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WEC: Le Mans

Massive ACO-Kritik nach Toyota-Dominanz

Ex-Sieger wie die Rebellion-Piloten Jani und Lotterer, aber auch Nico Hülkenberg waren vom billigen Doppelsieg Toyotas enttäuscht.

Toyota hat seine Mission bei den 24 Stunden von Le Mans heuer endlich erfüllt: Ohne direkte Konkurrenz holten die Japaner im 20. Versuch den zu erwartenden Doppelsieg. Seit dem Rückzug des Volkwagen-Konzerns mit seinen LMP1-Teams von zunächst Audi und nun auch Porsche ist Toyota das einzige Werksteam, das mit einem Hybridaggregat antritt. Der privaten Konkurrenz (und den Fans der Langstrecken-WM) war versprochen worden, diese per Equivalence of Technology nahe an die Japaner heranzubringen, doch das war nicht die Wahrheit.

"Bei freier Runde und optimalen Bedingungen kamen wir vielleicht bis auf zwei Sekunden heran, mehr aber auch nicht", schilderte Rebellion-Pilot Neel Jani die Situation in Frankreich. Im oftmals dichten Verkehr lag der Abstand über weite Strecken des Rennens bei vier bis fünf Sekunden pro Runde, da die Hybridvorteile vor allem bei den Überrundungen zutage treten. Janis Fazit: "So war es das langweiligste Rennen, das ich jemals in Le Mans erlebt habe; das sagen auch viele andere Leute."

"Man kann es von zwei Seiten sehen. Einerseits sind wir ein kleines Privatteam mit geringen Ressourcen. Mit unseren Mitteln waren wir 'best of the rest'. Wir haben Platz drei und Platz vier geholt. Wir wollten zur Stelle sein, wenn Toyota etwas passiert – okay, ist nicht passiert. Auf der anderen Seite war sowieso klar, dass wir gegen Toyota nicht wirklich antreten konnten. Wir hatten keine Chance", erklärte Teamkollege André Lotterer. Der ACO hatte schriftlich vorab festgehalten, dass Rebellion und Co. langsamer als Toyota sein müssen.

"Wir hatten uns von der Equivalence of Technology mehr erwartet. Es war doch ein Witz, dass man uns nochmal Leistung weggenommen hat. Wir auf Augenhöhe? So ein Quatsch. Ich weiß gar nicht, warum Toyota geheult hat – aus Angst, wir könnten vielleicht schneller sein als sie?", nahm Lotterer kein Blatt vor den Mund. "Seien wir ehrlich: Es war tatsächlich eine der langweiligsten Ausgaben der 24 Stunden von Le Mans, oder? Ich kenne noch ganz andere Zeiten."

"Wir sind so oft unter vollem Adrenalin um den Sieg gefahren. Wenn das so ist, genießt du jede einzelne Runde. Das war in diesem Jahr überhaupt nicht so. Ich muss zugeben, dass es schwierig war, in jeder Runde das Maximum herauszuholen. Woher soll man die Motivation holen?", so der Deutsche. "Ich bin froh, dass ich Rennprofi bin und im LMP1-Auto fahren darf. Das würden so viele Kollegen auch gern. Insofern bin ich ein glücklicher Mensch."

Allerdings droht nun – mindestens bis nach Le Mans 2019 – die große Langeweile in der Langstrecken-WM. "Wir wollen nächstes Jahr gewinnen und bis dorthin auch alle anderen Rennen", so Toyota-Teamchef Rob Leupen. Lotterer schwant Übles: "Hoffentlich wachen die Regelmacher mal gewaltig auf – oder sie lassen es; ist deren Entscheidung. Letztlich ist es die Show von ACO und FIA, die im Moment nicht stattfindet ... gar nicht stattfinden kann. Wir wären jederzeit bereit für Action, aber die Herren dort vielleicht nicht. Wenn alles so bleibt, wird es eine mega-langweilige Supersaison!"

Dass Toyota heuer in Le Mans ohne echte Gegner war, ist auch einem weiteren Ex-Sieger sauer aufgestoßen: Das Rennen sei schon vor dem Start entschieden gewesen, meinte Formel-1-Fahrer Nico Hülkenberg. "Ich habe zwar nicht das ganze Rennen gesehen, aber Teile davon", so der Renault-Werksfahrer, der das 24h-Rennen im Jahr 2015 gewonnen hatte. "Es war von Anfang an klar, weil es keine Konkurrenz zwischen Herstellern gab." Für die Meisterschaft sei es ein schlechtes Zeichen, dass nur noch ein Hersteller in der Topkategorie an den Start gehe, so Hülkenberg: "So sollte es nicht sein."

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