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IMSA: 24h Daytona

Vorschau: Aufbruch ins DPi-Zeitalter

Mit einer neuen Generation von Prototypen auf LMP2-Basis sollen Privat- und Werksteams in Nordamerika auf Augenhöhe kämpfen können.

Der traditionelle Saisonauftakt im internationalen Sportwagensport könnte 2017 besonders spektakulär ausfallen: mehr Profiteams, ein neues Reglement mit mehr Chancengleichheit und der Anbruch eines neuen Zeitalter im nordamerikanischen Prototypensport. Die SportsCar Championship der IMSA lädt zum Klassiker in Daytona Beach nach Florida. In drei von vier Klassen ist das Feld so stark besetzt wie selten zuvor.

Mit der 55. Ausgabe der 24 Stunden von Daytona wird die Übergangzeit im nordamerikanischen Sportwagensport endgültig beendet. Nach drei Jahren, in denen die Prototypenklasse aus den Überbleibseln von ALMS und Grand-Am bestand, kommt nun erstmals ein neues Reglement zum Einsatz. LMP2-Boliden und deren Ableger namens DPi (Daytona Prototype international) sollen die IMSA-Serie in die Zukunft führen. Die neuen Boliden werden mit dem 24-Stunden-Marathon sogleich ihrer Feuertaufe unterzogen.

Der IMSA ist es gelungen, zur Einführung des neuen Reglements immerhin drei Hersteller anzuziehen, weitere denken angeblich über einen Einstieg in den kommenden Jahren nach. Cadillac, Mazda und Nissan werden sich mit zahlreichen Privatteams messen, die mit den Standard-LMP2-Modellen realistische Siegchancen haben. Die Regelmacher möchten Werks- und Privatteams nahezu gleiche Voraussetzungen mit auf den Weg geben – ein Kunststück, das bisher kaum einer Meisterschaft gelungen ist.

DragonSpeed und Rebellion als Herausforderer

Bei Testfahrten Anfang Jänner war das Feld eng beisammen, nur 1,3 Sekunden trennten jenes Dutzend Prototypen, das den Gesamtsieg wohl unter sich ausmachen wird; im Anschluss hat das ESM-Team zudem noch ein wenig mehr Ladedruck für seinen Nissan-DPi erhalten. Die Bestzeit markierte damals DragonSpeed, das mit einem Oreca 07 antritt. Mit Loïc Duval, Ben Hanley und Nicolas Lapierre sitzen drei etablierte Rennfahrer in diesem Fahrzeug, müssen aber den Amateurpiloten Henrik Hedman möglichst ohne Rundenverlust mitschleppen.

Rebellion hält mit Sébastien Buemi, Nick Heidfeld, Neel Jani und Stéphane Sarrazin dagegen. Mit diesem geballten WM-Aufgebot will man erstmals in Daytona gewinnen. Nicht ohne Grund haben sich die Schweizer dem US-Klassiker zugewandt: Dort finden sie das vor, was ihnen in der Langstrecken-WM stets verwehrt bleibt – eine realistische Siegchance. Gesamtsiege waren für sie zuletzt 2013 in der ALMS möglich. Auch wegen der neuen Einsatzmöglichkeiten in Nordamerika hat man die LMP1-Klasse verlassen und setzt nun auf einen LMP2-Oreca 07.

Drei Hersteller sollen die DPi-Ehre verteidigen

Die Werkskonkurrenz will die Niederlage gegen einen Privatier natürlich mit aller Macht verhindern. Action Express hat seit drei Jahren nicht mehr in Florida gewonnen – eine viel zu lange Durststrecke für das Team, das drei Mal hintereinander die Meisterschaft geholt hat. Es vertraut auf den brandneuen Cadillac DPi V.R, der den Corvette DP beerbt. Während in Fahrzeug #5 weiter die bewährte Paarung Filipe Albuquerque, Joao Barbosa und Christian Fittipaldi zum Einsatz kommt, werden die Meister Dane Cameron und Ed Curran diesmal von Mike Conway sowie dem Youngster Seb Morris unterstützt, der sich noch beweisen muss.

Als drittes Eisen hat Cadillac den Florida-DPi mit der Startnummer 90 im Feuer. Marc Goosens und Renger van der Zande haben sich mit René Rast verstärkt. Nach zwei dritten und einem vierten Platz in den vergangenen Jahren ist das ehemalige "Spirit of Daytona"-Team bereit für den ganz großen Wurf. Nur zu den Außenseitern zählen hingegen die Titelverteidiger: Extreme Speed Motorsports hat den Nissan DPi erst kurz vor dem Jänner-Test erhalten. Zwar dürften die Boliden nach der Anpassung des Ladedrucks schneller geworden sein, doch die Fahrzeuge sind weniger ausgereift als die der anderen Hersteller.

Einige weitere Teams hoffen auf eine Sensationen: Mazda ist von der reinen Geschwindigkeit her zwar mittlerweile weit mehr als ein Geheimfavorit, in der Vergangenheit strauchelten die Turboboliden jedoch wegen notorischer Unzuverlässigkeit. Mit dem RT24-P sollte dieses Manko nun ausgebessert sein. Mit der zweitschnellsten Zeit beim Vortest ließ der japanische Hersteller bereits aufhorchen. Die beiden PC-Aufsteiger JDC-Miller und PR1/Mathiasen lauern in ihren LMP2-Boliden auf Aussetzer bei den großen Teams.

Neuauflage vergangener GTLM-Schlachten

In der GTLM-Kategorie werden alle Augen auf den überarbeiteten Porsche 911 RSR gerichtet sein. Der Mittelmotorbolide wird bei den 24 Stunden von Daytona seinen ersten Renneinsatz feiern. Mit an Bord ist der neu verpflichteten Werksfahrer Laurens Vanthoor, der von der Schwestermarke Audi geholt wurde und ein Team mit Kévin Estre und Richard Lietz bildet. An Auto und Crew sind große Erwartungen geknüpft, der letzte Porsche-Klassensieg in Daytona datiert aus dem Jahr 2014. Seitdem war zwei Mal Corvette erfolgreich.

Nach dem unfassbaren Finale im vergangenen Jahr, als das Rennen nach 24 Stunden um 0,034 Sekunden entschieden wurde, blieben die Fahrerpaarungen unverändert, d.h. Antonio Garcia, Jan Magnussen und Mike Rockenfeller können auf Revanche hoffen. Diese will ihnen vor allem Ford verhageln. Das Ganassi-Team holt auch seinen Europaableger über den Großen Teich, sodass der US-Konzern in Daytona mit vier Ford GT das größte Werksengagement seit Jahrzehnten stellt. Nach dem Le-Mans-Triumph soll nun auch ein Sieg in der Heimat her. Im Vorjahr waren die Autos noch brandneu, konnten aber bereits ihr Potenzial zeigen.

Ein neues Auto hat damals auch BMW an den Start gebracht, das RLL-Team wartet allerdings mit ihren M6 GTLM noch immer auf den ersten Sieg. Wie üblich erhalten die US-Werksfahrer Verstärkung durch vor allem in Europa aktive Stars wie Augusto Farfus, Bruno Spengler oder Martin Tomczyk, der sich 2017 auf das GT-Programm von BMW konzentrieren wird. Nachgewürzt wird die GTLM-Kategorie durch den Risi-Ferrari: Auch der 488 war vergangenes Jahr neu, mittlerweile hat der Michelotto-Bolide einen Sieg beim Petit Le Mans in Road Atlanta eingefahren.

Kategorie GT Daytona so stark wie nie

Stark wie nie präsentiert sich die in Nordamerika GTD genannte GT3-Klasse: Zwar sind die Vorjahressieger von Magnus Racing nicht mehr am Start, doch für Ersatz ist gesorgt: So hat Alex Job Racing jüngst von Porsche zu Audi gewechselt, und stark besetzte Mercedes treffen auf eben solche Boliden von Aston Martin, Audi, BMW, Ferrari, Lamborghini und Porsche.

Einzig Bentley und McLaren fehlen in der illustren Gesellschaft. Dafür kommen die neuen GT3-Waffen von Honda und Lexus hinzu. Die NSX bzw. RC F werden sich erstmals als homologierte GT3 in den Wettkampf stürzen. Die Testfahrten haben einen Vorgeschmack darauf geboten, was zu erwarten ist: 17 Autos innerhalb einer Sekunde, angeführt vom Manthey-Porsche #59. Es ist davon auszugehen, dass in dieser Kategorie noch in der Schlussstunde mehrere Fahrzeuge Chancen auf den Klassensieg haben werden.

Die einzige Kategorie, die in dieser Saison schwächelt, ist die Klasse Prototype Challenge. Im letzten Jahr des Oreca FLM09 gehen in Daytona nur fünf Teams an den Start. Nachdem PR1/Mathiasen und JDC-Miller in die Prototypenklasse aufgestiegen sind, bleiben als Favoriten BAR1 und Starworks, die jeweils zwei Autos stellen. Hinzu kommt ein Oreca von Performance Tech. Die 55. 24h von Daytona starten am Samstag Abend um 20:30 Uhr MEZ.

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