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ORM: Lavanttal-Rallye

Vor der Heimrallye: Hannes Jagarinec im Portrait

Leben kann er von seinem Jaga-Rennstall nicht, dafür investieren der Mörtl-Teamchef und seine Freunde viel Herzblut in den Sport. Ein Portrait…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Walter Vogler/www.motorline.cc, jaga-motorsport.at

Am kommenden Wochenende steigt für das Kärntner Jaga Motorsport Team die große Heimrallye, Lokalmatador Achim Mörtl gilt in der 2WD als Topfavorit und auch Peter Ebner schießt sich immer besser auf den Citroen DS3 R3 ein…

Für Teameigner und Teamchef Hannes Jagarinec bedeutet ein solcher Einsatz, dass er neben seinem Zivilberuf sämtliche Freizeit für den bevorstehenden Renneinsatz opfert. Jagarinec lacht: „Wir machen das ja aus einer gewissen Leidenschaft heraus, es ist ein willkommener Ausgleich zum Beruf.“

Heuer jedoch steht das rund zehnköpfige Team in der Auslage der 2WD-Staatsmeisterschaft. Mit Achim Mörtl hat Jagarinec einen dreifachen Staatsmeister im Team.

Jagarinec nickt: „Wir konnten im Vorjahr bei der Finnland-Rallye mit dem Russen Yuri Protasov arbeiten, der heuer in der Weltmeisterschaft fährt. Das ist ein schneller Mann."

"Doch Achim ist wohl unser bislang schnellster und erfolgreichster Fahrer. Achim ist richtig schnell! Er beschäftigt sich stark mit der Materie, hat einen höchst professionellen Zugang. Und genau das, dieses Arbeiten, dieses Tüfteln ist es, was mich und mein Team an diesem Sport so fasziniert.“

Tüfteln am Setup

Jagarinec holt aus: „Ich mag es, wenn ein Fahrer sagen kann, was das Auto auf der Strecke macht. Mit Achim [Mörtl, d. Red.] und Peter [Ebner, d. Red.] habe ich zwei Piloten, die bei der Abstimmungsarbeit ein gutes Gefühl aufbringen, die das Auto verstehen. Die beiden sagen mir ganz genau, wie sich das Auto auf der Strecke verhält und so weiß ich dann auch, wo ich hinarbeiten muss.“

Nicht alle Piloten würden diese Fähigkeiten mitbringen, bedauert Jagarinec. Vor allem die junge Generation sei ganz allgemein weniger technisch versiert, wenngleich es natürlich stets Ausnahmen geben würde. Doch vor einiger Zeit hat Jagarinec quasi sein persönliches Abstimmungs-Waterloo erleben müssen. Heute kann er darüber bereits wieder lachen – und erzählt: „Ein echtes Jungtalent ist bei mir eine Rallye gefahren – doch er hat mir nicht sagen können, was das Auto macht. Ich habe ihn gefragt: ‚Was macht das Auto?‘ Er hat geantwortet: ‚Naja, es untersteuert in den Kurven und dann übersteuert es auch.‘ Ich wollte wissen, was es jetzt macht, übersteuern oder untersteuern? Ich wollte wissen, wie es sich in langsamen und in schnellen Kurven verhält. Am Ende sagte er, das Setup sei ‚eh okay‘. Am Ende blieben wir ratlos, weil von ihm einfach kein brauchbares Feedback kam.“

Er selbst habe das Abstimmen als Pilot schon in seinen Tagen im Rennkart (rund 100 Siege!) erlernt, erzählt Jagarinec: „Ich bin 1983 mit 20 relativ spät in den Kartsport eingestiegen – doch ich hatte anfangs noch meine Träume vom Aufstieg in die nächsthöheren Motorsportserien. Doch wir hatten immer nur wenig Kapital. Während andere einfach den Motor zum Tuner brachten, habe ich versucht, mit dem Fahrwerk zu arbeiten, mit dem Setup das PS-Manko auszugleichen. Damals habe ich den Sport sehr ernst genommen, ich war schon auch verbissen, auch als Pilot. Beispielsweise bin ich mit meinen 181 Zentimetern auf 68 Kilogramm abgemagert, weil ich jedes Gramm einsparen wollte.“

Aufhören ist schwer

Das eigene Team, mit seinen Freunden betrieben, allen voran Technikchef Alexander Posch, gab es recht bald...

Nach dem Kart wechselte Hannes Jagarinec in den Tourenwagensport, auch hier mit einigen beachtlichen Erfolgen, dritte Gesamtränge in der TCCA 2005 sowie der Slowenischen Tourenwagenmeisterschaft 2006…

Doch 2008 war dann Schluss: „Es war einfach nicht mehr finanzierbar, ich habe damals eigentlich mit dem Motorsport abgeschlossen und bis auf mein Werkzeug auch schon alles verkauft. Für mich war es damals endgültig vorbei.“

Länger als ein Jahr hielt er es trotzdem nicht aus, auch wenn er für das Comeback seinen Freund und Technikchef verantwortlich macht: „Der Alexander kam zu mir und sagte: ‚Es ist so fad ohne Motorsport, lass uns doch wieder etwas tun!‘“

Seine Sponsoren seien langjährige Unterstützer seiner Projekte, erklärt Hannes Jagarinec. Sie konnte er wieder begeistern – und so stand einem weiteren Kapitel in der Teamgeschichte von Jaga Motorsport nichts mehr im Wege…

Das Comeback

So kamen 2009 das Comeback von Jaga Motorsport und der Wechsel in den Rallyesport, mit Citroen. Einen C2 R2 pilotierte Jagarinec vorerst auch selbst. Doch 2010 kam es zu einem schweren Unfall, bei dem der Wagen auf dem Dach eines anderen landete und sich zudem ein Baum ins Cockpit bohrte.

Jaga erzählt: „Man musste zuerst den Baum herausziehen, damit ich überhaupt aus dem Cockpit kam. Mir und meinem Copiloten ist glücklicherweise nichts passiert, aber ich hätte genauso gut tot sein können. Man beginnt dann doch nachzudenken und so habe ich mich auf meine Rolle als Teamchef konzentriert.“

Zumal der Rallyesport ohnehin die Königsklasse des Motorsports sei, wie Jagarinec findet: „Es ist schon ein Wahnsinn, wenn du mit über 200 km/h durch den Wald glühst. Ich ziehe meinen Hut vor jedem Rallyepiloten, das sind einfach angstbefreite Teufelskerle. Ich bewundere einen Sebastien Loeb – oder nimm Robert Kubica, der ja eigentlich dem Tod von der Schaufel gesprungen ist….“

Auf der Jagd nach dem 2WD-Doppelsieg

2011 wurde der erste Citroen DS3 R3 angeschafft. Die Bauteile erhält Jaga Motorsport direkt aus der Kundenabteilung von Citroen Racing.

2013 wird das bislang wichtigste Jahr im Leben des Amateurrennstalls. Achim Mörtl wird beim großen Heim-Event im Lavanttal „sicher Unmengen an Fans motivieren“, sagt Hannes Jagarinec.

Und es klingt ein bisschen nach Formel 1, wenn er sagt: „Ich möchte meine beiden Piloten offen gegeneinander fahren lassen, der Bessere soll gewinnen. Ich weiß, dass der Peter noch Potential hat, aber auch Achim traue ich eine Steigerung bis zu 30 Prozent zu. Allerdings sollen sie sich nicht bis aufs Blut bekämpfen, denn es bringt uns gar nichts, wenn einer der beiden von der Strecke fliegt.“

Das Ziel ist für Jagarinec jedenfalls sonnenklar: „Wir wollen in der 2WD die Plätze eins und zwei erringen. Nicht nur bei jeder Rallye, sondern auch in der Meisterschaft am Ende des Jahres. Ein Doppelsieg in der 2WD – das ist 2013 unser klares Ziel!“

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