RALLYE

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Elch entweiht, Würde bewahrt

Mit Spannung wurde die Waldviertel-Rallye von Jürgen Praschl erwartet, mit Spannung warteten auch die Daheimgebliebenen darauf.

Wie würde es wohl ausgegangen sein? Würde der Berndorfer, den man aufgrund der bisherigen Saisonergebnisse schon als den Aufsteiger der Saison bei den Rallye-Volvos bezeichnen konnte, sein erfolgreiches erstes Rallye-Jahr mit einem Sieg bei den schwedischen Schwergewichten krönen? Wie würde er mit den bei der Waldviertel-Rallye herrschenden Bedingungen klar kommen, die sich doch von denen der bisher von ihm gefahrenen Veranstaltungen deutlich unterscheiden? Würde er zeitenmäßig den bisherigen Erfolgskurs fortsetzen können?

Im Nachhinein gesehen, gibt es zumindest auf diese Frage eine klare Antwort: Eindeutig Ja. Es war eine Herausforderung, die zu bewältigen war, und Jürgen Praschl hat sie mit genau jener Virtuosität bewältigt, die ihn zum neuen Star bei den Rallye-Volvos gemacht hat. Doch diesmal wurde es ihm etwas zu viel: Die engen Waldwege, der Dreck, das langsamere Auto vor ihm – das war um mindestens eines zu viel, und es kam zum Aus. Das einzige in diesem Jahr!

Zur Chronologie: Jürgen Praschl fuhr wieder mit einem neuen Beifahrer (Manfred Wagenhofer), der zwar seine Arbeit gewissenhaft erledigte, aber fallweise braucht man eine bestimmte Anlaufzeit, um „zueinander zu finden“. Die rutschige Strecke der ersten Prüfung Neubau-Nordring, wo sehr viel gemischt war, tat ihr Übriges, und so fand sich Jürgen Praschl auf dem für ihn sehr ungewohnten sechsten Platz in der Volvo-Wertung wieder, vor Mag. Kurt Putz und knapp hinter (jawohl, hinter!) Johann Drapela.

Aber die Rallye hatte ja erst begonnen, und auf der zweiten Prüfung war die gewohnte Rangordnung wieder hergestellt: Jürgen Praschl und Manfred Wagenhofer schafften auf St. Leonhard – Tautendorf den Sprung auf den dritten Platz im Klassement des Elch-Cups. Dabei schlugen sie zeitenmäßig auch das Erfolgsduo Markus Stachl/Andreas Hadinger – der beste Beweis dafür, dass die Fahrer-Beifahrer-Harmonie nun endgültig hergestellt war. Sie sollte es auch fortan bleiben.

Irgendwann war die Nachricht vom Ausfall des „Grünen Drachens“ (Volvo 940 von Georg Gschwandner) zu Jürgen Praschl vorgedrungen, und nachdem dieser Erzkonkurrent weg war, war ihm danach, ein wenig Speed herauszunehmen und den dritten Platz sicher ins Ziel zu fahren. Nun machte jedoch Martin Wurm mit seinem Volvo 944 von hinten Druck, so viel wie nie zuvor. So ist es beim Elch-Cup: Ist ein Gegner weg, ist sofort der nächste da…

Der erste Tag war inzwischen vorbei, und um Martin Wurm etwas zu distanzieren und zumindest am Samstag-Nachmittag etwas Freiraum zu haben, um ohne Risiko aufs Podest fahren zu können, wurde ein Schlachtplan definiert: Am Vormittag verschärftes Tempo. Doch es kam anders: Schon am Rundkurs Altenburg-Nordring, beim allerersten Durchlauf, blickten Jürgen Praschl und Manfred Wagenhofer in die Rücklichter eines Suzuki Ignis Sport, der eindeutig auf einen anderen Speed programmiert war. Praschl, der sich mit einem Deja Vu konfrontiert sah (Jacques Lemans-Althofen-Kärnten-Rallye – damals war es ein Skoda Favorit) – schaffte es, nach einem halben Kilometer vorbeizugehen, auf der Prüfung Gföhl-Kronsegg ging es ähnlich zu. Dennoch konnte die Volvo-Besatzung der Rallye-Gemeinschaft Triestingtal den dritten Platz in der Elch-Cup-Wertung halten und den Abstand zu Martin Wurm ein wenig vergrößern. So richtig dramatisch wurde es aber erst auf der besonders wild-bizarren Manhartsberg-Prüfung, für Zuseher ein Fest, für Fahrer, die sich erst Schotter-Erfahrung aneignen müssen, ein mittlerer Horror…Jürgen Praschl hätte sich beileibe nicht ungeschickt angestellt, aber da war ja wieder dieser lästige Suzuki! Ohne dem Lenker eine böse Absicht unterstellen zu wollen – die Walddurchfahrten waren für einen Überholvorgang wenig bis gar nicht geeignet – muß man dennoch von einer unheimlichen Begegnung sprechen: Die vordere Scheibe wurde durch die Schlammfontäne, die das vordere Fahrzeug aufgewirbelt hatte, so sehr verschmutzt, dass der Scheibenwischer Mühe hatte, freie Sicht zu schaffen. Und als der Behälter der Scheibenwaschanlage leer war, ging fast überhaupt nichts mehr. Das kostete natürlich Konzentration und Präzision, was Jürgen Praschl nicht daran hinderte, den Suzuki zu „schnupfen“, nur um sich wenige hundert Meter vor dem Ziel mächtig zu „verkühlen“: Die „Kuppe voll“ hätte er besser nicht voll genommen, denn die Verhältnisse waren gegenüber der Besichtigung doch etwas anders – nämlich in jeder Hinsicht deutlich deftiger, mit derben Vertiefungen und jeder Menge Schlamm. Daß der Volvo kurz darauf mit Jürgen Praschl fuhr anstatt umgekehrt, darf niemanden verwundern: Ein heilloses „Wandeln“, das keinerlei Rücksicht darauf nahm, wie die Strecke verläuft und dass sich unmittelbar daneben ein Graben befindet. Eine Fichte stoppte den „verirrten Gast“.

Doch – es wäre vielleicht sogar weitergegangen, wenn der Volvo nicht so schwer wäre! So aber musste man auf den Jeep der A1-Sicherheitsstaffel warten, der mit einer Seilwinde für die nötige „Zugkraft“ sorgte, die lediglich minimale Beschädigung hätte ein Weiterfahren ohne Weiteres ermöglicht. Aber der Zeitverlust…

Jürgen Praschl kann sich damit trösten, dass es ein Ausfall unter extremen Umständen war – eigentlich mehr ein Pech als ein Fahrfehler. Bis dahin lag er überdies an jenem Platz, den er heuer schon oft in der Endplatzierung geschafft hatte – den dritten im Elch-Cup. Und das unter Bedingungen, die für ihn noch ziemlich ungewohnt waren. Lob ist auch dem Beifahrer Manfred Wagenhofer auszusprechen.

Schließlich und endlich wurde die gute Saisonleistung von Jürgen Praschl mit einem dritten Platz in der Jahreswertung des Elch-Cups belohnt, hinter dem Sieger Markus Stachl und Andreas Schögler. Ein schlagender Beweis dafür, dass die Sponsoren auf einen veritablen Erfolgstypen gesetzt haben. Ihnen soll an dieser Stelle noch einmal besonders gedankt werden.

Auf ein freudiges Wiedersehen in alter Frische und mit neuem, gestärktem Kampfgeist – bei der Triestingtal-Rallye 2009!

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