der letzten Kurve sind die ersten Sechs am absoluten Limit gefahren, es ist nur darum gegangen, dass man’s irgendwie auf der Straße hält – und wer der Glücklichste war, war dann vorne!“, schilderte Mario Klammer die Szenerie.Für Herbert Karrer ist es ein Rennen mit bitterem Nachgeschmack: „Pankl ist mir reingefahren, als ich ihn außen nochmals überholen wollte“, schilderte Herbert Karrer, „ich bin mit zwei Rädern von der Strecke gekommen, habe ganz spät gebremst, damit ich mich in die Schikane ganz innen reinstellen kann – dann hat er mir nocheinmal eine gegeben, und ich war in der Wiese.“
Insgesamt drei Berührungen der unsanften Art konstatierte Karrer, der klarerweise nicht in Feierstimmung war. „Es war nicht OK. Mit etwas Pech endet das mit einem Totalschaden. Ich finde, das ist nicht notwendig. Er war zu aggressiv, für ihn ging es ja um nichts.“
Die Sicht aus dem anderen Cockpit, dem von Robert Pankl: „In der letzten Kurve konnte ich den zweiten Platz ergattern und habe ganz, ganz knapp Platz 1 verpasst. Ich wollte heuer einmal noch gewinnen – wurscht, was es kostet!“
Die Ereignisse in der letzten Kurve beurteilt er klarerweise auch anders: „Ich war innen, Karrer war außen; und er hat probiert, die Tür zuzumachen, aber da war ich schon zu weit vorne. Auf einmal bin ich dort mit 200 km/h auf zwei Radln ums Eck gekommen! Und war dann natürlich viel zu schnell. Er hat dann noch probiert, außen vorbeizukommen, aber mich hat es zu weit rausgetragen, weil das Fahrzeug viel zu schnell war; ich habe nur gehofft, dass ich überhaupt auf der Straße bleibe. Karrer hätte gewinnen müssen, um Meister zu werden. Deswegen habe ich das als normalen Positionskampf gesehen.“
Karrers Teamchef Thomas Heuer war direkter Augenzeuge, vor ihm spielte sich die Kollision Karrer-Pankl ab: Zur Karrer-Pankl-Situation äußerte er sich mit „So ist der Rennsport!“ – Mangelnde Fairness wollte er Robert Pankl vor dem Studium seines Onboard-Videos nicht attestieren.
Mit seinem eigenen Rennen war der letzten Endes Drittplatzierte zufrieden: „Es war fair, aber mit sehr viel Action. Am Anfang habe ich versucht, vorne wegzufahren. Leider ist mir das Safety-Car dazwischengekommen, die anderen haben aufgeschlossen. In der letzten Kurve der letzten Runde bin ich dann noch auf Platz 3 vorbeigekommen. Ich wollte im letzten Rennen noch unbedingt aufs Podest!“
Bernhard Auinger, der neue Champion: „Es war klar: Wenn der Herbert gewinnt, ist er Meister. So habe ich meine Taktik angelegt, ich wollte immer so knapp als möglich dranbleiben und mich hinter ihm halten, falls er die Führung übernimmt – denn man hat es heute wieder gesehen, dass der Salzburgring eigene Gesetze hat. Ich hab mir meinen Angriff bis zur letzten Runde aufgespart. Dann habe ich relativ viel Platz gehabt, weil Robert und Herbert sich duelliert haben. Und es war, soweit ich im Rückspiegel gesehen habe, recht knapp und haarig! Für Herbert ist es schade, dass seine Meisterschaft so ausgegangen ist. Aber ich bin überglücklich!“
Ladies: Kern vor Fieg
Vom vorletzten Startplatz der Österreicher-Gruppe legte Nicole Kern einen Blitzstart hin, dann war sie alsbald hinter ihrer Hauptrivalin um den Titel der schnellsten Dame: „Um zu zeigen, dass ich da bin – ein bisserl Psychologie!“ – Nach der Gelbphase verlor sie etwas den Anschluss und beschränkte sich dann darauf, das Ergebnis ins Ziel zu bringen.Tanja Fieg beendete ihre Rookie-Saison mit einem 7. Platz: „Ich hab’s leider nicht gewonnen. Aber trotzdem bin ich mit dem Ergebnis heute zufrieden. Ich hätte gern noch den einen oder anderen überholt, das war mir aber dann doch zu riskant, weil es doch in der letzten Runde noch ziemlich hart zugegangen ist. Vielleicht wäre ich weiter nach vorn gekommen, aber wer weiß, ob ich dann überhaupt das Ziel gesehen hätte. Alles in allem ein schönes letztes Rennen!“
Der Salzburgring hat dem Suzuki-Cup wieder ein würdiges Finale beschert. Und die gute Nachricht zum Schluss: Cup-Zampano Max Zellhofer zeigte sich zuversichtlich, dass es den Suzuki Motorsport Cup auch 2010 geben wird.