
Rallye-WM: Argentinien | 26.04.2009
Loeb bleibt ungeschlagen
Dramatischer Sonntag: Latvala und Petter Solberg mit Benzindruck-Problemen. Somit siegt der unangefochtene Loeb vor Sordo und Henning Solberg.
Michael Noir Trawniczek
Als ersten erwischte es Jari Matti Latvala, der nach der Motorüberhitzung am Wagen von Mikka Hirvonen für das Ford-Werksteam als Dritter auf Podestkurs unterwegs war. Auf der ersten Prüfung des Tages tauchten auch an seinem Ford Focus Motorprobleme auf, speziell im Bereich des Benzindrucks. In der Mitte der Prüfung musste Latvala stehen bleiben…
Latvala verliert Podestrang
Latvala erzählte: „Da gibt es einen kleinen Sprung nach einer langen Geraden – als wir landeten, fiel plötzlich der Benzindruck aus. Wir haben viel an den Knöpfen im Auto herumgedrückt – dann plötzlich, als ich einen kompletten Reboot einleitete, funktionierte der Benzindruck wieder.“ Satte acht Minuten hat Latvala bei dieser Aktion verloren, womit der Podestrang natürlich beim Teufel war…
Sehr zur Freude von Petter Solberg – denn der private Pilot eines Citroen Xsara WRC rückte damit auf Platz drei vor. Undein Podestplatz inmitten der Werksteams wäre natürlich abermals ein großer Erfolg für den Weltmeister des Jahres 2003, was ihm heuer ja bereits gelungen ist. Beruhigend war: Der viertplatzierte Pilot hatte einen Rückstand von rund 43 Sekunden – es war ausgerechnet Stobart Ford-Pilot Henning Solberg, der ältere Bruder des Norwegers.
Drama um Petter Solberg
Doch auf der nur 10.95 km langen SP 20 „Valle Hermoso – Casa Grande“ forderte die große Hitze ihr nächstes Opfer. Drei Kilometer nach dem Start realisierte Petter Solberg erstmals Probleme mit dem Benzindruck, zwei Kilometer später musste er seinen Xsara abstellen: Kein Benzindruck mehr, wie bei Latvala.
Ken Rees, der Teammanager des Petter Solberg World Rally Teams, erklärte gegenüber der offiziellen WRC-Website: „Petter hat sich sein Herz heraus gefahren und das Podest lag in Reichweite. Petter und sein Co-Pilot Phil Mills haben alles probiert, um den Wagen wieder in Gang zu bringen, doch es gab nicht viel zu tun, sie hatten keine Chance. Zwanzig Kilometer vor dem Ziel auf diese Weise auszufallen ist natürlich ein harter Schlag ins Gesicht.“
“one man’s death is another man’s bread“
Nach dem Ausfall von Petter Solberg erbte ausgerechnet dessen Bruder Henning den dritten Platz. Henning erklärte: „Es tut mir sehr leid für Petter – aber ihr wisst ja, was man in einer solchen Lage sagt, da gibt es den Spruch: ‚one man’s death is another man’s bread’. Wir werden hier sehr vorsichtig weiter fahren, ich habe sehr hart für diesen Podestplatz gearbeitet – aber es kann immer noch alles passieren, das haben wir heute gesehen.“
Die Bestzeiten auf den Prüfungen 19 und 20 ergingen an den führenden Weltmeister Sébastien Loeb, dessen Citroen-Teamkollege Dani Sordo belegte jeweils Platz zwei. Auf den beiden letzten „echten „ Prüfungen 21 und 22 gab Latvala ein starkes Lebenszeichen von sich - und demonstrierte, dass er ohne sein Benzindruckproblem locker auf dem Podium gelandet wäre.
Loeb ohne Gegner
Am Ende gewinnt Sébastien Loeb unangefochten, er bleibt in Argentinien das fünfte Jahr in Folge ungeschlagen und es ist der fünfte Sieg in der fünften Rallye dieser Saison. Nach dem Ausfall von Hirvonen war weit und breit kein ernsthafter Gegner mehr in Sicht. Loeb erklärte nach der abschließenden Superspecial-Prüfung: „Es war ein toller Fight mit Mikko, bis Samstagmittag – danach war es keine schwierige Rallye mehr. Ich freue mich sehr über diesen Sieg.“
Dani Sordo belegt mit über einer Minute Rückstand auf seinen Teamkollegen den guten zweiten Platz, mehr wird von dem Spanier auch nicht verlangt.
Henning Solberg im orange lackierten Stobart Ford bejubelt seinen dritten Platz – er hat es auf das Siegerpodest geschafft, zum ersten Mal seit der Japan-Rallye 2007 - auch wenn er diese Platzierung dem Ausfall seines Bruders zu verdanken hat: „Ich bin sehr happy, diesen Platz erobert zu haben…“
Platz 4 für Lokalmatador Villagra
Völlig aus dem Häuschen war Federico Villagra aus dem Munchi’s Ford-Team – der argentinische Lokalmatador konnte vor seinen zahlreichen Landsleuten einen tollen vierten Platz belegen, wäre also mit einem Rückstand von beinahe sechs Minuten fast auf dem Podest gelandet. Matthew Wilson, der zweite Stobart-Pilot und Sohn des Ford-Teamchefs, konnte den fünften Platz belegen, dahinter Latvala („Es war eine sehr harte Rallye für mich!“) und Ogier, der seine Rallye am Sonntag unter „Superally“ fortsetzen konnte.
Den achten Platz belegte Nasser Al-Attiyah auf seinem Gruppe N-Boliden – womit er nicht nur einen WM-Punkt in der WRC, sondern auch den Sieg in der PWRC feiern durfte. Die Plätze zwei und drei belegen Ligato und Arai. In der JWRC konnten am Sonntag wieder alle drei Teilnehmer an den Start gehen – den Sieg holte der Pole Michal Kosciuszko vor Aaron Burkart und Alessandro Bettega.
Die nächste Rallye steigt von 22. bis 24. Mai auf der Insel Sardinien.
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