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Rallye-WM: Wales

Immer wieder Sébastien Loeb

Sébastien Loeb feiert in Wales seinen sechsten WM-Titel, Mikko Hirvonen rettet sich als Zweiter ins Ziel, Dani Sordo gewinnt den Kampf um Platz drei.

Michael Noir Trawniczek

„Wahrscheinlich habe ich die Weltmeisterschaft schon gestern verloren“, gestand ein zerknirschter Mikko Hirvonen im Zielraum der letzten Sonderprüfung der Wales-Rallye. Der Ford-Werkspilot, der vor der Spanien-Rallye noch fünf Punkte mehr als Serienweltmeister Sébastien Loeb auf dem Konto hatte und mit nur noch einem Zähler Vorsprung ins große Finale zog, hat an diesen drei Tagen sein Bestes gegeben und immerhin sieben von 16 Wertungsprüfungen für sich entscheiden können…

Doch letztlich konnte Hirvonen dem furios fahrenden Loeb zu wenig entgegensetzen, tatsächlich war schon am Samstag klar, dass nur noch ein Wunder, ein technisches Gebrechen oder ein Loeb’scher Fehler das Blatt noch wenden kann.

Letztes Aufbegehren

Dabei konnte Hirvonen auf den ersten beiden Sonntagsprüfungen als jeweils Schnellster den Loeb’schen Vorsprung von 30 auf 18 Sekunden dezimieren – ein letztes Aufbegehren des Finnen also…

So wäre zumindest ein kleiner Funken einer Chance geblieben, den Franzosen doch noch abzufangen, wenngleich man davon ausgehen konnte, dass Loeb beim zweiten Durchlauf der beiden Prüfungen noch einmal zugelegt hätte und es auch ohne Zwischenfälle zum sechsten Titel in Serie gekommen wäre.

Das Malheur

Das erkannte auch Mikko Hirvonen, als er von dem Malheur auf SP 15 berichtete, als sich bei voller Fahrt die Motorhaube des Ford Focus löste, sich verklemmte, die Sicht versperrte und der Finne gezwungen war, auszusteigen um das Problem händisch zu lösen.

Mehr als eine Minute hat der Zwischenfall gekostet, doch Hirvonen gab offen zu: „Die Motorhaube war das letzte unserer Probleme – in Wahrheit habe ich die Rallye bereits gestern verloren, als ich auf zwei Wertungsprüfungen nicht in der Lage war, den nötigen Speed zu finden. Jetzt kann ich nur wieder an die Arbeit gehen und schauen, dass ich im nächsten Jahr mehr Speed finde.“

Der enttäuschte Hirvonen konnte der soeben abgelaufenen Saison dann doch noch etwas Positives abgewinnen: „Das war heuer definitiv das beste Jahr, das ich bislang hatte. Wir sind jetzt schon sehr nahe an seinem Speed dran und das fühlt sich gut an. Es war ein großartiges Jahr, natürlich ist das Ende eine große Enttäuschung.“

Was für Mikko Hirvonen ein schwacher Trost sein wird: Er kam in diesem Jahr im Titelkampf so nahe an Loeb heran, wie das zuletzt nur Marcus Grönholm im Jahr 2006 zustande gebracht hat…

Loeb jubelt

„Sein Speed“ – damit hat Hirvonen natürlich Sébastien Loeb gemeint, der Maßstab aller Maßstäbe. „Super-Séb“ wurde bei diesem Grande Finale in Wales wieder einmal seinem Kosenamen gerecht, flog förmlich über die matschigen und rutschigen Wertungsprüfungen. Von seiner sommerlichen Krise war Loeb an diesem letzten Rallyewochenende der Weltmeisterschaft nichts mehr anzumerken.

Ein strahlender und gelöster Sébastien Loeb erklärte: „Das war eine unglaubliche Saison. Wir hatten einen guten Start und dann haben wir alles wieder verloren und wir kamen hierher mit einem Punkt Rückstand auf Mikko. Letztlich haben wir es geschafft und ich bin sehr froh – aber Mikko war extrem stark. Ich weiß, dass es im nächsten Jahr ein harter Kampf wird.“

Rückblickend merkte Loeb an: „Das war einer meiner besten Titeleroberungen, der Kampf war derart intensiv, er hat fast bis zum Ende der letzten Rallye angedauert. Unglaublich. Wir hatten einige Höhen und auch einige Tiefen, aber am Ende haben wir die Saison mit einem Sieg abgeschlossen und das ist einfach ein unglaubliches Gefühl.“

Sordo Dritter

Die gesamte Rallye über kämpften Dani Sordo und Petter Solberg um den dritten Platz – die beiden Titelaspiranten waren vom ersten Tag an nicht in Reichweite der beiden führendenC4-Piloten.

Doch nach dem Malheur von Hirvonen lag Sordo auf einmal nur noch eine Sekunde hinter dem Finnen, der zweite Platz war plötzlich in Sichtweite. „Ich habe hart attackiert am Ende, um Mikko noch abzufangen – aber Mikko und Séb waren die ganze Rallye über einfach zu schnell unterwegs. Aber ich hatte wirklich großen Spaß an dem Kampf mit Petter. Und meine Gratulation ergeht natürlich an Séb.“

Solberg: „Will 2010 um den Titel kämpfen“

Petter Solberg konnte trotz C4 nicht um den Sieg kämpfen – das wurde dem Norweger sehr bald klar, auf Sordo fehlten ihm am Ende 21 Sekunden. „Der Wagen war gut, aber ich hätte vor der Rallye etwas mehr auf Schlamm testen sollen. Doch ich konnte mich wie bereits in Spanien die gesamte Rallye über kontinuierlich steigern - letztlich war die gesamte Saison für mich fantastisch und ich möchte mich bei Citroen bedanken, dass sie mir dies ermöglicht haben. Natürlich hätte das Ergebnis hier besser sein können, aber gestern waren wir etwas unglücklich und ich habe heute noch alles versucht, um Sordo zu schlagen.“

Abschließend vermerkte der Weltmeister des Jahres 2003: „Ich bin auch so sehr glücklich. Im nächsten Jahr wollen wir ein ordentliches Auto inklusive ‚Full Spec-Attacke’. Und ich hoffe, dass ich 2010 um den Titel kämpfen kann.“

Abflug von Ogier

Weit hinter den beiden kämpfenden Duos Loeb/Hirvonen sowie Sordo/Petter Solberg befand sich Citroen Junior Sébastien Ogier beinahe die gesamte Rallye über auf einem guten fünften Gesamtrang – doch auf der vorletzten Wertungsprüfung flog der Franzose von der Strecke. „Die Autos vor uns haben einige Felsbrocken auf die Fahrbahn geschaufelt, die vorher nicht dort lagen – wir sind dagegen gefahren und sind deshalb dann abgeflogen. Unsere Rallye ist damit zu Ende“, gab ein völlig enttäuschter Ogier zu Protokoll.

So rückte Stobart Ford-Pilot Henning Solberg vor auf den fünften Platz – der Norweger kämpfte am ersten Tag der Rallye mit Fehlzündungen und wurde dadurch gleich einmal zurückgeworfen. Am Ende jedoch konnte Solberg zwei Top 5-Zeiten markieren. Über den fünften Platz war Solberg naturgemäß erfreut: „Ich bin sehr froh, dass wir auf Platz fünf gelandet sind und ich hoffe, dass wir im kommenden Jahr eine weitere Saison bestreiten können.“ Solberg beendete die Saison direkt hinter seinem Bruder auf dem sechsten WM-Rang.

Auf Platz sechs konnte Solberg’s Teamkollege Matthew Wilson die Rallye beenden – wirklich zufrieden war der Brite damit nicht: „Ein frustrierendes Ende dieser Saison – am Freitag war es derart schwierig bei den Konditionen, da haben wir uns schwer getan, gestern am Nachmittag lief es dann etwas besser. Insgesamt wären wir gerne näher an der Pace gewesen.“

Latvala: „Charakterbildend“

Jari Matti Latvala, der am Freitag wegen der gebrochenen Antriebswelle viel Zeit einbüßte, konnte auf Rang sieben noch zwei WM-Punkte einstreifen. Die Rallye Wales bezeichnete Latvala als „charakterbildend“. Der Finne kam auf SP 14 von der Strecke ab und landete in einem Graben. „Glücklicherweise konnten wir die Fahrt fortsetzen“, sagte der Ford-Pilot.

Den letzten Punkterang schnappte sich der Südafrikaner Conrad Rautenbach – der Citroen Junior erklärte: „Wir wussten, dass es eine schwierige Rallye wird aber wir haben keine dummen Fehler gemacht und es ist schön, die Saison in den Punkterängen zu beenden.“

PWRC: Sieg für Brynildsen

In der PWRC feierte Eyvind Brynildsen auf einem Skoda Fabia Super 2000-Boliden seinen ersten Sieg in der Produktions-Weltmeisterschaft. „Das war das beste Wochenende meines Lebens“, jubelte der 20-jährige Norweger, der sich mit dem Sieg noch auf den dritten Tabellenendrang der PWRC katapultieren konnte.

Jubeln konnte auch der Tscheche Martin Prokop – der bereits feststehende Juniorenweltmeister konnte mit dem zweiten Platz in Wales auch den Vizemeistertitel in der PWRC erobern, hinter dem bereits fixierten PWRC-Weltmeister Armindo Araujo.

Red Bull Rallye Team-Pilot Patrik Sandell nützte den letzten Tag der Rallye quasi als Testfahrt, nachdem er am Samstag bei einem Abflug mehr als 17 Minuten eingebüßt hat. Zwei SP-Bestzeiten konnte Sandell an diesem Sonntagvormittag markieren, dennoch ein schwacher Trost für den entgangenen Vizemeistertitel, am Ende reichte es leider nur für den fünften Endrang in der PWRC.

Ergebnis und WM-Endstände finden Sie in der Navigation rechts oben.

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