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ERC: Kanaren-Rallye

Rennstreckenfeeling auf der Insel

Auf den Kanaren steigt der nächste ERC-Lauf mit wenigen Spitzenpiloten, dafür Kubica im DS3 RRC. Stohl Racing mit Aigner und Oliveira, Neubauer gibt ERC-Debüt.

Michael Noir TrawniczekFotos: Lotos, Brazil WRT, NeubauerFacebook, Photo4

Auf der Insel Gran Canaria steigt am Wochenende der dritte Lauf zur neu erstarkten Rallye-Europameisterschaft (ERC). Es ist bereits die 37. Ausgabe der Rallye, doch zum ersten Mal zählt sie zur ERC.

Insgesamt werden auf der Insel 743,52 Kilometer zurückgelegt, davon 246,34 Wertungskilometer, aufgeteilt auf zwei Etappen und insgesamt 14 Sonderprüfungen. Nach der Jännerrallye und der Lettland-Rallye steigt auf Gran Canaria die erste Asphalt-Rallye der neuen ERC-Saison, die Strecken auf der spanischen Insel haben einen starken Rennstrecken-Charakter.

Das bestätigt Juho Hänninen, der regierende Europameister, der auf den Kanaren jedoch nicht am Start sein wird. Der Finne erklärt: „Es stimmt, die Prüfungen auf den Kanaren sind wirklich wie auf einer Rennstrecke, wahrscheinlich gibt es keine andere Rallye, bei der das dermaßen ausgeprägt ist.“ Hänninen fügt hinzu: „Aus diesem Grund glaube ich auch, dass er sehr schnell sein wird.“

Er? Meint er Jan Kopecky, seinen früheren Teamkollegen im Skoda-Werksteam, der auf den Kanaren den Werks-Fabia zünden wird? Nein, Hänninen spricht von Robert Kubica, der heuer in einem vom polnischen Treibstoffkonzern Lotos gesponserten Citroen DS3 RRC ein Programm aus WRC2- und ERC-Rallyes bestreiten wird. Die Kanaren-Rallye ist der erste von vier geplanten ERC-Läufen.

Lichtgestalt Robert Kubica

Der frühere Formel 1-Pilot Robert Kubica ist eine Art „Lichtgestalt“ des Rallyesports, den er schon immer liebte und neben seiner Berufstätigkeit in der „Königsklasse“ auch als aktiver Pilot ausübte. Im Jänner 2011 drang bei einer italienischen Rallye die Leitplanke in das Innere seines Fahrzeugs und zertrümmerte seine rechte Körperhälfte, vor allem die rechte Hand. Die Verletzungen waren derart schlimm, dass die Ärzte damals sogar eine Amputation in Erwägung zogen. Die Formel 1-Karriere des Polen nahm damit ein vorläufiges Ende – auf Kubica wartete vielmehr ein Jahr der Schmerzen, mehr als 20 Operationen musste der heute 28-Jährige über sich ergehen lassen. Der Bewegungsradius seiner rechten Hand ist heute noch eingeschränkt, sodass die Formel 1 mit ihren engen Cockpits bislang zumindest (noch) kein Thema für Kubica war.

Doch der Pole begann seinen Weg zurück ohnehin von Beginn an im Rallyeauto. Seine Liebe zum Rallyesport ist eine Grundlegende – kein Wort des Bedauerns, kein Klagen über schlecht montierte Leitplanken war von ihm zu hören. Wer Kubica im Servicepark der Sanremo-Rallye 2012 erlebt hat, wie er einem befreundeten Team behilflich war, er mit seiner lädierten Hand Rundenzeiten eintippte, der erkannte diese grenzenlose Liebe zu diesem Sport, der ihm fast das Leben und wahrscheinlich eine große Formel 1-Karriere kostete.

Kubica wusste immer, dass er selbst die Verantwortung trägt und dass die Gefahr ein Teil des Sports ist. Für viele jedoch ist Kubica einer dieser „Auferstandenen“, wie einst Niki Lauda oder Alex Zanardi – mit seinem Kampf um eine Rückkehr in sein normales Leben (das nun einmal zu hundert Prozent dem Rennsport gewidmet ist) wurde Robert Kubica für viele Menschen zu einer Art Hoffnungsträger. Im Servicepark begegnen sie Kubica mit einer Art von Respekt, wie man es heute nur noch selten erlebt. Nicht nur wegen seines tapferen Kampfs zurück ins Cockpit sondern auch wegen seines unglaublichen Speeds, seiner kompromisslosen Fahrweise, die sogar einen Walter Röhrl dazu veranlasst, sich öffentlich um Kubica zu sorgen: „Er bringt sich noch um…“

Dieser Robert Kubica also wird am Wochenende ein speziell für seine Bedürfnisse umgebautes Citroen DS3 Regional Rally Car (RRC) pilotieren. Insgesamt treten sechs Super 2000- und vier RRC-Fahrzeuge an.

Zu den Topfavoriten gehört neben dem bereits erwähnten Skoda-Piloten Jan Kopecky auch Craig Breen im Peugeot 207 S2000 – auch der Ire blickt auf eine harte Zeit zurück. Im Vorjahr wurde bei der Rally Targa Florio bei einem ähnlichen Unfall, bei dem sich ebenfalls die Leitplanke ins Auto bohrte, sein langjähriger Co-Pilot und bester Freund Gareth Roberts getötet. Breen überlegte zunächst, seine Karriere zu beenden, kehrte dann jedoch zurück und krönte sich gemeinsam mit Paul Nagle (Ex-Kris Meeke) zum SWRC-Champion.

Stohl Racing mit Aigner & Oliveira

Von den Topstars der früheren IRC und nunmehrigen ERC sind nur wenige auf Gran Canaria am Start – dafür wird der Brasilianer Daniel Oliveira in einem von Stohl Racing eingesetzten Ford Fiesta RRC antreten.

Für Oliveira ist es die erste Kanaren-Rallye, entsprechend vorsichtig definiert er sein Ziel: „Wir wollen in den Top 10 landen – aber wir wollen so nah an die Spitze herankommen, wie es nur möglich ist. Sicher wird das nicht leicht für uns werden, aber wir werden unser Bestes geben.“

Nach einem Test am Montag zeigte sich Oliveira zuversichtlich – bei diesem Test setzte Stohl Racing neben dem Oliveira-Fiesta auch zwei Subaru Impreza WRX STI R4 ein. Einen pilotierte Andi Aigner, der heuer den Production Cup der ERC erobern soll.

Weil Ilka Minor heuer mit Evgeny Novikov die gesamte WRC-Saison bestreitet, musste sich Aigner einen Co-Piloten suchen. Fündig wurde er bei Jürgen Heigl, dem Stammbeifahrer von Michael Kogler. Aigner sagt: „Ich kenne den Jürgen schon aus unseren gemeinsamen MCC-Zeiten, dann habe ich ihn im Vorjahr auch ein paar Mal in der IRC getroffen. Er hat zwar erst wenig internationale Erfahrung, aber mir ist aufgefallen, dass er sehr exakt und professionell arbeitet. Ich bin mir sicher, dass er sich schnell umstellen kann.“

Ungewohnt werden für Aigner auch die Reifen sein, Yokohama ist neuer Reifenpartner von Stohl Racing. Beim Test am Montag verzeichnete Aigner zwar einen kleinen Ausrutscher, doch ansonsten verlief der Test positiv.

Als Gegner im Kampf um den Production Cup tritt auch heuer wieder Robert Consani im werksseitig eingesetzten Renault Megane RS an. Ansonsten gibt es nur noch den Ungarn Vizin Laszlo und zwei spanische Mitsubishi-Piloten.

Neubauer gibt ERC-Debüt

Im 2WD-Cup der ERC wird erstmals Hermann Neubauer im von Zellhofer Motorsport eingesetzten Suzuki Swift S1600 sein Glück versuchen. Neubauer kennt zwar den Swift, nicht aber die Prüfungen. Der Salzburger erklärt: „Ich bin jetzt sechs Jahre in der österreichischen Staatsmeisterschaft gefahren - Wunderdinge darf man von uns nicht erwarten.“

Der 24-Jährige trifft auf zwei Markenkollegen, Joan Vinyes und Gorka Antxustegi, deren Swift von Suzuki Motor Iberica eingesetzt werden. Dazu kommen die beiden Werks-Megane, die sowohl in der 2WD als auch im Production Cup gewertet werden sowie zwei Honda Civic R3 und einige Fiesta R2.

Schließlich kämpft auch Etkaterina Stratieva im Citroen C2 R2 als einzige Pilotin um 2WD-Punkte (zu sehen bei ihrem Vorjahreseinsatz auf den Kanaren, auf dem Foto ganz oben)

Insgesamt starten 30 Teams im FIA-Feld, im nationalen Feld sind weitere 39 Fahrzeuge am Start, darunter auch der frühere WM-Pilot Xevi Pons, der einen von drei Porsche 997 GT3 Cup Rallye steuert. Weitere Schmuckstücke sind ein Ford Focus WRC und einige BMW M3.

Schon am Donnerstag um 9.30 Uhr Ortszeit (10.30 Uhr MEZ) wird der Shakedown abgehalten, am Donnerstagabend um 20.30 Uhr Ortszeit (21.30 Uhr MEZ) steht der Zeremonielle Start auf dem Programm. Richtig los geht es am Freitagmorgen um 7.48 Uhr Ortszeit (8.48 Uhr MEZ), mit der rund 15 Kilometer langen SP 1 „Moya-Disa“. Am Freitag werden acht der 14 Sonderprüfungen in Angriff genommen.

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