
Rallye-WM: Neuseeland | 09.05.2010
Drama auf "Whaanga Coast": Am Ende siegt Latvala!
Nach Abflügen von Ogier und Petter Solberg (Ausfall) sowie dem aufholenden Loeb (Dreher) siegt ein verdutzter Latvala vor Ogier, Loeb und Hirvonen.
Michael Noir Trawniczek
Mehr Dramatik wäre auf der abschließenden Kult-Sonderprüfung, der rund 30 Kilometer langen SP 21 „Whaanga Coast“ nicht mehr möglich gewesen: Mindestens drei Piloten kamen noch für den Sieg in Frage – Sébastien Ogier, Jari Matti Latvala und Petter Solberg lagen innerhalb von 16 Sekunden. Mit 21,7 Sekunden Rückstand hätte theoretisch auch noch der nach seinem morgendlichen Crash auf Platz vier abgerutschte Sébastien Loeb das Blatt wenden können…
Solberg crasht
Die dramatischen Ereignisse auf der „Whaanga Coast“-Prüfung im Zeitraffer: Zunächst sorgt Petter Solberg für einen gehörigen Schock: Der Citroen-Privatier möchte die Chance auf den ersten Sieg als Teambesitzer unbedingt nützen, doch er ist schon bald zu schnell unterwegs und kollidiert mit einem Strommast. Glücklicherweise können Solberg und sein Co-Pilot Phil Mills unverletzt aus dem zerstörten C4 steigen, doch die Rallye ist für die beiden zu Ende…
Dreher von Loeb
Sébastien Loeb gibt noch einmal alles. Tatsächlich holt er ungemein viel Zeit auf. Nach dem Fehler am Freitag, der grandiosen Aufholjagd am Samstag und dem neuerlichen Lapsus am Sonntagmorgen scheint Loeb erneut auf Siegeskurs unterwegs zu sein. Doch wieder passiert dem sechsfachen Champion ein Fehler, ein Dreher macht seine Sieghoffnungen zunichte.
„Das hat uns 20 Sekunden gekostet. Wir waren schneller, der Sieg war noch möglich“, schüttelt der Citroen-Werkspilot den Kopf. Immerhin reicht es am Ende noch für den dritten Platz, nach drei Zwischenfällen ist das durchaus tröstlich, zumal er in der Weltmeisterschaft unangefochten in Führung liegt. Doch Loeb kann sich darüber nicht freuen. „Ich bin gar nicht happy, denn wir hätten gewinnen können“, ärgert er sich im Zielraum der letzten Sonderprüfung.
Dreher von Ogier
Dort spitzt sich die Dramatik zu: Man erwartet Sébastien Ogier, um den Citroen Junior als Sieger zu begrüßen, schließlich wäre es der erste WRC-Sieg für den jungen Franzosen. Doch auf den letzten Metern der Prüfung passiert auch ihm ein Malheur, sodass er wenig später von Latvala geschlagen wird.
Der zweite Platz kann ihn über die verpasste Chance nicht hinweg trösten. Völlig geknickt erklärt Ogier: „Ich stand so dicht vor meinem ersten Sieg in der WRC. Ich habe mich drei Kurven vor dem Ziel gedreht – das ist so schade…“
Sieger Latvala: „Keine einzige Bestzeit“
Schließlich kommt Jari Matti Latvala ins Ziel – um seinen dritten Sieg in der WRC zu feiern. Der Ford-Werkspilot kann es gar nicht glauben, er jubelt: „Das ist vielleicht der beste meiner bisherigen drei Siege! Ich habe Vollgas gegeben und bin am Ende selbst fast abgeflogen. Ich dachte, dass es nicht reichen würde. Aber Sébastien Ogier hat einen kleinen Fehler gemacht und wir hatten vielleicht ein bisschen Glück, aber es fühlt sich gut an. Wenn man sich die Prüfungen anschaut - ich habe in der gesamten Rallye keine einzige Bestzeit geholt. Doch die Konstanz zählt!"
Hirvonen unglücklich
Ford-Titelkandidat Mikko Hirvonen wird am Ende noch Vierter – mehr als Schadensbegrenzung kann der Finne an diesem Wochenende nicht betreiben. Er konnte die gesamte Rallye über keine Akzente setzen und stand stets im Schatten seines Teamkollegen Latvala.
Hirvonen gratuliert artig zum Erfolg: „Das war wirklich ein guter Tag für Jari Matti und für Ford.“ Doch seine Stimmlage lässt bittere Enttäuschung durchklingen. So ist es auch, Hirvonen redet nicht um den heißen Brei herum und sagt: „Mit meiner eigenen Performance kann ich nicht glücklich sein, aber ich werde bei der nächsten Rallye zurückschlagen.“
Blasser Sordo
Während Citroen Junior Ogier die gesamte Rallye über an der Spitze kämpfen konnte, reicht es beim zweiten Werkspiloten Dani Sordo nur für den fünften Platz. Der frühere Juniorenweltmeister kann damit nicht zufrieden sein – Ogier hat sich, trotz Lapsus im Finale, ganz eindeutig als möglicher Nachfolger des farblosen Spaniers empfohlen.
Die Top 5-Piloten liegen am Ende, nach 21 Sonderprüfungen innerhalb von 25,8 Sekunden. Der Sechste, Teamchefsohn Matthew Wilson im Stobart Ford, liegt bereits über drei Minuten zurück.
Solberg & Minor auf Platz 7
Seine Teamkollegen Henning Solberg und Ilka Minor beenden die Rallye auf Rang sieben. Von einer optimalen Rallye war das norwegisch-österreichische Gespann meilenweit entfernt, davon bezeugen die mehr als sechs Minuten Rückstand, die am Ende auf dem Konto stehen.
Der Norweger sah den zerstörten C4 von Petter Solberg am Streckenrand und erklärt im Zielraum der letzten SP: „Es war so schlimm, meinen Bruder bei diesem harten Crash zu sehen, das war überhaupt nicht schön.“ Die beiden Solberg-Brüder werden diese Neuseeland-Rallye wohl so schnell wie möglich abhaken und aus dem Gedächtnis streichen…
SWRC: Sieg für Ketomaa
Auf Platz acht beendet der Sieger der SWRC, Jari Ketomaa die Rallye. Er konnte seine Markenkollegen Xavier Pons und Martin Prokop stets hinter sich halten. Red Bull Rallye Team-Pilot Patrik Sandell muss sich nach einer nicht ganz einfachen Rallye mit dem vierten Platz zufrieden geben.
PWRC: Hayden Paddon siegt – Emma Gilmour auf Platz 2
In der PWRC stehen am Ende drei neuseeländische Crews auf dem Siegerpodest. Ganz oben auf dem Stockerl feiert Hayden Paddon im Mitsubishi Lancer Evo IX einen überlegenen Sieg. Die neuseeländische Subaru-Pilotin Emma Gilmour liegt als Zweite mehr als drei Minuten zurück. Evo X-Pilot Kingsley Thompson wird mit mehr als neun Minuten Rückstand noch Dritter.
Mit dem Sieg von Jari Matti Latvala konnte Ford in Neuseeland Motorsportgeschichte schreiben: In der ewigen Liste der WRC-Sieger konnte das „blaue Oval“ Hersteller Lancia überholen - 75 Siege hat Ford bislang in der Rallye-Weltmeisterschaft errungen..
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