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Rallye-WM: Analyse

Ogier setzt Ford Pistole an die Brust

Trotz WM-Führung sieht sich Sébastien Ogier nach einem neuen Team um; ohne Werksengagement von Ford will er M-Sport wieder verlassen.

Nach dem plötzlichen Aus von Volkswagen in der Rallye-WM aufgrund der Kosten des Dieselskandals in den USA gelang es Malcolm Wilson Ende 2016, Sébastien Ogier für sein Team M-Sport zu verpflichten. Schon vor dem Wechsel des Franzosen von Citroën zum Werksteam aus Deutschland hatte es Gespräche zwischen Wilson und Ogier gegeben; ein paar Jahre später klappte es schließlich – und ihre Saison ist trotz einiger Anfangsschwierigkeiten und technischer Probleme voll auf Kurs.

Da die aktuellen World Rally Cars aber noch relativ neu sind, gibt es bei ihrer Leistungsfähigkeit noch einigen Spielraum. Ähnlich wie beim Vorgängermodell Fiesta WRC könnte M-Sport in den kommenden Jahren in Rückstand geraten und aus eigener Kraft keine Chance mehr auf Siege haben. "Langfristig gesehen hat M-Sport alleine nicht die Ressourcen, um gegen die Werksteams zu kämpfen", sagte Ogier gegenüber Autosport. Der Franzose weiß, dass er sich für den Fortbestand seiner bislang erfolgreichen Karriere richtig in Position bringen muss.

Deswegen macht der vierfache Weltmeister auch keinen Hehl daraus, dass er sich nach anderen Möglichkeiten umsieht. "Ich denke über das nächste Jahr nach, und es ist kein Geheimnis, dass ich mit guten Voraussetzungen weitermachen will." So wie Wilson wünscht sich Ogier mehr Unterstützung von Ford. "Wenn Ford kommt, würde ich, glaube ich, bleiben. Das wäre meine erste Option, aber natürlich habe ich begonnen, mich nach anderen Möglichkeiten umzusehen." Dabei will Ogier nicht so wie im Vorjahr bis Oktober oder November im Unklaren sein.

Wilson hat in diesem Jahr eines der besten Pakete seit langem geschnürt. Der neue Ford Fiesta WRC ist konkurrenzfähig und hat schon drei Siege gefeiert; neben Ogier zeigt auch Teamkollege Ott Tänak starke Leistungen und gewann auf Sardinien seinen ersten WM-Lauf. Selbst Elfyn Evans, der auf einem anderen Reifenfabrikat unterwegs ist, verpasste in Argentinien den Sieg um weniger als eine Sekunde. Für Ford wäre die Gelegenheit optimal, um aus M-Sport wieder ein Werksteam zu machen.

Sollten sich die US-Amerikaner nicht stärker engagieren wollen, könnte die Traumkonstellation M-Sport/Ogier nach nur einem Jahr wieder auseinanderfallen. "Es gibt zwei Möglichkeiten, um Séb zu halten: Entweder finden wir einen Sponsor, oder Ford kommt zu uns zurück. Wenn nicht eines davon passiert, können wir ihn nicht halten", so Wilson zu Autosport. Neben den technischen Möglichkeiten geht es vor allem ums Geld, wie er offenherzig zugibt: "Mit Ogier unter den gleichen Voraussetzungen weiterzumachen, wäre für die Zukunft von M-Sport finanziell verantwortungslos."

Die Zusammenarbeit zwischen Ford und M-Sport hat eine lange Geschichte: Ab 1997 war die britische Mannschaft Fords Werksteam, 52 von 225 Rallyes wurden gewonnen, ebenso zwei Marken-WM-Titel, doch Ende 2012 zog sich Ford schließlich zurück. Technische Zusammenarbeit gibt es in gewissen Bereichen immer noch, aber ohne Werksunterstützung blieben von September 2012 bis Januar 2017 die Siege aus.

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