RALLYE

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Die bewegte Geschichte der Ostarrichi Rallye

Von der Lauriacum Rallye über die Pyhrn-Eisenwurzen Rallye, die sich teilweise sogar auf den Spuren der Alpenfahrt bewegte, bis hin zur Ostarrichi Rallye reicht die lange Geschichte des Rallyesports im südlichen Oberösterreich. Selbst wenn es seit den Anfängen in den frühen Siebzigerjahren lange Pausen von bis zu 9 Jahren gegeben hat – die Rallye kam immer wieder zurück und ist heute mehr denn je ein fixer Bestandteil der Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft!

Begonnen hat alles in den Siebzigerjahren, ironischerweise just im Jahr der Benzinkrise, also 1974. Damals taten sich in Enns autobegeisterte Leute zusammen, um einen Motorsportklub ins Leben zu rufen. Der hörte auf den Namen „RRT Enns“ (Rallye Racing Team Enns) und hatte mit Manfred Greilinger einen rührigen Obmann an der Spitze. Gleich im Jahr der Gründung organisierte man – der Benzinkrise zum Trotz – die ersten Veranstaltungen.

Es waren sogenannte „Ausweis-Rallyes“, die damals in etwa den Status der heutigen Rallye-Challenge-Veranstaltungen hatten. Hauptsächlich waren Etappen zu bewältigen, dazwischen gab es kurze Sonderprüfungen in Form von Sprintrennen über einige hundert Meter oder kurze Slalomstrecken, alles fand im Großraum rund um Enns statt. Drei Jahre lang sammelte der RRT Enns mit diesen „kleinen“ Rallyes Erfahrungen, um 1978 den ersten Rallye-Staatsmeisterschaftslauf auszutragen.

Doch zu einer ordentlichen Rallye gehört auch ein ordentlicher Name und der musste erst gefunden werden. Die Wahl fiel auf „Lauriacum“ – wie, das ist schnell erklärt. Die Stadt Enns, die heute rund 30.000 Einwohner zählt, und damals nicht nur die Heimatstadt des RRT Enns war sondern auch als Zielort des Staatsmeisterschaftslaufes dienen sollte, war bereits zur Römerzeit eine bedeutende Siedlung – die eben den Namen Lauriacum trug.

Gestartet wurde 1978 in Schladming, wo der Ski-Weltmeister des selben Jahres, Sepp Walcher, als Starter fungierte. Vom Weltcup-Ort aus ging es entlang der Enns, über den Pyhrn-Paß wechselte der Rallye-Tross nach Oberösterreich, bis schließlich in Enns der Zieleinlauf stattfand. Großer Sieger wurde das damalige „Jim Beam Rallye Team“ mit Wilfried Wiedner (Co Franz Zehetner) am Steuer eines Lancia Monte Carlo, Dr. Georg Fischer und Sepp Haider belegten die Plätze. Die Rallye selbst war schwierig, es wurden fast ausschließlich Schotterstraßen befahren, der Schnitt war hoch, die Ausfallsquoten ebenso.

Ein Jahr später, 1979, führte die Lauriacum Rallye wieder ins Ennstal in der Steiermark und retour, dieses Mal jedoch schon durch das Kremstal. Gewonnen hat damals Franz Wittmann mit Dr. Kurt Nestinger am „heißen Sitz“ eines Porsche 911 SC. Für 1980 sah es düster aus: Die immer weiter steigenden Kosten machten für einen kleinen Club wie der RRT Enns einer war, die Durchführung eines Staatsmeisterschaftslaufes fast unmöglich und so musste die Lauriacum Rallye nach nur zwei Auflagen eingestellt werden.

1982 kam dann aber wieder Leben in die Region. Die äußerst erfolgreiche Jänner-Rallye, die im selben Bundesland, allerdings viel weiter nördlich stattfand, weckte das Interesse einiger Geschäftsleute. Ein Zusammenschluss der Kirchdorfer Kaufmannschaft wollte zur Belebung ihrer Region ebenfalls eine Rallye veranstalten – aus Mangel an Erfahrung wandte man sich über die Vermittlung von Helmut Zitta aber an den RRT Enns, der mit der Durchführung betraut wurde.

Somit war die Pyhrn-Eisenwurzen Rallye geboren und die Lauriacum Rallye endgültig Geschichte. Bis 1985 lief alles perfekt, doch dann zogen erneut schwarze Wolken auf: Die damals sehr starke Grün-Bewegung war gegen jegliche Motorsportaktivitäten und für die 1986er-Ausgabe musste man aufgrund massiver Proteste schon zu zwei Drittel nach Niederösterreich „flüchten“, wo ehemalige Alpenfahrt-Sonderprüfungen (z.B. „Hollenstein-Lassing“) befahren wurden. 1987 kam dann das endgültige Aus. Die Veranstalter O2000 legten ihre Arbeit nieder, es kam zu einer lange währenden Rallye-Pause.

Es sollte neun Jahre dauern, bis es den Sperrer-Brüdern Fred und Raphael gemeinsam mit Labg. Wolfgang Schürer und Bezirkshauptmann Hofrat Spelitz gelang, die Pyhrn-Eisenwurzen Rallye wieder zu beleben. Zehn Jahre lang war dann Kirchdorf an der Krems das Zentrum der Rallye, Sonderprüfungen wie „Molln“ oder „Oberschlierbach“ wurden legendär, viele Fahrer aus Österreichs Rallye-Elite verewigten sich in der Siegerliste, darunter natürlich auch der Lokalmatador und heutige Veranstalter Raphael Sperrer.

2006 erfolgte der Wechsel nach Bad Hall bzw. Linz, wo erstmals der Start einer Rallye in der Landeshauptstadt Oberösterreichs über die Bühne ging und ein weiteres, interessantes wie ausbaufähiges Kapitel in der Geschichte der Rallye, die jetzt „Ostarrichi“ heißt, aufgeschlagen wurde.

Die Ehrentafel – alle Sieger der Ostarrichi Rallye

2006: Achim Mörtl/Sigi Schwarz, Subaru Impreza WRX STi
(Hist. EM: Hans Georg Lindner/Franz Blechinger, Ford Escort RS 2000)
2005: Achim Mörtl/Detlef Ruf, Mitsubishi Lancer Evo VII
(Hist. EM: Hans Georg Lindner/Franz Blechinger, Ford Escort RS 2000)
2004: Claudio de Cecco/Jean Campeis, Peugeot 206 WRC
2003: Raimund Baumschlager/Stefan Eichhorner, Mitsubishi Lancer Evo V
2002: Raphael Sperrer/Per Carlsson, Peugeot 206 WRC
2001: Franz Wittmann/Thomas Zeltner, Toyota Corolla WRC
2000: Achim Mörtl/Jörg Pattermann, Peugeot 206 WRC
1999: Achim Mörtl/Jörg Pattermann, Subaru Impreza WRC
1998: Raphael Sperrer/Christina Hörner, Renault Megane Maxi
1997: Raphael Sperrer/Per Carlsson, Renault Megane Maxi
1996: Raimund Baumschlager/Klaus Wicha, VW Golf GTi 16V

1986: Wilfried Wiedner/Franz Zehetner, Audi Quattro
1985: Alois Pfeiffer/Hubert Stadler, Opel Manta 400
1984: Wilfried Wiedner/Franz Zehetner, Audi Quattro
1983: Franz Wittmann/Peter Diekmann, Audi Quattro
1982: Franz Wittmann/Dr. Kurt Nestinger, Audi Quattro

1979: Franz Wittmann/Dr. Kurt Nestinger, Porsche 911 SC

(1978: Wilfried Wiedner/Franz Zehetner, Lancia Beta Montecarlo)*

*die erste „Lauriacum Rallye“ wurde noch nicht im späteren Rallye-Gebiet, dem Kremstal ausgetragen und wird daher nicht mitgezählt – somit ist es im Jahre 2007 die 18. Internationale Ostarrichi Rallye.

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